Kind nach Streit ins Zimmer schicken - soziale Trennung ok?

Wer Kinder hat, weiß, dass sie einen auch schon mal zur Weißglut bringen können. Streit ist da zwischen Eltern und Kind nicht selten und oft gehen Eltern hin und schicken die Kinder mit den Worten "Geh auf dein Zimmer" ins Zimmer.

Aber ist diese soziale Trennung vertretbar? Ab welchem Alter kann man das vertreten oder ist es generell ein No Go ein Kind einfach ins Zimmer zu schicken, wenn es einen zur Weißglut gebracht hat? Schickt ihr eure Kinder ins Zimmer? Zu welcher Gelegenheit macht ihr es und wann darf das Kind dann wieder raus kommen?

Ich würde ja im Nachhinein so einige Erziehungsmethoden meiner Mutter in Frage stellen. Beispielsweise wenn Mütter draußen ohne ihre Kinder weitergehen, wenn diese quengelnd stehenbleiben. Ich kann mich erinnern, dass ich dabei immer total Angst bekommen habe - wobei der Grund zum Stehenbleiben nie ganz verschwand.

Aber im Haus fällt ja dieser große Unsicherheitsfaktor weg, den das Draußen bringt. Draußen fühlt man sich von der Mutter an einem unsicheren Ort im Stich gelassen, wenn sie die Distanz erhöht. Im Haus, in der vertrauten Umgebung, ist die Distanz egal.

Ich habe oft genug von mir aus diese Distanz hergestellt und bin bei einem Streit wütend in mein Zimmer gestapft. Das Kind will doch während dem Streit auch keinen großen Kontakt haben. Viel wichtiger ist es, denke ich, dass der Streit nicht lange anhält und Nähe dann recht bald wieder zugelassen wird und dem Kind versichert wird, dass man es noch lieb hat. Aber während dem Streit will ein Kind das gar nicht hören. Da sagen sie selber ja auch gerne mal ihren Eltern, dass sie sie hassen würden.

Ich habe noch keine Kinder, aber ich kenne es auch, dass ich früher eben in mein Zimmer geschickt wurde, wenn es eben mal Streit gab oder ich etwas angestellt hatte. Ich denke, dass es auch besser ist, als wenn man den Streit hoch schaukeln lässt.

Kinder fühlen sich ja auch normal in ihrem eigenen Zimmer sicher und nutzen vielleicht auch die Zeit, um nochmal über das Vorgefallene nachzudenken. Ich finde das besser, als das Kind vielleicht sogar vor die Tür zu setzen. Was das Alter betrifft, würde ich das bei einem kleinen Kind nicht machen. Es versteht vielleicht auch noch gar nicht, warum es alleine in sein Zimmer gehen soll.

Ich bin mit meinem Kind nicht so weit, dass es um solche Methoden geht, aber ich finde es eigentlich ganz gut, wenn man auch mal ein bisschen räumliche Trennung in so einen Streit hineinbringt. Oft ist es so, dass sich die Gemüter schnell erhitzen zwischen Eltern und Kind und dann macht es sicherlich mal Sinn, wenn beide Seiten kurz alleine darüber nachdenken können.

Als Kind habe ich das gerne gehabt, wobei meine Eltern mich dann teilweise auch eingeschlossen haben, was aber zu weit geht. Ich finde es aber klasse, wenn man auch dem Kind den Raum gibt über eigene Taten nachzudenken und auch ein bisschen herunterzukommen. Dieses herunterkommen schafft man ja nicht, wenn die Eltern immer noch vor einen stehen.

Wie schon in den vorigen Beiträgen erwähnt, finde ich auch, dass das Zimmer als Rückzugsort einen Ort der Sicherheit darstellen kann und sollte, weshalb diese soziale Trennung -wenn überhaupt- nur in Kombination mit dem Kinderzimmer vertretbar ist. Das Kind rauszuschmeißen oder auf der Straße einfach stehen lassen ist dagegen für mich ein NoGo.

