Britische Wohngewohnheiten - Kurios?

vom 09.03.2017, 00:51 Uhr

Als ich mich in meinem Auslandssemester als Erasmus-Studentin im Austauschprogramm meiner Universität befand, lebte ich an der Grenze zu der irischen Republik, aber noch in Großbritannien, also Nordirland, County Derry/ London-Derry. Ich wohnte dort in einem Wohnkomplex off-campus, also etwas außerhalb meines Universitätscampuses, doch mir wurde oft gesagt, dass die on-campus Unterkünfte analog aufgebaut waren, was die Grundrisse und auch die Innenausstattung anging, da beide von der Universität vermietet wurden.

Der Wohnkomplex war weiterhin unterteilt in mehrere Flats, also Wohnungen, in denen jeweils fünf Zimmer, eine Toilette, ein Bad und eine gemeinschaftliche Küche waren, und die man sich dementsprechend mit mehreren Studenten als eine Art Wohngemeinschaft, nur eben mit internationalen Studenten statt Einheimischen, geteilt hat.

Nun ist mir aufgefallen, dass die Waschmaschine in allen Wohnungen, die ich in meinem halben Jahr in Großbritannien besichtigt habe, sich in der Küche befindet. Und zwar eingequetscht zwischen der Spüle, Arbeitsfläche und dem Herd. Das fand ich damals dann doch ziemlich gewöhnungsbedürftig.

Meine Mitbewohner kamen jeweils aus Spanien, Griechenland, Belgien (dem Flämisch-sprechenden Teil) und Deutschland. Wir haben uns dann auch alle darüber unterhalten und keiner von ihnen hatte jemals eine Waschmaschine in der Küche gesehen.

Was uns dann auch noch eine große Eingewöhnungszeit abverlangt hat, war, dass man die schmutzige Wäsche in die Küche tragen musste, wo auch das ganze Essen lagerte. Allerdings war es ja auch umgekehrt so, dass man die frisch gewaschene und saubere Wäsche, die jedoch noch nass war, erst einmal durch die Küche und die halbe Wohnung bringen musste, ehe man sie aufhängen konnte. Ob das hygienisch so eine gute Idee ist, frage ich mich bis heute.

Ich muss zugeben, dass ich davon bis dahin noch nie etwas gehört hatte und mir dann doch die Zweifel kamen, was denn die Vorteile dieser Methode zu Waschen sind. Wie seht ihr das Ganze? Habt ihr schon einmal in Deutschland eine solche kuriose Aufstellung gesehen? Habt ihr euch vielleicht sogar selbst dafür entschieden? Was für Vorteile könnte es haben, wenn man die Waschmaschine in der Küche hat?

» Lily » Beiträge: 173 » Talkpoints: 43,13 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Also die Waschmaschine in der Küche finde ich jetzt nicht typisch britisch. Ich kenne viele Deutsche, die die Waschmaschine in der Küche haben. Das ist nun einmal der einzige Ort in der Wohnung, wo es Wasser und einen Abfluss gibt, wenn im Badezimmer kein Platz ist.

Aktuell habe ich das auch so gelöst, weil es im Bad keinen Platz gibt und ich keine Lust habe, für die Wäsche von fünf Personen ständig in die Waschküche zu laufen. Schließlich läuft die Waschmaschine hier im Schnitt zweimal pro Tag. Wobei auch die Briten andere Lösungen kennen. In Belfast hatten wir genau wie die Nachbarn einen Raum für Waschmaschine und Trockner neben dem Hintereingang.

In Connemara hatte ich in der Dienstwohnung letzten einen Raum neben der Küche. Da gab es die Waschmaschine, den Trockner, den Kühlschrank und eine Gefriertruhe. In den Niederlanden hatten wir die Waschmaschine auch in der Küche und einmal im Gartenhaus. So selten ist das nicht.

» cooper75 » Beiträge: 13411 » Talkpoints: 515,76 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


Es mag auch einfach an meiner Umgebung liegen, in der ich aufgewachsen bin, nehme ich an. Ich hatte es zumindest bis dahin noch nie gesehen gehabt, dass man die Waschmaschine einfach in der Küche hat. Es macht schon Sinn, da es da schon Wasseranschlüsse gibt, aber ich kenne es auch oft so, dass die Waschmaschinen im Keller sind oder woanders, aber nicht unbedingt immer im Bad.

