Werden Landärzte irgendwann wieder zu Stadtärzten?

vom 03.04.2017, 04:23 Uhr

In einigen anderen Beiträgen erwähnte ich ja schon den "Masterplan Medizinstudium 2020". Dieser sieht vor, dass man schneller einen Studienplatz bekommen könnte, wenn man sich eben dazu verpflichten würde, nach dem Medizinstudium eine fachärztliche Weiterbildung für Allgemeinmedizin zu absolvieren und anschließend für etwa 10 Jahre als Landarzt tätig zu sein.

Bei uns im Freundeskreis wurde dieser Plan auch schon diskutiert, wobei ein Kumpel dann meinte, dass das doch gar nicht so dumm wäre. Seiner Meinung nach würde kein Mediziner nur 10 Jahre als Landarzt tätig sein, selbst wenn er das nicht vorgehabt hätte. So würden innerhalb dieser 10 Jahre nach dem Studium ja wichtige Entscheidungen zum Thema Familienplanung getroffen werden und dann wäre es im Endeffekt zu spät, um dann noch einmal umzusiedeln und beispielsweise als Stadtarzt tätig zu sein.

Seiner Meinung nach wird ein Landarzt immer ein Landarzt bleiben, egal ob er will oder nicht, da er eben von äußeren Faktoren dazu gezwungen wäre. Wird ein Landarzt immer ein Landarzt bleiben? Oder besteht in euren Augen durchaus die Chance, dass viele Mediziner nach dieser 10-Jahres-Frist wieder in die Stadt umsiedeln und dort eine Praxis eröffnen? Würdet ihr euch in dieser Hinsicht von Faktoren wie Nachwuchs und dergleichen beeinflussen lassen?

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Warum sollte Familienplanung davon abhängig bleiben, ob man nochmals umsattelt oder auch nicht? Das war früher nicht anders und heute auch nicht. Einige unserer Notärzte waren Jahrelang in einer Klinik angestellt und haben dann erst ihre eigene Praxis aufgemacht, oder ihre eigene Praxis abgegeben, um sich wieder anstellen zu lassen in einer anderen Praxis oder auch einer Klinik. Familien haben diese auch und selbst ein Umzug lässt sich mit Kind und Kegel bewerkstelligen wenn man es denn möchte.

Somit ist niemand verdonnert dann auch Landarzt zu bleiben, wenn er es nicht möchte. Man kann es schwer gemacht bekommen, indem man einen Nachfolger für die Praxis finden muss damit diese erhalten bleibt usw. aber wenn sich jemand findet, kann man auch seinen Lebensmittelpunkt wieder verlagern.

Im übrigen keiner der Notärzte die ich kennengelernt habe, waren immer am gleichen Ort unterwegs wie sie auch ihr Studium gemacht haben. Viele haben anderweitig studiert, sind dann in Deutschland unterwegs gewesen, auch im Ausland und kamen dann an anderer Stelle zurück. Eine hat im Ausland studiert, ging dann in die USA, von dort aus an mehreren Unikliniken und kleineren Häusern im Land angestellt gewesen und nun im tiefsten Schwarzwald als Frauenärztin tätig. Die beiden Kinder kamen zwischen den einzelnen Etappen und sie ist Alleinerziehend und auch das hat sie nie davon abgehalten mehrmals ihren Lebensmittelpunkt zu verlagern.

Man hat immer Hürden zu nehmen, sei es nun einen Nachfolger zu finden oder auch die Zulassung zu einer Praxis in der Stadt zu bekommen, wenn im gleichen Quartier schon 100 andere angesiedelt sind. Denn auch das kann einem verwehrt werden, wenn es dort schon zu viele gibt. So bekommt man aktuell in dem Stadtteil in dem ich lebe keine Praxis mehr genehmigt für Allgemeinmedizin, da hier über 350 Praxen für Allgemeinmedizin bereits ansässig sind. Im nächsten Stadtteil der keine 3 Kilometer weiter ist, dagegen ohne Probleme. Wer also nicht ganz starr aus ist, der findet auch dafür dann eine Lösung.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge


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