Teilnahme an Trauerfeier wichtig für Abschied nehmen?
Ein enger Verwandter meiner Freundin ist kürzlich verstorben, wobei sie gerne an der Beerdigung teilnehmen möchte, sobald der Termin eben bekannt gegeben wird. Sie hat aus diesem Grund gestern heftig mit ihrem Freund diskutieren müssen, als es um diese Teilnahme ging. Denn er empfindet Beerdigungen und Trauerfeier als überflüssig und auch als Zeitverschwendung.
Seiner Meinung nach würde die Anwesenheit den Hinterbliebenen gar nichts nützen. Denn lebendig würde der Verstorbene ja dadurch nicht und die Trauer würde man so auch nicht nehmen können, wenn man eben teilnimmt. Hinzu kommt, dass er eben der Ansicht ist, dass das einzige Problem der trauernden Witwe die finanziellen Sorgen wären, die so eine Beerdigung mit sich bringt. Daher wäre es mit einer Spende aus der Ferne für ihn auch getan.
Mir ist irgendwann der Kragen geplatzt und ich habe ihm gehörig den Kopf gewaschen. Ich habe ihm versucht klarzumachen, dass seine Partnerin die Teilnahme möglicherweise für sich selbst braucht, für die eigene Trauerbewältigung. Manche Menschen können durch die Teilnahme an der Beerdigung und der anschließenden Trauerfeier besser Abschied nehmen und das sollte man auch nicht verachten.
Als ein Verwandter von mir vor einigen Jahren verstorben ist, hat mir die Teilnahme an der Beerdigung zumindest sehr geholfen das zu verarbeiten. Wie wichtig ist in euren Augen die Teilnahme an einer Trauerfeier für die Trauerbewältigung und für das Abschied nehmen? Könntet ihr auch ohne eine derartige Teilnahme mit eurer Trauer zurecht kommen und sie bewältigen?
Warum versuchst du eigentlich jemandem deine Meinung aufzudrängen, nur weil er eine andere Einstellung zum Thema Beerdigung hat? Es tut mir leid, aber ich verstehe dich andererseits auch nicht wirklich. Du wäschst ihm den Kopf, weil er eine andere Meinung hat? Natürlich eine unsensiblere Meinung, aber es ist seine Meinung dazu. Über die Weihnachtsfeiertage hat sich bei mir auch ein Trauerfall disponiert, vielleicht reagiere ich auch deshalb etwas empfindlicher auf das Thema, aber der Freund hat seine eigene Meinung dazu und ich kann sie zumindest bedingt nachvollziehen.
Ich werde auf dieser Beerdigung zum Beispiel nicht auftauchen. Mir geht es superschlecht und ich habe das Gefühl, jederzeit sofort umzukippen und ich fühle mich schlichtweg nicht in der Lage auf diese Beerdigung zu gehen, besonders weil diese Verwandte mir extrem nahegestanden ist. Deshalb verstehe ich zumindest, dass der Freund die Anwesenheit auf der Beerdigung als unsinnig ansieht. Es bringt mir ja auch persönlich nicht viel, mich dorthin zu schleppen und danach den Leichenschmaus zu verzehren. Die Person ist tot und mir ist zum Beispiel nicht nach Trauerparty zumute.
Dass es der Witwe des Verstorbenen nur um die Kosten der Beerdigung geht und dass das das größte Problem darstellen soll, das kann ich nicht nachvollziehen. Da hat der Freund aber echt argumentativ in die unterste Schublade gegriffen. Klar, es gibt solche Frauen, aber im Kopf der Trauernden spielt sich Einiges ab und das nimmt einen schon sehr stark mit.
Ich persönlich werde zum Beispiel an der besagten Trauerfeier nicht teilnehmen. Mir geht es wirklich nicht gut, ich versuche mich durch einige Aktivitäten abzulenken und ich komme auch so mit meiner Trauer klar. Da brauche ich keine Verwandten oder so was in der Art. Ich möchte auch erst einmal nicht umarmt werden, sondern brauche schlichtweg meine Ruhe. Und vor allem Zeit. Das ist mein persönlicher Weg mit der Trauer klarzukommen, andere müssen erst auf der Beerdigung auftauchen, damit ihnen auch wirklich klar wird, dass die Person jetzt auch tot ist.
