Schlechtes Gefühl bei Inanspruchnahme einer Dienstleistung

vom 18.07.2012, 21:02 Uhr

Viele Leute lieben es ja zum Friseur zu gehen, oder sich bei einer guten Massage verwöhnen zu lassen oder dergleichen. Ich habe nun von einer lieben Freundin zum Geburtstag eine professionelle Massage geschenkt bekommen und freue mich auch riesig darüber. Sie wird während dessen auch auf meinen Sohn achten, damit ich ohne Störung die Massage genießen kann. Das ist auch wirklich total lieb von ihr gemeint und ich weiß das auch zu schätzen und irgendwo freue ich mich auch ehrlich darüber.

Allerdings habe ich warum auch immer bei diversen Dienstleistungen ein Problem mit mir selber. Ich gehöre zum Beispiel zu jenen Personen, die gar nicht so gerne zu einem Friseur oder dergleichen geht. Natürlich freue ich mich, wenn ich dann wieder einen ordentlichen Haarschnitt habe und so weiter, aber irgendwie ist bei mir fast immer auch eine Art schlechtes Gewissen der Friseurin gegenüber. Irgendwie komme ich mir komisch vor, wenn ich nichts tun muss und jemand anderer für mich etwas macht. Mir ist natürlich klar, dass das ihr Job ist und dass sie dafür Geld bekommt, aber dennoch komme ich mir da ungut vor, wenn jemand anderer für mich etwas macht und ich mich verwöhnen lasse.

So geht es mir bei der Massage jetzt irgendwie schon gedanklich. Ich freue mich zwar durchaus über die Massage, aber ich hoffe auch, dass ich sie dann wirklich genießen kann, eben weil ich da ein schlechtes Gewissen habe, dass sich da eine Person für mich abrackert, während ich da passiv daliege und mich verwöhnen lasse. Wie gesagt, ich weiß schon, dass das der Job von dieser Person ist, aber dennoch bekomme ich dieses Gefühl nicht so wirklich weg.

Wie geht es euch dabei? Genießt ihr solche Dienstleistungsangebote oder kennt ihr dieses Gefühl des schlechten Gewissens, auch wenn ihr vom Verstand her wisst, dass das nicht wirklich notwendig ist. Welche Dienstleistungen nehmt ihr gerne und problemlos in Anspruch? Ich könnte mir zum Beispiel auch nie eine Putzfrau nehmen, nicht wegen dem Geld, sondern einfach weil ich mir denke, wie die arme Dame dazu kommt, meinen Dreck weg zu putzen. Das mache ich dann lieber selber.

Beim Friseur ist es so, dass ich mir die Haare nun eben leider nicht selber schneiden kann. Allerdings ist es inzwischen auch so, dass meine Firmpatin mir die Haare schneidet und ich mir so den Besuch beim Friseur ersparen kann. Bei meiner Firmpatin habe ich weniger das schlechte Gewissen, weil wir uns da eben gegenseitig helfen. Ich helfe ihr dafür in anderen Bereichen. Beim professionellen Friseur könnte man es nun natürlich sehen, dass sie dann ja ein Geld dafür bekommt, aber trotzdem ist es mir eben unangenehm.

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» tournesol » Beiträge: 7760 » Talkpoints: 69,99 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Da gehöre ich dann wohl auch zu den Leuten, die es nicht so wirklich mögen, solche Dienstleistungen in Anspruch zu nehmen. Wenn ich beim Friseur bin, mag ich es auch teilweise nicht, wenn man mir an meinen Haaren herum fummelt. Irgendwie fühle ich mich da ein wenig unwohl, da es ja an meinen Körper geht. Und teilweise gehen dann da fremde Personen dran.

Doch nach einer gewissen Zeit, die ich dann beim Friseur sitze, geht es eigentlich. Ich verbringe leider immer viel Zeit bei einem Friseur, da ich das komplette Programm bekomme. Da vergehen dann schon meistens etwa 3 Stunden. Und auch ich freue mich dann, wenn ich fertig bin, und den Friseursalon verlassen kann. Eigentlich ist es ja etwas ganz normales, wenn man zum Friseur geht. Wie du schon sagtest, kann auch ich mir meine Haare nicht selber schneiden, leider. Und da bleibt einem einfach nichts anderes übrig, als eine solche Dienstleistung in Anspruch zu nehmen.

