Partner wegen Berufswunsch Soldat verlassen?
Ich würde nicht bewusst mich trennen wollen, aber auf die Dauer ist es wahrscheinlich, dass ich eine Trennung in Erwägung ziehe. Natürlich vorausgesetzt, dass dort das Leben nur noch bei der Bundeswehr spielt. Bei einem Bekannten von mir ist das nämlich so, weil er sich für einen längeren Zeitraum verpflichten ließ. Frau ist mehr alleine, als mit ihm zusammen und das Kind zieht sie auf. Das war so nie geplant und jetzt ist es so. Da hilft das Geld eben auch nicht!
Sowas brauche ich per se nicht, aber direkt den Berufswunsch als Trennung nehmen, ne. Es muss dann schon wirklich so sein, dass die Zeit immer weniger wird, weil dann lebt man sich sicherlich schnell auseinander und dann hat eher eine Freundschaft Sinn. Friends with Benefits wäre nicht mein Dingen, aber das ist für einige ja auch eine Idee, wenn da doch noch was ist. Zumal man lieber mit dem gewohnten Menschen sexuell verkehrt, als mit einem Fremden nicht wahr?
Doch das muss wohl jeder für sich wissen. Kommt wohl auch darauf an, wie viel Zeit man wirklich von seinem Partner will. Wenn ich zu Immobilienzeiten noch mit einem Soldaten zusammengewesen wäre, wäre es mir wirklich egal. Ich wäre viel im Ausland, er auch, aber so? Das weiß ich nicht. Schon mein Ex-Freund als Polizist hatte es echt schwer und das war für beide echt hart, weil da durchaus Sehnsucht und Wollen da war, aber beruflich nur Steine im Weg gelegt wurden.
Ich glaube viele haben ein ganz falsches Bild und meinen, dass ein Soldat nie Zuhause ist, maximal am Wochenende kommt oder auch immer Monatelang weg ist. Kann so sein, muss es aber nicht. Denn es kommt stark darauf an, was man in der Bundeswehr macht. Man ist ebenfalls nicht verpflichtet in der Kaserne zu wohnen und entsprechend dort "gefangen" sondern man kann ganz normal wie bei jedem anderen Job auch, eine Wohnung draußen haben und jeden Abend heim kommen. Dann ist es nichts anderes, als wenn man ins Büro fährt morgens und abends wieder heim.
Fortbildungen, Übungen diese kommen ebenfalls mit dazu, aber in welchem Job nicht und nicht immer sind die auch in einem normalen Job in der gleichen Stadt. Dann ist man 1-2 Wochen mal weg. Gleiches auch Auslandseinsatz, wer Arzt bei der Bundeswehr werden möchte, der kann sich darauf einstellen alle 18 Monate für 6 Monate in den Einsatz geschickt zu werden. Aber sitzt man mit der Qualifikation Offizier im Stabsdienst oder in der Materialgruppe, dann eher unwahrscheinlich und man kann nach einem Einsatz betteln gehen um mal zu dürfen.
Gleiches sollte auch klar sein, je nach Truppengattung macht es auch einen Unterschied was man macht. Bewirbt man sich auf einen Posten in der Marine auf einem U-Boot, dann ist man 9 Monate im Jahr auf See und weg. Gleiches auch bei der Luftwaffe auf einem Flugzeugträger. Aber gibt es eben auch anders und da muss man halt sehen was einem selbst entspricht, was man möchte beruflich und Privat.
Ich bin seit einigen Jahren ebenfalls bei der Bundeswehr, habe dort ein gutes Leben. Bis auf die Grundausbildung bei der ich 3 Monate lang nur am Wochenende daheim war, sprich von Freitag Abend bis Sonntag Abend, habe ich ein normales Leben. Ich habe mein Haus, gehe morgens aus dem Haus, arbeite dort und komme abends pünktlich nach Hause. Einsätze habe ich auch schon mitgemacht, auf freiwilliger Basis mich darauf beworben denn vorgesehen sind diese nicht zwangsläufig auf meiner Dienststelle, bringen mich beruflich allerdings weiter von der Beförderung her, als wenn ich das nicht machen würde. Somit im Prinzip auch nichts anderes, als wenn ich in der freien Wirtschaft arbeiten würde. Die Wachdienste am Tor sind inzwischen alle weggefallen, da die zivile Wache beschäftigt wird und somit auch nicht mehr alle 3 Monate einmal ein Wochenende durchgehend Dienst.
Die Besonderheit ist eigentlich bei meiner Stelle nur, dass ich eben die Uniform trage, hin und wieder auch eine Waffe mit mir führe, aber die meiste Zeit liegt diese auch in der Waffenkammer und ich schlage mich mit Kugelschreiber, Computer und Papier herum und führe damit Krieg.
Nein, für mich definitiv kein Grund einen Partner zu verlassen. Mein Ex Partner war ebenfalls bei dem gleichen Laden auf einem anderen Posten in einem anderen Dienstgrad als ich. Er war im Einsatz, alle 18 Monate für die 6 Monate. Geschadet hat es der Beziehung nichts, dazu war er noch mehr auf Übungen als ich und man hat sich teilweise wenig gesehen, aber es gab auch immer wieder Monate dazwischen, dass wir morgens aus dem Haus sind und uns abends gesehen haben. Damit konnten wir beide Leben, aber wir wussten eben auch schon genau was der Beruf mit sich bringt, und sind nicht einem Irrglauben oder dummen Geschwätz hinterher gelaufen.
