Ist Liebe eine bewusste Entscheidung?
Ich hatte damals in der Oberstufe eine Mitschülerin, die selbst Muslimin war und in der Öffentlichkeit auch ein Kopftuch getragen hat. Sie hatte möglicherweise durch diese religiöse Prägung etwas krasse Ansichten. So war sie zum Beispiel der Ansicht, dass man Liebe grundsätzlich steuern könnte und dass man eben selbst bewusst entscheiden könnte, wen man liebt und wen nicht. Sie erntete dafür von Mitschülern ziemliche Kritik und die meisten waren anderer Ansicht.
Ich denke, dass das bei ihr auch anerzogen gewesen sein wird. Denn wenn man so gläubig ist, dann möchte man ja auch einen Partner haben, den nicht nur Allah (theoretisch) akzeptieren würde, sondern auch die ganze Familie und sie hat zum Beispiel sehr viel Wert darauf gelegt, einen gläubigen Muslim eines Tages zu lieben und zu heiraten, Muslime waren an unserer Schule aber eher die Ausnahme und sie hat auch nie für einen nicht-muslimischen Mann aus unserer Schule oder dem Umfeld interessiert.
Interessanterweise ist der Philosoph Alain de Botton ähnlicher Ansicht und meint, dass die Liebe eine bewusste Entscheidung wäre. Erst, wenn man sich dazu entschließen würde, jemanden zu lieben, wäre Liebe überhaupt möglich und könnte sich entwickeln. Wie seht ihr das? Ist Liebe tatsächlich eine bewusste Entscheidung oder ist das unsinnig?
Liebe ist in so weit eine bewusste Entscheidung, dass man sie zulassen muss. Liebe ist schließlich keine Verliebtheit und auch nicht dieses besitzergreifende Gefühl, dass so mancher Zeitgenosse in einer Beziehung hat. Den anderen als Benefit in seinem Leben zu sehen und nur so lange an sich heranzulassen, wie einen den bespaßt, ist keine Liebe.
Und jemandem so viel Zeit zu schenken und ihn so intensiv kennenzulernen, dass Liebe entstehen kann, das ist natürlich eine Entscheidung, die man eher bewusst als unbewusst trifft. Wenn man sich nicht richtig auf einen anderen einlassen möchte, dann wird das nichts. Und das kann man sehr bewusst steuern.
Ich denke auch, dass man zwischen einer Schwärmerei und wahrer Liebe unterscheiden sollte. Das ist nun einmal keines Weges ein und dasselbe. Liebe ist etwas, dass wachsen muss und schwärmen kann man prinzipiell gleich und für alles und jeden. Aus diesem Grund finde ich es immer ein bisschen lächerlich, wenn manche Pärchen von Liebe reden und sich gerade mal ein paar Tage kennen. Das ist Quatsch und würde ich mal auf die Hormone schieben.
Wenn Oma und Opa nach 50 Jahren Ehe von Liebe sprechen, dann ist das in meinen Augen wesentlich glaubhafter. Die kennen voneinander sämtliche Schwächen und Stärken und lieben vermutlich beides mehr oder weniger aneinander. Sie haben sich bewusst dafür entschiedenen, sich zu lieben und nicht bloß toll zu finden.
Und ja, man muss Liebe auch zulassen. Wenn ich für jemanden schwärme, dann muss ich mich entscheiden, ob der es wert ist, dass ich ihn auch liebe. Das heißt ich plane meine Zukunft mit dieser Person und nicht nur einen kleinen Abschnitt meines Lebens, in welchem ich ihn bloß anschmachte. Man kann sich immer dagegen entscheiden, dieses Gefühl zuzulassen und es bei einer Schwärmerei belassen.
Es ist auch ein Unterschied, ob ich jemanden wirklich liebe oder es nur sage. Ich glaube, dass man das aber nur selbst weiß.
Ich glaube, dass die Umsetzung schon eine sehr bewusste Entscheidung ist, aber das Gefühl an sich kann man nicht ändern. Man kann sich also verlieben, aber ob man nun zusammen sein wird oder nicht entscheidet dann wohl eher die Vernunft und das eigene Denkvermögen und nicht mehr die Gefühlsebene. Wobei man meiner Meinung nach nicht sagen kann, dass man sich bewusst in jemanden verliebt.
