Freundschaft mit Nachbarn bewusst vermeiden?

Im Haus neben uns sind in der vergangenen Woche neue Nachbarn eingezogen. Das Haus wurde von der Vorbesitzerin verkauft, nachdem ihr Mann verstorben war und sie nun in einer Wohnung mit Betreuung untergebracht wurde.

Wir haben zu diesen bisherigen Nachbarn ein freundliches, aber kein freundschaftliches Verhältnis gehabt. Man grüßte sich, wenn man sich sah, aber ansonsten ging jeder seine eigenen Wege. Es wurde sich nicht gegenseitig zu bestimmten Festen eingeladen und auch nicht gemeinsam gegrillt.

Meine Partnerin hat in der Vergangenheit sehr schlechte Erfahrungen mit einem ehemaligen Nachbarn gemacht, als wir noch nicht zusammen wohnten. Aufgrund dieser Erfahrungen will sie es ganz bewusst vermeiden, Freundschaften mit unseren jetzigen - oder neuen - Nachbarn einzugehen.

Ich habe damit ehrlich gesagt auch kein Problem, da ich in einer solchen Freundschaft mit Nachbarn ohnehin einige Probleme sehe und ich meinen Freundeskreis mag wie er ist. Ich muss nicht unbedingt neue Freunde finden.

Nun gibt es aber einige Leute in unserem Bekanntenkreis, die das gar nicht verstehen können. Wenn sich eine Freundschaft mit den Nachbarn im gleichen Alter nicht ergibt, ist es eine Sache. Diese aber ganz bewusst zu vermeiden können viele nicht nachvollziehen.

Ist das für euch nachvollziehbar und vermeidet ihr es vielleicht auch, Freundschaften mit euren Nachbarn einzugehen? Also entscheidet ihr euch ganz bewusst dagegen, dass die nachbarschaftliche Beziehung anfängt zu tief zu gehen? Oder wollt ihr immer sofort Freunde mit neuen Nachbarn sein und zählen diese für euch zum festen Freunde- und Bekanntenkreis?

Ich kann schon verstehen, wenn man das vermeiden will, aber ich denke auch, dass man das so grundsätzlich nicht vorher sagen sollte. Immerhin kann es ja auch sein, dass sehr nette Nachbarn nebenan einziehen und man im selben Alter ist. Dann kann man ja auch eine Freundschaft anfangen. Sollte es dann nicht klappen, ist das natürlich blöd und man muss sicherlich auch öfter etwas zusammen machen, aber Freunde in nächster Nähe wohnen zu haben kann auch nicht schaden.

Ich würde dem einfach offen gegenüberstehen. Wenn da nette Menschen einziehen und es sich so ergibt, würde ich es nicht verhindern und sonst kann man sich ja einfach normal grüßen und jeder lebt sein Leben, das ist dann auch in Ordnung.

Es ist meines Erachtens wichtig, eine gesunde Distanz zum Nachbarn zu haben. Eine Freundschaft birgt auch immer eine Gefahr, man macht sich angreifbar, wenn die Freundschaft durch etwas erschüttert wird.

Gerade wenn man ein Haus hat und der Nachbar ebenfalls ein Haus besitzt, ist es nicht so einfach die Segel zu streichen oder sich zu distanzieren, wie bei einem Wohnungsmietverhältnis.

Wenn schmutzige Wäsche gewaschen wird, z.B. bei einen andauernden Konflikt mit dem Nachbarn, kann es sehr von Nachteil sein, wenn der ehemals befreundete Nachbar, sehr große Einblicke in das Privatleben hatte. Es muss meines Erachtens also immer eine Grenze geben.

Ich beschränke den Kontakt mit den Nachbarn immer auf das nötigste, wenn ich ehrlich bin. Ich meine, man nimmt für den Nachbarn mal ein Paket an oder bei Bedarf hilft man sich mit Zucker oder was auch immer aus, aber ansonsten meidet man sich. Ich nenne das "gesunde Distanz" zum Nachbarn, was meiner Ansicht nach absolut notwendig ist.

Ich habe mich zufälligerweise erst gestern über dieses Thema mit einer guten Freundin unterhalten. Zu ihr habe ich auch gesagt, dass mir Familie wichtiger ist oder eben "wahre Freundschaften", die sich bewährt haben. Ich weiß sowieso, dass ich ein mehr oder weniger "nomadiges" Leben leben werde und deswegen brauche ich nicht an jedem Wohnort superdicke Freundschaften mit dem Nachbarn zu schließen.

Ich möchte auch keine Freundschaften mit Nachbarn. Ich habe da ebenfalls schlechte Erfahrungen gemacht und würde so einen Fehler nicht wieder machen wollen. Ich grüße immer und manchmal bleibt man auch für ein kurzes Gespräch stehen, aber das war es dann auch schon.

Natürlich sind auch schon mal kleine Gefallen drin, wenn die ältere Nachbarin ihre Mülltonne nicht alleine an die Straße bekommt oder ähnliches. Aber es gibt da kein gemeinsames Kaffee trinken oder ähnliches. Das würde mir auch zu weit gehen und ich denke, dass ein sehr enger Kontakt zu den Nachbarn meist irgendwann doch zu Streit führt.

Ich würde wohl gar nicht in die Verlegenheit kommen, Freundschaft mit einem Nachbarn oder mehreren einzugehen. Dafür bin ich fremden Leuten gegenüber viel zu zurückhaltend und bis ich jemanden als Freund bezeichne, vergeht sehr viel Zeit. Ich muss mir die Leute immer erstmal aus der Distanz über einen längeren Zeitraum ansehen, bis ich da eine Freundschaft zulasse, dass ist bei Nachbarn eher nicht möglich.