Auch der Mythos, dass das Telefon klingelt wenn etwas passiert ist ist albern. Ist etwas gravierendes und jemand kommt zu Tode, dann klingelt nicht das Telefon, dann stehen dort Mitarbeiter der Bundeswehr vor der Tür. Je nach Dienstgrad sind es bei einem Offizier dann mindestens zwei Offiziere, die die Nachricht direkt überbringen. Kleine Dinge wie Schnitt am Finger, diese werden gar nicht mitgeteilt und erst Recht nicht am Finger, da dort alles persönlich läuft. Von Panik und Unruhe die man sich selbst macht einfach nur albern, denn es kann auch immer sein, dass der Partner auf dem Weg zu seiner 0815 Arbeitsstelle verunglückt, etwas hat oder sonstiges. Hat man da Angst wenn das Telefon klingelt oder fürchtet das gar?
Alleinerziehend ist im Prinzip jede Frau, die Zuhause bei den Kindern sitzt und der Mann arbeiten geht von morgens bis abends. Denn da hat der Mann unter dem Tage auch mit den Kindern nichts zu tun, sondern maximal abends oder gar am Wochenende. Selbst wenn man also nur am Wochenende nach Hause kommt, ist es kaum anders als in anderen Berufen auch. LKW Fahrer sind ebenfalls mehrere Wochen oder Tage weg, da sieht es dann nicht anders aus. Warum man als Soldatenfrau da also so einen Aufriss macht und sich als die Alleinerziehende darstellt, obwohl es auf tausend andere Mütter in anderen Berufen ebenfalls so aussieht, habe ich noch nie verstanden und muss ich auch nicht verstehen. Denn die Bundeswehr sichert sogar die Kinder von nicht verheiraten Paaren ab, sollte etwas passieren wie auch "nur" die Lebensgefährtin ohne Trauschein. Das macht ansonsten kein Arbeitgeber.
Sorae hat geschrieben:Ich glaube viele haben ein ganz falsches Bild und meinen, dass ein Soldat nie Zuhause ist, maximal am Wochenende kommt oder auch immer Monatelang weg ist. Kann so sein, muss es aber nicht. Denn es kommt stark darauf an, was man in der Bundeswehr macht. Man ist ebenfalls nicht verpflichtet in der Kaserne zu wohnen und entsprechend dort "gefangen" sondern man kann ganz normal wie bei jedem anderen Job auch, eine Wohnung draußen haben und jeden Abend heim kommen. Dann ist es nichts anderes, als wenn man ins Büro fährt morgens und abends wieder heim.
Ok, du hast natürlich recht, dass es bei der Bundeswehr auch viele Verwaltungsberufe gibt, die nicht unbedingt zu Einsätzen fahren. Aber gelten die denn auch als Soldaten? Denn es war ja die Frage, wie man sich verhalten würde, wenn der Partner den Berufswunsch Soldat hat. Wenn man bei der Bundeswehr in der Verwaltung ist, ist man dann auch Soldat? Oder hat das eine andere Bezeichnung? Denn unter einem Soldaten würde ich schon jemanden verstehen, der auch an Einsätzen teilnimmt und nicht jemanden, der beispielsweise die IT in der Kaserne verwaltet oder dort nur Bürotätigkeiten übernimmt.
Einsätze habe ich auch schon mitgemacht, auf freiwilliger Basis mich darauf beworben denn vorgesehen sind diese nicht zwangsläufig auf meiner Dienststelle, bringen mich beruflich allerdings weiter von der Beförderung her, als wenn ich das nicht machen würde. Somit im Prinzip auch nichts anderes, als wenn ich in der freien Wirtschaft arbeiten würde. Die Wachdienste am Tor sind inzwischen alle weggefallen, da die zivile Wache beschäftigt wird und somit auch nicht mehr alle 3 Monate einmal ein Wochenende durchgehend Dienst.
Na ja, dann musstest du nicht zu Einsätzen, wolltest aber und hast dich dafür beworben. Das ist halt auch etwas, was ich mir nicht wünschen würde. Wenn ich einen Partner hätte, der bei der Bundeswehr arbeitet und da zwar keine Einsätze machen muss, aber unbedingt will, dann fände ich das auch nicht so toll. Und dann sprichst du die Beförderungen an. Das ist auch so ein Punkt, es scheint sich viel darum zu gehen, immer einen Dienstgrad höher zu klettern usw.
So als müsste man ein bestimmtes Muster durchlaufen. Das hat man ja so in der freien Wirtschaft nicht. Da hat man einen Posten, wird vielleicht auf mal befördert oder bekommt eine Lohnanpassung, aber man guckt nicht so darauf, nun immer wieder bestimmte Dinge zu machen und Voraussetzungen zu erfüllen, die dann für irgendwelche Aufstiege qualifizieren. In vielen Berufen ist das ja auch gar nicht vorgesehen, dass man befördert wird, da kann man es sich auf seinem Posten gemütlich machen und muss sich nicht wahnsinnig engagieren, um irgendwas zu erreichen.
