Als Wissenschaftler von Schicksal sprechen?
Eine Bekannte von mir ist Professorin und in der Wissenschaft tätig. Sie ist eigentlich genauso, wie ich mir den typischen Professor bzw. Wissenschaftler eben vorgestellt habe. Sehr durchdacht, strukturiert, überlässt nichts dem Zufall und arbeitet eben überwiegend quantitativ. Kürzlich machte sie eine Aussage und äußerte sich über das Schicksal und dass man an bestimmten Dingen eh nichts ändern könnte. Schön und gut, aber ist es nicht irgendwo ein Widerspruch, wenn Wissenschaftler sich über das Schicksal äußern, so als würde es existieren?
Ich dachte immer, dass Wissenschaftler nur an die Dinge glauben würden, die sie selbst sehen und eben nachweisen bzw. beweisen könnten. Das Schicksal gehört ja wohl nicht dazu oder was meint ihr? Findet ihr es widersprüchlich, wenn sich Wissenschaftler über die Existenz des Schicksals äußern? Oder passt das eurer Meinung nach schon zusammen?
Wenn man alle Mitglieder einer Berufsgruppe über einen Kamm scheren will, ist das nichts weiter als Voreingenommenheit. Nicht alle "Wissenschaftler" haben die Logik gepachtet, und nicht alle Menschen sind so eindimensional, dass sie gar keine Brüche oder Widersprüche in ihrer Persönlichkeit und ihrem Weltbild auffassen. Da Wissenschaftler also auch nur Menschen sind und keine Roboter oder Karikaturen aus dem Fernsehen, halte ich es nicht für widersprüchlich, wenn sie auch an Dinge glauben, die man nicht messen kann.
Es macht außerdem schließlich schon einen Unterschied, ob man Professorin für Ausdruckstanz, Literaturgeschichte oder Quantenphysik ist, und selbst Quantenphysiker sind garantiert nicht alles kopfgesteuerte Atheisten mit Hang zum Einsiedlertum. Und wenn ich beispielsweise als Chefarzt an einer Uniklinik krebskranke Kinder behandle und mir um alles in der Welt nicht erklären kann, wieso es manche Patienten erwischt und andere nicht, erscheint es mir gar nicht so weit hergeholt, von "Schicksal" zu sprechen.
Sobald es um Vorfälle geht, die durch das Zusammenleben von Menschen entstehen, finde ich den Begriff Schicksal schon nicht falsch. Denn wie ein Mensch in Wechselwirkung mit einem anderen Menschen verhalten wird, ist nicht exakt wissenschaftlich vorhersagbar. Da gibt es immer Zufälle, die man auch Schicksal nennen kann. Von daher verstehe ich das schon, wenn auch ein Wissenschaftler von Schicksal oder Zufall spricht. Und klar, das kann man nicht ändern, der Zufall lässt sich weder vorhersagen noch richtig verhindern.
Schwierig finde ich nur, wenn Wissenschaftler bei naturwissenschaftlichen Gesetzen von Schicksal sprechen. Dass es zum Beispiel das Schicksal des Steines wäre, nach unten zu fallen. Das fände ich schon skurril.
Warum sollte das nicht passen? Selbst bei der genausten Planung kann immer etwas unvorhergesehenes dazwischen kommen wie das jemand überfahren wird, den man gerne eingestellt hätte in sein Unternehmen. Das kann man nicht ändern und auch nicht vorher sehen, wieso sollte man in diesem Zusammenhang dann nicht auch als Wissenschaftler von Schicksal sprechen dürfen?
Ebenfalls finde ich es falsch, dass hier wieder alle Personen einer bestimmten Berufsgruppe über einen Kamm geschert werden und man das nur nicht sagen darf, da man Wissenschaftler ist. Aber der Baupolier darf davon dann sprechen oder auch die Krankenschwester? Ich denke jeder hat das Recht, diesen Begriff zu verwenden, egal was man gelernt oder auch studiert hat.
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