Selbst verantwortlich sein an Krebserkrankung?

Ich hatte neulich eine Diskussion mit einer Freundin. Es ging um Krebserkrankungen an sich und ob jemand selbst dafür verantwortlich gemacht werden kann, sollte diese Person Krebs entwickeln in ihrem Leben. Ich bin ja der Meinung, dass es bestimmte Krebsarten gibt, wo man definitiv selbst etwas dafür kann und selbst verantwortlich ist. Das betrifft zum Beispiel Krebs in der Lunge durch Kettenrauchen oder Krebs in der Bauchspeicheldrüse durch übermäßigen Alkoholkonsum. Auch gibt es ja einige Krebserkrankungen, die durch die Ernährung begünstigt werden.

Bei Krebsarten, die eindeutig durch die Genetik zurückzuführen sind (man denke an BRCA etc.) finde ich nicht, dass man selbst etwas dafür kann. Man kann die Genetik ja schlecht beeinflussen in dem Sinne. Also da finde ich nicht, dass die Betroffenen wirklich "Schuld" sind, wenn sie dann so eine Krebsart bekommen. Genauso wenig, wenn man Krebs nach einer Organtransplantation bekommt, für den man nichts kann. So las ich neulich von einem Fall, wo eine Nichtraucherin eine Raucherlunge transplantiert bekommen haben soll und anschließend dadurch Lungenkrebs bekommen hat und daran verstorben ist.

Meine Freundin hielt mich für meine Einstellung schon für ziemlich taktlos. Ihrer Meinung nach kann keiner etwas dafür, wenn er Krebs hat, ich finde das aber zu kurz gedacht und sehe das eben anders. Wie seht ihr das? Ist man selbst für eine Krebserkrankung verantwortlich, wenn man diesen durch sein Verhalten begünstigt hat?

Das kann man so gar nicht sagen. Es gibt einfach zu viel Einflüsse. Auch die Schadstoffe in der Luft und die Schadstoffe in der Nahrung können Krebs auslösen und dafür kann ja die jeweilige Person nichts. Daher finde ich diese Aussage nicht wirklich gut.

Man kann alles im Leben ein wenig mitsteuern. Das darf nie vergessen werden. Ein Kettenraucher kann die Gunst des Krebes schüren, aber er muss es nicht. Ich kenne Raucher, die sind kerngesund und rauchen Jahrzehnte. Ich kenne aber auch einen Raucher, der jetzt tot ist. So wie ich eine Frau kannte, die viel Alkohol getrunken hat und geraucht. Sie verstarb an Speiseröhrenkrebs und noch ein Krebs war gleichzeitig da, weiß jetzt aber nicht genau welcher.

Jeder kann gewisse Krankheitsbilder unter Umständen durch eine ungesunde Lebensweise mit verantworten, aber das so pauschal zu sagen, das geht nicht. Es gibt Menschen, die werden nie krank und es gibt Menschen, die werden es. Mir wurde immer gesagt, Krebs hat man sowieso, aber immer erst gutartig. Ob es bösartig wird oder nicht, dass wird sich früher oder später zeigen. Das war immer das, was meine Oma mir sagte und so ähnlich glaube ich das auch.

Wenn ich über rot über die Ampel gehe, kann es auch sein, dass ich überfahren werde. Wenn ich zu heißes Essen esse kann es sein, dass ich mich verbrenne. Steige ich auf die Leiter, könnte ich beim Sturz sterben. Es ist immer ein "ich kann, wenn" aber niemals ein "ich muss " oder "ich bekomme Krebs, wenn". So pauschal kann man das wirklich nicht sagen.

Ich glaube auch, dass man es sich zu einfach macht, wenn man sagt, dass jemand selbst für eine Krebserkrankung verantwortlich ist. Vor allem wenn man die Person gar nicht kennt. Natürlich kann rauchen oder trinken bestimmte Krebsarten fördern. Aber ich denke nicht, dass man wirklich alle Krebsarten irgendwie beeinflussen kann.

Bei Brustkrebs denke ich nicht, dass man einfach sagen kann, dass die Ernährung schuld ist oder es vielleicht daran liegt, dass die Frau mal gestillt hat oder eben auch nicht. Das hat viel mit Erbanlagen und Veranlagung zu tun. Wenn man so hört, was alles krebserregend sein kann, darf man ja fast gar nichts mehr essen oder trinken. Ich denke, dass nur einfach das Risiko höher ist bestimmte Krebsarten zu bekommen, wenn man eben stark raucht oder Alkoholiker ist.