Nach dem Studium hatte ich mich auch mal in der Verwaltung bei der Bundeswehr beworben, ich hatte da gerade nichts anderes und kannte jemanden, der auch dort gearbeitet hat, der meinte, ich soll es mal versuchen. Und ich fand die ganze Atmosphäre da sehr drückend. Ich stand vor dieser Kaserne oder was das war und musste mal dringend, die haben mich aber nicht eher reingelassen. Ich stand vor der Schranke, hatte 2 Stunden später mein Vorstellungsgespräch und konnte das sogar belegen, aber die ließen mich nicht eher auf das Gelände, sodass ich dann im Wald pinkeln musste. Das hatte mir schon sauer aufgestoßen.
Dann läuft man da durch graue Flure, die eine Freudlosigkeit sondersgleichen ausstrahlen. Und der Offizier oder was auch immer der war, der das Gespräch mit mir geführt hat, war auch kein sonderlich angenehmer Mensch. Bei anderen Vorstellungsgesprächen ist es ja so, dass man erstmal von sich erzählt und warum man sich bewirbt und was man so gemacht hat. Aber der Mensch hatte meinen Lebenslauf in der Hand und mir dann wie bei einem Verhör angehackt Fragen zu einzelnen Stationen gestellt und dann hat er mich noch testen wollen, indem er von mir verlangte, dass ich die Verlage und Autoren irgendwelcher Fachbücher aufsage, was ich natürlich nicht konnte, denn wer merkt sich denn die Autoren?
Ich fand das sehr unangenehm und sie Stimmung gespenstisch. Ich arbeite lieber in einer fröhlichen Umgebung, wo man auch mal lustig ist und sich nicht an solchen Belanglosigkeiten, wie den Autoren irgendwelcher Fachbücher festbeißt. Das habe ich vorher und nachher nie wieder erlebt, dass ich nach solchen Dingen gefragt werde und ich bin ja Doktorand, also ich beschäftige mich schon mit der Fachliteratur. Bei dem Vorstellungsgespräch, da wo ich jetzt arbeite, da wurde auch mal ein Witz beim Vorstellungsgespräch gemacht und es kam so familiär rüber.
Ich kenne ja nur das eine Beispiel. Vielleicht ist es in anderen Kasernen anders. Aber mir war das zu streng und zu unfröhlich. Ich möchte eine lockere und entspannte Arbeitsatmosphäre haben und nicht so eine Befehlskultur. Und ich glaube, ein Partner, der genau das toll fände und genau da arbeiten will, der gerne Befehlsempfänger ist und gerne Befehle gibt, der würde von der Mentalität her nicht zu mir passen.
Sicher ist man in vielen Bereichen Soldat, obwohl man mit Kampfeinsätzen nichts zu tun hat. Ich habe im Bekanntenkreis einige ehemalige Stabsveterinäre. Da hat man eine Grundausbildung an der Sanitätsakademie und eine militärische Grundausbildung für akademische Offiziere. Aber dann arbeitet man beispielsweise am histologischen Institut oder in der Diensthundeklinik oder der Tragtierabteilung.
Wir haben auch noch einen Fotografen, der als Soldat angefangen hat und mittlerweile als Truppenfachlehrer arbeitet und einen ehemaligen Kfz-Mechaniker, der über die Sportförderung zum Bund gekommen ist und da die Ausbildung gemacht hat. Heute ist der Fahrlehrer beim Bund. Im Ausland war nur der Fotograf.
Der einzige, der tatsächlich regelmäßig unterwegs ist, hat sich bewusst dazu entschieden. Wer zur Marine will, ins U-Boot geht und Taucher wird, der weiß, dass er selten daheim vorbeikommen wird. Das liegt in der Natur der Sache. Aber es gibt viele Jobs, die sind eigentlich normal. Schau dir das Bundeswehrkrankenhaus in Koblenz an. Die Ärzte sind alle beim Bund und arbeiten normal. Es ist sehr nett da.
Außerdem ist es in der freien Wirtschaft doch auch nicht anders. In den meisten Jobs, die ein gutes Einkommen bringen, muss man zusehen, wo man bleibt. Regelmäßige Beförderungen gehören da doch auch dazu. Gerade Akademiker bleiben da doch auch nicht auf einer Stufe stehen, sie steigen die Karriereleiter hinauf.
Außerdem ist es in der freien Wirtschaft doch auch nicht anders. In den meisten Jobs, die ein gutes Einkommen bringen, muss man zusehen, wo man bleibt. Regelmäßige Beförderungen gehören da doch auch dazu. Gerade Akademiker bleiben da doch auch nicht auf einer Stufe stehen, sie steigen die Karriereleiter hinauf.
Die Vorstellung, dass es eine Karriereleiter gibt, halte ich inzwischen für überholt. Genauso wenig, wie regelmäßige Beförderungen irgendwo "dazu gehören" würden, auch nicht im akademischen Bereich. Gerade der Begriff "Karriereleiter" suggeriert ja, dass das über mehrere Stufen hinweg gehen würde. Wo findet man das heute noch?
Meistens ist es doch so, dass man irgendwo anfängt und hat eine bestimmte Stelle mehrere Jahre inne, dann kommt vielleicht mal eine Lohnerhöhung oder man kann eine Beförderungen, vielleicht auch zwei miterleben, aber das ist ja dann keine Karriereleiter. Solche klassischen Hierarchien mit zig Stufen gibt es in modernen Unternehmen gar nicht mehr. Da haben wir einen Chef, Abteilungsleiter und die normalen Angestellten und da kannst du als normaler Angestellter maximal Abteilungsleiter werden, also einmal befördert werden.
