Durch die Liebe zum Partner zu sich selbst finden?
Ich habe kürzlich in einem Artikel über die Liebe eine ziemlich seltsame Aussage gelesen. Der Autor meinte, dass er in der Liebe zum Beziehungspartner zu sich selbst gefunden hätte. Denn in der Liebe zum Partner würde man seine existentielle Heimat finden, die einem Frieden und Ruhe beschert.
Ich muss ehrlich sagen, dass mir für diese Aussage ziemlich das Verständnis und die Vorstellungskraft fehlt. Auf mich wirkt es sogar eher so, als hätte der Autor den Text nach einem Trip geschrieben, so unrealistisch wirkt das auf mich. Gut, ich liebe meinen Partner und ich schätze ihn. Aber er ist für mich keine existentielle Heimat und ich finde mich selbst auch nicht in der Liebe zu ihm. Ich sehe mich als Individuum, das den Partner theoretisch gar nicht braucht, um klarzukommen. Aber ich bin freiwillig mit ihm, weil ich ihn schätze.
Wenn man in dem Partner direkt seine "existentielle Heimat" sieht, frage ich mich eher, ob das Selbstwertgefühl so gesund ist, denn das klingt für mich nach seelischer und emotionaler Abhängigkeit und dass man im Falle einer Trennung direkt zum verrückten Stalker wird und ob das so gut ist, wage ich mal zu bezweifeln. Wie seht ihr das? Habt ihr schon durch die Liebe zum Partner zu euch selbst gefunden oder haltet ihr das für unmöglich?
Mein Mann hat mir geholfen zu dem zu werden was ich heute bin. Vor der Beziehung zu ihm war ich ein schüchternes Mäuschen, was sich nichts getraut hat, was mittlerweile auch dank ihm absolut nicht mehr der Fall ist, heute bin ich selbstbewusst und gar nicht mehr schüchtern. Ich habe also in gewisser Weise zu meinem Ich dank meinem Partner gefunden.
Dennoch finde ich nicht, dass ein Partner so einen Stellenwert im Leben einnehmen sollte, dass man nicht ohne ihn auskommen würde. Man kommt immer ohne eine Person klar und Liebe ist schön, aber man sollte sich auch nicht zu sehr darauf versteifen und den ganzen Tag danach planen, wie man es seinem Liebsten recht machen kann.
Ich bin der Meinung, dass der Prozess der Selbstfindung das ganze Leben lang dauert, und auch von äußeren Umständen mitbestimmt wird. Allerdings ist eine feste Beziehung in meinen Augen nur eine von zahllosen Aspekten, die die Entwicklung und Festigung einer stabilen Persönlichkeit voranbringen können.
So wie manche glauben, sich durch die Liebe als Persönlichkeit zum Positiven zu entwickeln, kann für andere Menschen ein Schicksalsschlag oder ein banaler Zufall ihre Selbstfindung vorantreiben, etwa, wenn sie sich mit einer chronischen Krankheit abfinden müssen oder wenn sie in der Disko als Top-Model entdeckt werden. Auch das formt die Persönlichkeit, da kann mir keiner das Gegenteil einreden.
Bei mir ist es wie wohl bei den meisten Menschen eine Mischung aus unterschiedlichen Faktoren, die anscheinend zu meiner Selbstfindung beitragen, auch wenn ich gar kein genaues Verständnis von der Vorstellung habe, was es heißt, sich selbst zu finden. Beispielsweise identifiziere ich mich auch über meinen Job und über meinen sozialen Hintergrund, ebenso über meine ureigenen Überzeugungen und die kulturellen Werte, die ich eben so mitbekommen habe.
Die Beziehung spielt natürlich auch eine Rolle, aber selbst wenn ich Dauersingle wäre oder meine letzte Beziehung böse in die Hose gegangen wäre, so hätte dies doch auch zu meiner Entwicklung als Persönlichkeit beigetragen. Sie hätte sich eben anders entwickelt als jetzt, wo mein Partner und ich regelmäßig auf rosa Wolken tanzen und mit Konfetti um uns werfen. Bildlich gesprochen. Vermutlich wäre ich noch ein klein bisschen selbständiger, unabhängiger und gefühlsärmer, aber das muss ja nichts Schlechtes bedeuten.
