Wie viel Angst verträgt eine Beziehung oder Partnerschaft?
Ich habe mich neulich mit zwei Frauen unterhalten und beide äußerten mir ihre Angstgefühle dem Partner gegenüber. Die eine hatte Angst verlassen zu werden und die andere hatte Angst vor ihrem jähzornigen Partner. Bei mir wäre ja die Sachlage klar, aber ich habe mich da mit Ratschlägen, selbst einen Schlussstrich zu ziehen, dennoch mal zurückgehalten.
Kennt ihr solche Beziehungen oder Partnerschaften inklusive verschiedener Angstgefühle auch aus eigenem Erleben oder vom Hörensagen? Kann solch eine Beziehung oder Partnerschaft dennoch funktionieren, weil man sich mit der Angst arrangiert? Wie würdet ihr euch denn in solch einem Fall verhalten?
Ich glaube ein gewisses Maß an Angst ist normal und in jeder Beziehung auch kein Problem. So kann man immer mal Angst haben, beispielsweisen vor Spinnen oder vor einem Jobverlust. Es ist nur die Frage, welchen Raum diese Angst einnimmt und wie sehr sie den Alltag bestimmt. Ich denke, dass es einer Beziehung nur schaden kann, wenn einer den ganzen Tag Angst hat und kein anderes Thema mehr kennt. Allgemein kann man aber über vieles reden, sich gegenseitig beistehen und auch Angst kann seinen Raum finden.
Ich finde das Gefühl, Angst zu haben den Partner zu verlieren, in einer Beziehung überhaupt nicht normal. Das würde mich extrem nerven, egal ob es tatsächlich einen Grund für die Befürchtungen gibt, oder das eigene Selbstwertgefühl so angeknackst ist. Angst vor Jähzorn des anderen geht schon gar nicht.
Ich selbst kenne das gar nicht. Natürlich ist mir klar, dass jede Beziehung scheitern kann. Aber darum mache ich mir keine Gedanken. Meinem Ex geht es da ganz anders. Der hat entweder Angst, seine Partnerin zu verlieren, oder er meint, er hätte etwas besseres verdient. Also geht er fremd, um immer zu wissen, dass er Chancen hat. So etwas macht alle Beteiligten unglücklich.
Wenn man das Wort "Angst" wirklich als das nimmt, was es ist, dann finde ich das sehr bedenklich. Wie Cooper75 schon sagte, ist mir auch klar, dass meine Beziehung scheitern kann. Aber das ist eben einfach nur eine realistische Einschätzung, eine Eventualität, der ich heute noch keine Beachtung schenken muss. Wenn man aber tatsächlich Angst davor hat, dann äußert sich diese ja.
Und das kann einer Beziehung nicht gut tun. Natürlich kann es sich um geringe Angst handeln, die man in den Griff bekommt und die dann die Beziehung nicht zum Scheitern bringt. Aber allein dass sie da ist, wird die Beziehung beeinträchtigen. Selbst wenn sie hält, ist sie dann nicht so schön, wie sie sein könnte.
Und Angst vor Jähzorn geht wirklich gar nicht. Mein Mann flippt auch ganz gerne mal aus, für meinen Geschmack zu viel. Aber noch nie hatte ich auch nur den Hauch von Angst, dass er mir dabei was antut. Ich könnte ihn dabei noch provozieren und auslachen. Er würde nie Hand an mich legen.
Ein Mal hat er mir ein Würstchen hinterhergeschmissen, weil wir gerade grillten. Da habe ich ernsthaft darüber nachgedacht, ob das jetzt die Grenze war. Hätte er das Würstchen nicht erst geworfen, als ich schon fünf Meter weg war. Hätte mich das Würstchen getroffen, hätte ich mich womöglich getrennt. Und die Geschichte ist echt lächerlich. Also Nein, Angst vor Jähzorn wäre für mich ein absoluter Trennungsgrund.
Die Frage ist doch auch nicht nur, ob die Beziehung zwischen zwei Menschen das aushält, sondern ob die zwei Menschen das aushalten. Ob sie mit einer solchen Angst noch sie selbst wären. Man verwandelt sich ja irgendwie in ein Häufchen Elend, das Angst hat, Mutmaßungen anstellt, hinterherspioniert, das Handy durchforstet, stundenlang banale Sätze analysiert oder ähnliches. So wäre ich nicht mehr ich selbst und somit wäre es für mich vorbei.
Bienenkönigin hat geschrieben:Er würde nie Hand an mich legen [...]Ein Mal hat er mir ein Würstchen hinterhergeschmissen, weil wir gerade grillten. Da habe ich ernsthaft darüber nachgedacht, ob das jetzt die Grenze war. Hätte er das Würstchen nicht erst geworfen, als ich schon fünf Meter weg war. Hätte mich das Würstchen getroffen, hätte ich mich womöglich getrennt. Und die Geschichte ist echt lächerlich. Also Nein, Angst vor Jähzorn wäre für mich ein absoluter Trennungsgrund.
Das finde ich zum Beispiel alles gar nicht lächerlich. Es zeigt, finde ich, sehr genau, wie es gut und richtig ist. Mein Mann kann ebenfalls herrlich explodieren. Das ist nicht unbedingt eine Eigenschaft, die ich sehr an ihm schätze. Da fliegt auch schon einmal etwas an die Wand oder eine Faust trifft auf Stein oder Tisch.
