Wegen Tourette-Syndrom in gefährliche Situation geraten?

In einem Bericht hab eine Frau aus ihrem Alltag mit dem Tourette-Syndrom erzählt. Sie meinte, dass sie den Menschen in ihrem Umfeld gerne erklärt, dass sie eben diese Ticks hat und sich diese nicht erschrecken sollen, wenn sie eben mal zuckt oder sonst etwas eher ungewöhnliches macht. Ihr hilft dies wohl dabei, irgendwie mit der Krankheit umzugehen.

Allerdings wäre sie wohl auch schon mal in eine gefährliche Situation geraten. Da sie wohl auch häufiger Schimpfwörter ruft, wenn sie eben ihre Ticks hat. So hat sich dadurch wohl jemand beleidigt gefühlt und es wäre wohl wirklich brenzlig geworden. Das stelle ich mir für jemanden mit dem Tourette-Syndrom schon wirklich schlimm vor. Immerhin könnte es dadurch ja auch zu Handgreiflichkeiten kommen.

Meint ihr, dass es nicht mittlerweile bei den Meisten bekannt sein sollte, dass es das Tourette-Syndrom gibt? Ist es da wirklich gefährlich, wenn die Erkrankten mal an den Falschen geraten? Kann man solche eine gefährliche Situation irgendwie vermeiden?

Ich habe das auch mal erlebt. Da gab es einen Mann, der gerade so einen Anfall hatte und solche Wörter geschrien hat. Man erkannte eigentlich gut, dass er das nicht mit Absicht oder zu jemanden gerichtet sagt und dennoch hat sich ein anderer Mann angesprochen gefühlt. Dieser wurde richtig sauer und marschierte auf den Mann los und wollte ihn schlagen. Ich bin dann mit noch einer jungen Frau dazwischen gegangen und habe ihn angeschrien, er solle das lassen, weil der Mann das nicht mit Absicht sagt. Er ist dann einfach wild schimpfend gegangen.

Ob es zu einer gefährlichen Situation kommt oder eben nicht, hängt immer damit zusammen, wie sensibilisiert die anwesenden Personen für die fragliche Krankheit sind. Viele Menschen wissen gar nichts von dieser Krankheit und reagieren entsprechend auf derartige Vorfälle.

Gerade in einer Gesellschaft, die immer weiter auseinanderrückt und von den verschiedensten Kulturen durchzogen wird, wird es vermutlich wesentlich schwieriger werden, da auf Akzeptanz zu stoßen, sollte es einmal zu solch einem Vorfall kommen. Und ob dann Deeskalation noch eine Wirkung entfalten kann? Man kann es nur hoffen. Insgesamt kann man nur versuchen, für Aufklärung zu sorgen. In den Medien, in der Schule usw.

Ich finde es lobenswert, dass du mit deiner Freundin so beherzt eingeschritten bist. Allerdings möchte ich dich auch warnen. Heutzutage kann das sehr schnell ins Auge gehen. Die jüngeren Leute und die Gesellschaft scheinen mir im Durchschnitt immer gewaltbereiter und enthemmter. Ich glaube, da wird auch regelmäßig vor dem alten Ehrenkodex ("Eine Frau schlägt man nicht") nicht Halt gemacht.