Und ich denke, dass ich daher auch noch nie bei einer professionellen Massage war, oder ins Nagelstudio. Bei der Massage würde ich mich wahrscheinlich noch unwohler fühlen, da es schon intimer wird. Mich da von wildfremden Leuten anfassen zu lassen, finde ich schon ein wenig komisch. Ich bin einfach nicht der Mensch, der damit kein Problem hat. Glücklicherweise brauche ich auch nicht ins Nagelstudio zu gehen, denn die mache ich mir selber zu Hause. Darauf hätte ich auch keine Lust. Eine fremde Person geht an meine Hände und meine Nägel. Außerdem finde ich es immer wieder merkwürdig, wenn man dann kein Gesprächsthema hat, über das man sich in der Zeit unterhalten kann. Dabei fühle ich mich dann auch ein wenig unwohl. Also vermeide ich solche Dienstleistungen lieber, nur eben zum Friseur muss ich gehen, was auch jetzt bald wieder der Fall sein wird.

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» senny » Beiträge: 2589 » Talkpoints: 9,37 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Ich selbst würde mal sagen, dass ich weniger Probleme mit solchen Dingen habe, als du, aber ich würde dennoch nicht behaupten, dass ich alle Dienstleistungen problemlos in Kauf nehmen kann. Bei mir fängt dies schon bei solchen Dingen an, wie Jacke ausziehen. Wenn ich zu meinem Ohrenarzt gehe, dann ist dies keine typische Arztpraxis wie man sie kennt, es handelt sich hier um eine etwas andere Praxis, in der die Patienten in der Regel auch direkt vom Arzt begrüßt werden. Ich selbst besuche meinen Ohrenarzt regelmäßig und ich weiß nicht, wie das bei anderen Kunden ist, aber bei mir ist es nun mal so, dass er mir meine Jacke immer auszieht und auch wieder anzieht und das finde ich teilweise ehrlich gesagt wirklich ein bisschen unangenehm. Auf der einen Seite ist das natürlich sehr höflich und man sollte sich über eine derartige Geste freuen, aber mir ist dies unangenehm, weil es eben mein Arzt ist und er hat für mich seine Arbeit schon damit getan, dass er mir ins Ohr schaut, so sehe ich das zumindest.

Beim Friseur muss ich ehrlich sagen, dass es meiner Ansicht nach immer auf den Friseur selbst ankommt, wie ich das empfinde. Es gibt Friseure, die gehen wirklich in ihrem Beruf auf und so einen Friseur kenne auch ich, obwohl wir uns nicht im Friseursalon kennengelernt haben, sondern außerhalb davon und wenn ich mir bei ihm die Haare schneiden lasse, dann kommt man sich nicht passiv vor. Er hat einen Weltmeistertitel und er liebt seinen Job, wenn ich dort bin, dann schaut das selten so aus, dass ich einfach sitzen bleibe und er schneidet die Haare, meistens muss ich aufstehen und manchmal auch die Haare über Kopf schwingen und so weiter und so fort, es ist aber selten so, dass ich wirklich einfach nur sitzen bleibe und er macht. Dadurch dass wir uns dabei auch über alle möglichen Themen unterhalte, ist dies für mich ehrlich gesagt nicht unbedingt etwas schlimmes, ich fühle mich irgendwie beteiligt und gehe auch sehr gerne hierhin.