Da du ja erzählst, dass du es selbst so praktizierst: Hast du irgendwelche Bedenken bzgl Hygiene? In beide Richtungen, also von der Wäsche auf die Lebensmittel und von dem Essen auf die saubere Wäsche, meine ich? Was ist mit Lebensmitteln und dem Waschmittel? Es gibt ja z.B. Hygiene-Spüler von Sagrotan oder ähnliche Marken. Das wäre im Essen gar nicht gut! Bewahrst du Waschmittel extra auf, oder wird alles in der Küche gelagert?

» Lily » Beiträge: 173 » Talkpoints: 43,13 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Also, meine Waschmaschine steht in der Küche, dort ist auch der Wasseranschluss dafür. Im Bad ist dafür bei mir beim besten Willen kein Platz, das hat höchstens 6 Quadratmeter, dafür hat die Küche 15. Viele Wohnungen in diesem Mehrfamilienhaus hier haben den gleichen Schnitt wie meine, da wird es dann wohl auch so sein.

Insofern bin ich es gewohnt und hab mir nie Gedanken darüber gemacht. Bei einem Freund von mir ist sie auch in der Küche, obwohl in seinem Bad durchaus Platz genug wäre. Ich denk mal, das kommt also auch in Deutschland hier und da vor und empfinde es nicht als allzu ungewöhnlich.

Die Wäsche vom Korb im Bad zur Waschmaschine zu tragen und dann von der Küche zum Aufhängen ins Schlafzimmer, da im Bad kein Platz ist und ich sie in der Küche wegen Essensgerüchen nicht aufhängen will, ist kein Drama. Aber alles in einem Rutsch im Bad zu machen, wäre natürlich schöner. Vorteile fallen mir allerdings tatsächlich keine ein.

Ich denke hier hat das einfach den Grund, dass das Gebäude Baujahr 1956 ist. Erstmals erhältlich waren Waschmaschinen 1951 und dürften auch bei der Gebäudeplanung wenige Jahre später noch teure Luxusartikel gewesen sein. Vermutlich hatte man daher damals Waschmaschinen in jedem Haushalt schlichtweg noch nicht auf dem Schirm, sodass man Jahre später eine Lösung finden musste.

Auch in meiner alten Wohnung war die Waschmaschine in der Küche, denn auch hier war im Bad kein Platz. Allerdings hatte ich keine, damals habe ich noch bei meinen Eltern gewaschen. Das Gebäude stammte aus den 1890ern, da waren Waschmaschinen selbstverständlich erst recht noch nicht Gegenstand der Bauplanung.

» Paulie » Beiträge: 554 » Talkpoints: 0,24 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Selber haben wir einen extra Raum für die Waschmaschine, aber ich kenne es durchaus auch so, dass man die Waschmaschine auch in der Küche stehen hat. Beispielsweise habe ich das oft schon in Paris, aber auch bei deutschen Freunden erlebt. So schlimm unhygienisch finde ich das eigentlich nicht. Lebensmittel stellt man ja nicht vor die Waschmaschine und die Wäsche schmeißt man ja auch nicht davor, sondern sammelt sie und legt sie dann aus dem Wäschekorb hinein. Das ist doch nicht unhygienisch. Die saubere Wäsche nimmt man dann einfach wieder in einem Korb mit zum Aufhängen.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Ich verstehe ehrlich gesagt auch nicht so wirklich, was daran irgendwie kurios oder "typisch britisch" sein soll, weil ich das in Deutschland schon häufiger gesehen habe, dass in der Küche eben die Waschmaschine steht. Man muss sich eben anpassen und wenn ansonsten kein Platz ist, was soll man sonst machen? Bei uns zum Beispiel ist das Bad viel zu klein, da passt nur ein kleines Waschbeckenunterschränkchen direkt unter das Waschbecken, ansonsten ist kein Platz für irgendeine Form von Schrank oder Regal, egal wie schmal das Teil auch wäre. Daher passt eine Waschmaschine hier erst recht nicht hin.

Ich lebe in einem 4-Parteien-Haus und bei uns gibt es keinen Waschkeller in dem Sinne. Im Keller sind nur zwei Waschmaschinenanschlüsse und mehr Platz ist da auch gar nicht, um weitere Waschmaschinen hinzustellen. Also müssen zwei Parteien ihre Waschmaschine zwangsläufig in der Küche stehen haben, weil wir alle den gleichen Grundriss haben und dementsprechend dürfte keiner genug Platz im Badezimmer dafür haben.

Was an einer Waschmaschine in der Küche so unhygienisch sein soll ist mir ein Rätsel. Man muss die Wäsche ja nicht aufwirbeln während man kocht oder offen stehen lassen während das Fett in der Pfanne spritzt und schon gar nicht muss man die schmutzige Unterwäsche zwischen den Kartoffeln und Zwiebeln lagern oder mitten auf der Arbeitsplatte während man nebenher Gemüse schnippelt. Wo liegt also das Problem?