Ich denke, dass der Partner einen bei der Selbstfindung sicherlich irgendwie unterstützen kann, aber das wird lange nicht der einzige Grund sein. Man entwickelt sich ja weiter und das eigentlich sein ganzes Leben lang. Daher kann ich Gerbera in ihrer Meinung durchaus recht geben.
Sicherlich kann der Partner einen auch prägen und verändern und einem auch mehr Selbstbewusstsein verleihen. Auch vielleicht zu einer anderen Einstellung bewegen. Aber es liegt ja trotzdem auch immer noch an einem Selbst. Als meine direkte Heimat würde ich meinen Partner nicht unbedingt bezeichnen. Er ist ein wichtiger Teil meines Lebens, aber das heißt nicht, dass ich mich gleich überall wohlfühle, so lange mein Partner eben dabei ist.
Täubchen hat geschrieben:Gut, ich liebe meinen Partner und ich schätze ihn. Aber er ist für mich keine existentielle Heimat und ich finde mich selbst auch nicht in der Liebe zu ihm. Ich sehe mich als Individuum, das den Partner theoretisch gar nicht braucht, um klarzukommen. Aber ich bin freiwillig mit ihm, weil ich ihn schätze.
Deine Sicht der Dinge ist doch vollkommen normal. Denn eine emotionale Abhängigkeit vom Partner kann keine Grundlage für die Liebe sein. Aber trotzdem schließt das absolut nicht aus, was der Autor des Textes geschrieben hat. Denn es gibt eben etwas, das geht weit über das Schätzen hinaus.
Ich nehme jetzt ganz einfach einmal meine Beziehung als Beispiel, das erklärt es vielleicht ansatzweise. Wir können ohne einander leben, das ist uns klar. Aber wir wissen eben auch einige andere Dinge ganz genau. Und diese Dinge, die eben nicht in jeder Beziehung selbstverständlich sind, machen es aus, dass der andere sozusagen eine Heimat für uns ist.
Ich weiß zum Beispiel. dass mein Partner mich nie verletzen würde, nur weil er gerade Bock auf etwas hat, das mich treffen würde. Tiefe Liebe sorgt dafür, dass man selbst freiwillig verzichtet, weil der andere einem wichtiger ist als ein Impuls von außen. Dass heißt natürlich nicht, dass man sich benehmen kann wie eine offene Hose und der andere erträgt das. Das bedeutet auch nicht, dass die Liebe irgendwann vielleicht nachlässt. Aber es bedeutet eben, dass man sein Leben freiwillig und ohne Verzicht zu empfinden auf die Gemeinsamkeit ausrichtet.
Ich weiß, dass mein Partner immer loyal hinter mir stehen wird. Egal was ich gerade für einen Mist baue, er wird mich nie bloßstellen. Er wird mir nur mit Verständnis für meine Denkweise und meine aktuelle Situation den Kopf gerade rücken, wenn wir allein sein. Und das wird weder über Forderungen noch oberlehrerhaft oder rechthaberisch passieren. Auch das Ergebnis ist offen. Vielleicht habe ich ja recht.
ich weiß, dass mein Partner mich immer, obwohl wir grundsätzlich andere Ansichten haben, verstehen und meinen Standpunkt respektieren wird. Genauso weiß ich, dass mein Partner auch dann zu mir stehen wird, wenn er mich gerade jetzt auf den Mond schießen möchte. Die Liste lässt sich ewig weit verlängern.
Und wenn du so einen Menschen an deiner Seite hast, dann kannst du natürlich ohne ihn leben. Aber dieser Mensch ist eben eine Heimat und ein emotionaler Ruhepol, egal was das Leben gerade bringt. Das heißt auch nicht, dass der andere immer Händchen halten oder gar alles Regeln soll. Das Wissen, dass es diesen Menschen in deinem Leben gibt, reicht aus.