Aber selbst wenn das nicht so wäre, möchte ich auch meine Freunde auf gar keinen Fall in der unmittelbaren Nähe haben. Das war als Teenager okay, aber nicht mehr als Erwachsener. Ich habe einfach gerne meine Ruhe und möchte keinen Anspruch auf ständige Erreichbarkeit und Verfügbarkeit generieren. Einmal hat mich ein Bekannter gefragt, ob ich wüsste, wo eine Wohnung frei ist und zufällig war gerade genau die neben mir frei, aber ich habe mir noch schnell auf die Zunge gebissen, weil ich den so schnell nicht mehr losgeworden wäre.

Er war einfach ein ziemlich anhänglicher und distanzloser Typ, eben die Art von Mensch, die man dann auf keinen Fall in seiner geographischen Nähe haben möchte. Und genau solche Konstellationen würde ich vermeiden wollen. Wenn meine Nachbarn nun ausnahmsweise wirklich extrem sympathische Menschen wären, würde ich aber vielleicht auch mal eine Ausnahme machen. Meine Nachbarn hier kenne ich kaum bzw. nur vom Sehen und ich finde sie eigentlich eher uninteressant, vor allem, weil auch viele Ältere hier wohnen.

So und wenn man sich nun vorstellt, dass es doch viele gibt die in ihrem Freundeskreis suchen und fragen wer auch ein Haus bauen möchte, dann einen finden und am Ende auf ein Grundstück ein Doppelhaus stellen, was ist mit denen? Da hast du die Freundschaft dann schon mit dabei, aber ist dann auf einmal auch ein Nachbar. Brichst du dann die Freundschaft ab oder stehst du dann darüber?

Nur weil man einmal schlechte Erfahrungen gemacht hat, muss man noch lange nicht alle anderen über einen Kamm scheren. Denn es ist immer unterschiedlich neben was für Menschen man wohnt und wenn es mit jedem und immer wieder Probleme gibt, dann sollte man sich auch mal Ernsthaft fragen ob es nicht an einem selbst liegt und nicht an den anderen bösen Nachbarn.

Ich vermeide das bewusst nicht, denn auf eine funktionierende und gute Nachbarschaft kann man sich verlassen. Das geht von Hilfe mit Ausleihen von Dingen, bis hin zur Kehrwoche, Schnee schippen wenn man im Urlaub ist und solche Dinge. Ich muss nicht der dickste Freund meines Nachbarn sein und nicht jeden Tag mit ihm bei der Tasse Tee 5 Stunden zusammen sitzen und über Gott und die Welt lästern, aber mehr als ein einfaches "Hallo" am Gartenzaun ist mir dann doch wichtig. Distanz ja, aber wie einen komplett Fremden behandeln nein.

Die Frage ist doch immer ein wenig wie tiefgehend diese Freundschaft dann ist, denn ich finde da kann man durchaus auch unterscheiden. Freundschaften zu unterschiedlichen Menschen sind meist ja auch unterschiedlich tief ausgeprägt. Ich habe im allgemeinen nichts dagegen, wenn sich eine Art Freundschaft zu Nachbarn entwickelt, das heißt aber noch lange nicht das man dann Tag und Nacht auf einander hängt und ständig was zusammen unternehmen muss. Aber wenn man sich gut versteht, finde ich ein Verhältnis das über ein Grüßen, Pakete annehmen und evtl. mal einen 5 Minuten Plausch hinausgeht schon sehr gut.

Für eine Freundschaft ist ja sowieso erstmal eine Grundvoraussetzung auch, dass man sich schon sehr gut versteht und vielleicht auch in einzelnen Punkten ähnliche Ansichten hat und gerade dann finde ich es schon sehr nett, wenn man sich dann einfach mal auf einen Kaffee zusammen setzt oder mal gemeinsam im Sommer grillt und dann sich über allerlei austauscht. Das ist ja auch bereits eine Art von Freundschaft und hat noch lange nichts damit zu tun, das man zu viel Privates erzählt oder preisgibt, woraus einem dann irgendwann irgendwer mal einen Strick drehen könnte. Ich finde so ein Verhältnis auf jeden Fall schon sehr gut und auch angenehm, denn es bringt viele Vorteile, wenn man jemanden in der Nähe wohnen hat, dem man auch vertrauen kann und mit dem man sich versteht. Natürlich würde ich aber dennoch auch ein wenig aufpassen, dass sich das auf Grund der räumlichen Nähe nicht zu sehr fokussiert.

Deswegen käme ich auch niemals auf die Idee so etwas bewusst zu vermeiden oder das zu versuchen, warum auch? Im Endeffekt kann das doch nur eine Bereicherung im eigenen Leben sein oder auch viele Dinge vereinfachen. Ich tue mir doch da nicht den Stress an und gehe dann, den vielleicht doch netten Nachbarn, mit Absicht aus dem Weg oder versuche jeden Kontakt zu vermeiden, nur damit man sich nicht besser kennen lernt und dann darauf eventuell eine Freundschaft draus wird oder vielleicht ganz einfache nachbarschaftliche Hilfe, egal um was es geht. Sei es, wenn mal jemand in Urlaub ist, das man mal die Post reinbringt oder die Blumen gießt oder wenn man mal eine helfende Hand braucht, egal in welche Richtung, denn jeder kann immer mal in der Klemme stecken, das zeitlich etwas nicht passt und das der andere übernehmen kann. Natürlich immer in beide Richtungen.