Die Übernahme von irgendwelchen neuen Projekten oder Aufgaben würde ich nicht als Fortschritt bezeichnen, dafür bekommt man meistens nicht mehr Lohn, sondern das ist dann eher ein Verschieben von Aufgaben. Man macht etwas Neues und etwas Alters gibt man ab. Das ist keine Karriere.
Zitronengras hat geschrieben:Die Vorstellung, dass es eine Karriereleiter gibt, halte ich inzwischen für überholt. Genauso wenig, wie regelmäßige Beförderungen irgendwo "dazu gehören" würden, auch nicht im akademischen Bereich. Gerade der Begriff "Karriereleiter" suggeriert ja, dass das über mehrere Stufen hinweg gehen würde. Wo findet man das heute noch?
Ich würde sagen in 90% der Firmen in der freien Wirtschaft, die eine gewisse Größe haben und nicht zur den Kleinunternehmen sondern eher zum Mittelstand und größer gehören. Damit meine ich aber keine Mittelständler mit vielleicht 50 oder 100 Mitarbeitern.
Natürlich gibt es überall noch eine Form der Karriereleiter oder Möglichkeiten aufzusteigen, sei es mit einem neuen Titel, einer extra Gehaltserhöhung oder mit der Erweiterung des Verantwortungsbereiches oder ganz klassisch, indem man sich auf eine interne Stellenausschreibung mit einer höher dotierten Stelle bewirbt. Nur und das ist der springende Punkt, wenn man keine Leistung zeigt, sich nicht im Job engagiert und nur Dienst nach Vorschrift macht, dann wird kein Chef auf einen zukommen und das ganze anbieten. Der Wille muss vom Mitarbeiter aus kommen.
Übrigens sind alles Tarifgebundenen Unternehmen auch direkt klassische Unternehmen mit Karrierestufen, denn jede Lohngruppe höher ist nur zu erreichen, indem man entweder mehr Erfahrung aufweist oder die eigene Position sich entsprechend ändert. Gehaltsänderungen oder Umgruppierungen auf Grund von Alter gehören natürlich nicht dazu. Und sehr viele Unternehmen, sowie der gesamte öffentliche Dienst sind an Tarifverträge gebunden und diese finden dann Anwendung für jeden Mitarbeiter im Unternehmen, egal ob Akademiker oder Nichtakademiker.
Zitronengras hat geschrieben:Solche klassischen Hierarchien mit zig Stufen gibt es in modernen Unternehmen gar nicht mehr.
Gerade die modernen Unternehmen setzten wieder vielmehr auf Karrierestufen, sogar in der Unterscheidung Führungskraft oder Fachkraft, so kann man in beiden Ebenen aufsteigen, egal ob mit oder ohne Personalverantwortung. Die modernen Unternehmen sehen das als Punkt der Mitarbeitermotivation und wenden das sogar in der Personalgewinnung als Argumentation mit an.
Deshalb gibt es dort dann neben dem Manager häufiger auch Professionals die im Endeffekt auf einer Stufe stehen, nur der eine hat eben Personalverantwortung und der andere mehr Fachverantwortung, denn nicht jeder will auch Personalverantwortung haben, möchte aber dennoch nicht ewig auf seiner Position versauern. Nur weil es dann bei dir nicht gibt oder du das nicht kennst, heißt es noch lange nicht, das es das nicht gibt.
Ich würde sagen in 90% der Firmen in der freien Wirtschaft, die eine gewisse Größe haben und nicht zur den Kleinunternehmen sondern eher zum Mittelstand und größer gehören. Damit meine ich aber keine Mittelständler mit vielleicht 50 oder 100 Mitarbeitern.
Es sind aber 99% aller Unternehmen kleine Firmen oder Mittelständler, haben also maximal 250 Mitarbeiter und 60% der Angestellten arbeiten im kleinen Firmen oder mittelständischen Unternehmen. Das ist also schonmal nicht wenig. 60% der Westdeutschen und 48% der Ostdeutschen werden nach Tarif bezahlt. Das habe ich jetzt mal gegoogelt, das sind aber auch die Zahlen, wie ich sie aus dem Studium kenne. Es sind also keineswegs 90% der Firmen, die nach Tarif bezahlen oder großartige Karrieren anbieten.
Natürlich gibt es überall noch eine Form der Karriereleiter oder Möglichkeiten aufzusteigen, sei es mit einem neuen Titel, einer extra Gehaltserhöhung oder mit der Erweiterung des Verantwortungsbereiches oder ganz klassisch, indem man sich auf eine interne Stellenausschreibung mit einer höher dotierten Stelle bewirbt. Nur und das ist der springende Punkt, wenn man keine Leistung zeigt, sich nicht im Job engagiert und nur Dienst nach Vorschrift macht, dann wird kein Chef auf einen zukommen und das ganze anbieten. Der Wille muss vom Mitarbeiter aus kommen.
Ja, es ist immer der fehlende Wille Schuld, schon klar. Das finde ich so schrecklich, wie man nur so denken kann. Wahrscheinlich glaubst du wirklich daran, dass jeder engagierte Mitarbeiter sonstwohin aufsteigen kann. Dass das in manchen Unternehmen suggeriert wird, kann ich mir auch vorstellen. Aber man sollt schon durchschauen, dass das nicht so stimmt.
