Nachrichten uninteressanter, wenn Geschehen weit weg?

Ich lese jeden Tag die Nachrichten, wobei ich da aber natürlich nur die Artikel lese, die auch interessant für mich sind. Ich lese nicht nur nationale Nachrichten, sondern natürlich auch internationale und mache da auch keine großen Unterschiede. Ich finde die News aus anderen Ländern prinzipiell genauso interessant, wie das Geschehen in Deutschland.

Nun habe ich jedoch von vielen gehört, dass sie Nachrichten uninteressant finden, wenn das Geschehen sehr weit weg ist, weil es sie dann eben einfach nicht mehr betrifft. Genau aus dem Grund achten wir bei der Arbeit in der Redaktion auch darauf, nur dann über internationales Geschehen, wenn es sich um wirklich Relevantes handelt und nicht um "Kleinigkeiten".

Findet ihr Nachrichten automatisch uninteressanter, wenn sie über das Geschehen in irgendwelchen fernen Ländern gehen, weil es euch dann nicht mehr direkt betrifft und weil ihr quasi nichts damit zu tun habt?

Als uninteressant würde ich Nachrichten aus anderen Gegenden oder Ländern nicht ansehen. Aber ich denke, dass es durchaus normal ist, dass man eben ein besonderes Interesse daran hat, was eben in der Region passiert, in der man selbst lebt oder auch in dem Land.

Ich denke nur, dass es eher ungewöhnlich wäre, wenn einen das restliche Weltgeschehen völlig kalt lassen würde, wenn es sich nicht um das Land handelt, in dem mal lebt. Ansonsten würde ich es schon als normal erachten, wenn man ein besonderes Interesse an der eigenen Region hat.

Ich finde nicht, dass das der Fall ist. Ich bin der Ansicht, dass Nachrichten erst dann uninteressant oder sogar langweilig sind, wenn es keine direkten Auswirkungen auf andere Länder hat. Dies ist aber Dank Globalisierung ja eher weniger der Fall, da alles irgendwie miteinander vernetzt und verknüpft wäre und damit weitreichende Folgen hätte.

So haben wir ja gesehen, dass Trump auch direkte Auswirkungen auf unser Leben hier hat, dabei sind die USA ziemlich weit weg, wenn ich das mal so sagen kann. TTIP wurde aber direkt auf Eis gelegt von beiden Seiten, das hat auch wiederum Auswirkungen auf uns und unser Leben hier.

Wenn sich aber Nordkoreas Diktator scheiden lässt oder Nachwuchs bekommt, hat das in der Regel keine Auswirkungen auf andere Länder, schon gar nicht auf Europa, es sei denn er zündet vor Freude eine Atombombe in Kanada, aber das schließe ich mal aus. Auch wird es niemanden in China jucken, wenn Daniela Katzenberger ihr Hochzeitskleid verkauft.

Aber mal ehrlich, Daniela Katzenberger ist zwar von der Distanz her näher zu mir als Trump, aber trotzdem finde ich die Nachrichten aus der US-Politik interessanter, da die Folgen weitreichender sind und sich unter Umständen auch auf mein Leben indirekt auswirken könnten, indem sie die Politik in Deutschland beeinflussen.

Ich habe letztens ein Video gesehen in dem der Sprecher genau diesen Punkt ansprach. Es ging um vergangene Terroranschläge die in unserer unmittelbaren Nähe passierten und auf den sozialen Netzwerken sehr mit Mitleidsbekundungungen "zugespamt" wurden. Versteht mich nicht falsch, klar ist das schlimm - aber der Sprecher erklärte, dass zu gleicher Zeit woanders auf der Welt durch Terroranschläge 2000 Menschen starben.

Meiner Meinung nach bleiben Kulturkreise im Kern immer untereinander und blenden Probleme anderer Länder oder Menschengruppen aus oder versuchen sich von diesen abzuschirmen. Somit werden Menschenleben schon auf- beziehungsweise abgewertet. Selbst wenn dies unbewusst passiert und man dies vielleicht auch gar nicht möchte. So beschäftigt man sich immer mehr mit lokalen Ereignissen als fernen, vorausgesetzt diese betreffen uns nicht unmittelbar.

Ich glaube dies hat ein Stück weit etwas mit der Natur des Menschen zu tun, da ganz primitiv gesagt jede Kultur zuerst an sich und ihr Fortbestehen denkt. Erst wenn dieses gesichert ist, beginnt man auf fremde zuzugehen. Ausnahmen bestätigen die Regel aber ich denke, dass dies tief in dem Mensch-Sein verankert ist.

Ich denke auch mal, dass es einfach auf die Nachrichten selber ankommt und damit eben auf mögliche Auswirkungen auf einen selber. Ich finde nicht, dass Nachrichten unbedingt interessanter sind, wenn das Geschehen näher bei mir stattfindet. Hier wurde mit den Promis schon ein gutes Beispiel genannt. In der Regel interessiert es mich nicht, was deutsche Prominente so machen, da finde ich die Politik anderer Länder durchaus interessanter.

Aber bei der Politik ist es natürlich auch wieder so, dass diese einen Einfluss auf uns hier in Deutschland haben kann. Wenn es bei dem Bericht aus einem fernen Land um andere Dinge geht, wie zum Beispiel um die Regelung mit Pfandflaschen oder so etwas, dann würde mich das nicht interessieren. Das wäre vielleicht nur interessant, wenn man in dieses Land demnächst in den Urlaub reist, aber damit würde es eben nur einen Bruchteil der Deutschen betreffen.

Ob in China der Sack Reis umgefallen ist, oder dort jemand gegen eine Straßenbahn gefahren ist, das ist mir komplett egal. Was habe ich davon auch gewonnen wenn ich es weiß? Mich betrifft nicht die Straßenbehinderung und ich muss den Sack Reis auch nicht aufkehren.

Wenn es aber um politisches geht, dass China wieder neue Tests mit Atomwaffen macht, Japan gerade ein Erdbeben verzeichnet hat und davon auch das Atomkraftwerk betroffen ist, dann interessiert mich das sehr wohl, auch wenn es von hier weit weg ist. Zum einen wohnen wir auf dem gleichen Planeten, und wenn ein kleiner Chinese meint nun einen Test machen zu müssen, dann kann das durchaus auch bis Europa gehen wenn dabei etwas schief geht, gleiches auch für das Atomkraftwerk in Japan.

Dagegen juckt es mich in der regionalen Presse aber auch einiges nicht, wenn ich mir dort dann anschauen muss, dass die Katze von Frau Müller aus dem Baum von der Feuerwehr gerettet werden musste, dann ist das zwar nett aber mehr auch nicht. Das betrifft mich ebenfalls nicht und finde ich ebenfalls uninteressant. Promis jucken mich gar nicht, egal ob diese neben mir stehen würden oder auf dem Mond hausen.