Ich finde, dass man dem Kind dann aber ganz dringend die Absicht hinter dem Schicken in sein Zimmer vermitteln muss. Das geht ja erst ab einem bestimmten Zeitpunkt, wenn es überhaupt in der Lage ist, Situationen und Zusammenhänge zu begreifen. Ich hab keine Ahnung von Kindern, insofern kann ich da kein Alter nennen, aber ich denke jeder weiß, was ich meine.

Wie ich oben schon schrieb, in meinen Augen ist die vermittelte Absicht beim "Geh in dein Zimmer!" entscheidend darüber, ob diese Maßnahme vertretbar ist oder nicht. Vielleicht gibt es noch andere Gründe, ein Kind in sein Zimmer zu schicken, aber spontan fällt mir da erstens der Grund des Beruhigens der beteiligten Personen ein und zweitens die Strafe.

Ich wurde als Kind immer zur Strafe in mein Zimmer geschickt. Ein ganz mieses Gefühl, weil ich dann immer dachte, man habe mich nun nicht mehr lieb. Insbesondere dann, wenn ich mich nicht allein schuldig am Streit fühlte, war diese Strafe dann recht grausam.

Als ich irgendwann mit vielleicht 6 Jahren dann festgestellt hatte, dass diese Trennungen ja immer nur kurzweilig sind und es gar nicht so schlimm ist, mal allein im Zimmer zu sein, wurde die Strafe dann damit erhöht, dass man mir mitteilte, man würde dann, während ich im Zimmer bin, im Kinderheim anrufen, damit die mich abholen. Das Ergebnis war ein Kind, das immer Angst hatte etwas falsch zu machen und dann verstoßen zu werden. Genau so schürt man Trennungsängste. Für mich ist das absolut nicht vertretbar.

Wenn man dem Kind hingegen klar macht, dass es nicht zur Strafe auf sein Zimmer soll, sondern um die Luft aus dem Streit zu nehmen, dann sieht das ganz anders aus. Eine kurze Auszeit, bis sich die Wogen geglättet haben und die Beteiligten sich beruhigt haben, um anschließend in Ruhe sprechen zu können, ist durchaus vernünftig. Insofern finde ich es nicht nur vertretbar, sondern durchaus auch sinnvoll, dem Kind beizubringen, dass man durch kurzen Rückzug eine Eskalation des Streites verhindern kann.

Warum sollte das nicht vertretbar sein? Bevor die Hand ausrutscht und das Kind von oben bis unten blau verhauen wird, ist es immer noch besser wenn beide Seiten sich nicht sehen und damit eine räumliche Distanz haben. Das Kinderzimmer stellt dabei einen sicheren Ort dar, an dem das Kind sich auch in Sicherheit weiß und entsprechend ist das der beste Ort das Kind zu verweisen, damit man selbst wieder herunter kommt.

Beginnen kann man damit ebenfalls schon früh und an ein gewisses Alter ist das auch nicht gebunden. Bereits bei Kinder unter einem Jahr kann man das zur Anwendung bringen, wenn diese gerade mal wieder terzen anstatt schlafen zu wollen sie für wenige Minuten in das Kinderzimmer bringen, oder ins eigene Bett damit sie herunter kommen. Auch im weiteren Verlauf bei einem Kind mit 1 Jahr, welches gerade wieder Blödsinn gemacht hat das ins Kinderzimmer stecken. So habe ich das nicht anders gemacht mit meinem Sohn, als er meinte mich beißen ist eine tolle Sache. Entsprechend hat er gesagt bekommen, dass man das nicht macht, wurde in sein Zimmer gesteckt, Tür zu und ich kam erst 5 Minuten später wieder rein. Dann tat es ihm leid, kam kuscheln und somit war das ganz schnell kein Thema mehr.