Ich denke, dass da jeder seine Meinung sagen darf und dennoch muss man eben schauen, was auch für die Beziehung gut ist und was der Partner braucht. Generell finde ich Beerdigungen auch eher unsinnig, aber ich gehe hin, einfach weil man es so macht. Wenn man aber gegen solche Dinge ist, sollte man sich auch nicht hinquälen, weil es wirklich niemanden etwas bringt. Wobei man dennoch seine Anteilnahme zeigen sollte. Ich finde es aber extrem schade, dass er seine Freundin nicht wenigstens ein bisschen unterstützt, wenn sie das doch zu brauchen scheint.
Für mich gehört es sich schon so, dass man sich durch die Trauerfeiern und Beerdigung nochmal von dem Verstorbenen verabschiedet und ihm auch die letzte Ehre erweist. Das würde ich unter normalen Umständen auch nicht ausfallen lassen. Ich denke, dass ich es ansonsten bereuen würde, nicht zu der Beerdigung gegangen zu sein.
Für mich persönlich ist es nochmal eine Abschiedsnahme und immerhin sieht man dort auch, dass man in seiner Trauer nicht alleine ist. Daher ist es für viele Angehörige auch sicherlich wichtig. Man ist unter Menschen, die ebenso traurig über den Verlust sind und kann eben gemeinsam trauern und Abschied nehmen.
Für mich klingt es schon irgendwie oberflächlich und auch kaltherzig, wenn jemand eine Trauerfeier so abtut oder eben abwertet. Vielleicht ist das aber auch so, wenn jemand selbst noch nie eine nahestehende Person verloren hat und eben nicht weiß, wie sich dies anfühlt. Vielleicht sind manche Menschen da auch anders und sehen dies eben als lästig an, zu einer Beerdigung zu gehen. Ich persönlich kann das jedoch nicht nachvollziehen und finde es schon wichtig, zu einer Trauerfeier zu gehen, um Abschied zu nehmen.
Ich bin kein Freund von Trauerfeiern. Das hat aber einfach damit zu tun, dass ich von dem Menschen, den ich verloren habe, meiner Meinung nach auch von jedem anderen Ort aus Abschied nehmen kann. Dafür muss ich nicht in die Kirche und mir womöglich noch den Leichnam ansehen.
Da hat aber sicherlich jeder seine eigene Meinung und jeder Mensch sollte die Möglichkeit bekommen, so von dem Verstorbenen Abschied zu nehmen, wie er es für richtig hält. Ich kann zum Beispiel vor anderen Menschen nur schlecht Trauer zeigen und versuche das dann zu Überspielen, in dem ich betont entspannt bin. Das stößt vielen vor den Kopf, also halte ich mich von solchen Veranstaltungen lieber fern, wenn es möglich ist.
Davon mal ganz abgesehen finde ich den Begriff Trauer"feier" einfach schrecklich. Es gibt doch schließlich nichts zu feiern, wenn jemand verstorben ist. Den Begriff finde ich dem Verstorbenen gegenüber fast schon respektlos. Dazu mal eine provokante Frage: Wenn es sich Feier nennt, warum muss sich dann jeder schwarz kleiden und darf sich nicht fröhlich bunt anziehen? Wäre einer Feier ja nur gerecht und vielleicht verbindet man diese Kleidung ja sogar mit dem Verstorbenen.Und warum man danach noch zusammen Kaffee und Kuchen trinken und essen muss, wird sich mir wahrscheinlich nie erschließen.
Ich finde auch, dass zu dem Thema jeder seine Meinung haben darf und man nicht das Recht für sich verbuchen, da andere belehren zu müssen. Wenn jemand nicht will, dann sollte man ihn lassen und sich nicht aufschwingen, jemandem den Kopf waschen zu müssen, als sein man der Inhaber der moralischen Wahrheit.
Persönlich für mich finde ich Trauerfeiern nicht hilfreich. Zum einen will ich keine Gefühle vor anderen zeigen und zum anderen möchte ich den Menschen lieber lebendig in Erinnerung behalten und nicht als Beerdigungsszene. Das mit den Trauerfeiern hat sich halt kulturell bei uns so entwickelt, aber deswegen ist es nicht für jeden sinnvoll und hilfreich.
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