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


Hygienisch sehe ich da nicht die geringsten Probleme. Warum ich zu Hygienespüler greifen sollte, nur weil die Waschmaschine in der Küche steht, erschließt sich mir auch nicht. Da ist manche Spülmaschine, die ja nun bei jedem in der Küche und nicht in einem separaten Raum steht, deutlich unhygienischer.

Wenn ich an britische Gewohnheiten beim Wohnen denke, dann fallen mir eher die Zisternen als Wasserspeicher auf dem Dachboden ein. Ich finde es immer ziemlich ungewohnt, frisches Trinkwasser nur aus einem Anschluss in der Küche zu bekommen und in den Bädern Wasser zu haben, dass man besser nur zum Waschen nimmt und vor dem Genuss abkochen sollte, weil es ewig in dem offenen Speicher dümpelt.

Oder die Tatsache dass in manchen Regionen regelmäßig entweder gar kein Wasser da ist oder das Wasser nicht zum Kochen und Trinken geeignet ist, weil mal wieder die Abwasserkanäle und die Frischwasserrohre undicht sind und das Wasser schlichtweg gefährlich ist. Wobei das in den letzten Jahren erheblich besser geworden ist.

Auch ungewohnt sich die Größen der Schlafzimmer. Oft gibt es einen Wandschrank, eine Kommode und ein Bett. Das war es schon, man kommt gerade so im Krebsgang um das Bett herum. Oder diese für uns komischen Gärten, die eher eine Betonwüste mit hoher Mauer sind. Einen Mehrwert habe ich in diesen Flächen bis heute nicht entdecken können.

» cooper75 » Beiträge: 13411 » Talkpoints: 515,76 » Auszeichnung für 13000 Beiträge



Ich kenne diese Lösung aus diversen Ländern, hauptsächlich aus Großstädten, wo sich die meisten Leute nur eine kleine Wohnung leisten können und schauen müssen wie sie ihre Sachen am besten unterbringen können.

Ich hatte auch mal eine Waschmaschine in der Küche - im Bad gab es weder einen passenden Anschluss noch genug Platz - und ich bin damit gut klar gekommen. Ich habe die Wäsche allerdings nicht in der Küche getrocknet sondern entweder auf dem Balkon oder im Schlafzimmer. Direkt neben der frischen Wäsche kochen wäre glaube ich keine so gute Idee.

Mein Waschmittel stand damals übrigens im Bad, da hatte ich einen schmalen Schrank, in dem ansonsten noch Putzmittel und solche Sachen untergebracht waren. Aber ich hätte es jetzt auch nicht tragisch gefunden wenn das in der Küche gestanden hätte. Das kann man doch so einrichten, dass es nicht mit dem Essen in Berührung kommt und ich habe keine Kinder, die da etwas verwechseln könnten.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


Typisch britisch finde ich es auch nicht, wenn die Waschmaschine in der Küche steht. Meine Oma hatte ihre Waschmaschine Jahre lang in der Küche und als kleine Kinder haben wir immer davor auf dem Boden gesessen und dann zugesehen. Da gab es auch nichts unhygienisches. Die Wäsche ist ja nicht mit Lebensmitteln in Kontakt gekommen.

Wenn im Bad kein Platz ist und man keinen Waschkeller oder ähnliches hat, muss die Waschmaschine ja irgendwohin. Ich habe schon häufiger gesehen, dass diese dann eben in der Küche untergebracht war. Deswegen würde ich auch nicht extra einen Hygienespüler verwenden.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge


Was ist daran so ungewöhnlich? Findet man auch in Deutschland, denn nicht überall ist ein extra Waschraum vorhanden oder auch im Badezimmer der Kaltwasserzulauf. In der Küche ist dieser in der Regel immer vorhanden wegen einem Geschirrspüler und dieser kann auch für zwei Geräte zeitgleich verwendet werden, wenn man entsprechend mit den Adaptern hantiert. Somit ist das auch hier nichts neues und schon lange mit inbegriffen.

Ich hatte auch in mehreren Wohnungen die Waschmaschine mit in der Küche stehen, da dafür kein extra Raum vorhanden war, das Badezimmer zu klein um eine aufzustellen und alleine wegen der Anschlüsse blieb dann nichts anderes übrig. Unhygienisch ist daran nichts, denn man lagert in der Waschmaschine doch nicht seine Lebensmittel und die dreckige Wäsche muss man doch nicht in der Küche stehen haben, sondern erst dann holen wenn man Wäsche machen möchte.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge


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