Bei anderen Friseuren hatte ich aber durchaus auch schon mal das Gefühl, dass ich nicht beteiligt bin, wenn man den Friseur nicht kennt oder dieser sich konzentrieren muss, dann denke ich mir teilweise auch, dass es etwas angenehmer wäre, wenn das nicht sein müsste, aber es lässt sich eben nicht verhindern. Bei Massagen muss ich hingegen aber sagen, dass ich hier keinerlei Probleme bei habe. Irgendeinen Grund wird es schon haben, dass Leute sich dazu entschieden haben, diesen Beruf anzunehmen und wenn ich bei einer Massage bin, dann denke ich eigentlich nicht über solche Dinge nach, sondern genieße es einfach und lasse mich massieren. Wahrscheinlich hängt dies auch davon ab, wie oft man eine Massage bekommt, aber ich bin häufiger bei Massagen und mein Freund massiert mich zu Hause auch regelmäßig, deswegen ist das für mich nichts ungewöhnliches und ich genieße es durchaus ohne Hintergedanken.

Das einzige wo ich so wirklich Schuldgefühle habe, ist bei unserer Putzfrau. Unsere Putzfrau kommt zweimal die Woche und sie versucht die Zeiten schon von sich aus so zu regeln, dass wir nicht zu Hause sind, wenn sie putzen kommt, aber ich habe jetzt gerade nach dem Abitur frei und da kommt es durchaus vor, dass ich dann eben zu Hause bin. Mein Zimmer mache ich zum großen Teil selbst, weil ich nicht möchte, dass sie hier Staub wischt, aber den Boden macht sie. Es ist dann unangenehm, wenn ich zu Hause bin und sie putzt, ich habe nichts zu tun und stehe herum, lese, schaue Fernsehen oder sowas und sie rennt mir ihren Lappen und Eimern herum. Klar habe ich da Schuldgefühle, aber ich bin auch dankbar dafür, dass wir eine Putzfrau haben, weil ich das nicht alles alleine machen wollen würde und da meine Eltern beide arbeiten und erst abends nach Hause kommen, wäre der Haushalt durchaus eine Belastung, ohne Putzfrau.

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Ich kann nicht sagen, dass ich Probleme habe Dienstleistungen in Anspruch zu nehmen. Warum auch - die Person, die diese Dienstleistung anbietet oder auch durchführt, verdient immerhin damit Geld. Ich nehme eine Dienstleistung wahr, in dem ich das Angebot annehme und bezahle dann auch dafür. Daher ist mir nicht klar, wieso man ein schlechtes Gewissen haben könnte. Nur wenn ich das Geld eigentlich nicht hätte und es für eine solche Dienstleistung ausgeben würde, die nicht wirklich nötig ist, hätte ich auch ein schlechtes Gewissen. Das rührt dann aber eher daher, dass das Geld für diese Dienstleistung sehr wahrscheinlich an anderer Stelle fehlt.

Ich kann allerdings nachvollziehen, warum manch einer ein schlechtes Gefühl hat. Das liegt dann aber eher an der Person die die Dienstleistung an mir vornimmt, da gibt es ja einige Personen, die dem Kunden ein richtig schlechtes Gewissen machen wollen. Deswegen hat man dann vielleicht auch ein schlechtes Gewissen, wobei ich das eher ein ungutes Gefühl nenne, dass es einem auch fast unmöglich macht, die angebotene Dienstleistung zu genießen.

Aber nicht nur der Dienstleister selbst kann so ein schlechtes Gefühl verursachen. Ich habe auch in meinem Bekanntenkreis einige Personen, die sich selbst solche Dienstleistungen nicht gönnen wollen oder auch können. Wenn diese dann bemerken, dass man es selbst aber tut, dann kommen schon mal unpassende Sprüche, mit denen dem Nutzer ein schlechtes Gewissen gemacht werden soll und dann das schlechte Gefühl verursachen.

Ich würde an Deiner Stelle, tournesol, mal genauer in mich hinein horchen, was denn nun genau die Ursache ist. War man vielleicht in Deiner Familie auch eher sparsam und kannst Du deswegen das alles nicht genießen oder ist es vielleicht das Geld, dass Du Dir zwar abknapsen könntest, dass aber auch für andere Dinge genutzt werden könnte?

