Durch die Liebe eine andere Identität bekommen?

vom 01.02.2017, 07:52 Uhr

Ich habe kürzlich einen Artikel gelesen, in dem es um die verschiedenen Aspekte der Liebe ging und wie sie den Menschen verändert. In einem Abschnitt hieß es dann auch, dass jeder Mensch, der liebt, dadurch eine andere Identität bekommen würde. Das schloss sowohl die Liebe zu Kindern ein, als auch die Liebe zum Partner.

Ich muss ehrlich sagen, dass Identität für mich eher losgelöst ist von der Liebe. Mein Identitätsempfinden ist eher an meine Herkunft gekoppelt, an meine Wurzeln, an meine Familie. Meine Identität wird auch durch meine Selbstverwirklichung und meinen Charakter bestimmt, wo ich dann eben entscheiden kann, was ich möchte und was nicht. Wenn ich mich eben frei entfalten kann, ist das ein wichtiger Teil meiner Persönlichkeit und Identität und ich finde nicht, dass die Liebe zu einem Partner daran etwas verändert.

Ich bleibe ja immer noch ich selbst, nur eben, dass ich dann eine Beziehung habe. Daher verstehe ich diese Logik nicht so ganz, die dahinter steckt. Wie seht ihr das? Bekommt ihr durch die Liebe eine andere Identität? Oder haltet ihr das für zu hoch gegriffen?

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Für mich erschießt sich nicht so recht, was denn genau damit gemeint ist, dass man durch die Liebe eine andere Identität bekommt. Für mich hat das auch viel mehr mit der Herkunft zu tun oder wie man eben aufgewachsen ist und welche Eigenschaft die Person hat. Das macht doch auch eine Identität aus.

Vielleicht wird damit auch gemeint, dass man sich durch den Partner verändert und vielleicht auch andere Hobbys und andere Charakterzüge entwickelt. Aber deswegen erhält man ja nicht gleich eine andere Identität.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge


Ich glaube nicht, dass jemand seine komplette Identität verliert nur weil er in einer Beziehung ist und diese auch komplett verändert. Die Vergangenheit haftet einen ja immer an und man kann sie nicht durch eine Beziehung verändern oder umändern. Meiner Meinung nach kann ein Partner einen eventuell ein bisschen verändern, aber letztendlich ist dies vielleicht auch schon immer in einem gewesen.

Ich bin dank meinem Mann zu einer selbstbewussten Person geworden, weil er mir klargemacht hat, dass ich nicht so kleingehalten werden muss und das machen kann und die Person sein kann, die ich möchte. Das heißt er hat mich verändert, aber er hat deswegen nicht meine Identität verändert.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Sicher habe ich durch die Liebe eine andere Identität bekommen. Ich heiße jetzt anders. Mehr neue Identität geht wohl nicht. :lol: Aber das ist natürlich nicht gemeint gewesen. Ich denke nicht, dass man durch die Liebe eine neue Identität bekommt.

Sicherlich trifft man andere Entscheidungen, wenn man in einer engen und langen Partnerschaft ist. Aber deshalb verändert man doch nicht sein Grundwesen oder seinen Charakter. Wenn ich die wichtigsten Männer in meinem Leben und die Beziehungen zu denen Revue passieren lasse, dann hätte ich - je nach Mann - komplett andere Leben gelebt.

Bei Mann A wäre ich offiziell immer nur Hausfrau gewesen. Für meine eigene berufliche Entwicklung wäre aufgrund der Firma und des Immobilienbestands gar kein Raum gewesen. Denn dieser Mann erwartet von einer Partnerin, dass sie komplett im seinen Verpflichtungen aufgeht und mit anpackt. Im Gegenzug hat es fürstliche Absicherung gegeben, um bei einem Scheitern versorgt zu sein.

Mann B wollte eine echte Hausfrau, die ihm ein Nest bietet und sich ansonsten frei entfalten und ihre Hobbys pflegen kann. Natürlich wäre Arbeiten immer in Ordnung gewesen, aber es hätte immer hinter seiner Versorgerrolle zurückgestanden. Erfolgreicher sein als er, das hätte er nicht ausgehalten.

Mann C möchte nur mit mir sein Leben verbringen. Was ich ansonsten mache, das ist ihm egal. Dass ich beispielsweise meinen damaligen Job aufgegeben habe, damit er im Ausland arbeiten kann, das hat er nie vorausgesetzt. Das war eine gemeinsame Entscheidung. Hätte ich solche Wünsche, würde er ebenfalls mitziehen.

In allen drei Varianten hätte ich immer meine Nische gefunden. Gut, in Version B nicht, das ist gruselig und hat mich zur Flucht bewegt. :lol: Aber generell wäre doch immer mein Charakter, meine Grundeinstellung, mein Wesen der Wegweiser für mein Verhalten und meine Entscheidungen gewesen. Je nach äußeren Umständen kommen dabei natürlich ganz unterschiedliche Dinge heraus. Aber das ändert doch die Person an sich nicht.

» cooper75 » Beiträge: 13412 » Talkpoints: 516,00 » Auszeichnung für 13000 Beiträge



Warum nicht? Wenn ich mich auf coopers Beitrag beziehe, dann hat sie mit der Liebe einen neuen Namen bekommen und so weit her geholt ist es dann mit dem Rest ebenfalls nicht. Je nach dem, für welchen der genannten Männer sie sich entschieden hätte, wäre das Leben anders verlaufen und damit auch eine andere Identität als es nun der Fall ist.

Denn eine Hausfrau unterscheidet sich doch von einer Karrierefrau oder jemanden der sich das aussuchen kann was er möchte. Liebe macht Blind und damit lässt man sich auch in Rollen drücken, die man nicht einnehmen würde wenn man es nüchtern betrachtet und ich kann mir sehr gut vorstellen, dass es durchaus Frauen gibt die ihre Identität komplett wechseln und dann statt der Wunschvorstellung Karriere zu machen am Ende als Heimchen am Herd stehen, Hausfrau und Mutter sind.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge


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