Müsst ihr in Gesprächen immer eure eigene Meinung äußern?

Ich habe natürlich schon immer meine eigene Meinung zu bestimmten Themen, wobei ich diese aber nicht unbedingt immer äußern muss. Wenn ich mich mit meinem Freund oder einer Freundin unterhalte, äußere ich meine Meinung immer, aber das ist nicht unbedingt dann der Fall, wenn ich in einer großen Runde bin oder wenn ich mit einer Person spreche, die ich nicht so gut kenne.

Wenn ich weiß, dass ich dadurch vielleicht sogar einen Streit hervorrufen könnte, behalte ich meine Meinung auch manchmal für mich. Ich mag es auch nicht immer, im Mittelpunkt zu stehen, so dass ich mir manchmal meinen Teil einfach nur denke.

"Müsst" ihr immer eure eigene Meinung äußern, wenn ihr anderer Meinung als jemand anderes seid? Oder behaltet ihr eure Meinung auch manchmal für euch, wenn ihr dadurch die ganze Aufmerksamkeit auf euch lenken oder sogar einen Konflikt riskieren würdet?

Ich finde deine Einstellung ganz vernünftig. Früher habe ich immer ganz offen meine Meinung gesagt, egal mit wem ich im Gespräch war. Dadurch habe ich mir einigen Ärger eingebrockt. Ich habe kein grundsätzliches Problem mit Streit, weil das Leben nicht immer Friede-Freude-Eierkuchen ist. Aber ich musste im Laufe der Jahre lernen, dass es Menschen gibt, die einen Streit nicht vergessen können und es ihrem Gegenüber mit 10-facher Münze heimzahlen.

Mit meiner offenen Art habe ich mir nicht nur Freunde gemacht. Wenn man einen neuen Job hat, sollte man in der Anfangsphase ganz vorsichtig sein und sich zurückhalten. Ich wollte mal unbedingt zeigen, dass meine Einstellung ein Gewinn für die Firma war und habe schon nach kurzer Zeit meine eigenen Ideen vorgetragen. Das hat einigen Leuten gar nicht gepasst, und so fand ich mich nach einer Weile als Mobbingopfer wieder.

Auch privat ist es ratsam, im Umgang mit Fremden vorsichtig zu sein. Wenn man weiß, dass man die betreffenden Leute nicht mehr sehen wird, ist es egal was man so von sich gibt. Beim Aufbau von neuen Kontakten sollte man sich lieber langsam herantasten, wenn man noch nicht weiß, wie die Menschen ticken.

Ich mache das eher von der Situation und von meinem Gesprächspartner abhängig. Einer guten Freundin oder dem Partner sollte man immer die Meinung sagen können. Ob man es tut, ist eine andere Sache und jedem selbst überlassen. Aber wenn mir eine Freundin zum Beispiel ein Kleidungsstück im Internet zeigt und nicht sicher ist, ob sie es kaufen möchte oder nicht, dann sage ich auch offen meine Meinung, was ich von diesem Teil finde oder ob ich es kaufen würde oder nicht.

Bei Fremden, möglicherweise noch dem Chef oder Arbeitskollegen wäre ich deutlich vorsichtiger. Gerade wenn man noch neu in dem Job ist und noch nicht alle kennt, kann man ansonsten sehr schnell jemandem auf den Fuß treten und sich so leider Feinde machen ohne es beabsichtigt zu haben.

Nein. Manche Leute sind einfach doof und nicht davon zu überzeugen, dass ich recht habe. Also halte ich den Mund und rolle innerlich mit den Augen. Wahrscheinlich habe ich deswegen so wenige Freunde.

Aber Spaß beiseite: Generell mag ich eine angeregte Diskussion durchaus, und wenn ich von meiner Meinung ein bisschen zu überzeugt bin, so gibt es genügend Gesprächspartner, welche mich in dieser Hinsicht wieder zurecht stutzen und mein Ego wieder auf ein vernünftiges Maß reduzieren helfen. Aber es gibt auch Leute, die nicht zuhören und sowieso nur in ihr eigenes Horn tuten, sei es auch noch so verstimmt. Diese Zeitgenossen möchten kein Gespräch und auch keine Diskussion unterschiedlicher Positionen, sondern Publikum für ihr Gelaber.

