Erwachsenem Kind eigenen Willen aufzwingen wollen?
A studiert aktuell im zweiten Semester und handhabt es so, dass er ab und zu zu seinen Eltern in die Heimat fährt. Seine Eltern wohnen aber zu weit weg, um diese Strecke jede Woche oder sogar jeden Tag auf sich nehmen zu können. Außerdem bekommt A kein Bafög und hat einen Nebenjob in der Gastronomie, um sich finanziell über Wasser zu halten.
As Vater B hat demnächst Geburtstag und wünscht sich einen "Männertag" mit seinem Sohn. Er wünscht sich deswegen, dass A ihn besuchen kommt, dass die beiden eben gemeinsam diversen Aktivitäten nachgehen können, die B sich so wünscht. A hat dann aber gar keine Zeit. Er hat schon vorgeschlagen, ob er vielleicht für eine Stunde oder zwei vorbeikommen könnte, aber länger geht nicht, da er an dem Wochenende arbeiten muss.
Er hätte vielleicht die Schicht mit einer Kollegin tauschen können, aber die ist aus gesundheitlichen Gründen ausgefallen, sodass A gar keine andere Wahl hat. A hat also seinem Vater einen Kompromiss vorgeschlagen, dass er zwar kommt, aber dafür zeitnah wieder fährt und dass das ganze eben ein anderes Mal beendet wird. B ist aber total beleidigt und eingeschnappt und ist der Ansicht, dass es doch sein Geburtstag wäre und dass A sich daher auch seinem Willen zu beugen hätte.
Könnt ihr verstehen, wie manche Eltern versuchen ihrem erwachsenen Kind den eigenen Willen aufzwingen zu wollen? Wie könnte man dieses Problem lösen?
Ich würde einfach schauen, dass man irgendwann noch mal einen ganzen Tag zusammen verbringen kann oder man mal eine Woche zu ihm fährt. Was aber nicht geht, geht nicht und das kann man sich auch nicht erzwingen. Meine Eltern sind auch so und wollen mir durchaus auch immer ihren Willen aufdrängen, aber da muss man sich durchsetzen und kann nicht jedes Mal nachgeben. Gerade auch, wenn man eben andere Dinge zu tun hat, geht es eben einfach nicht.
Der Vater muss sicherlich noch lernen, dass das Kind nun eben ausgezogen ist und nicht immer zur Verfügung steht und irgendwann ist er auch daran gewöhnt, aber nun ist die Situation nun mal so und man kann es nicht ändern. Wenn er meint dann sauer sein zu müssen, ist es eben so. Der Vater wird sich auch wieder einbekommen.
Ich kann schon verstehen, dass der Vater traurig und auch enttäuscht darüber ist, dass sein Sohn eben nicht so lange an seinem Geburtstag bleiben und den Aktivitäten nachgehen kann, die der Vater sich wünscht. Aber ich denke, dass dies eben akzeptiert werden muss und der Sohn sicherlich auch erklärt hat, dass er eben keine Vertretung auf der Arbeit hat und ansonsten seinen Job verlieren würde.
Ich denke, dass man da auch nur versuchen kann, einen Kompromiss einzugehen und eben bestimmte Aktivitäten dann an einem anderen Tag nachholt. Vielleicht meint der Vater, dass sein Sohn sich eben freinehmen muss und will das nicht so wahr haben. Ich denke, dass es eher mit Sturheit zu tun hat und der Vater dem Sohn nicht unbedingt den eigenen Willen aufzwingen möchte.
Ich finde, nur weil der Vater einen speziellen Geburtstagswunsch an seinen Sohn hat, zwingt er dem Sohn doch nicht immer den eigenen Willen auf. Ich denke, ein Geburtstag ist schon ein Tag, an dem man besondere Wünsche äußern darf. Ob die dann erfüllt werden können, steht auf einem anderen Blatt.
Ich denke ganz generell, dass berufliche Dinge meistens Vorrang haben sollten. Immerhin dienen berufliche Belange ja auch der Existenzsicherung. Und im genannten Fall hat der Sohn ja gar keine andere Möglichkeit, als an dem Tag zu arbeiten.
Mein Vater versucht seit Jahren meinen Geburtstag zu gestalten. Vorletztes Jahr war mein Bruder krank und die Planung fiel damit ins Wasser. Da moserte mein Vater rum, ala mein Bruder soll sich nicht so anstellen. Allerdings nur mir gegenüber. Dann wollte er unbedingt mit mir essen gehen. Ich sollte das Restaurant aussuchen. Gleichzeitig zählte er alle seine Lieblingsrestaurants auf, von denen ich die meisten noch nicht mal mag.
