Selbstjustiz für Kindermörder - Gedanke verständlich?

vom 09.03.2017, 17:17 Uhr

Ich habe noch nie verstanden, warum um "Kindermörder" so ein Aufheben gemacht wird. Als ob es irgendwie weniger schlimm wäre für die Angehörigen wenn das Opfer schon Volljährig gewesen wäre. Ich kann mir das jedenfalls nicht vorstellen und fände es schon extrem zynisch wenn es so wäre. Aber für die "besorgten Bürger" ist das wohl eine gute Ausrede um ihre Gewaltphantasien zu teilen und dafür nicht schräg angeschaut zu werden.

Und nein, ich kann solche Gedanken nicht wirklich nachvollziehen. Wir leben in einem Rechtsstaat, in dem jeder das Recht auf einen fairen Prozess hat und nicht vom Staat ermordet werden darf. Wer Selbstjustiz und die Einführung der Todesstrafe fordert hat absolut nicht verstanden warum es das bei uns nicht gibt. Und gerade die, die am lautesten schreien, würden auch laut schreien wenn sie in die Lage kommen sollten, dass sie auf die rechtsstaatlichen Prinzipien angewiesen sind.

Und ganz davon abgesehen - warum sollte jemand, der schuldig ist, so einfach davon kommen? Der Tod eines Menschen stellt nur für die, die zurück bleiben, eine Zeitspanne da, also ein Ereignis, mit dem sie jeden Tag leben müssen. Für den Toten selber war es nur ein kurzer Moment. Er leidet genauso wenig darunter tot zu sein wie jemand, der noch nicht geboren wurde, unter dieser Tatsache leidet.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge



Kätzchen, ich kann deine Gedanken dazu absolut nachvollziehen. Ich kann auch jeden verstehen, der bei solchen Dingen auf die Idee der Todesstrafe kommt, um sicherzustellen, dass so jemand tatsächlich nie wieder einem Anderen Schlimmes zufügen kann. Ich glaube, den Wunsch, dass diese Person oder auch jede andere, die schlicht gefährlich ist und höchstwahrscheinlich bleibt, nie wieder auf die Gesellschaft losgelassen wird, teilen wir hier alle.

Dass Knast unter Umständen als bequem empfunden wird und nicht zur Resozialisierung beiträgt, steht ja auch außer Frage. Ich selbst habe einen Häftling kennen gelernt, der seine Zeit im Gefängnis wirklich genoss, weil er "noch nie so viel Zeit hatte Bücher zu lesen". Und im Fall des Marcel H. war es ja sogar so, dass er wohl in den Knast wollte, wenn man der Berichterstattung Glauben schenkt. Dass das Einbuchten da allgemein nicht als richtige Strafe gesehen wird, liegt ja auf der Hand. Und klar, mich wurmt so etwas dann auch gewaltig, wenngleich ich dennoch dagegen bin, dem Verbrecher sein Lebensrecht abzusprechen.

Aber von alledem abgesehen steht die Selbstjustiz dann ja noch einmal auf einem ganz anderen Blatt. Und dass einer oder mehrere Bürger losgehen und richten oder bestrafen, ist einfach eine Sache, die in einem Rechtsstaat nicht geht und die ich für meinen Teil auch nicht tolerieren könnte, selbst wenn ich ein gewisses Verständnis für ein Elternteil habe, dass den Mörder des eigenen Kindes tötet.

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» CCB86 » Beiträge: 2025 » Talkpoints: 2,88 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


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