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Vermutlich liegt es daran, dass ich selbst eine Zeit lang in verschiedenen Haushalten geputzt habe und diesen Job tatsächlich sehr mochte, obwohl es eigentlich eine Notlösung war, die auch aus einer entsprechenden Notsituation heraus entstanden ist, dass ich nun kein Problem damit hätte, die Dienstleistungen einer Putzfrau in Anspruch zu nehmen, denn ich bin der Meinung, dass sicherlich so schnell niemand etwas anbieten wird, wenn er nicht auch dahinterstehen kann. In dieser besagten Notsituation wären ja nun auch einige Dienstleistungen nicht für mich in Frage kommen, und um es mal ganz direkt auszudrücken, hätte ich mich sicherlich nicht prostituiert. Aber mit dem Putzen hatte ich kein gesteigertes Problem, also habe ich diese Dienstleistung angeboten. Und es hat mir tatsächlich Spaß gemacht, sodass ich diesen Job mittlerweile wiederum ganz anders sehen kann als noch damals, bevor ich die entsprechenden Erfahrungen darin sammeln konnte.

Auch damit, zum Friseur zu gehen, habe ich absolut kein Problem, und das liegt nun nicht nur daran, dass ich einmal ein kurzes Praktikum bei einem Friseur gemacht habe und ich außerdem einige Friseurinnen kenne, sondern ich denke vor allem, dass es sich dabei um einen Beruf handelt, der sehr viel mit Gestaltung zu tun hat. Und so habe ich auch noch keine Friseurin erlebt, die mir nicht erzählt hätte, dass sie genau das an ihrem Beruf reizt: Aus dem jeweiligen Kunden das Beste herauszuholen, was die Frisur angeht, denn teilweise darf man sich da ja auch so richtig austoben. Außerdem haben mir alle Friseurinnen erzählt, dass sie den direkten Kontakt zum Kunden sehr schätzen und diesen Austausch mögen, der sich durch Gespräche ergibt. Eine von ihnen hat sich mittlerweile mit einem eigenen Salon selbstständig gemacht, und ich gehe nun davon aus, dass sie dies wohl kaum getan hätte, wenn ihr der Job nicht auch entsprechend Freude machen würde, denn darauf angewiesen, sich selbstständig zu machen, war sie nicht.

Eine solche Denkweise wie Du sie hast, habe ich also nicht, und ich glaube, dass mich dieses schlechte Gefühl, das ich eigentlich jeder Dienstleistung gegenüber haben könnte, wirklich als belastend empfinden könnte. Es gibt so viele Berufe, in denen Menschen hart arbeiten müssen, und dabei spielt es für mich nun weniger eine Rolle, ob es sich dabei um den Koch im Restaurant, den Arzt im Krankenhaus in seiner Doppelschicht oder den Müllmann handelt, der meine Tonne ausleert und den Müll abfährt. Auch der Sanitärmensch ist nun nicht gerade der, dem ich beruflich nacheifern wollen würde, aber ganz unabhängig davon, wie sehr ich mit der jeweiligen Dienstleistung ein Problem hätte, wenn ich sie denn meinerseits erbringen müsste, so wenig Aussage hat mein diesbezügliches Empfinden doch wiederum darauf, ob ein anderer seinen Job gern macht.

Ich denke nämlich, dass genau das der Punkt ist, der hier zu Deinem Problem wird: Du gehst davon aus, dass all diese Menschen, die die jeweiligen Dienstleistungen erbringen, ein Problem mit der Erbringung haben. Und hier liegt sicherlich ein Denkfehler vor, denn es gibt sogar einige körperlich harte Berufe, die viele von uns nicht machen wollen würden, die denjenigen, die sie ausführen, aber tatsächlich große Freude bereiten. Ich kann jedenfalls nicht nur die Dienstleistungen annehmen, von denen ich selbst der Meinung bin, dass dahinter eher ein Traumberuf steckt und habe im Umkehrschluss ein schlechtes Gewissen dabei, denjenigen, die die meinem Empfinden nach „niederen“ Jobs erbringen müssen, ihre Dienstleistung abzuverlangen. Leid tun mir persönlich hier beispielsweise die Damen, die die Toiletten in irgendwelchen Restaurants oder größeren Kaufhäusern zu putzen haben, denn das wäre für mich so ziemlich der mieseste denkbare Beruf. Aber auch hier gibt es Menschen, die diesen Job tatsächlich gerne machen, immerhin so gerne, dass sie sich mit einem entsprechenden Service selbstständig machen, obwohl sie auch genauso gut an irgendeinem Fließband arbeiten könnten und dort möglicherweise auch besser verdienen würden, je nachdem, zu welcher Tages- bzw. Nachtzeit sie ihren Job ausüben würden.

