Kummerspeck eher eine Ausrede für Fettleibigkeit?
Man hört ja durchaus mal, dass es sich bei etwas korpulenteren Menschen angeblich um sogenannten Kummerspeck handelt. Damit ist wohl gemeint, dass einige Menschen in Stresssituationen oder Zeiten, in denen es ihnen einfach seelisch nicht besonders gut geht, mehr essen als normal. So, dass sie sich die Kilos durch den Kummer anfuttern.
Ich kann mir schon vorstellen, dass dies auch wirklich bei einigen etwas kräftigeren Menschen der Fall sein mag. Bei jedem wirkt sich ja Stress und Belastung anders auf das Essverhalten aus. Nun denke ich aber auch, dass viele das Wort Kummerspeck einfach auch als Ausrede verwenden. Pfunde, die man sich durch Stress oder Sorgen angeeignet hat, klingen sicher erst mal besser, als wenn man diese einfach durch die falsche Ernährung oder eben mangelnde Bewegung angesetzt hat.
Habt ihr schon erlebt, dass Kummerspeck als Ausrede für Gewichtszunahme benutzt wurde? Meint ihr, dass die doch öfter mal vorkommen und eben gesagt wird? Findet ihr, dass sich Kummerspeck weniger schlimm anhört und man daher eher Verständnis aufbringt? Oder macht das für euch keinen Unterschied?
Ich finde, dass zwischen Kummerspeck und Fettleibigkeit schon noch ein deutlicher Unterschied vorhanden ist. Unter Kummerspeck verstehe ich, dass man mal ein klein wenig zunimmt, vielleicht mal drei Kilo, also in einem Rahmen, den man optisch kaum erkennen kann. Fettleibigkeit hingegen würde ja massives Übergewicht bedeuten und nicht nur einige wenige Kilo zu viel.
Ich glaube auch, dass man von Kummerspeck spricht, wenn jemand mal 4-5 Kilogramm nach einer Trennung beispielsweise zugenommen hat, aber das nichts ist, was sich dauerhaft hält, wenn doch, dann liegt es an einem selber, dass man weitermacht und nicht aufhört. Generell ist es ja eine Angewohnheit Essen mit Glück zu verbinden und das ist dann auch nicht gut, weil man immer isst, wenn man unzufrieden ist. Es hat immer etwas mit Disziplin zu tun.
Naja, aber was ist denn, wenn man den Kummerspeck nicht verliert? Wenn ich nach dem Ende einer langjährigen Beziehung die fünf Kilo behalte, dann stirbt meine geliebte Großmutter und ich nehme noch einmal fünf Kilo zu und dann falle ich durch die Abiturprüfung und habe schon fünfzehn Kilo Übergewicht? Fettleibigkeit kommt doch nicht von heute auf Morgen, sondern die Kilos sammeln sich an. Ich halte Kummerspeck für realistisch und nicht als Ausrede für Fettleibigkeit.
Warum sollte das eine Ausrede sein. Ein Mensch, der aus Kummer isst, der kompensiert was mit dem Essen und vergisst dadurch auch vielleicht ein Teil seines Kummers, weil Essen auch Glückshormone bildet. Der eine isst und wird dick und fettleibig und der andere ritzt sich, weil er seinen Kummer anders nicht verarbeiten kann. Der eine greift nach der Zigarette, weil es in ihm ein Glücksgefühl auslöst und der andere greift nach der Flasche. Alles ist eine Krankheit und wird durch Menschen, die das nicht ernst nehmen auch nicht besser.
Natürlich gibt es Menschen, die mit Essen etwas emotionales Verbinden, das weit über die Freunde an einem leckeren Essen hinaus geht. Und natürlich versuchen viele von denen unangenehme Gefühle mit Essen zu kompensieren.
Aber wenn sich jemand bei Stress schüsselweise Gemüse in den Mund stopfen würde, würde er sicher nicht zunehmen, von daher verstehe ich die Abgrenzung zu einer falschen Ernährung nicht. Man müsste sich dann eher fragen, ob es einen Unterschied für mich macht aus welchem Grund sich jemand falsch ernährt und das ist mir eigentlich relativ egal.