Ich habe nicht bestritten, dass es Gehaltserhöhungen geben kann. Aber das ist kein Aufstieg auf der Karriereleiter. Das Gehalt wird immer irgendwann erhöht, sei es aus tariflichen Gründen oder wegen der langen Zugehörigkeit oder aufgrund eines Inflationsausgleiches. Es arbeitet wohl keiner 30 Jahre für den gleichen Lohn. Aber unter einer Karriereleiter verstehe ich was anderes. Genauso wie eine Erweiterung der Verantwortung keine Karriere ist.
Und sehr viele Unternehmen, sowie der gesamte öffentliche Dienst sind an Tarifverträge gebunden und diese finden dann Anwendung für jeden Mitarbeiter im Unternehmen, egal ob Akademiker oder Nichtakademiker.
Es ist knapp die Hälfte der Unternehmen, die tariflich gebunden ist. Und nehmen wir beispielsweise mal den öffentlichen Dienst. Wer arbeitet denn da? Vielleicht eine Krankenschwester im Krankenhaus einer Stadt. Die wird nach TvöD bezahlt. Und was kann die nun für eine Karriere erwarten? Stationsschwester werden und damit das Gleiche machen wie die anderen, aber mit noch mehr Schreibaufgaben? Und dann? Weiter hoch gänge es nicht. Soll das eine Karriere sein?
Oder nehmen wir eine Uni. Die ist auch tarifgebunden. Da hast du den Professor, die Doktoren und die wissenschaftlichen Mitarbeiter und Hilfskräfte sowie angestellte Studenten. Da klettert man aber auch nicht einfach nach oben, sondern muss jeweils einen bestimmten Abschluss dafür haben und wer den nicht hat, der kann noch so toll engagiert sein - er wird nicht weiterkommen. Ich bin auch nebenbei an der Uni beschäftigt, aber als Honorarkraft und damit gilt für mich weder der TvÖD noch irgendeine hierarchische Eingruppierung und ich bin da nicht die einzige Honorarkraft.
Das typischste Beispiel für eine Karriereleiter ist eben die Bundeswehr, wo alles ganz streng hierarchisch organisiert ist. Und da kann man den Begriff Karriereleiter auch wirklich anwenden. Man fängt ganz unten an, dann ist alles nach Dienstgraden gestaffelt und es gibt in vielen kleinen Abstufungen Beförderungen. Das ist tatsächlich eine Karriereleiter. Aber alle anderen Beispiel von dir sind eigentlich keine Marker einer wirklichen Karriere.
Nur weil es dann bei dir nicht gibt oder du as nicht kennst, heißt es noch lange nicht, das es das nicht gibt.
Nö, kenne ich auch nicht und ich wüsste nicht, wo hier irgendwo ein Unternehmen sein sollte, dass "Professionals", wie du es nennst, beschäftigt. Vielleicht in irgendwelchen Konzernen, aber solche Konzerne sind eben Minderheiten und daher kann man das nicht mit dem Normalfall eines Arbeitnehmers vergleichen. Wenn man wissen will, wie die normale Arbeitswelt aussieht, dann darf man nicht den Abhandlungen in irgendwelchen Manager Magazinen glauben.
Zitronengras hat geschrieben:Ok, du hast natürlich recht, dass es bei der Bundeswehr auch viele Verwaltungsberufe gibt, die nicht unbedingt zu Einsätzen fahren. Aber gelten die denn auch als Soldaten? Denn es war ja die Frage, wie man sich verhalten würde, wenn der Partner den Berufswunsch Soldat hat. Wenn man bei der Bundeswehr in der Verwaltung ist, ist man dann auch Soldat? Oder hat das eine andere Bezeichnung? Denn unter einem Soldaten würde ich schon jemanden verstehen, der auch an Einsätzen teilnimmt und nicht jemanden, der beispielsweise die IT in der Kaserne verwaltet oder dort nur Bürotätigkeiten übernimmt.
Warum sollten das keine Soldaten sein? Natürlich sind das ebenfalls Soldaten und nur weil sie nicht in den Einsatz gehen, haben sie die gleiche Ausbildung der Grundausbildung durchlaufen, sind ebenfalls in der Lage eine Waffe zu führen, müssen ihre jährlichen sportlichen Leistungen und Schießleistungen ablegen. Auf Übungen fahren diese ebenfalls, allerdings dann auch meistens nur in einem reduzierten Bereich. Aber auch dort sind diese mit dabei, denn auch auf einem Gefechtsstand braucht es die IT und die Verwaltung die sich um den Nachschub und alles weitere kümmert. Ganz ausgenommen sind diese davon ebenfalls nicht, es ist einfach nur seltener, dass diese auch mal mit raus kommen als wenn man in einer kämpfenden Einheit sich befindet.
Man muss aber auch unterscheiden, es gibt auch innerhalb der Bundeswehr zivile Stellen, dass sind dann natürlich keine Soldaten. Die Verwaltung besteht aus mehreren Teilen, manche sind Soldaten und andere nicht. Die Sekretärin muss keine kämpferische Ausbildung durchlaufen haben, damit sie ihren Aktenberg abarbeiten kann oder auch mal ein Schreiben tippen. Genauso wenig muss die Abrechnung der Besoldung diese durchlaufen haben und so gibt es doch einige Posten in der Bundeswehr, die keine Soldaten sind aber dennoch ihren Teil dazu beitragen. Daher wird auch unterschieden, wie man bereits auf der Seite der Bundeswehr sehen kann, für welchen Bereich man sich entscheidet. Die Zivilen sind nicht auf Übung, sind nicht in Einsätzen aber dennoch notwendig damit es auch alles läuft im Hintergrund.