Es ist sicherlich nicht der Fall, dass jeder Job, den ich mir als schlimm vorstelle, auch für all diejenigen schlimm ist, die sie ausführen, zumal mein Eindruck von einem Beruf grundlegend doch ein sehr oberflächlicher ist. Ich bekomme eben nur das mit, was ich unmittelbar sehe, aber das ist eben nur ein Teil des Ganzen. Ob der jeweilige Beruf Spaß machen kann oder nicht, ob er schlimm ist oder nicht, das alles zeigt sich erst, wenn man ihn selbst macht. Und selbst dann weiß ich noch immer nicht, ob nicht jemand anders das, was ich nicht mag, seinerseits sehr gern tut.

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» moin! » Beiträge: 7218 » Talkpoints: 22,73 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


In meiner Kindheit bin ich zwar durchaus zu Sparsamkeit erzogen worden und das finde ich auch sehr gut so, aber um Geld geht es mir nicht. Ich könnte mir eine Massage oder so nicht regelmäßig leisten, aber gelegentlich wäre es vielleicht schon drinnen. Beziehungsweise muss ich zugeben, dass ich für eine Massage noch eher sparen würde als bei anderen Sachen, wie eben einen Besuch beim Friseur. Aber einen Besuch beim Friseur habe ich schon nicht ausstehen können, als er noch von meinen Eltern bezahlt wurde. Also die Gedanken, dass ich das Geld für mich selber nicht ausgeben möchte habe ich nicht.

Der Grund liegt glaube ich eher darin, dass ich selber lieber Gebe als etwas zu Nehmen. Dass Berufe in einem Dienstleistungssektor Spaß machen können, weiß ich nur zu gut. Ich selber arbeite derzeit auch in einer Behindertenwerkstätte. Das gefällt mir dort richtig gut, weil ich anderen etwas Gutes tun kann und für sie da sein kann. Von daher ist die Wortwahl, dass ich ein schlechtes Gewissen habe, vielleicht durchaus auch schlecht gewählt. Ich weiß, dass es wie gesagt der Job der Person ist und dass es eben auch viele gibt, die es gerne ausüben. Ich selber arbeite ja wie gesagt auch gerne für andere Personen.

Nur umgekehrt fällt es mir dann eben schwer. Ist eben so, dass ich generell lieber Gebe als Nehme. Es hat auch nichts damit zu tun, dass ich mir selber nichts Gutes tun möchte. Das kann ich durchaus. Ich nehme mir bewusst Zeit für mich selber, fahre zum See um dort abschalten zu können, nehme mir mal ein Buch um zu lesen, gehe Laufen und so weiter. Vor allem seitdem mein Sohn im Kindergarten ist, geht das natürlich viel besser als vorher. Bei der bald ausstehenden Massage brauche ich mir wie gesagt auch keine Gedanken um die Betreuung meines Sohnes machen, weil meine Freundin auf ihn aufpassen wird und ich weiß, dass das sowohl meinem Sohn als auch meiner Freundin Spaß machen wird. Ist also auch überhaupt kein Problem.

Aber wenn dann jemand anderer für mich etwas macht, ist das für mich dann trotzdem seltsam. Ist irgendwie schwer zu beschreiben. Es muss nicht einmal sein, dass es eine fremde Person ist. Ich habe mir zum Beispiel einmal das Kreuzband gerissen und das Seitenband eingerissen und der Miniskus war auch schwerst beleidigt. Resultat war also, dass ich mehrere Wochen auf Krücken gegangen bin. Vor allem am Anfang war das eine ordentliche Umstellung. Zum Glück hatte ich da noch nicht meinen Sohn. Ich habe damals alleine in einer Wohnung gelebt und in den ersten Tagen ist meine Mama gekommen und hat mir eben beim Staubsaugen und so weiter geholfen, weil wenn man auf zwei Krücken geht, geht das natürlich nicht besonders gut oder genau genommen gar nicht.

