Kollegen vorzeitig von Kündigungsplänen erzählen?

vom 13.03.2017, 05:43 Uhr

Eine Freundin möchte demnächst die Arbeitsstelle wechseln, weil sie sich bei ihrer jetzigen Arbeit einfach unterfordert fühlt. So hat sie auch schon eine gute Stelle in Aussicht und soll so schnell es geht eben eingestellt werden. Da ihre neue Stelle aber Drittmittel finanziert wäre, muss die Chefin das noch abklären, ob das überhaupt möglich ist. Aber ansonsten will man sie sehr gerne bei der neuen Arbeitsstelle haben und freut sich sehr auf sie. Man kannte sich wohl schon von früheren Zusammenarbeiten.

Da noch nichts bei der neuen Arbeitsstelle unterschrieben worden ist, hat meine Freundin natürlich zu den alten Kollegen bisher geschwiegen und noch nicht gekündigt. Die bisherigen Kolleginnen sind aber sehr eifrig und planen meine Freundin schon für zig Projekte in den nächsten Monaten ein und freuen sich natürlich, dass sie in meiner Freundin so eine große Entlastung finden. Meine Freundin bekommt dann immer ein schlechtes Gewissen wie sie sagt und sie hat auch schon überlegt, den Kollegen einfach zu sagen, dass sie da weg möchte und auch entsprechende Schritte eingeleitet hat. Sie hat es sich bisher aber verkniffen.

Ich habe ihr offen gesagt davon abgeraten, den alten Kollegen etwas davon zu erzählen, weil das unter Umständen das Arbeitsklima versauen könnte, gerade wenn es mit der neuen Stelle doch nicht klappt, weil die Drittmittelfinanzierung nicht genug Geld im Topf hat. Wie seht ihr das? Wann würdet ihr aktuellen Kollegen von euren Kündigungsplänen erzählen? Oder sollte man das überhaupt tun?

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Kündigungspläne erzählt man niemals in der Firma, denn solange es Pläne sind hat man noch nichts konkretes neues in der Tasche und da kann immer soviel noch passieren, das die Pläne zwar bestehen bleiben, aber die Möglichkeit die Kündigung auch umzusetzen plötzlich nicht mehr da sind.

Kollegen würde ich tatsächlich erst von meiner Kündigung erzählen, wenn ich meinen neuen Vertrag von mir unterschrieben zu Hause liegen habe und auch alle anderen Punkte, wie beispielsweise eine Betriebsratsanhörung in der neuen Firma positiv war und absolut wasserdicht sind. Wenn ich dann meine Kündigung geschrieben habe und diese in der Personalabteilung oder bei meinem Chef abgeben möchte, erst dann ist für mich auch der Zeitpunkt da meinen Kollegen davon zu erzählen.

Ich finde es immer wieder erstaunlich, wie häufig schon von Kündigung gesprochen wird und dann macht es in der Firma komplett die Runde, man wundert sich warum einige Kollegen plötzlich komisch werden, man in bestimmt neue Themen oder Aufgaben nicht mehr eingeweiht wird und auch sonst plötzlich alles nicht mehr schön ist. Da wieder raus zukommen, wenn der neue Job eben noch nicht sicher ist, ist im Endeffekt fast nicht möglich, weil jeder weiß, sobald sich eine Gelegenheit ergibt ist dieser Mitarbeiter weg, warum soll man sich also noch mit ihm beschäftigen, ihn vielleicht fördern etc. Damit macht man sich sein Leben in der Firma nur unnötig schwerer.

» StarChild » Beiträge: 1405 » Talkpoints: 36,05 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


In der Regel merkt man durchaus, wenn ein Kollege sich weiter bewirbt. Oftmals eben auch daran, dass es einfach nicht passt. Oder eben bekannt ist, dass entweder die Entfernung zum Arbeitsplatz, der Lohn oder sonst was nicht passend ist.

Ich erinnere mich an die Kündigungspläne eines Bekannten. Er hatte eine leitende Stellung und war mit der Tochter seines Vorgesetzten verheiratet. Wenn ich mich recht erinnere, hat er da schon eine Affäre mit einer anderen Frau gehabt. Nun suchte er sich erst mal eine neue Stellung. Nur kennt man sich in der Branche ganz allgemein. Deshalb bat er in seiner Bewerbung bei einem Mitbewerber der Branche um Diskretion gegenüber seines jetzigen Chefs.

Nun hatte der Wunsch nicht wirklich viel Wirkung und sein Chef war relativ schnell über die Pläne seines Schwiegersohnes informiert. Die Affäre kam auch raus. So hat er im Endeffekt alles verloren. Der neue Arbeitgeber hat ihn allerdings eingestellt. Ich vermute aber, dass die veränderte Situation sich auf das Gehalt ausgewirkt haben wird. Immerhin waren Argumente wie ungekündigte, leitende Stellung ja hinfällig.

» LittleSister » Beiträge: 10426 » Talkpoints: -11,85 » Auszeichnung für 10000 Beiträge



LittleSister hat geschrieben: Der neue Arbeitgeber hat ihn allerdings eingestellt. Ich vermute aber, dass die veränderte Situation sich auf das Gehalt ausgewirkt haben wird. Immerhin waren Argumente wie ungekündigte, leitende Stellung ja hinfällig.