Ramones, was denn das Verlieben mit der Liebe zu tun? Das sind doch zwei ziemlich unterschiedliche Dinge, oder? Jemanden zu lieben ist eine ganz andere Sache, als sich in jemanden zu verlieben. Sonst müsste aus gegenseitiger Verliebtheit immer Liebe werden. Aber genau das passiert in den meisten Fällen eben nicht.
Liebe und das Verliebt sein muss man definitiv hier unterscheiden. Denn es macht einen gewaltigen Unterschied, ob ich nur auf meine Triebe höre und Herzflattern bekomme weil mein Körper und meine Instinkte mir sagen, dass ein Mann perfekte wäre um sexuelles Interesse mitsamt Nachwuchs zu zeugen. Daher kommt das auch, wenn nach dem Checken das soweit passt, dann stellt sich auch das ein und macht die typischen Anzeichen dafür.
Liebe ist eine ganz bewusste Entscheidung die man von der Gefühlsebene abgrenzen muss. Denn wenn man nicht bereit ist die Zeit zu investieren den anderen kennen zu lernen und damit zu lieben oder es gar nicht erst auf diese Ebene schafft, dann ist es mit Liebe auch nichts. Liebe wird viel zu oft für andere Dinge missbraucht, um sich manche Dinge schön zu reden oder auch zu erklären, obwohl es dort alles andere als angebracht ist.
Das Thema Liebe ist teilweise aber auch schon so anerzogen, dass es unterbewusst getroffen wird, gerade wenn man auf die Kinder eingeht. Mutterliebe ist anerzogenes Verhalten, vorher folgt der Instinkt. Solange der Wurm Schutz und Milch braucht und nicht auf eigenen Beinen stehen kann, ist es Instinkt. Danach kommt das anerzogene Verhalten der Gesellschaft zum tragen, dass man sein Kind zu lieben hat egal wie alt es ist und ob es schon Selbstständig wäre.
Schaut euch mal im Tierreich um, da werden die Kinder "verstoßen" wenn sie alt genug sind, aus den Herden gejagt und mit dem Hintern nicht mehr angeschaut. Weil dort das ganze nicht stattgefunden hat aber der Mensch will und wollte sich immer davon absetzen und als etwas besseres gelten, daher dann auch das anerzogene Verhalten was nun unterbewusst von jedem erwartet wird.
Sorae hat geschrieben:Schaut euch mal im Tierreich um, da werden die Kinder "verstoßen" wenn sie alt genug sind, aus den Herden gejagt und mit dem Hintern nicht mehr angeschaut. Weil dort das ganze nicht stattgefunden hat aber der Mensch will und wollte sich immer davon absetzen und als etwas besseres gelten, daher dann auch das anerzogene Verhalten was nun unterbewusst von jedem erwartet wird.
Das kannst du nicht vergleichen. Der Mensch funktioniert nur als "Herde", wenn er auf sich selbst gestellt ist. Dass Kinder länger bleiben, das liegt nur daran, dass das Leben als Mensch sonst nicht funktioniert. Man muss zu mehreren sein, um Kinder aufzuziehen, Nahrung zu beschaffen und sich zu verteidigen. Die Jungen sind die "Altersversorgung" der Senioren, das war auch schon in der Steinzeit so. Dafür hatten sie die nötige Erfahrung und das Wissen zu bieten.
Wie lange man sich um Kinder kümmert, das ist abhängig von der Zeit. Im Mittelalter galten Kinder mit sieben Jahren als nicht mehr von den Eltern abhängig. Da musste ein Kind sozusagen sein Brot selbst verdienen, wenn es nicht in der glücklichen Position war, eine Ausbildung zu erhalten. Die beinhaltete aber auch meist recht viel Arbeit zum Lebensunterhalt. Da Mädchen früher reif waren als Jungen, durften Mädchen damals ab 12 und Jungen ab 14 beispielsweise selbst entscheiden, ob sie eine Ehe eingehen. heute ist das undenkbar.
Ich denke schon, dass man in gewisser Weise offen für die Liebe sein muss. Wenn man jemanden liebt, aber dies gerade nicht zulassen möchte, warum auch immer, dann entscheidet man sich ja auch dagegen. Ich denke daher schon, dass es in gewisser Weise auch eine Entscheidung ist.
