Private Bücher am Arbeitsplatz horten?

Eine Arbeitskollegin von mir ist eine absolute Leseratte. Sie hat so viele Bücher zu Hause, dass sie schon gar keinen Platz mehr dafür hat. Daher hat sie angefangen, die Bücher am Arbeitsplatz zu horten und inzwischen steht schon eine kleine Bibliothek bei uns im Büro, auch wenn diese Bibliothek natürlich innerhalb eines Schrankes ist und man das so von außen gar nicht sieht, wenn die Schranktüren geschlossen sind.

Neulich war meine Kollegin aber nicht da und die anderen Kolleginnen brauchten Platz für einige dicke Ordner eines neuen Projektes. Dabei fiel die Wahl dann auf den Schrank, wo die Unmengen von Büchern aus Privatbesitz gestanden haben. Die Eigentümerin wurde dann bei nächster Gelegenheit dazu aufgefordert, die Bücher alle nach Hause zu bringen. Die Kollegen waren entsprechend verärgert, weil der Platz eben benötigt worden ist für Arbeitsutensilien, aber durch Privatbesitz blockiert worden ist.

Ich kann verstehen, dass man sich darüber ärgert, weil es ja den Arbeitsprozess behindert, wenn man wegen Platzmangel die Unterlagen nicht vernünftig organisieren kann und dann ständig im Chaos alles suchen muss. Ich kann aber auch nicht verstehen, wie man überhaupt auf die Idee kommen kann, auf Arbeit Privatbesitz zu horten. Wie seht ihr das? Könnt ihr verstehen, dass man quasi eine private Bibliothek am Arbeitsplatz einrichtet?

Für mich hört es sich so an, als ob der Schrank schon sehr lange leer stand, sonst wäre die Kollegin bestimmt nicht auf die Idee gekommen, dort Bücher zu lagern. Bestimmt hat sie auch nicht damit gerechnet, dass der Platz benötigt wird.

Auch ich kenne Mitarbeiter, die in der Mittagspause lesen und immer ein oder zwei private Bücher in ihrem Schreibtisch liegen haben. Und ich kenne auch Kollegen, die in leerstehenden Schränken im Büro Kisten mit Limonade und Kartons mit Keksen oder anderem Proviant aufbewahren. Eine frühere Kollegin von mir lagerte im Büroschrank ihre Reitsportausrüstung, weil sie nach der Arbeit gerne direkt zum Reiten ging.

Wenn es niemanden stört und der Platz nicht für anderes gebraucht wird, ist gegen die Lagerung von privaten Dingen in einem normalen Maß meiner Meinung nach auch nichts einzuwenden.

Ein Buch für die Mittagspause habe ich bei der Arbeit durchaus schon mal in meinem Fach liegen, aber da stört es auch niemanden und der Platz wird auch nicht für andere Dinge benötigt. Aber sicher würde ich nicht auf die Idee kommen, im Büro in einem Schrank meine Privatbibliothek aufzumachen und dahin meine Bücher auszulagern, für die ich zu Hause keinen Platz mehr habe.

Sicher kann es sein, dass der Schrank unbenutzt war, aber das heißt dann doch nicht, dass das das immer so sein wird. Bei einem Schrank im Büro kann es doch immer sein, dass man da eben auch mal Ordner hinein stellen möchte, für die man eben den Platz dann mal braucht.

Darum würde ich meine Bücher da auch nicht einfach so hineinstellen, sondern nur nach Rücksprache mit dem Chef. Aber allgemein würde ich meine Bücher sicher nicht dauerhaft am Arbeitsplatz lagern wollen, sondern vielleicht nur mal im Ausnahmefall für einige Zeit, wenn ich vielleicht ein neues Regal daheim bestellt habe oder so etwas.

Wie man auf solch eine Idee kommen kann, den Arbeitsplatz als Lager zu missbrauchen kann ich nicht verstehen. Auch wenn der Schrank lange leer stand, so berechtigt das doch noch lange nicht, dass man seinen Hausrat in die Firma schleift und dort lagert? Was denkt diese Frau sich eigentlich. Ein Buch für die Mittagspause mag noch gehen, aber direkt eine halbe kleine Bücherei dort errichten geht gar nicht und ich hätte auch die unverzügliche Räumung eingefordert.

Auch würde ich mit solch einer Idee gar nicht erst zum Chef rennen und um Zustimmung bitten gerade wenn es langfristig sein soll und nicht nur für 1-2 Wochen bis z.B. der Umzug dann fertig wäre. Mehr Zustimmung würde ich auch nicht geben als Chef, da es immerhin noch der Arbeitsplatz ist und auch dort Regeln gelten und natürlich muss auch die Vorschrift und z.B. der Brandschutz eingehalten werden. Alles kann man da auch nicht nach belieben lagern, selbst wenn man die Zustimmung hat.

Ich kann auch nicht nachvollziehen, wie man seinen Arbeitsplatz als Lagerstätte für private Dinge nutzen kann. Es spricht sicher nichts dagegen, wenn man sich etwas einrichtet und vielleicht seinen Schreibtisch mit ein paar wenigen persönlichen Dingen gestaltet oder man eben ein Buch für die Mittagspause dabei hat. Aber eine kleine Bücherei in einem Schrank anzulegen, finde ich schon sehr übertrieben und auch nicht angebracht.

Selbst wenn dieser Schrank schon länger nicht genutzt wurde, ist es ja nicht in Ordnung wenn man diesen einfach für private Zwecke nutzt. Ich würde auch nicht auf die Idee kommen, eine kleine Bücherei mit privaten Büchern auf der Arbeit einzurichten. Da kann ich den Ärger der Kollegin schon verstehen, die dann den Schrank für ihre Arbeitsmaterialien nutzen wollte.

Irgendwie muss ich da jetzt an den bibliophilen Nachbarn denken, der sich selbst als Messie bezeichnet und ich denke, so ganz weit hergeholt ist es nicht, wenn man der Kollegin unterstellt, dass sie zumindest ein Problem hat, sich zu organisieren. Die meisten Wohnungen haben doch einen Dachboden oder Keller und wenn selbst diese Abstellmöglichkeiten in der Zwischenzeit so voll sind, dass man auf das Büro zurückgreifen muss, hat man in meinen Augen definitiv ein Problem.

In meinen Augen kann nur ein Messie auf solch eine Idee kommen, denn dieses Verhalten geht weit über das Lagern von privaten Dingen, die man während oder eben kurz nach der Arbeit benötigt, hinaus, sogar sehr weit. Es ist schon ein Unterschied, ob ich zwei Bücher, einen Träger Cola und Sportsachen in der Schublade oder im Schrank lagere oder eben einen ganzen Aktenschrank mit mehreren Hundert Büchern belege. Sehr skurril. Wie viele Bücher sind es denn ungefähr gewesen?