Als Student kein Darlehen annehmen wollen verständlich?

Ein Bekannter von mir hat zwei Jahre lang Bafög bezogen, aber da er die Regelstudienzeit überschritten hat, ist er eben nicht mehr berechtigt, welches zu bekommen. Er arbeitet parallel, auch wenn es schwierig ist, in seiner teuren Stadt damit alles zu finanzieren und teilweise leidet wohl auch die Uni darunter.

Jetzt wurde ihm einfach geraten, sich ein Darlehen in Form von einem Studienkredit auszahlen zu lassen. Damit würde er monatlich bis zu 650 Euro erhalten und hätte keine Geldsorgen mehr. Das kommt für ihn jedoch absolut nicht in Frage. Er sagt selbst, dass er durch das Bafög und die damit verbundene verpflichtende Rückzahlung schon genug Schulden hätte. Er möchte nicht noch mehr Schulden machen und sich alles selbst erarbeiten. Was haltet ihr von dieser Einstellung? Findet ihr das verständlich oder ziemlich naiv und dämlich? Wie würdet ihr in dieser Situation handeln?

Ich kann deinen Bekannten schon irgendwie verstehen, dass er zusätzlich zum Bafög nicht auch noch weitere Schulden machen möchte. Immerhin muss man dies auch alles irgendwann wieder zurückzahlen. Das wird dann vielleicht auch nicht so einfach werden.

Aber wenn das Studium leidet und es auf der Kippe steht, dass er dies gut abschließen wird, hat er ja sicher keine andere Wahl als diesen Studentenkredit anzunehmen. Was nützt es ihm, wenn er das Studium nur gerade so schafft und vielleicht dann keine Arbeitsstelle findet, weil er zu schlecht war und andere besser abgeschnitten haben.

Es ist auf jeden Fall sehr löblich, dass er sich deswegen Gedanken macht und nicht einfach so einen Studienkredit nach dem nächsten aufnimmt. Problematisch sehe ich aber in seiner Situation, dass er darunter leidet nebenbei arbeiten gehen zu müssen. Wenn man also die Arbeitsstunden reduzieren könnte, würde es ihm und seinem Studium sehr helfen.

Letztendlich kommt es ja auch nur darauf an, dass er es schafft. Zurückzahlen muss er doch eh schon eine gewisse Summe und da kann man für das Studium und dessen Abschluss, den man sonst vielleicht nicht schaffen würde, aufstocken. Ich würde das auf jeden Fall so machen, wenn ich merke, dass ich nicht alles unter einen Hut bekommen kann.

Ich finde man merkt, dass ihr beide noch nie studiert habt und euch noch nie mit der Thematik auseinandersetzen musstet. Offensichtlich habt ihr noch nie etwas von einem Stipendium gehört. Das ist auch eine Alternative und das Stipendium muss man nicht zurückzahlen. Da es auch zig Förderungen und Stiftungen gibt, sind die Bedingungen auch immer anders, sodass nicht nur die Bestnoten profitieren.

Ich kann schon verstehen, dass man angesichts der hohen Summen zögert, einen weiteren Studienkredit nach Ablauf von Bafög aufzunehmen. Ich meine, man errechne sich nur einmal, mit wie vielen Schulden man am Ende dasteht. Von den Zahlen kann einem echt übel werden.

Und ich weiß an der Stelle sehr gut wovon ich spreche, da ich selber zu Studienzeiten sowohl Bafög als auch den üblichen Studienkredit der KFW bekommen habe und inzwischen mit der Abzahlung der insgesamt gut 20.000 € beschäftigt bin. Das sind im Monat aktuell 350 €, damit ich den Mist in 5 Jahren von der Backe habe. Als Berufseinsteiger bin ich froh, ein Gehalt zu haben, bei mir diese 350€ nicht wehtun - bei manch anderem sähe das ganz anders aus.

Letzten Endes würde ich dennoch immer wieder Darlehen oder Kredite nehmen, insbesondere in der Zielgeraden des Studiums. Da hat man in der Regel einfach andere Dinge zu tun als nebenher noch in Teilzeit arbeiten zu gehen um irgendwie seine Miete zahlen zu können. Und über die Rückzahlung kann man ja auch sprechen und seine Raten seinem Gehalt entsprechend anpassen. Sowohl bei Bafög als auch bei der KFW kam man mir da sehr entgegen was meine Wünsche betraf.