Natürlich schickt man ein Kind mit 1 Jahr nicht auf sein Zimmer, das bringt man dorthin. Aber bereits mit 2 Jahren sind Kinder soweit zu verstehen was sie machen sollen und kommen dem ganzen auch nach. Aber ganz ohne jede Erklärung warum man das gemacht hat, sollte man das nicht machen. Diese hat zu erfolgen, unmittelbar vor der Aktion warum das Kind aufs Zimmer muss oder danach wenn die Zeit abgesessen ist. Ein Kind mit 1 Jahr würde ich auch keine 60 Minuten oder gar länger auf dem Zimmer lassen, aber bei einem Kind mit 12 Jahren durchaus. Kommt auch immer darauf an, was gerade vorher abgelaufen ist und wie lange ich selbst brauche um wieder herunter zu kommen.

Erziehungsmethoden sind immer ein Stück weit umstritten und ändern sich mit der Zeit. Bis vor nicht allzu langer Zeit war die stille Treppe, die mit der Methode, dass man sein Kind auf sein Zimmer schickt recht ähnlich ist ja in aller Munde und der neueste Schrei. Mittlerweile distanziert sich Frau Saalfrank, die im Fernsehen als Supernanny bekannt wurde von der Methode. Das kann man hier nachlesen.

Die Frage sollte aber dann sein, was macht man statt dessen? Klar ist es besser, wenn man dem Kind für jedes Fehlverhalten eine natürliche Konsequenz angedeihen lässt. Aber was ist eine natürliches und sinnvolle Konsequenz, wenn das Kind bockig schreiend durchs Zimmer tobt und nicht Ruhe gibt und ununterbrochen provoziert und Ansagen der Eltern nicht geachtet und deshalb nicht zur Ruhe kommt? Ist es dann wirklich in jedem Fall besser, dass das Kind seine Persönlichkeit ausleben kann oder haben Eltern nicht auch Persönlichkeitsrechte? Ich spreche hier von Achtung und Respekt anderen Menschen gegenüber, ich denke ein Kind muss auch lernen, dass die eigene Persönlichkeit sich in die Gruppe einordnen muss und keine absolut uneingeschränkte Freiheit haben kann.

Und ich würde auch immer überlegen, was täten die Eltern statt dessen, wenn sie ihr Kind nicht aufs Zimmer schicken? Wenn die Antwort dann heißt, dass sich Eltern und Kind permanent anschreien oder es sogar zu körperlicher Züchtigung kommt, dann ist eine kurze räumliche Trennung in unterschiedlichen Zimmern wohl das kleinere Übel, oder?

Wichtig finde ich aber, dass ein paar Voraussetzungen eingehalten werden. Erstens sollte das Kinderzimmer so weit sicher eingerichtet sein, dass dadurch keine Gefahr entsteht und das Kind alt und verantwortlich genug sein, dass es auch eine Weile ohne direkte Aufsicht bleiben kann. Zweitens sollte nach so einer Maßnahme in ruhiger Atmosphäre mit dem Kind auch geklärt werden, was falsch gelaufen ist, und wie das Kind sich künftig besser verhalten kann. Also damit das Kind eine Chance hat, eine konstruktive Kritik zu erhalten und nicht einfach aus intransparenten Gründen weg geschickt wird, weil die Eltern schlechte Laune haben. Sonst hat das Kind ja kaum Chancen zu erkennen, was es verbessern muss und das wäre nicht fair.

Drittens sollte man schon prüfen, ob es nicht bessere Maßnahmen gäbe, die direkt wirksamer sind. Wenn das Kind zum Beispiel Essen vom Teller fallen lässt, bringt es meines Erachtens wenig, das Kind weg zu schicken. Das kann man direkt klären und vor Ort. Auch wenn das Verhalten eine Kleinigkeit ist, die man eben einfach und direkt klären kann, würde ich dafür kein Kind raus schicken. Erst wenn das Verhalten so unerträglich wird und das Kind auf Zureden sein Verhalten nicht ändert, würde ich beginnen, so einen Maßnahme in Erwägung zu ziehen. Oder eben dann, wenn die Situation eskaliert ist und man sich sonst anbrüllen würde oder die Eltern sich gar nicht mehr im Griff haben.