Sich nur aus reinem Pflichtbewusstsein bei jemandem melden?

Meine Eltern haben beide ein sehr schlechtes Verhältnis zu ihren ganzen Verwandten. Mit vielen sind sie im Streit, wobei der Kontakt abgebrochen wurde, wobei sie sich bei den restlichen Verwandten aber auch nicht wirklich oft melden. Etwa ein bis zweimal jährlich rufen sie dann aber aus reinem Pflichtbewusstsein bei einigen Verwandten an, gerade an Geburtstagen oder an Weihnachten. Da schauen sie dann aber auch, dass sie den Anruf so schnell wie möglich hinter sich bringen.

Bei mir gibt es eigentlich keine Person, bei der ich mich regelmäßig aus reinem Pflichtbewusstsein melde. Entweder ich habe gerne Kontakt zu jemandem, es ist wirklich notwendig oder ich habe gar keinen Kontakt. Meldet ihr euch auch manchmal nur aus reinem Pflichtbewusstsein bei anderen Personen?

Es gab schon Phasen in meinem Leben, da war das bei meinen Eltern und mir so. Da habe ich mich nur bei ihnen gemeldet, weil man das eben so macht. Zu der Zeit hatten wir viel Streit. Mittlerweile melde ich mich immer noch nicht extrem oft, aber da sie sich einigermaßen Mühe geben, schon wieder öfter und vor allem auch recht freiwillig. Wobei ich das auch nicht als schön empfinde, wenn man das alles aus einer Pflicht heraus macht.

Ich habe einige Freunde, mittlerweile eher Bekannte, die schnell beleidigt sind, wenn ich mich nicht regelmäßig bei ihnen melde. Ich darf mir dann immer anhören, dass ich mich ja nie melden würde.

Ich bin aber auch mit sporadischem Kontakt zufrieden und gerade durch dieses "Geklammere" meiner Bekannten gehen sie mir so auf die Nerven, dass das sich Melden zum Pflichtgefühl wird. Es ist ein Teufelskreis.

Ich bin leider richtig schlecht in Sachen Sozialkontakte und muss mich daher auch nicht wundern, dass ich so wenig Freunde habe. Auch bei Verwandten melde ich mich eigentlich nie aus eigenem Antrieb, sondern maximal bei Familienfeiern wie etwa Geburtstagen. Aber selbst diese halte ich nicht diszipliniert ein, sondern neige dazu, sie zu vergessen. Umgekehrt kann ich daher auch nicht (mehr) erwarten, zu meinem Geburtstag oder ähnlichen Anlässen gesondert Aufmerksamkeit zu bekommen. Ehrlich gesagt ist mir das auch ganz recht. Ich bin einfach nicht gesellig.

Aus Pflichtbewusstsein halte ich eigentlich nur den Kontakt zu meinem Vater aufrecht. Wenn es nach meiner eigenen Bequemlichkeit ginge, würde ich nicht jedes zweite oder dritte Wochenende drangeben, um ihm Gesellschaft zu leisten. Wir haben zwar kein schlechtes Verhältnis, aber die reine Freude ist es dennoch nicht immer, seinen eigenen Kram vernachlässigen zu müssen, um es anderweitig dann doch nicht recht machen zu können. Deswegen kann ich hier schon behaupten, dass mein Pflichtbewusstsein die Hauptursache ist, weswegen ich mich hier besonders engagiere, und weniger der Spaß an der Freude.

Natürlich gibt es das Pflichtbewusstsein und nicht alle Kontakte hat man gleich gerne oder auch immer Lust auf das wöchentliche Telefonat welches immer Samstags 11 Uhr stattfindet und das schon seit Jahren. Solche Dinge sehe ich als Pflicht an wenn der Anruf kam von der Großmutter meines Ex Partners, einfach weil sie weiterhin am Leben ihres Urenkels teil haben wollte, mich das aber manchmal schon genervt hat mit den festen Zeiten. Dennoch habe ich aus reiner Pflicht und auch Anstand wegen die Termine eingehalten und bin nicht stiften gegangen, dass das Telefon unbesetzt war.

Pflichtbewusstsein sind auch die Geburtstagskarten für Kunden, Geschäftspartner und auch die Weihnachtskarten die man umher schickt. Ist zwar nett, aber auch nervig und wenn man es nicht macht, dann hat man direkt einen Grund geliefert warum Beziehungen schnell angespannt werden. Also macht man es halt, auch wenn einem die Lust danach nicht ist und man auch nicht zu jedem Kunden und Partner gerne Kontakt hat. Zum einen mehr, zum anderen weniger. Aber würde mir jemand dermaßen gegen den Strich gehen und ich wäre davon nicht Abhängig in irgendeiner Form, dann greift dieses Pflichtbewusstsein auch nicht.