Tritt der Fall der Fälle ein und Deutschland wird angegriffen, dann wird dem Soldat aus der Verwaltung ebenfalls die Waffe gereicht in der Waffenkammer und er steht mit an der Front wie er eingeteilt worden ist mit seinen Fähigkeiten und seinem Dienstposten. Es ist nicht so, dass diese auch nur im Inland sitzen mit ihrer Verwaltung, in so ziemlich jeder Botschaft auf der Welt findest du noch Bundeswehrdiplomaten die ebenfalls Soldaten der Bundeswehr sind und dort beratend zur Seite stehen. Also nur weil man sich im Stabsdienst bewirbt, muss man dort auch nicht in einer deutschen Kaserne am Ende sitzen. Zählt dann von der Beförderung her wie ein Auslandseinsatz und man kann weiter nach oben kommen vom Dienstgrad, mit der entsprechenden Stehzeit.
Karriereleiter kann man nennen was man möchte, egal ob dort oder in der freien Wirtschaft. Beförderungen bringen mehr Geld mit sich, dort bekommt man dann noch einen anderen Dienstgrad und kann sich damit auf neue Stellen bewerben, neue Fähigkeiten aneignen. Machbar ist es auch noch heute vom kleinen Gefeiten bis zum Major zu kommen, wenn man entsprechende Eignung und Bewertungen mitbringt, aber alleine damit man das schafft, braucht man den Berufssoldatenstatus und den zu bekommen ist mehr als schwer, auch für jemanden der bereits höher eingestiegen ist und alles nach dem optimalen Weg gemacht hat, mit hervorragenden Bewertungen. Ansonsten gibt es halt die Pflichtbeförderungen nach Zeit X, dann steigt man auch auf sofern der Dienstposten darunter passt und es vorgesehen ist, dass jemand Stabsfeldwebel wird. Einige Posten lassen eben nur Hauptfeldwebel zu und derjenige muss dann auch nicht hoffen, dass er weiter befördert wird solange er auf diesem Posten sitzt auch wenn die Pflichtzeit erfüllt wurde.
Zitronengras hat geschrieben:Es sind also keineswegs 90% der Firmen, die nach Tarif bezahlen oder großartige Karrieren anbieten.
Ich schrieb nicht 90% aller Firmen, sondern 90% aller Firmen mit mehr als 50 oder 100 Mitarbeitern. Mir fallen sogar spontan 2 Firmen ein, einmal mit ca. 40 Mitarbeitern und einmal mit 80 Mitarbeitern, die eine Karriereleiter haben. Aber eben eher auf der Professional Ebene.
Ja, es ist immer der fehlende Wille Schuld, schon klar. Das finde ich so schrecklich, wie man nur so denken kann. Wahrscheinlich glaubst du wirklich daran, dass jeder engagierte Mitarbeiter sonstwohin aufsteigen kann. Dass das in manchen Unternehmen suggeriert wird, kann ich mir auch vorstellen. Aber man sollt schon durchschauen, dass das nicht so stimmt.
Na klar, man muss durchschauen, dass es nicht so stimmt. Ich lache mich weg, denn oh Wunder, ich lebe das Ganze jeden Tag und sehe, wie das in jedem Unternehmen, in dem ich gearbeitet habe, gehandhabt wurde, denn ich habe unter anderem direkt mit dem Instrument zu tun.
Ohne Leistung, Engagement und Wille gibt es auch keinen Aufstieg, wieso denn auch? Was will man denn ansonsten belohnen? Außerdem habe ich nicht geschrieben, dass man sonst wohin aufsteigen kann, sondern das es Möglichkeiten gibt, aufzusteigen. Nicht jeder kann Führungskraft werden, das ist klar, aber jeder kann mehr Verantwortung übernehmen.
Um mal schön bei deinem Beispiel Krankenschwester zu bleiben. Da wird zum Beispiel unterschieden zwischen Normalstation und Intensivstation, dafür muss man mehr Verantwortung tragen können, verdient aber auch mehr. Nur ohne Zusatzausbildung geht das auch wieder nicht. Hab ich also keinen Bock darauf, dann komme ich auch nicht auf die Stelle, das nennt sich dann auch Motivation und Engagement.
Ich habe nicht bestritten, dass es Gehaltserhöhungen geben kann. Aber das ist kein Aufstieg auf der Karriereleiter. Das Gehalt wird immer irgendwann erhöht, sei es aus tariflichen Gründen oder wegen der langen Zugehörigkeit oder aufgrund eines Inflationsausgleiches.
Ich schrieb nicht Gehaltserhöhrungen, sondern extra Gehaltserhöhung und das ist ein sehr großer Unterschied, denn es hat nichts mit turnusmäßigen Entgelterhöhungen zu tun. Es gibt einige Tarifverträge die eine so genannte Leistungszulage beinhalten, diese gibt es zusätzlich zur eigentlichen Tarifstufe und je nach Leistung gibt es noch mal einen bestimmten Prozentsatz des Grundentgeltes dazu.
