Abschied für immer von jemandem nehmen müssen?

vom 17.11.2015, 15:14 Uhr

Ich musste tatsächlich schon einmal für immer Abschied von jemandem nehmen müssen. Das war, als meine Oma vor einigen Jahren schwer krank im Krankenhaus lag. Ich habe sie öfter besucht, wobei mir an einem Tag klar war, dass es vermutlich der letzte Besuch sein würde, da ich das einfach im Gefühl hatte. Meiner Oma dachte da wohl das gleiche, da wir uns wirklich lange in den Armen lagen, bevor ich dann nach Hause gegangen bin.

Sonst habe ich zum Glück noch nie so richtig für immer Abschied von jemandem nehmen müssen, zumindest dann nicht, wenn die Person noch gelebt hat. Es war nun bisher noch nicht so, dass ich von anderen Personen Abschied genommen habe, in dem Wissen, dass sie bald sterben würden und ich habe auch noch von niemandem Abschied für immer genommen, der weggezogen ist. Immerhin kann man sich dann ja trotzdem noch sehen.

Habt ihr schon einmal von einer Person für immer Abschied genommen, wobei hier keine Beerdigungen gemeint sind? Was waren die Gründe für den Abschied und habt ihr die Person danach tatsächlich nie wieder gesehen? Wie seid ihr damit umgegangen?

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge



Ich habe neulich leider auch für immer von jemanden Abschied nehmen müssen. Erst dachten wir noch, dass es wieder besser wird, aber das wurde es nicht und mittlerweile wäre es nicht gut die Person noch mal zu besuchen, weil die mich nicht mehr erkennen würde und sehr aggressiv geworden ist, da die Demenz schlimmer geworden ist.

Genau genommen geht es um den Opa meines Mannes. Er hatte vorher schon Demenz, die sich jetzt noch mal verstärkt hat. Als er dann einen Schlaganfall hatte, wurden erst keine Hoffnungen mehr gemacht, weswegen ich mich dann auch verabschiedet habe, aber er wurde dann doch im Krankenhaus noch einigermaßen wieder behandelt, so dass er noch am Leben ist, aber ich kann ihn nun aufgrund meiner Schwangerschaft nicht besuchen, da seine Demenz verstärkt wurde und er sehr aggressiv ist und ich mein Kind schützen will.

Er wird sicherlich nicht mehr so lange durchhalten und es schaffen. Besser wird es ja leider nicht, weswegen ich mich sicherlich für immer verabschiedet habe, was natürlich sehr traurig ist, aber ihm ist ein Leben so nicht zu gönnen. Ich will nun auch nicht ins Detail gehen, aber es ist wirklich sehr schlimm mit ihm gerade und so ist das absehbar.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Ich habe so einen Abschied für immer auch leider schon erlebt. Ich fand es wirklich schlimm, die Person jedes mal mit dem Gedanken verlassen zu müssen, dass man sie nicht noch einmal wieder sieht. Schlimm war es vor allem dann, als mich die Person zuerst nicht mehr erkannt hatte. Nach diesem Besuch bin ich mit einem schrecklichen Gefühl nach Hause gefahren und habe auch viel geweint.

Beim nächsten Besuch war es dann wieder ganz anders und ich wurde erkannt und sollte viel erzählen und die Hand der Person halten. Einige Tage danach, bekam ich dann den Anruf, dass die Person verstorben sei. Mich hat es trotz allem doch noch irgendwie überraschend getroffen. Aber ich war wirklich froh, dass ich mich quasi verabschieden konnte und nochmal dort gewesen bin. Und vor allem auch, dass ich erkannte wurde. Etwas Trost hat dies dann schon gespendet. Trotzdem ist es wirklich schlimm, mit dem Gedanken zu gehen, dass man die Person nie wieder sehen wird.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



Ich denke jeder hat das schon erlebt, denn man steht nun auch nicht dabei wenn jemand den Löffel abgibt und somit wird das letzte mal sehen immer als der letzte Abschied gesehen hinterher, wobei man das in diesem Moment auch gar nicht so bewusst wahrnimmt und sich die Dinge hinterher erst in seinem Kopf so zusammenreimt.

Bewusste letzte Abschiede hatte ich einige und wie soll man damit umgehen? Ich bin nicht sonderlich emotional veranlagt und entsprechend werde ich mich auch nicht auf den Boden werfen und weinen oder sonstige Gefühlsorgien veranstalten. Ich bin traurig, teilweise erleichtert und es kommt immer auf die Umstände drauf an.

An Weihnachten war ich mit meinem Sohn das letzte mal bei der Großmutter meines Ex Partners im Pflegeheim. Da hat sie ihren Urenkel das dritte und auch letzte mal gesehen bis sie dann im Februar verstorben ist. Zwar finde ich es traurig für mich solch eine tolle Frau gehen zu lassen, aber das ist der natürliche Lauf der Dinge. Anderseits freue ich mich wahnsinnig für sie, dass sie es geschafft hat und hinter sich hat.

Denn was in den letzten 3 Jahren gelaufen ist an Krankheiten, Rehas und Co und dann da Pflegeheim, dass war einfach kein Leben mehr und eher ein Vegetieren und abwarten auf den Tod. Für mich war es klar, dass ich sie wohl kaum nochmals sehen werde aufgrund der Entfernung aber ich wollte ihr die Chance geben ihren Urenkel nochmals zu sehen. Auch als die Mitteilung kam mit ihrem Tod, habe ich mich nur für sie gefreut und keine Trauer verspürt.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge



Je älter man wird, desto öfter kommt so etwas vor. Da bin ich auch keine Ausnahme. Oder wie man hier etwas makaber aber treffend dazu sagt: "Die Einschläge kommen näher, wenn man älter wird." So lange die betroffenen Personen deutlich älter sind, als man selbst oder schwer krank waren, kann man sich nach und nach damit abfinden, dass dann irgendwann das letzte Mal kommt. Ich bin emotional und wenn ich mich von jemandem verabschieden muss, der mir nahe steht, geht mir das auch nahe.

Trotz dem es schwer werden kann, sich zu verabschieden und zu wissen, dass es wohl für immer sein wird, ist es meiner Meinung nach leichter loszulassen, wenn man sich verabschieden konnte. Wenn man es nicht konnte, ist der Abschied für mich noch schwerer, zumindest hinterher. Von einer Freundin habe ich mich damals gut verabschiedet, weil sie für eine Weile im Ausland leben wollte und uns klar war, wir sehen uns erst nach ihrer Wiederkunft. Der Abschied war ausführlich, aber eindeutig auf ein Wiedersehen ausgelegt.

Kurz nachdem sie dann wieder im Lande war, hatte sie einen tödlichen Unfall mit dem Auto. Wir haben uns nie wieder gesehen. Und obwohl wir uns eigentlich intensiv verabschiedet haben, hatte keiner damit gerechnet, dass wir sie nie wieder sehen. Das hat lange gebraucht, bis ich mich damit abgefunden habe, dass sie wirklich für immer weg ist! Es kam mir lange Zeit nicht richtig real vor.

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


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