Vor mir muss niemand sein Übergewicht rechtfertigen und für verniedlichende Begriffe wie "Kummerspeck" habe ich schon gar nichts übrig. Du musst dein Übergewicht nur vor dir selber rechtfertigen und das ist viel schwerer. Jedenfalls wenn du es schaffst ehrlich zu dir selber zu sein und auf die Verniedlichungen zu verzichten.
Cloudy24 hat geschrieben:Aber wenn sich jemand bei Stress schüsselweise Gemüse in den Mund stopfen würde, würde er sicher nicht zunehmen, von daher verstehe ich die Abgrenzung zu einer falschen Ernährung nicht.
Das stimmt aber auch nicht. Zu viel gesundes Essen kann auch ein Dickmacher sein. Und da fängt doch auch der Frust an: Man isst nur die gesunden Sachen und nimmt nicht ab und futtert dann aus Frust noch mehr, so läuft es bei einigen Übergewichtigen.
Wenn man mehr Energie zu sich nimmt als man verbraucht, dann nimmt man zu. Auch wenn man die Schale Reis mit Gemüse isst und viele Proteine wie mageres Fleisch oder Eier. Am Ende zählen leider die Kalorien und nicht die gesunden Lebensmittel. Wenn die Kalorienzufuhr ständig höher ist als der Bedarf, dann nimmt man zu.
Nur Gemüse essen und sich Low Carb ernähren? Das ist auch der falsche Weg und bringt nur kurzfristige Erfolge. Fette und Kohlenhydrate sind wichtig, ob man das wahr haben möchte oder nicht. Ein paar frische Gurken am Morgen, Kohlsuppe zum Mittag und einen Salat ohne Dressing am Abend? Schön und gut, durch eine einseitige Ernährung schadet man den Darmbakterien und nimmt auch nicht ab.
Ich rede mit Menschen nicht über ihr Gewicht. Das wäre unhöflich und oberflächlich. Was geht mich denn das Gewicht meines Gegenübers an? Was geht mich sein Aussehen überhaupt an. Da ist doch Takt gefragt. Daher kenne ich solche Rechtfertigungen nicht.
Würde mir eine Person anvertrauen, dass sie unglücklich mit ihrem Gewicht ist, würde ich Anteil nehmen. Auch hier wäre ich sachlich und taktvoll. Auch würde ich ihr sagen, dass sie es selbst in der Hand hat und sich Hilfe suchen kann etc.
soulofsorrow hat geschrieben:Das stimmt aber auch nicht. Zu viel gesundes Essen kann auch ein Dickmacher sein. Und da fängt doch auch der Frust an: Man isst nur die gesunden Sachen und nimmt nicht ab und futtert dann aus Frust noch mehr, so läuft es bei einigen Übergewichtigen.
Ich habe aber bewusst nicht "gesundes Essen" geschrieben sondern "Gemüse". Sicher wirst du auf Dauer zunehmen wenn du dir zum Beispiel mehrere Smoothies am Tag gönnst und die trinkst wie andere Leute Wasser. Aber ich bezweifle, dass sich auf deiner Waage viel ändern wird wenn du dich immer, wenn dich der Frust packt, nicht mit einer Tüte Chips sondern mit einer Tüte roher Karotten auf die Couch setzen würdest. So viele Karotten kann man doch gar nicht essen um auf die gleiche Kalorienzahl zu kommen, die eine Tüte Chips bietet.
Eine große Portion roher Möhren pur zu verzehren wäre etwas schade. Denn Möhren enthalten reichlich Vitamin A und dies ist bekanntlich fettlöslich. Daher immer Möhren mit Fett zu sich nehmen. Roh angemacht als Salat oder rohe Möhrenstifte mit Quarkdip. Oder eben gedünst mit etwas gutem Öl oder Butter.
Denke mal, dass man es sich damit auch gemütlich auf der Couch machen kann. Man muss eben etwas an seinen Gewohnheiten drehen. Man tut es doch für sich und muss eben immer bei der Stange bleiben. Eine Portion Chips in der Woche, wenn es dann unbedingt sein muss, geht in Ordnung. Aber mehr sollten es halt nicht sein, wenn man dazu neigt zuzunehmen oder gar abnehmen möchte.
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