Aber wen man liebt oder auch nicht, ist sicherlich nicht so beeinflussbar. Ich denke, dass man da auch eben nur entscheiden kann, ob man diese Gefühle zulässt oder nicht. Es wird sicher nicht funktionieren, dass man jemand sieht und sich dann sagt, dass man diese Person nun lieben wird.
Ein schweres Thema, welches ich etwas anders betrachten muss. Natürlich ist es eine Entscheidung, jemanden zugelassen zu lieben. Verliebt sein bedeutet nicht zwangsläufig, dass ich mich auf die Liebe einlasse. Sei es, weil meine Religion mir genau das eigentlich verbietet oder weil ich eben familiär unter Druck stehe einen Mann zu heiraten, den ich eigentlich nicht liebe usw. Das für solche Leute "Liebe" oftmals steuerbar ist, hat für mich häufig mit Religion, dem verbohrten Weltbild und mehr zu tun.
Nehmen wir doch mal ganz aktuell Katy Perry als Beispiel. Die US-Popsängerin ist in einem streng religiösen Haushalt groß geworden. Ihr Vater ist Pfarrer. Sie wurde in Camps gegen Homosexuelle aufgezogen, ständig wurde ihr alles vorgedichtet, was richtig und falsch ist. Doch sie hat sich bewusst für den Akt mit einer Frau entschieden und bereut es bis heute nicht. Das ist eine bewusste Entscheidung, weil sie ihren Gefühlen, die offenbar da waren, freien Lauf lies.
Nehmen wir jetzt mich. Ich wurde offenherzig erzogen. Transvestiten, Drag-Queens, Prostituierte, Drogensüchtige usw. waren alles für mich Menschen. Geld für Sex usw. Alles vollkommen normal in meinem kindlichen Gedankengang. Trotzdem habe ich verstanden, was gesellschaftlich nicht angebracht war. Homosexualität war zu meiner Kindheit "erlaubt", aber nicht allgegenwärtig oder beliebt. Heute ist es ja offenbar auch irgendwie "cool".
Aus welchen Gründen auch immer, habe ich mich anfänglich gegen Gefühle zu meiner Ex-Freundin vollkommen gewehrt. Ich habe mir selber eingeredet, dass es die Pubertät sei und man eigentlich doch nicht dasselbe Geschlecht lieben könne. Ich habe mich anfänglich also bewusst gegen das, was ich fühlte entschieden. Nach dem ersten Kuss, der sich gut anfühlte und meinem Körper dasselbe Signal wie mit einem Jungen ausstrahlte habe ich mich gefragt, was ich hier eigentlich tue? Ich stelle meine Gefühle im Hintergrund, weil ich Angst habe? Angst vor der Gesellschaft, vor Reaktionen anderer usw? Nur weil ich offenbar mich in dasselbe Geschlecht verliebt habe.
Ich habe mich dann bewusst entschieden, die Beziehung einzugehen. Die Gefühle waren ja da. Der Rest war bewusst eine Entscheidung, aber meine Gefühle konnte ich ohnehin nicht beeinflussen und das tat ich auch nicht. Bis heute nicht! Ich entscheide mich nicht für die Liebe, sondern für den Menschen, den ich liebe. Das mag bewusst sein, aber Liebe als solches empfinde ich nicht als bewusste Entscheidung, sondern nur das Zulassen.
Ich habe für mich auch erkannt, dass mir das Geschlecht im Allgemeinen komplett egal ist. Ob Transvestit, Homosexuell & Co - juckt mich nicht. Egal in wem ich mich verliebe, ich werde mich, wenn es passt dem hingeben. Ob Mann, der zu einer Frau wurde, Frau die zu einem Mann wurde, homosexuelle Ladie oder ehemalige Schwuler sowie Hetrosexueller. Ist mir heute alles vollkommen egal.
Nicht ich bin das Problem, wenn ich gesellschaftlich dämlich angesehen werde. Ich habe gelernt, dass ich einen Menschen liebe und nicht sein Geschlecht. Das hat mich viele bewusste Entscheidungen gekostet, aber die Liebe selber war da nicht die Entscheidung. Die war da oder nicht. Hoffe, dass ich das jetzt etwas verständlich aus meiner Sicht erklären konnte.
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