Pilgerreise unternehmen, auch wenn man nicht gläubig ist?
Der Jakobsweg ist unter Gläubigen sehr bekannt und beliebt, wobei aber auch viele Nicht-Gläubige den Weg auf sich nehmen. Ein Freund von mir hat diese Pilgerreise schon einmal vor Jahren gemacht, obwohl er selbst Atheist ist. Er meinte, dass er aber die Gemeinschaft erleben und auch zur Ruhe kommen wollte. Die Reise half ihm dabei, vom Alltag abzuschalten und und zu sich zu finden. Er war letztendlich so begeistert, dass er das sogar wieder machen würde.
Ich finde nicht, dass eine Pilgerreise nur etwas für Gläubige ist. Wenn man gerne wandert und einem das Konzept allgemein zusagt, kann man sicherlich auch als Atheist tolle Erfahrungen sammeln. Käme eine Pilgerreise als Nicht-Gläubiger grundsätzlich für euch in Frage?
Für mich käme das als Atheist nicht in Frage und das vor allem wegen der Gemeinschaft, die dein Freund unbedingt erleben wollte. Ich diskutier ja gerne mal über die fragwürdige Existenz von Gott, aber ich hätte überhaupt kein Interesse daran, tagelang nur mit Gläubigen zusammen zu sein und das an Orten, die für sie aufgrund ihres Glaubens wichtig sind.
Es ist doch klar, dass man dann ständig über dieses Thema redet. Allein die Frage, warum man die Pilgerreise macht. Das gehört da sicherlich zum Small Talk, wenn man wieder jemand Neues begegnet. Ich würde wahnsinnig werden, wenn man mir ständig erzählt, dass man sich dabei Gott ganz nahe fühlen will oder Ähnliches.
Also wenn ich Gemeinschaft suchen würde, dann würde ich eine wählen, die meine Werte teilt. Das muss ja nicht 1:1 sein. Ich will ja nicht mit Ethik-Klonen von mir zusammentreffen. Aber es darf auch nicht das Gegenteil sein und ich bin nun mal wirklich atheistisch oder wie ich es immer sage: hoffnungslos unreligiös.
Wobei auch eine gut gemischte Gemeinschaft viel Diskussionsstoff bieten würde. Atheisten, Christen, Moslems, Naturgottheitanhänger, Buddhisten und was es noch alles gibt. Aber als einziger Atheist in einer Gruppe, die nur aus Gläubigen besteht, käme ich mir vor wie ein Arzt in der Irrenanstalt.
Meiner Meinung nach kommt eine Pilgerreise auf jeden Fall in Betracht, auch, wenn man nicht gläubig ist. Eigentlich finde ich sogar, dass sich sowas wirklich empfehlenswert ist, wenn man nicht gläubig ist, schließlich ist Glaube etwas, was vielen Menschen Halt und Trost spendet, aber auch eine Art, sich selbst besser kennenzulernen und somit mit sich "im Reinen" zu sein. Diese spirituelle Auseinandersetzung ist in meinen Augen nicht an den Glauben an irgendeine Religion oder Gottheit gebunden.
Man kann auch als Atheist gut davon profitieren, mal vom Alltagstrott wegzukommen, zu verreisen, in einer Gruppe unterwegs zu sein und so neue Erfahrungen zu sammeln und Menschen kennenzulernen. Die Tatsache, dass diese oftmals ein komplett anderes Weltbild haben, als man selbst, wenn man als Atheist dorthin geht, ist klar.
Allerdings sehe ich es nicht unbedingt als Nachteil an, dass man mit Gläubigkeit konfrontiert ist, schließlich kann man versuchen, nachzuvollziehen, warum manche Menschen gläubig sind, und ich denke nicht, dass sowas in Bekehrungsversuchen endet. Bei Pilgerreisen ist außerdem oftmals ein gutes Pensum an Bewegung verlangt, was kaum einem Menschen in unserer modernen Wohlstandsgesellschaft schaden würde.
Die Frage ist, ob man es als Atheist als "Pilgerreise" bezeichnen würde, da dies doch eine religiöse Konnotation hat. Vielleicht passen Umschreibungen besser, die den Weg zur Selbsterfahrung und das Anstreben der inneren Ruhe in den Mittelpunkt stellen, besser.
Ich kann mir schon vorstellen, dass man so eine Pilgerreise auch gut machen kann, wenn man nicht gläubig ist. Allerdings stelle ich es mir dann schon nicht so leicht vor, mit den anderen Pilgern ins Gespräch zu kommen, die doch mehrheitlich gläubig sein dürften. Bei so einer Reise wird es dann doch in den Gesprächen auch viel um den Glauben gehen und ich denke, dass es dann nicht unbedingt immer sinnvoll ist, das infrage zu stellen, was die meisten anderen Pilger antreibt.
Darum stelle ich mir gerade die Gemeinschaft nicht immer so angenehm vor. Aber wenn dein Freund den Weg ja schon einmal gemacht hat und die Gemeinschaft als etwas positives erlebt hat, ist es ja gut. Letztendlich kommt es eben auch immer auf die Menschen an, die man auf einem solchen Weg trifft.
Gerade die Tatsache, dass man vom Alltag abschalten und zu sich selber finden kann, finde ich bei einem solchen Weg auch am wichtigsten und das ist für mich auch nicht vom Glauben abhängig. Dazu muss man zwar nicht zwingend einen Pilgerweg gehen, aber diese Wege sind eben dafür gemacht, über längere Zeit mit sich und seinen Gedanken alleine zu sein und so eben abschalten zu können. Darum finde ich es absolut in Ordnung, so einen Weg auch dann zu gehen, wenn man nicht gläubig ist.
Ich finde auch nicht, dass man zwingend gläubig sein muss um so einen Weg zu gehen und diese Reise zu machen. Man kann ja auch so diese Reise machen. Auch normale Menschen wollen vielleicht mal zur Ruhe kommen und sich Gedanken machen und da ist das sicherlich eine ganz gute Idee, wobei man natürlich auch andere Reisen machen kann.
Natürlich trifft man dann auf Personen, die gläubig sind und deren Gespräche muss man ertragen können und sich auch darauf einstellen, dass so etwas kommt. Wenn man damit aber umgehen kann, ist es doch nicht weiter schlimm. Vielleicht findet man ja letztendlich auch so zum Glauben oder kann diesen besser verstehen.
Ja, grundsätzlich würde so eine Reise für mich auch auf alle Fälle in Frage kommen. Ich denke auch nicht, dass man dafür unbedingt gläubig sein muss. Generell interessant finde ich in diesem Zusammenhang, dass offenbar immer mehr Menschen auf der Suche nach Antworten zu tiefer gehenden Lebensfragen sind, unabhängig davon ob sie an eine „höhere Macht“ glauben oder eben nicht.
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