Nicht zwingend, denn da der neue Arbeitgeber der Bitte um Diskretion nicht gefolgt ist hat er schlicht weg gegen den Datenschutz verstoßen und damit hat man dann auch wieder ein gutes Verhandlungsargument in der Tasche. Denn Bewerbungen sind vertraulich zu behandeln, egal ob die Bitte um Diskretion genannt ist oder nicht, mit der Bitte ist die Situation sogar noch um einige kritischer.

Warum sollte man immer merken, dass jemand sich wegbewirbt? Nur weil man einen weiteren Anfahrtsweg hat, heißt das noch lange nicht, das man auch wieder weg will, denn der Anfahrtsweg war ja auch zum Zeitpunkt der Vertragsunterschrift meistens schon bekannt, außer der Firmensitz hat sich noch mal geändert. Auch ansonsten sind ein paar Unmutsäußerungen noch lange kein Anzeichen, denn seinen Unmut äußert fast jeder Arbeitnehmer mal. Wer es geschickt anstellt und es schafft seinen Mund zu halten, der sucht sich eine neue Stelle, ohne das jemand im Betrieb auch nur den Hauch einer Ahnung hat. Das geht, wenn man will schon sehr gut.

» StarChild » Beiträge: 1405 » Talkpoints: 36,05 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Ich würde eiskalt den Mund halten und mir nichts anmerken lassen, bis nach menschlichem Ermessen bei dem neuen Job nichts mehr schief gehen kann. Und ja, ich neige zum Verfolgungswahn. :) Natürlich ist es doof, wenn man mitbekommt, dass die anderen Mitarbeiter Zukunftspläne für das Team schmieden und auf die eigene Anwesenheit und Expertise zählen, aber letzten Endes ist das dann nicht mehr mein Problem.

Auch wenn man mit den Kollegen und Vorgesetzten gut auskommt, ist es unter dem Strich doch nur ein Job, und man selber ist genauso ersetzbar wie alle anderen auch. Wenn meine Stelle gestrichen werden würde, würde man mir auch keine Träne nachweinen, sondern die Pläne und Projekte anpassen und munter weiterwerkeln.

Außerdem sind meiner Erfahrung nach gerade viele Büros absolute Schlachtfelder, wo vorne herum freundlich und kollegial getan wird und hintenrum Gerüchte verbreitet werden. Auch der Neid spielt oft eine Riesenrolle. Ich würde also nicht als die dastehen wollen, von der jeder weiß, dass sie sich für etwas "Besseres" beworben hat und gescheitert ist. Das würde meinen Platz in der Hackordnung schon ganz gewaltig beschädigen, und das würde ich aus übertriebener Loyalität eher nicht riskieren.

» Gerbera » Beiträge: 11332 » Talkpoints: 52,90 » Auszeichnung für 11000 Beiträge


Ich würde auch nichts sagen, so lange es eben nicht feststeht, dass es mit dem anderen Job auch klappt. Wenn ich da eine feste Zusage habe und alles unter Dach und Fach ist, würde ich das höchstens den Kollegen sagen, zu denen ich eben ein gutes Verhältnis habe und denen ich auch vertrauen kann, dass sie damit nicht gleich in der ganzen Firma hausieren gehen.

Ansonsten würde ich eben versuchen so lange mit dem schlechten Gewissen zu leben. Es wäre ja auch blöd. wenn man etwas von einer geplanten Kündigung sagt und diese dann doch nicht eintritt. Dann weckt man doch nur unnötig schlafende Hunde und das Arbeitsklima würde sich vielleicht auch dadurch verschlechtern.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge


Ich würde auch nichts erzählen, bevor man sich nicht sicher ist und etwas neues in der Tasche hat. Nachher wird aus diesem Gerücht dann auch mehr und es macht sich nicht sonderlich gut, wenn es der Chef durch andere beim Tratsch im Gang mitbekommt als wenn der Mitarbeiter selbst zu ihm kommt und den Mund aufmacht.

Wenn die anderen munter planen, dann ist es ihre Sache und nicht meine. Ich würde mich weiterhin nach einer anderen Stelle umsehen und wenn sich etwas gibt, dann auch die Kündigung einreichen. Ersatz muss so oder so gesucht werden und dann kann der Ersatz ebenfalls die Position in den Projekten einnehmen die ich vorher bekleidet habe und für die ich noch eingespannt wurde. Ein schlechtes Gewissen hätte ich deswegen nicht und würde auch nicht hausieren gehen unter den Kollegen solange nichts sicher ist.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge



In der momentanen Situation, wenn der neue Job zwar von beiden Seiten so gewünscht, aber eben noch nicht sicher ist, würde ich gar nichts von den Kündigungsplänen den Kollegen sagen. Wenn man es den Kollegen gesagt hat, dann dauert es vermutlich nicht mehr lange, bis der Chef davon Wind bekommt und wenn es dann mit der neuen Stelle doch nichts wird, dann ist das natürlich nicht so toll.

Ich verstehe es schon, dass deine Freundin ein schlechtes Gewissen hat, wenn sie von den Kollegen für zukünftige Projekte eingeplant wird und ziemlich sicher ist, dass sie dann schon nicht mehr in dem Betrieb arbeitet. Aber trotzdem würde ich abwarten, bis der neue Job wirklich sicher ist. Eigentlich kenne ich es auch so, dass man erst die Kündigung einreicht und dann die Kollegen informiert. So würde ich es wohl auch handhaben.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge


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