Ich würde niemals eine längere Beziehung führen, die nicht diese Art der Tiefe hat. ich weiß, dass viele Menschen mit weniger zufrieden sind oder sich nicht so weit auf einen anderen einlassen möchten. Und das ist natürlich vollkommen ok so. Aber das ist eben nicht alles, mit dem richtigen Menschen geht erheblich mehr, wenn man das möchte.
Ich kann mich hierbei Gerbera anschließen und das komplette Leben ist immer ein Lernen und ein verändern, was natürlich auch einen oder mehrere Partner mit betrifft die einen dann zu dem formen, was man am Ende ist. Ebenfalls kann ein Partner aktiv oder auch unterbewusst durch Manipulationen und Förderungen dazu beitragen, damit es in die von ihm gewünschte Richtung geht.
Aber will man das wirklich in jedem Bereich? So eine Ferngesteuerte Puppe vom Partner zu sein, der einen dann von sich Abhängig macht? Schaue ich mir Ramones ihren Beitrag an, dann frage ich mich auch warum man dafür dann den Partner brauchte und es nicht auch eine andere Person getan hätte oder man selbst mal aus sich heraus kommt und es einfach versucht und dann ach so dankbar ist, zu was man geworden ist auch wenn die Umwelt das alles andere als positiv sieht?
Ich habe durch das gehen meines Weges, des Ausprobieren, Versagen, Tiefschläge mehr heraus gezogen und gelernt, als mir ein Partner jemals hätte beibringen können. Und ganz ehrlich, ich finde es traurig wenn man dazu nicht alleine in der Lage ist sich selbst zu finden, zu wissen was man möchte und auch mal anfängt seine Probleme und Schwächen in den Griff zu bekommen, sondern darauf zu warten das es jemand anderes schon richtet. Wenn es einen also stört mit Schüchternheit, dann anpacken und nicht abwarten, wünscht man sich das nicht, warum dann ändern? Damit hat man sich direkt in die Abhängigkeit begeben und dafür noch Dankbar sein, dass man nun ein ganz anderer ist als man werden wollte, ich weiß ja nicht, für mich wäre das nichts.
Mein Partner, den ich jetzt schon eine Weile habe, hat mir gezeigt, dass ich über meinen Horizont hinaus gehen muss. Er hat mir durchaus gezeigt, dass die Welt anders ist, als ich sie seit Jahren kenne. Dafür bin ich ihm natürlich dankbar, weil auch ich mich tag für tag verändere und zwar positiv. Ich habe mehr Lebensfreude für mich entdeckt.
Mein Leben bestand teilweise aus schlagenden Ex-Freunden, betrogen werden, Drogen, Alkohol, dann mein harter Job mit Dramen ohne Ende usw. Für mich war das Leben seit meiner Kindheit allgegenwärtig. Wieso sollte ich dann anders denken, als das es für mich normal ist. Er zeigt mir allerdings, dass es das alles nicht ist. Das viele Fehler im Elternhaus dazu geführt haben, dass ich ein Weltbild zwischen Kriminalität, Drogenabhängigen, Milieu und mehr führte, welches für mich vollkommen normal ist und für andere unnormal. Das bringt er mir bei und natürlich war er auch der Grund, dass ich mich endlich zur Therapie bewegt habe und mich nicht mehr meinem "Schicksal" überlassen habe.
Doch auch meine erste Freundin war ein entscheidendes Erlebnis, auch wenn die Beziehung in jungen Jahren der letzte Mist war. Heute gesehen. Trotzdem hat sie in dem Fall dazu beigetragen, dass ich immer Gefühle zulasse, die da sind und wenn der Typ, die Frau oder was auch immer dasselbe fühlt. Ich habe zu einer toleranten Einstellung in der Partnerwahl gefunden, was ich natürlich erst konnte, als ich selber in der Situation war, eine Frau zu lieben, was ich bis zu diesem Zeitpunkt nie verstand.
Doch ansonsten bin ich schon ich. Mein Partner verändert das auch nicht. Ich habe nur einen anderen Blickwinkel auf für mich bis vor Kurzem komplett normale Lebenssituationen bekommen, die mir sonst auch im Weg standen. Mehr jedoch nicht.
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