Im zweiteren Fall ist es mir oft schlicht zu anstrengend, mir Gehör zu verschaffen und meine Meinung hervor zu pressen, während mein Gegenüber tapfer versucht, mich zu übertönen, zu unterbrechen oder einfach zu ignorieren. So wichtig ist mir meine Meinung dann doch nicht, sodass ich dann einfach den Mund halte und warte, dass der Krach aufhört. In der Regel merkt es diese Sorte Mensch oft nicht einmal, dass sie früher oder später eine einseitige Diskussion mit sich selber führt, während ich gedanklich in der Nase bohre und vor mich hin schaue.

Ich mach es auch davon abhängig, mit wem ich rede und wie die Person an sich ist. Bei Freunden sag ich normal immer meine Meinung - außer die Situation ist halt kritisch. Beispielsweise würde ich mich meinungstechnisch zurückhalten, wenn gerade ein Trennung vollzogen wurde.

In solchen Fällen weiß man einfach, dass viele ein wenig empfindlich sind, wenn man dann dazu seine Meinung kundtut. Man möchte auch keinem auf dem Schlips treten. Ich zumindest mach das in so einem Fall nicht. Aber ansonsten sag ich halt meine Meinung, weil ich finde bei Freunden sollte das möglich sein. Man will ja ehrlich sein dürfen. Gehört für mich zu einer guten Freundschaft.

Bei Familie hängt es von der Person ab. Mit einigen kann man vernünftig reden/diskutieren. Bei meiner Mutter könnte ich sagen was ich will, sie würde auf ihre Meinung beharren und selbst bei entsprechendem Nachweis nicht umdenken. Da würde ich gar nichts sagen, einfach weil ich weiß es bringt nichts.

Bei Fremden bin ich auf jeden Fall vorsichtig, weil man da die Person nicht unbedingt einschätzen kann. Ich könnte da nicht sagen, ob die Person eine ehrliche Meinung verträgt bzw. generell tolerant aufgeschlossen ist gegenüber anderen Meinungen. Darum würde ich da auch abwarten und erstmal herantasten.

Bei Arbeitskollegen etc. ebenfalls - da würde ich meine Meinung auch eher für mich behalten. Da ist es auch nicht so wichtig für mich. Ist halt Berufsleben und da halte ich mich das Umfeld lieber 'steril' und frei von Ärgernissen.

Ich muss fast immer meine Meinung kundgeben. Ich bleibe dabei sachlich und ruhig. Solange man sich nicht wie ein Klugscheißer benimmt und die anderen Personen belehren möchte, stört dies auch die meisten Personen nicht. Zumindest hat sich noch nie jemand beschwert.

Nein, muss ich nicht. Obwohl das auch nicht das richtige Verhalten wäre, denn man kann eine andere Meinung immer gut in ein Thema einfließen lassen und auch gut diskutieren mit den entsprechenden Leuten. Sind das aber Menschen die ohnehin auf ihre Meinung eingefahren sind, keine andere Meinung zulassen oder auch auch in diesem Moment keinen Bedarf an einer aktiven Beteiligung des Gespräches habe, dann unterlasse ich es mir auch.

Denn ich finde es einfach verschwendete Zeit und auch Energie, wenn man jemanden seine Meinung mit logischen Thesen und Fakten belegen kann, der sich festgefahren hat und nichts mehr an einem Standpunkt rüttelt, dessen Meinung die einzige wahre ist. Bei manchen Menschen habe ich auch einfach keine Lust mich mit diesen zu befassen und großartig ein Gespräch anzufangen oder auch aufrecht zu erhalten und auch da ist es dann wenig Sinnvoll, wenn man anfängt obwohl man daran nun kein Interesse hat.