Trotz Krankheit und Schmerzen fröhlich sein sollen?

vom 07.03.2017, 17:04 Uhr

Ich kannte eine Frau, die trotz langer Krebserkrankung immer fröhlich war und viel gelacht hat, zumindest immer nach Außen hin so war. Sicher wird sie auch Tiefpunkte gehabt haben. Trotz schwerer Krankheit hat sie noch einige Jahre gelebt und ich denke, dass dies vielleicht auch ihrer Fröhlichkeit zu zuschreiben ist.

Nun kann ich aber auch verstehen, dass man eben nicht immer fröhlich sein kann, wenn man Schmerzen hat und es einem nicht gut geht. Eine Bekannte verlangt von ihrem Freund, dass er auch fröhlich sein soll und am besten durch die Wohnung springen soll, wenn er krank ist. Er hatte vor kurzem eine Erkrankung, die wohl wirklich schmerzhaft war und ihn auch eingeschränkt hat. Da konnte er sich dann anhören, dass er sich hängen lassen würde und doch mal fröhlich sein sollte.

Ich finde das schon irgendwie unpassend, denn man kann doch nicht wirklich immer fröhlich sein, gerade wenn man vielleicht starke Schmerzen hat. Ich denke, dass man da schon etwas mehr Verständnis zeigen sollte. Immerhin ist ihr Partner auch ansonsten meist wenig schlecht drauf.

Findet ihr, dass man trotz Krankheit und Schmerzen immer fröhlich sein sollte? Ist es da nicht verständlich, dass man auch einfach mal in den Seilen hängen und heulen könnte? Ist es da sogar dreist vom dem Kranken zu verlangen, dass er mal etwas fröhlich sein sollte?

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



Jeder sollte mit seiner Erkrankung so umgehen dürfen, wie er mag. Natürlich hilft es der Heilung, wenn man Dinge positiv sieht, aber man kann es sich auch nicht erzwingen und wenn man einfach nicht fröhlich sein kann, dann kann man das auch nicht einfordern. Ich würde nie von meinem Partner verlangen Schmerzen zu überspielen. Letztendlich ist es ja genau das, man soll Schmerzen überspielen und das finde ich nicht richtig. Mein Mann soll bei mir nur so sein, wie er sein mag und nicht für mich irgendeine Rolle spielen.

Gerade die Ehrlichkeit weiß ich zu schätzen. Wenn er Schmerzen hat, sagt er mir das und ich sehe es ihm ja auch an. Nach außen hin kann man dann immer noch anders sein, versuchen Dinge zu überspielen, aber innerhalb einer Beziehung sollte sich keiner verstellen müssen.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Ich finde es nicht richtig, wenn man seinen Partner dazu zwingt, eine Art Rolle zu spielen. Da frage ich mich ernsthaft, was die Bekannte denn noch alles von ihrem Partner verlangt. Es klingt für mich eher so, als würde die Bekannte sich zur Königin aufspielen und der Partner ist der Sklave, der sie unterhalten soll und Schmerzen sind nunmal nicht unterhaltsam.

Da würde ich ernsthafte Zweifel an der Beziehung kriegen und hätte so einen Partner, wie die Bekannte eben dargestellt wird, schon längst abgeschossen. Ich kann niemanden gebrauchen, der mir nicht zur Seite steht und mich nicht unterstützt, wenn es mir wirklich dreckig geht. Es heißt doch immer "In Gesundheit und Krankheit", wo ist die Treue und Loyalität bei der Bekannten? Mit so einer treulosen Tomate würde ich keine Beziehung wollen und würde mich trennen.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Ich muss auch sagen, dass ich in einer solchen Partnerschaft nicht gut leben könnte. Sicher ist es nicht gut, wenn man sich während einer Erkrankung nur hängen lässt und jammert. Aber trotzdem finde ich es schon ziemlich dreist, dann zu verlangen, dass eine erkrankte Person fröhlich sein soll. Es muss doch einfach jeder so mit einer Erkrankung umgehen und fertig werden, wie es für die jeweilige Person eben richtig ist.

Und wenn das dann der Partnerin nicht passt, dann kann man es eben auch nicht ändern. Gerade dann, wenn man Schmerzen hat, dann ist man nicht so drauf wie sonst und wenn dann noch jemand von mir regelrecht verlangt, dass ich doch fröhlich sein muss, dann würde mir ganz sicher die Hutschnur platzen. Das würde ich dann auch als Bekannte sagen, dass ich das unmöglich finde, wenn ich so etwas mitbekommen würde.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge



Ich finde das Thema sehr schwierig. Einerseits ist es halt so, dass man einen Weg aus den Schmerzen und der Erkrankung finden sollte, besonders wenn sie lange andauert. Und manchmal muss man sich wirklich zum Fröhlichsein zwingen. Aber man kann es nicht ständig von einem Erkrankten abverlangen immer zu lächeln und fröhlich umherzuhüpfen. Würde das jemand von mir verlangen, dann würde ich ihm schon sagen, wo der Hammer hängt.

Man kann Fröhlichkeit und positiveres Denken erzwingen, es funktioniert nicht immer und man sollte es von sich aus tun, und sich von niemandem reinreden lassen. Ich leide seit eigentlich schon gut 6 Monaten unter einer schmerzhaften Entzündung und sie will mich nicht loslassen. Meine Medikation wurde erhöht und um weitere drei Monate verlängert, jedes Essen bereitet mir eigentlich Schmerzen.

Trotzdem versuche ich möglichst fröhlich zu sein, das erleichtert den Umgang. Ich habe auch meine negativen Momente, in denen ich mich mit Schmerzmittel zudröhne und schreiend auf dem Bett liege und ich bin froh, so einen verständnisvollen Partner zu haben, der mich nicht zwanghaft anstupst und sagt, dass ich fröhlich sein soll. Dann wäre er ganz schnell weg.

Nur in Selbstmitleid zerfließen, weil es doch so wehtut oder mich so anstrengt, das möchte ich nicht. Aber Fröhlichkeit erleichtert eine Erkrankung und Schmerzen unheimlich, nur wenn man dazu gezwungen würde, dann würde auch ich abblocken. Wenn dann sollte man sich selbst zwingen. Wenn ich mir überlege, dass ich die ersten Wochen komplett isoliert war. Irgendwann habe ich mir Videos angeschaut und musste schmunzeln und mit dem Schmunzeln kam das Lachen auch zumindest wieder zurück.

» Wibbeldribbel » Beiträge: 12585 » Talkpoints: 9,82 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


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