Ich nannte mehrfach ein Restaurant. Er meinte mehrfach, aber Restaurant seiner Wahl könnten wir doch auch. Schlussendlich zwang er mir auf, dass er mich gegen Abend an meinem Geburtstag anruft und ich mich bis dahin entschieden haben soll. Meine Entscheidung stand ja aber schon. So saß ich dann daheim und wartete auf seinen Anruf. Als ich noch mal meine Wahl benannte, merkte man, wie wenig ihm passte, dass ich nicht seiner Wahl folgte.
Gekrönt wurde die Diskussion dann davon, dass er meinte, er ruft mich an, wenn er los geht. Ich hasse diese xfache Warterei. Erwartet er ernsthaft, dass ich mich nun eine unbestimmte Zeit hinsetze und wenn er anruft dann aufspringe und zum Restaurant los sprinte? Ich habe ihn zu einer festen Uhrzeit überzeugen können.
Eine ähnliche Diskussion folgte im letzten Jahr. Ich soll ein Restaurant aussuchen. Ich nannte eines und es kam eine lange Liste, was wir auch machen könnte. Wieder nur Restaurants die er mag und ich nicht. Wieder sollte ich mir noch ein paar Tage Gedanken darüber machen. Als er nach ein paar Tagen fragte, meinte ich nur, er soll aussuchen, denn wenn ich was sage, kommen von ihm ja eh nur andere Vorschläge. Er war sichtlich sauer, weil ich meine Wünsche nicht geäußert habe. Und ich dachte nur, warum Wünsche äußern, wenn er doch lieber was anderes will?
So läuft es mit fast allem. Wenn wir uns verabreden wollen, geht es nach seinen Bedürfnissen. Wollen wir gemeinsam einkaufen gehen, richtet sich das nach seinem Tagesrhythmus. Am nettesten finde ich immer, wenn er jedes Gespräch an meinem Geburtstag unterbricht und sich mit meinem Bruder über Fußball unterhält. Das ich Fußball, unter anderem deswegen mittlerweile hasse, ist ihm bekannt. Aber er hat nun mal das Bedürfnis sich über Fußball zu unterhalten.
Viele Menschen vergessen einfach, dass es das schönste ist, wenn man Zeit verschenkt. Wenn der Vater sich das so sehr wünscht, ist es doch kein "Wille aufdrängen", dann ist es eben ein Wunsch. Wenn der Vater sich ein bestimmtes Buch zum Geburtstag wünscht und er bekommt ein anderes und ist enttäuscht und bittet den Sohn ihm doch dieses gewünschte Buch zu schenken ist es dann auch "Wille aufzwingen"?
Wer weiß, wie lange der Sohn den Vater noch hat und wenn es dann zu spät ist, kann man diese verlorene Zeit nicht mehr verschenken. Dann ist es einfach zu spät und das sollte sich der Sohn mal vor Augen halten. Nichts ist so wichtig, als dass man einem älteren Menschen diesen Wunsch erfüllt und ich kann nicht verstehen, wie man da von "Wille aufzwingen" überhaupt reden kann.
@Diamante: Ich finde schon, dass man hier von "Wille aufzwingen" sprechen kann, gerade wenn der Vater keine Lust auf einen Kompromiss hat. Hier geht es nicht um ein Buch, das geschenkt werden soll (Geschenke kann man auch per Post verschicken und muss nicht anwesend sein) sondern hier geht es - wie du schon richtig angemerkt hast - um Zeit, die man miteinander verbringt.
Wenn der Sohn doch offensichtlich nicht an dem Geburtstag seines Vaters einfach so die Arbeit schwänzen kann, weil er auf das Geld angewiesen ist und es dringend braucht (man bedenke das Trinkgeld), dann finde ich es schon aufdringlich und unverschämt, wenn der Vater dann darauf besteht, unbedingt seinen Geburtstag und dann auch noch ganztägig mit dem Sohn verbringen zu wollen.
Der Sohn erklärt, dass er arbieten muss, schlägt vor, dass man doch die Zeit abkürzen könnte, damit er es doch noch an dem Tag zu seinem Vater schafft. Der Vater lehnt aber ab und will unbedingt den ganzen Tag mit seinem Sohn verbringen. Auch der Vorschlag des Sohnes, dass man doch am nächsten Tag oder das darauffolgende Wochenende einen Männertag zwischen Vater und Sohn veranstalten könnte, wird konsequent abgelehnt. Der Sohn möchte also seine Zeit schenken, möchte aber gleichzeitig einen Kompromiss aushandeln, mit dem beide Parteien zufrieden sind. Der Vater sperrt sich aber und toleriert nur, wenn alles ausschließlich nach seinem Willen geht, da er ja Geburtstag hat und dieses Recht somit besitzt. Das finde ich schon aufdringlich und habe wenig Verständnis dafür.
