Baby mit beiden Geschlechtern

vom 05.09.2008, 04:36 Uhr

Ich bin nun seit 6 Wochen Mutter und total am Ende mit den Nerven. Unser Baby ist mit beiden Geschlechtsmerkmalen auf die Welt gekommen und nun bearbeiten uns die Ärzte, dass wir entscheiden sollen, ob es ein Mädchen oder ein Junge sein soll.

Die Ärzte sind der Meinung, dass man schnellst möglich entscheiden muss. Ich kann das aber nicht entscheiden, wie kann ich so etwas überhaupt entscheiden. Ich habe mich nun etwas erkundigt und von dramatischen Schicksalen gelesen, wo Eltern falsch entschieden haben und die Kinder ihr Leben lang unglücklich waren.

Was würdet ihr tun, kann mir vielleicht jemand Ratschläge geben? Muss man wirklich jetzt schon entscheiden?

» Hundekeks » Beiträge: 229 » Talkpoints: -0,64 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Hundekeks hat geschrieben:... und nun bearbeiten uns die Ärzte, dass wir entscheiden sollen, ob es ein Mädchen oder ein Junge sein soll.


Deine Geschichte klingt total unglaubwürdig. Mittlerweile werden intersexuelle Kinder nicht mehr automatisch und zwangsweise in eine Geschlechterrolle gepresst. Leider hat man das früher oft gemacht, mittlerweile hat ein Umdenken eingesetzt.

Es gibt kaum Fälle, in denen ein operativer Eingriff medizinisch notwendig ist. Das muss man bedenken! Es ist nicht wichtig, dass das Kind operiert und damit angeglichen wird. Ein intersexuelles Kind hat ebenso ein Kind auf körperliche Unversehrtheit wie jeder andere Mensch auch. Wenn du das Kind operieren lässt, presst du es in ein schwarz-weiß-Schema. Was ist so schlimm daran, dass dein Kind interesexuell ist?

Wenn dein Kind alt genug ist, kann es sich selbst entscheiden, ob es als Mann, als Frau oder auch als "Zwischenwesen" leben möchte. Dein Kind muss sich nicht festlegen - und du darfst dem Kind keine Geschlechterrolle aufdrängen. Dein Kind ist nicht krank, sondern durch eine Laune der Natur einfach ein bisschen anders als die meisten Menschen. Weil es anders ist, musst du es aber nicht verstümmeln lassen, damit es wieder ins Schema passt.

Falls du weitere Fragen hast, wende dich am besten an die DGTI, also die Deutsche Gesellschaft für Transidentität und Intersexualität. Dort kannst du auch Kontakt zu Eltern aufnehmen, die in deiner Situation sind - und auch zu Intersex-Leuten, die die Zwangsoperationen hinter sich haben und damit oft sehr unglücklich sind.

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» Cologneboy2009 » Beiträge: 14210 » Talkpoints: -1,06 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Ich kann mir schon vorstellen das die Ärzte die beiden bearbeiten, ich glaube nicht das alle Mediziner schon so weit sind das man die Kinder erstmal älter werden lässt.

Was ich vorschlagen würde mit einem Spezialisten Kontakt aufnehmen, eventuell kann man einen Hormonstatus erstellen, anhand dessen man erkennen kann welche Hormone mehr im Körper vertreten sind, ich denke das sollte mittlerweile möglich sein.

Eventuell hat der Spezialist in der Tat auch noch eine andere Lösung, als die Entscheidung zwischen einem der beiden Geschlechter. Wo man einen Spezialisten finden, ich kann mir vorstellen das es Selbsthilfegruppen gibt, von Menschen die operiert sind oder von Eltern denen das gleiche passiert ist wie euch, dort findet ihr sicher gute Ratschläge und vielleicht auch Infos, hierfür würde ich einfach mal googeln :)