Auch hier, es gibt diese Zulage nur, wenn man die entsprechende Leistung bringt und wenn man diese irgendwann nicht mehr bringt, dann kann diese auch wieder gestrichen werden. Außerdem ist das auch immer ein Indiz dafür, das jemand der immer an der oberen Grenze der Leistungszulage liegt, für die nächste Tarifstufe im Auge behalten wird, denn die Leistung liegt dann weit über dem, was in seiner Tarifstufe gefordert wird.
Es ist knapp die Hälfte der Unternehmen, die tariflich gebunden ist. Und nehmen wir beispielsweise mal den öffentlichen Dienst. Wer arbeitet denn da? Vielleicht eine Krankenschwester im Krankenhaus einer Stadt. Die wird nach TvöD bezahlt. Und was kann die nun für eine Karriere erwarten?
Es gibt sehr viele Betriebe die nach TvöD bezahlt werden. Die Stadt selber, städtische Krankenhäuser, städtische Betriebe jeglicher Art die noch nicht privatisiert wurden (Müllabfuhr, Stromversorger, Stadtwerke können dazu zählen), Erziehungseinrichtungen, Sparkassen, Landesbanken, aber auch viele Firmen auf Bundesebene, wie zum Beispiel die Bafin, Bundesbehörden (wenn nicht verbeamtet wird), Hochschulen natürlich auch. Brauchst du noch mehr Beispiele?
Da hast du den Professor, die Doktoren und die wissenschaftlichen Mitarbeiter und Hilfskräfte sowie angestellte Studenten.
Und die ganzen Mitarbeiter in der Verwaltung der Hochschule hast du gerade mal eben vergessen, denn die alle werden nach TvöD bezahlt. Und genau bei denen, gibt es Stufen, von der Assistenz, Sachbearbeitung, Referent, Teamleiter, bis hin zum Vorgesetzten. Das sind also alles keine Möglichkeiten eines Aufstieges?
Und nicht nur die Bundeswehr ist dafür ein typisches Beispiel. Es gibt so viele andere. Sparkassen / Banken zum Beispiel ebenfalls. Man macht seine Ausbildung und ist Bankkaufmann und bleibt dann am Schalter und ähnlichen Positionen oder man macht eine große Weiterbildung ist und ist Bankfachwirt oder ein Studium und ist Betriebswirt. Es gibt aber auch noch die kleinen Weiterbildungen mit Spezialisierungen, Kundenberater, Firmenkundenberater, Kreditspezialist, Firmenkundenkreditspezialist.
Damit geht man erstmal in die Spezialisierung und dann folgt nach und nach die Verantwortung, die wird dann in Form von Budget vergeben. Erst darf man vielleicht Kredite in Höhe von 250.000 € bearbeiten, dann 500.000 €, 1.000.000 € und irgendwann noch höher. Das sind alles Stufen in der Karriereleiter, denn mit mehr Verantwortung, gibt es ggf. einen neuen Titel und noch einen Gehaltszuschlag. Aber gibt es ja alles nicht.
Nö, kenne ich auch nicht und ich wüsste nicht, wo hier irgendwo ein Unternehmen sein sollte, dass "Professionals", wie du es nennst, beschäftigt. Vielleicht in irgendwelchen Konzernen, aber solche Konzerne sind eben Minderheiten und daher kann man das nicht mit dem Normalfall eines Arbeitnehmers vergleichen. Wenn man wissen will, wie die normale Arbeitswelt aussieht, dann darf man nicht den Abhandlungen in irgendwelchen Manager Magazinen glauben.
Definitiv nicht nur in irgendwelchen Konzernen und glaub mir, ich glaub nicht irgendwelchen Abhandlungen irgendwelcher Manager oder Magazinen. Denn so Magazine lese ich selten bis gar nicht, ich guck mir das lieber selber in den Unternehmen an und sorge dafür, dass das auch umgesetzt wird.
Und wo du so ein Unternehmen findest, was so genannte Professionals beschäftigt, hab ich ja oben schon gesagt, in deiner eigenen Hausbank. Nur das sie das ganze nicht zwingend mit dem Begriff Professional bezeichnen müssen, aber das eben der Kreditverantwortliche mit 1.000.000€ Verantwortungsbereich mehr Berufserfahrung und Verantwortung hat, als jemand am Schalter. Statt Professional kann man das ganze auch Fachkarriere nennen.
Ich schrieb nicht 90% aller Firmen, sondern 90% aller Firmen mit mehr als 50 oder 100 Mitarbeitern. Mir fallen sogar spontan 2 Firmen ein, einmal mit ca. 40 Mitarbeitern und einmal mit 80 Mitarbeitern, die eine Karriereleiter haben. Aber eben eher auf der Professional Ebene.
Wenn ein Unternehmen 50 bis 100 Mitarbeiter hat, dann ist es ja ein KMU, also ein kleines oder mittleres Unternehmen und die meisten Firmen dieser Größe sind Handwerksbetriebe, Produktionsunternehmen oder einfache Dienstleister. Das weiß ich, da ich selbst in dem Bereich forsche. Bei solchen Firmen wird man die Berufsbezeichnung „Professional“ nicht finden. Das ist ein Anglizismus, das hast du in Firmen, die einen auf „Wir sind hipp und modern“ machen, also meinetwegen IT oder Consulting. Dass dir zwei Firmen einfallen, wo das so ist, schließt ja nicht aus, dass es 98 Firmen geben mag in Deinem Umfeld, auf die das nicht zutrifft.