Wenn der Vater Unterhalt für seinen studierenden Sohn zahlen würde, wäre das ja was anderes, aber das tut er nicht. Da der Sohn auch kein Bafög bekommt, ist er auf das Geld und die Arbeit angewiesen. Wie kann man als Elternteil da so wenig Verständnis zeigen und aufbringen? Wenn ich Geburtstag hätte und mein Sohn hätte keine Zeit, weil er arbeiten muss, die Schicht nicht tauschen kann und das Geld auch braucht, weil er sonst auf der Straße landet und die Miete nicht zahlen kann, dann würde ich bereitwillig einen anderen Tag für die gemeinsame Zeit wählen.
Die Reaktion von As Vater finde ich ehrlich gesagt ziemlich lächerlich und ich kann auch nicht verstehen, dass ein erwachsener Mann kein Verständnis für die Situation von A hat. Wäre es mein Vater, würde er mit einer solchen Reaktion seinen Geburtstag ohne mich verbringen, weil ich überhaupt keine Lust auf so ein kindisches Theater hätte.
Natürlich darf man zu seinem Geburtstag Wünsche äußern. Und der Wunsch, einen Tag mit seinem Kind zu verbringen ist auch ein sehr schöner Wunsch - besser als der nach etwas Materiellem. Aber, Geburtstag hin oder her, A hat inzwischen sein eigenes Leben und sorgt mit dem Job für seinen Unterhalt. Und wer als Angestellter irgendwo arbeitet, der kann nun einmal nicht immer völlig flexibel schalten und walten wie er gerne würde. Von einem erwachsenen Mann kann man meines Erachtens erwarten, dass er sich dessen auch bewusst ist. Der Vater sollte lieber stolz darauf sein, dass A neben seinem Studium jobbt und seine Pflichten ernst nimmt, anstatt herumzuzicken weil es nicht nach seinem Willen geht.
An As Stelle hätte ich ihn allerdings auch nicht nur mit einem kurzen Besuch abgespeist, sondern ihm vorgeschlagen, den Männertag auf ein anderes Wochenende zu verschieben. Denn letzten Endes geht es doch nicht um den Geburtstag an sich, sondern um die gemeinsame Zeit - und die kann man auch eine oder zwei Wochen später verbringen.
Ich sehe es ebenfalls so, dass der Vater hier schon versucht auf eine lächerliche Art dem Sohn seinen Willen aufzudrücken. Immerhin besteht er darauf, dass das ganze an seinem Geburtstag stattfinden muss und genau an diesem Wochenende, an dem der Sohn eben nicht kann. Anstatt ein wenig Verständnis zu zeigen und sich auf ein anderes Wochenende zu einigen, spielt er das Kleinkind welches gerade bocken muss, weil es seinen Willen nicht bekommt.
Albern finde ich das insbesondere, da das von einem Erwachsenen Menschen kommt und nicht von einem Kleinkind, bei dem man das noch verstehen könnte aus der Trotzphase heraus. Dem Vater sollte auch bewusst sein, dass sein Sohn nicht nach seiner Nase tanzen kann wie es ihm gerade passt, sein eigenes Leben hat und man auch an Wochenenden arbeiten muss, wenn es einem nicht in den Kram passt.
Oder was soll der Sohn der Meinung nach des Vater machen? Alles hinwerfen, Job, Studium um dauerhaft für ihn parat und anwesend zu sein, wenn er wieder Männertag abhalten möchte? Sehr albern und würde ich mich nicht drauf einlassen oder gar ein schlechtes Gewissen haben.
Ich kann schon verstehen, wenn der Vater da unglücklich ist und verletzt reagiert. Schließlich kommt so ein Geburtstag ja nicht unerwartet von heute auf morgen, sondern fällt üblicherweise jedes Jahr auf das gleiche Datum. Und wenn der Sohn da gewollt hätte, hätte er auch langfristig Urlaub anmelden können und hätte den Tag frei gehabt.
Da das anscheinend vergessen wurde, kann das schon so ankommen, dass das Kind den Vater nicht mehr wichtig findet, jetzt wo er weg gezogen ist. Und für Eltern ist das eben durchaus schon ein Lernprozess zu sehen, dass die Kinder irgendwann flügge werden und sich abnabeln wollen. Ob man das jetzt ausgerechnet am Geburtstag demonstrieren muss und nicht die anderen 364 Tage des Jahres dafür ausreichen, das sei mal dahin gestellt.
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