Selbst das war mir furchtbar unangenehm, dass ich da auf der Couch gesessen bin, während meine Mama meinen Boden gesaugt hat. Natürlich habe ich ihre Hilfe gebraucht und auch gerne angenommen, aber es war mir eben unangenehm. Leichter wäre es für mich gewesen, wenn wir gemeinsam geputzt hätten oder so. Aber dass ich da passiv herumsitze und jemand anderer saugt dann eben für mich, ist für mich ein sehr ungutes Gefühl. Und bei einer Inanspruchnahme einer Dienstleistung sehe ich es ähnlich. Bei einer Massage liege ich ja auch nur faul herum, während sich der andere abrackert und genauso bei anderen Dienstleistungen.

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» tournesol » Beiträge: 7760 » Talkpoints: 69,99 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Ehrlich gesagt habe ich keine Probleme damit, Dienstleistungen in Anspruch zu nehmen. Immerhin nutze ich dabei ja keinen Menschen aus und es ist ja auch nicht so, dass ich jemanden dazu zwinge, etwas zu tun. Stattdessen gehe ich einfach zu Menschen, die ganz normal ihren Beruf ausüben und es ist ja auch nicht so, dass sie für diese Arbeit nicht bezahlt werden. Stattdessen bekommt ein Friseur ja Geld dafür, dass er mir die Haare schneidet und auch wenn ich eine Massage in Anspruch nehme, dann ist es ja nicht so, dass ich die Leute dafür ausbeute. Sie werden eben bezahlt und außerdem steht es den Leuten ja auch frei, ob sie arbeiten wollen. Dabei haben sich Friseure in der Regel deshalb diesen Beruf ausgewählt, weil er ihnen Spaß macht und weil sie gerne anderen Leuten die Haare schneiden und deshalb muss man da auch kein schlechtes Gewissen haben.

Ich hätte nur dann ein schlechtes Gewissen, wenn ich andere Leute einfach so irgendwelche Sachen für mich machen lassen würde, während sie keine angemessene Gegenleistung von mir bekommen würden und das ist ja bei diesen Beispielen nicht der Fall. Auch wenn diese Leute nicht direkt mein Geld in die Tasche packen können, bekommen sie trotzdem ihren normalen Lohn und deshalb finde ich das auch nicht schlimm und ich habe mir ehrlich gesagt auch noch nie Gedanken über dieses Thema gemacht.

Bei mir ist es generell so, dass ich es nicht mag, mich von fremden Leuten anfassen zu lassen, weshalb ich äußerst ungern zum Arzt oder zum Friseur gehe. Dabei mag ich es einfach nicht, mit fremden Menschen intim zu werden und deshalb fühle ich mich nicht wohl. Dabei hat das jedoch rein gar nichts mit einem schlechten Gewissen zu tun. Immerhin bemitleidet mich ja auch niemand dafür, wenn ich in meinem Nebenjob andere Menschen bedienen muss. Das ist einfach meine Arbeit und ich erwarte da auch auf keinen Fall Mitleid von anderen, da es für mich auch einfach etwas völlig Normales ist.

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge



Ich kann diese Haltung nicht so ganz nachvollziehen, und halte sie auch auf verquere Art für anmaßend. Wieso sollte jeder Mensch mit einem Dienstleistungsberuf arm und bemitleidenswert sein, sodass man ein schlechtes Gewissen haben muss, wenn man seine Dienste in Anspruch nimmt? Ich wäre ja auch nicht begeistert, wenn die Leute keine Bücher mehr ausleihen würden, um die arme Frau Gerbera nicht zu beanspruchen. Schließlich ist es mein Job, den ich auch gern mache, und auf den ich stolz bin.