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» aries24 » Beiträge: 1748 » Talkpoints: 9,84 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Ich würde in so einem Fall nicht sofort operieren lassen. Ich habe einen Kumpel, der auch so zur Welt kam und bei dem entschieden wurde, dass es ein Junge sein soll. Letztendlich war er in seiner Kindheit sehr oft im Krankenhaus und das ist einfach unschön und prägt ein Kind auch sehr. Ich würde mich beraten lassen, aber nicht nur von Medizinern, die einen versuchen in eine Richtung zu drängen.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Ich kann mir schon vorstellen, dass in einem Krankenhaus in der Provinz noch solche Ansichten herrschen, vor allem wenn der leitende Arzt vielleicht schon etwas älter ist. Wenn ich an so einer Stelle wäre, würde ich mit meinem Kind zu Ärzten in einer Großstadt wie Berlin oder Köln oder so gehen wo zu erwarten ist, dass die Ärzte liberaler reagieren und man hier wirklich nach medizinischer Notwendigkeit und nicht hauptsächlich nach persönlicher Weltsicht beraten wird.

Beratungsstellen wurden hier schon genannt, das wäre auch meine nächste Idee gewesen. Andere betroffene Eltern können einem neben dem Austausch über Gefühle und Konflikte durchaus auch Adressen geben, mit welchen Ärzten und Einrichtungen sie gute Erfahrungen gemacht haben. Denn bevor ich als Elternteil irgend etwas entscheide würde ich auch wissen wollen, wie der rein körperliche Befund ist. Also welche Geschlechtsmerkmale sind in den Genen angelegt. Welche Geschlechtsteile sind wie gut ausgeprägt. Denn wenn es womöglich Auswirkungen auf die spätere Familienplanung von meinem Kind hat, was man eventuell eines Tages entfernen würde, dann würde ich das auch in die Entscheidung mit einfließen lassen und das gründlich überdenken.

Vielleicht möchtest du ja schreiben, wie ihr euch letztlich entschieden habt? Wie hat sich euer Kind mittlerweile entwickelt?

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


Ich kann mir das schon noch vorstellen, denn solche Kinder werden auch nicht immer in den großen Kliniken geboren sondern auch in den Provinzkäffern die damit keine Erfahrung haben und damit kann man das große Geld machen. Gerade wenn man die Eltern dann noch drängt sich schnell zu entscheiden und dann noch fadenscheinige Gründe anführt um das zu beschleunigen, da sind bis zu 90.000 für die Klinik pro Kind mit drinnen, die extra mit einfließen von den Kassen. Das ist ein genauso Lohneswertes Geschäft wie das mit den Frühchen die nicht in den Neoschwerpunktzentren geboren werden, sondern außerhalb und dann erst verlegt werden nachdem man dort bereits gepfuscht hatte.

Entscheiden muss man sich nicht, solange es keine anderen Schwierigkeiten dabei gibt. Sprich es kommt auch immer darauf an, welche Geschlechtsmerkmale ausgeprägt sind und ob einfache Dinge wie das Pinkeln klappen oder auch nicht. Ist das alles in Ordnung, dann kann man durchaus abwarten und das Kind alleine entscheiden lassen wenn es größer ist, wenn nicht dann kann man auch behelfsweise eine Entscheidung treffen und immer noch nachträglich das ganze ändern.

Ich würde mich zu nichts drängen lassen, mich in Ruhe informieren und auch mal an andere Kliniken und Ärzte wenden die dazu beraten und informieren können. Das Lesen im Internet von Schicksalen wie du es nennst, davon würde ich abraten denn dort steht immer nur das dramatische und das schlimme, aber nie wenn es gut ausgegangen ist. Das ist das gleiche wie bei normalen Geburtsberichten auch, im Internet findet man nur die Horrorgeschichten aber nichts wirkliches schönes und macht sich damit unnötig Panik. Vielleicht gibt es auch entsprechende Vereine für betroffene Eltern und andere Institutionen bei denen man sich mit anderen betroffenen austauschen kann, da bekommt man meiner Meinung nach bessere Informationen und Gespräche zusammen, als mit Menschen die davon nicht Betroffen sind.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge


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