Ohne Leistung, Engagement und Wille gibt es auch keinen Aufstieg, wieso denn auch? Was will man denn ansonsten belohnen? Außerdem habe ich nicht geschrieben, dass man sonst wohin aufsteigen kann, sondern das es Möglichkeiten gibt, aufzusteigen. Nicht jeder kann Führungskraft werden, das ist klar, aber jeder kann mehr Verantwortung übernehmen.
Du betest damit aber genau das her, was die Leute schön antreiben soll. Strengt euch an, dann könnt ihr aufsteigen usw. Ich finde, so einfach ist es nicht zu sehen. Zum einen gibt es Leute, die in Bereichen arbeiten, wo sie nicht einfach ersetzbar sind und auch wenn die ihre Aufgaben nur mittelmäßig bearbeiten, wird man vielleicht versuchen, die irgendwie zu belohnen oder denen eine Lohnerhöhung zukommen zu lassen, selbst wenn sie sich nicht anstrengen, aber man hätte für sie keinen Ersatz, wenn sie gehen. Zum anderen gibt es auch Bereiche, wo Menschen sich sicherlich sehr anstrengen, aber ein Aufstieg gar nicht vorgesehen ist.
Um mal schön bei deinem Beispiel Krankenschwester zu bleiben. Da wird zum Beispiel unterschieden zwischen Normalstation und Intensivstation, dafür muss man mehr Verantwortung tragen können, verdient aber auch mehr. Nur ohne Zusatzausbildung geht das auch wieder nicht. Hab ich also keinen Bock darauf, dann komme ich auch nicht auf die Stelle, das nennt sich dann auch Motivation und Engagement.
Das Beispiel hinkt aber ordentlich. Was hat denn die Schwester davon, auf der Intensivstation zu arbeiten? 20 Euro mehr im Monat? Für den Stress, den die sich da antut? Das empfinde ich nicht als aufstieg. Das ist ein Tausch eines Arbeitsbereiches gegen einen anderen, der keine wesentlichen Vorteile bringt.
Ich schrieb nicht Gehaltserhöhrungen, sondern extra Gehaltserhöhung und das ist ein sehr großer Unterschied, denn es hat nichts mit turnusmäßigen Entgelterhöhungen zu tun. Es gibt einige Tarifverträge die eine so genannte Leistungszulage beinhalten, diese gibt es zusätzlich zur eigentlichen Tarifstufe und je nach Leistung gibt es noch mal einen bestimmten Prozentsatz des Grundentgeltes dazu.
Das ist dann aber eigentlich auch keine Beförderung, sondern das ist eben ein Leistungsbonus. Eine Beförderung ist etwas, wo man sich auch ein wenig drauf ausruhen kann. Für den Bonus hingegen muss man immer in einem gewissen Bereich sein, sonst wird der Bonus weniger oder fällt weg. Wenn man es positiv sieht, dann könnte man sagen, es wird Engagement belohnt. Man kann aber auch anders herum sagen, dass es ein Instrument ist, um Mitarbeiter dazu anzuspornen, sich noch mehr anzustrengen, was den Konkurrenzdruck der Mitarbeiter untereinander erhöht, Menschen zum übermäßigen Verausgaben anspornt, Stress erzeugt, sozialen Unfrieden hervorruft; Leistungsdruck aufbaut, Abhängigkeiten schafft.
Vielleicht sollte man sich als Arbeitnehmer auch fragen, ob man das Spielchen mitmacht und ob es sich lohnt, sich für meinetwegen 100 Euro mehr im Monat zu verausgaben. Ob das die Lebenszeit, die das frisst, wirklich wert ist. Oder ob man nicht besser und glücklicher lebt, wenn man in seinem Wohlfühltempo arbeitet und dafür zwar etwas weniger Geld hat, aber psychisch gesünder ist.
Und die ganzen Mitarbeiter in der Verwaltung der Hochschule hast du gerade mal eben vergessen, denn die alle werden nach TvöD bezahlt. Und genau bei denen, gibt es Stufen, von der Assistenz, Sachbearbeitung, Referent, Teamleiter, bis hin zum Vorgesetzten. Das sind also alles keine Möglichkeiten eines Aufstieges?
Aufstieg ja, aber großartige Karriereleiter nein. Teamleiter in der Verwaltung ist doch wirklich keine großartige Karriere. Also wenn du alles als Karriere bezeichnest, bei dem jemand mal eine andere Aufgabe übernimmt, dann verwendest du den Begriff aber sehr großzügig.
Damit geht man erstmal in die Spezialisierung und dann folgt nach und nach die Verantwortung, die wird dann in Form von Budget vergeben. Erst darf man vielleicht Kredite in Höhe von 250.000 € bearbeiten, dann 500.000 €, 1.000.000 € und irgendwann noch höher. Das sind alles Stufen in der Karriereleiter, denn mit mehr Verantwortung, gibt es ggf. einen neuen Titel und noch einen Gehaltszuschlag. Aber gibt es ja alles nicht.
Ja, was hat man davon? Was habe ich von mehr Verantwortung? Ist das immer besser? Bringt einem das was? Und wenn man da ein paar Euro mehr bekommt, ist es das wert?
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