Aber das betrifft erstens keine möglichen Differenzen zwischen uns und zweitens bin auch ich absolut sicher, dass es niemals ein Lebewesen treffen wird. Folglich zuckt hier weder Kind noch Hund auch nur mit dem Ohr, wenn der Gatte mal Dampf ablassen muss. Auch ich fühle mich davon weder angesprochen noch bedroht.
Und wenn es so ist, dann ist alles gut. Doch je nach Partner ist es eine Gratwanderung. Mein stalkender Ex zum Beispiel ist weit weniger explosiv. Aber da merkte man deutlich, dass sich Zorn und Aggressivität gegen den anderen richteten. Da war und bin ich mir sicher, dass er es nicht wagt. Das ist ein ganz anderes Gefühl als die Gewissheit, dass der andere es nie tun würde. Angst löst auch das nicht aus, aber es ist schlimm genug. Angst möchte ich mir da gar nicht vorstellen!
Zwischen der Angst vor Spinnen und der Angst vor Schlägen würde ich schon einen Unterschied machen und halte es für geradezu waffenscheinpflichtig naiv, hier überhaupt Parallelen zu sehen. Ich halte Angst in einer Beziehung für alles andere als normal, wenn die Beziehung selbst der Auslöser ist. Natürlich habe ich auch mit FreundIn oder PartnerIn noch Angst vor dem Zahnarzt, vor großen Hunden oder vor dem Tod, aber das hat doch gar nichts damit zu tun, ob man dem Partner über den Weg traut oder nicht.
In meinen Augen ist es für eine Beziehung fast immer langfristig tödlich, wenn man dem Partner (begründet oder unbegründet) nicht trauen kann, also sich nicht darauf verlassen, dass er einen nicht verletzt. Sei es durch psychische oder physische Gewalt oder von mir aus auch durch Trennung oder Fremdgehen. In beiden Fällen kann die Angst begründet sein, weil man sich auf einen unbeherrschten Choleriker oder Schürzenjäger kapriziert oder unbegründet, weil man selber mit Unsicherheit und mangelndem Selbstwertgefühl zu kämpfen hat. In jedem Fall ist Angst in einer Beziehung zumindest für mich ein unhaltbarer Zustand: Entweder ich verlasse mich darauf, dass der andere mich anständig behandelt, oder es wird zumindest nichts mit einer Beziehung.
Angst und Angst sollte man sowieso differenzierter sehen. Jemand hat Angst vor Löwen, was nachvollziehbar ist. Jemand würde traurig sein, wenn der aktuelle Partner einen verlassen würde, weil man selber so glücklich ist, das verstehe ich auch. Vielleicht ist man auch leicht ängstlich, dass dies mal passieren kann. Doch einfach so? Das wäre schon zu viel des Guten. Angst sollte nur dann aufkommen, wenn man wirklich die Befürchtung haben muss.
Wenn XY fremdgeht und dann Angst hat, dass Partner B sie verlässt - versteht sich das schon irgendwie. Doch wenn ich in einer glücklichen Beziehung lebe und XY ständig Angst hat, mich zu verlieren, dann verändert sich eben auch ein gewisses Verhalten. Ich beobachte solch ein Verhalten bei einer Bekannten, die wirklich ihren Charakter dadurch teilweise aufgegeben hat, um wirklich nicht einen falschen Schritt, Satz & Co zu machen, der den Mann zur Trennung bewegen könnte und das geht mir zu weit.
Ich denke daher, dass es wirklich nicht übertrieben sein sollte. Angst ist doch zudem kein schönes Gefühl und ich weiß nicht, wie sich so etwas in einer Beziehung gut verträgt.
Was die Angst vor einem Jobverlust oder auch einer Spinne mit einer Beziehung gemeinsam haben sollte, frage ich mich auch. Denn das ist etwas komplett anderes, als wenn man die Angst hat von seinem jähzornigen Partner krankenhausreif verhauen zu werden oder auch von diesem verlassen zu werden und sich emotional so abhängig von einer einzelnen Person gemacht zu haben. Das hat somit rein gar nichts miteinander zu tun und daher finde ich auch, dass in einer Beziehung diese Art von Angst rein gar nichts zu suchen hat. Persönliche Ängste minderer Natur, wie die Angst vor Spinnen, ist etwas ganz anderes und nicht zu vergleichen.
Ich kann es auch nicht nachvollziehen, wie man in einer Beziehung Angst haben kann vor dem Verlassen werden. Das zeigt auch nur, wie abhängig sich diese Dame von ihrem Mann gemacht hat. Vielleicht spielt dort noch weiteres eine Rolle, wenn der Goldesel sich mal rar macht und sie alleine mit den 10 Kindern zurück lässt, dass sie ihren Hintern dann alleine bewegen muss für den Unterhalt und nicht das faule Leben genießen kann. Wer sich nicht in emotionaler und finanzieller Weise von einem Partner gänzlich abhängig macht, der muss das auch nicht fürchten.
Mir scheint, dass Ramones nicht so wirklich verstanden hat, um welche Art von Angst es hier wirklich geht. Angst hat jeder mal, egal vor was. Aber vor dem Partner sollte man in meinen Augen keine Angst haben. Wenn man Angst davor hat, dass der Partner einem was antun könnte oder dass man den Partner verlieren könnte, ist die Beziehung in meinen Augen nicht mehr gesund und sollte beendet werden. Ich kann auch nicht verstehen, wie man sich freiwillig so abhängig von seinem Partner machen kann (und dann noch in der modernen Zeit, wo jeder für sich selbst sorgen kann!), dass man anschließend Angst hat, diesen zu verlieren. Das ist für mich kein erstrebenswertes Ziel.
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