Natürlich gibt es glamouröse und weniger angesehene Jobs, aber zumindest hierzulande befinden sich die meisten Menschen doch in der glücklichen Lage, sich ihren Broterwerb innerhalb gewisser Grenzen selbst aussuchen zu können. Und nur weil ich einen Job wie z.B. Massieren nicht machen wollen würde oder könnte, heißt das ja noch lange nicht, dass eine andere Person genau diesen Servicejob gerne und mit Leidenschaft macht oder ihn zumindest als soliden Broterwerb ansieht.

Deswegen habe ich auch nicht das Gefühl, den "armen Friseur" oder die Masseurin zu belästigen. Schließlich gibt es ja das neumodische Tauschmittel namens Geld, welches hier den Besitzer wechselt und es den Empfängern ermöglicht, ihrerseits Waren und Dienstleistungen in Anspruch zu nehmen. Und natürlich hat jeder das Recht, auch einmal da zu sitzen und nichts zu tun, während andere arbeiten. Sonst könnte man ja auch weder ins Restaurant noch ins Krankenhaus gehen, von Busfahren und ähnlichem ganz zu schweigen.

» Gerbera » Beiträge: 11313 » Talkpoints: 47,96 » Auszeichnung für 11000 Beiträge


Gerbera hat geschrieben:Deswegen habe ich auch nicht das Gefühl, den "armen Friseur" oder die Masseurin zu belästigen. Schließlich gibt es ja das neumodische Tauschmittel namens Geld, welches hier den Besitzer wechselt und es den Empfängern ermöglicht, ihrerseits Waren und Dienstleistungen in Anspruch zu nehmen. Und natürlich hat jeder das Recht, auch einmal da zu sitzen und nichts zu tun, während andere arbeiten. Sonst könnte man ja auch weder ins Restaurant noch ins Krankenhaus gehen, von Busfahren und ähnlichem ganz zu schweigen.

Das sehe ich auch so und ich finde das schon ein wenig merkwürdig. Sicherlich muss man seinen Job nicht immer voller Leidenschaft machen, aber damit man Überleben kann und seine anderen Dinge und Wünsche erfüllen kann, braucht es Geld. Dazu macht man auch mal Job, die weniger schön sind und es muss nicht immer der Traumjob sein um an dieses auch zu gelangen. Wenn man es ganz eng sieht, dann dürfte man gar nichts machen, noch nicht einmal Brot kaufen da der Bäcker auch eine Dienstleistung anbietet, oder der LKW Fahrer der die Tütensuppen zum Supermarkt fährt.

Ich mag es nicht wenn jemand an mir herum zuppelt und fummelt, daher ist mir der Friseurbesuch unangenehm, wie auch die Massage. Einfach weil man mir da näher kommt, als ich es gerne hätte aber auch das kann ich ertragen wenn es notwendig ist. Und ein Haarschnitt einmal im Jahr muss dann schon sein und das kann ich auch über mich ergehen lassen, aber sie macht auch nur ihren Job und bekommt dafür Geld, warum sollte ich dann ein schlechtes Gewissen haben?

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge


Du gehst doch auch arbeiten oder nicht? Dann bist du schon Teil der Gesellschaft, die eben auch etwas tut um andere Dinge zu bekommen. Deswegen ist es eine Leistung für die du etwas bekommst, nämlich Geld und dieses kannst du dann in andere Dinge investieren und dafür auch Dienstleistungen bezahlen, ich sehe das Problem dabei nicht.

Immerhin muss der Frisör ja auch irgendwie Geld verdienen und auch wenn es ihm oder ihr keinen Spaß macht, dann bekommt die Person ja dennoch Geld und kann damit dann wieder Dinge oder Dienstleistungen kaufen, an denen sie sich erfreuen kann. Das ist eben ein ausgeglichener Kreislauf und so muss man auch kein schlechtes Gefühl haben, wenn man Dienstleistungen in Anspruch nimmt.

Ich bin nun auch nicht der Typ Frau, der stundenlang beim Frisör sitzen mag, aber das liegt nicht daran, dass ich ein schlechtes Gewissen habe, mir gibt das einfach nicht so viel und entspannend finde ich es auch nur bedingt.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


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