Bei Job-Absage eine Begründung bekommen müssen?
Mein Bekannter hat jetzt schon 5 Bewerbungen geschrieben und diese wurden allesamt abgesagt. Das ist ja schon deprimierend genug und was ihn besonders ärgert ist auch, dass keine einzige Absage begründet wurde. Das wäre eigentlich ganz hilfreich zu wissen, woran die Bewerbung gescheitert ist. Ist es heutzutage nicht mehr üblich, dass Unternehmen eine Job-Absage auch begründen? Würdet ihr da bei den Unternehmen nochmal nachhaken, was der Grund für die Absage war?
Normalerweise bekommt man keine Begründung, denn dann machen sich die Firmen angreifbar. Man könnte ja klagen. Mal angenommen, man wird nicht wegen des Alters genommen, aber das können die einem ja nicht sagen, denn rechtlich ist das zweifelhaft, jemanden wegen des Alters abzulehnen. Also kommt vielleicht nur eine Ausrede oder man erfährt eben nichts.
Ich hatte früher viele Ablehnungen bekommen, das waren nicht nur fünf, sondern eher so 70. So ist das halt. Nach etwas Berufserfahrung sah das anders aus. Aber da muss man auch sagen, dass ich dennoch nicht jeden Job bekomme, den ich gerne hätte.
Es gab schon Fälle, wo ich mir relativ sicher war, eine Stelle zu bekommen und die dann doch nicht erhalten habe und ich hätte dann gerne gewusst, warum. Weil eigentlich habe ich nen super Lebenslauf und Einserdiplome. Warum wurde ich also abgelehnt? Das hätte mich manchmal auch interessiert. Einmal gab es eine Begründung, da stand, dass die Stelle, die da ausgeschrieben wurde, dann komplett weggefallen ist und die Ausschreibung damit hinfällig war.
mikado* hat geschrieben:Mein Bekannter hat jetzt schon 5 Bewerbungen geschrieben und diese wurden allesamt abgesagt.
Schon? 5 Bewerbungen ist ehrlich gesagt gar nichts. Was macht er denn, wenn er 30 oder 40 geschrieben hat und auch da nur Absagen bekommen hat? Wenn er bei 5 schon deprimiert ist, nimmt er sich dann einen Strick?
Wenn ich in einem Bewerbungszyklus bin, dann komm ich locker auf das x-fache bevor ich überhaupt nur zu einem Vorstellungsgespräch geladen werde, eben weil die Konkurrenz in meinem Bereich sehr groß ist.
Im Endeffekt ist es eigentlich so, dass man von 10 geschriebenen Bewerbungen zu einem Vorstellungsgespräch geladen wird, das heißt dann ja aber auch immer noch nicht, das man anschließend die Stelle bekommt. Das wird so als allgemeiner Durchschnitt genannt. Natürlich kann man Glück haben und einen höheren Schnitt haben, es kann aber auch anders sein.
Ist es heutzutage nicht mehr üblich, dass Unternehmen eine Job-Absage auch begründen? Würdet ihr da bei den Unternehmen nochmal nachhaken, was der Grund für die Absage war?
Heutzutage? Das ist schon seit Jahren nicht mehr üblich, im Prinzip seit Einführung des AGG und das ist mittlerweile seit mehr als 10 Jahren in der Anwendung. Natürlich haben das nicht alle Unternehmen sofort umgesetzt, aber irgendwann kommt es auch bei der letzten Firma an.
Unternehmen geben keine Gründe mehr raus, weil es ein viel zu hohes Risiko ist, das ein falsches Wort dazu genutzt wird, das der abgelehnte Bewerber sich einklagt oder das man einen Bewerber hat, der es von vornherein darauf angelegt hat (ja dafür gibt es mittlerweile auch einen Markt) und dieses Risiko will niemand mehr eingehen, weil das einfach viel zu viel Geld kostet. Das ist eigentlich der einzige Grund, warum keine Begründungen mehr angegeben werden, das Risiko das daraus etwas Negatives passiert ist viel zu groß.
Ich weiß von vielen Personalern, dass sie gerne auch mal Gründe nennen würden, insbesondere wenn es sich vielleicht um Kleinigkeiten handelt, die der Kandidat leicht ändern könnte und die bei anderen Stellen dann besser ankommen. Aber sie dürfen es einfach nicht mehr.
Wenn dein Bekannter bei einzelnen Stellen der Auffassung ist, das er der perfekte Kandidat für die Stelle war und es überhaupt nicht versteht, dann bleibt nur noch die Möglichkeit dort anzurufen und nachzufragen. Manchmal erhält man telefonisch noch eine kleine Auskunft aber wahrscheinlich auch nicht alles oder bis in das Detail. Meistens ist da die Chance aber recht hoch zu erfahren, ob vielleicht an den Unterlagen etwas nicht stimmt und selbst das hilft dann schon bei zukünftigen Bewerbungen.
5 Absagen sind nun wirklich nicht viel und wenn er ein Feedback haben möchte woran es denn nun gescheitert ist, was hindert deinen Bekannten den Hörer in die Hand zu nehmen, bei dem Unternehmen anzurufen und zu fragen? Durch solche Gespräche und Rückfragen kann man nochmals das Gespräch suchen und ggf. sogar ein besseres Bild von sich abliefern als es die Unterlagen gemacht haben. Denn man zeigt damit Interesse und auch Verantwortung wenn man sich verbessern möchte. 99% aller Bewerber die Absagen bekommen machen das nicht und somit kann man sich damit auch noch hervorheben und in ein positives Licht rücken.
Schriftlich schicke ich auch nur die Standardantworten, denn die Gefahr ist wirklich zu groß, dass dir jemand das umdreht und dann Klage erhebt. Werde ich allerdings in einem persönlichen Gespräch am Telefon oder auch Angesicht zu Angesicht gefragt, dann gebe ich auch gerne Auskunft dazu woran es gescheitert hat, was mich an den Unterlagen gestört hatte oder auch am Auftreten. Aber auch da bin ich darauf bedacht, keinen Ansatz für eine Klage zu liefern auch wenn es mancher dreister Bewerber wirklich versucht.
Ich finde es schon ziemlich naiv, wenn man im Prinzip erwartet, dass man bei jeder Absage am besten noch ein dreiseitiges Beurteilungsschreiben erhält wo dann eben drin steht, was gut oder schlecht angekommen ist und warum man den Job im Endeffekt nicht bekommen hat. Dazu hat erstens kein Personaler die Zeit und zweitens würde er die Firma angreifbar für Klagen machen und das will doch keiner.
Wenn man wirklich wissen möchte, wo der Schuh gedrückt hat, dann ruft man da an und fragt da persönlich nach. Das habe ich auch schon gemacht und am Telefon habe ich auch sehr freundlich Auskunft bekommen. Das hat mir dann auch sehr weitergeholfen für die Zukunft, daher kann ich diese direkte und offene Frage nur empfehlen.
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