Durch chronischen Stress Übergewicht bekommen?
Manche Menschen neigen in stressigen Situationen dazu, mehr zu Essen, in der Regel auch eher ungesunde Sachen wie Süßigkeiten oder Chips. In solchen Situationen werden dann mehr Kalorien konsumiert als verbraucht, sodass man schon aufpassen müsste, dass man nicht zunimmt.
Nun habe ich gelesen, dass chronischer Stress wohl auch Übergewicht fördern soll bei manchen Menschen. Bei manchen Menschen ist das sicherlich der Fall, aber bestimmt nicht bei allen. So neigt ja nicht jeder in Stresssituationen dazu, mehr zu essen und manchen vergeht da total der Appetit. Haltet ihr es für möglich, dass man bei chronischem Stress wirklich Übergewicht entwickelt oder ist das nur Panikmache ohne wirkliche Grundlage?
Das Thema ist ja zum Glück gut erforscht, deshalb muss man nicht glauben, man kann wissen. Zuerst muss man etwas zum Gehirn wissen. Denn das macht zwar nur einen kleinen Teil des Körpergewichts aus, es braucht aber die Hälfte der täglich aufgenommenen Glucose. Bei Stress steigt der Bedarf des Gehirns an, neunzig Prozent fließen dann dahin.
Dazu kommt, dass die Versorgung des Gehirns absolute Priorität hat. Es holt sich seine Glucose auch auf Kosten anderer Organe. Dass der Griff dann zu Süßigkeiten geht, das ist logisch. Denn dem Körper fehlt Glucose. Dafür bin ich ein Klassiker. Bei ganz wichtigen Prüfungen wie Abitur oder Staatsexamen und beim Tod mir nahestehender Personen sackt mein Blutzuckerspiegel auf unter 40 und ich kippe innerhalb von Minuten mal eben zwei Liter Kakao herunter. Dann geht es wieder.
Das macht natürlich nicht dick. Aber wenn der belastende Stress nun anhält, dann passiert mehr im Körper. Stresstyp A steht ständig unter Spannung. Die Werte für Adrenalin sind ständig zu hoch, der Cholesterinspiegel steigt, der Blutdruck ist zu hoch. Das Gewicht ist weniger das Problem, aber hier leiden die Arterien. Dieser Typ ist prädestiniert für Herzinfarkt und Schlaganfall.
Anders ist es bei Stresstyp B. Der zieht sich eher zurück, seine Kortisolwerte steigen. Kortisol macht Hunger. Außerdem funktionieren die Regelkreise von Serotonin und Dopamin nicht mehr richtig. Es braucht dann mehr Kalorien, vor allem mehr Glucose, um ansatzweise satt und zufrieden zu sein.
Einmal in diesen Bereich geraten, wird es viel schwerer, den anderen Fallen zu widerstehen. Denn das Hirn reagiert auf viele Stoffe. Glutamat findet es toll, Salz ist super und so weiter. Wer dann ein Hungry Brain Syndrome entwickelt, hat nahezu verloren.
Es kommt natürlich immer auf die Gesamtsituation an. Problematisch wird anhaltender, belastender Stress. Also beispielsweise eine aussichtslose Lebenssituation, ein anhaltendes psychisches Problem oder eine chronische Krankheit. Neben der Veranlagung zu bestimmten Stressreaktionen spielen auch Lernmuster eine Rolle. Essen als Trost, Zuneigung oder Anerkennung und Belohnung von Kindheit an, lässt Menschen bei Stress eher zum Essen greifen.
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