Für Lernstandserhebung lernen als Betrug ansehen?

Der Sohn einer Kollegin musste gestern in der Schule an der so genannten Lernstandserhebung teilnehmen. Diese wird ja immer in den Hauptfächern wie Englisch, Deutsch und Mathe erhoben, um eben einen Vergleich zu haben, wie die Schüler auf nationaler und internationaler Ebene abschneiden und wo da Defizite sind. Wenn ich das richtig verstanden habe, wird das für Pisa gemacht.

Jedenfalls hatte meine Kollegin ihren Sohn dann vorher gefragt, ob er denn nicht für diese Lernstandserhebung lernen wolle, was er aber ablehnte. Begründet hat er diese Entscheidung damit, dass es ja unfair gegenüber den anderen Schülern wäre und man keinen realen Vergleich hätte, wenn manche Schüler extra lernen würden um viel besser abzuschneiden und andere wiederum nicht. Denn durch Lernen würde das Endergebnis verfälscht werden. Meine Kollegin hat dafür kein Verständnis, aber wie seht ihr das? Ist es in euren Augen auch Betrug, wenn man für eine Lernstandserhebung vorher lernt oder ist ein derartiger Gedankengang total übertrieben und nicht nachvollziehbar?

Wir waren damals in einer der ersten Klassen, die bei der Pisa-Studie teilgenommen haben. Und wir wurden auf diesen Test vorbereitet. Sprich, wir haben einige Tage vorher eine ähnliche Arbeit geschrieben und uns wurde mitgeteilt, dass die Note dieser Erhebung mit in unsere Gesamtnote einfließt. Also haben wir uns eh insgesamt vorbereitet, weil wir eh im Vorhinein eine ähnliche Prüfung im Klassenverbund selbst geschrieben haben, die zählte.

Außerdem waren wir eh gerade bei den entsprechenden Themen. Ich sehe es nicht direkt als Betrug. Bei uns ging diese Lernstanderhebung auch in die allgemeine Note ein und wir mussten eh dafür lernen, weil niemand eine schlechte Note auf dem Zeugnis wollte. Ich sehe es nicht als Betrug, sondern es ist ja eigentlich nur eine groß angelegte Klassenarbeit. Ob sie heute noch in die Note eingeht, weiß ich nicht. Das was damals bei uns halt so geregelt.

Ich kann durchaus verstehen, dass man für so eine Lernstanderhebung lernen möchte und eben vorbereitet sein will. Ich würde sicherlich für so einen Test auch lernen wollen und wäre nervös, wenn ich vorher gar nichts gemacht hätte. Ich denke, dass Schüler ja auch normalerweise vor anderen Tests lernen und würde dies dann genauso machen. Es sollen ja schon reale Bedingungen sein.

Ich finde das auch nicht irgendwie ungerecht oder als verfälschtes Ergebnis. Immerhin können die Schüler überall für diesen Test lernen, die daran teilnehmen soll. Da hat doch jeder das gleiche Recht wie die anderen. Gerade wenn die Note dann auch mit in die Schulnote mit einfließt, wäre es mir wichtig gut abzuschneiden.