Individualität beim Berliner Modell zu stark vernachlässigt?
Ich denke, jeder der ein Kindergarten-Kind zu Hause hatte oder hat, wird inzwischen das so genannte Berliner Modell kennen, wonach die Kinder in den Kindergarten eingewöhnt werden. Wie sinnvoll dieses Konzept ist, soll hier diskutiert werden.
Meine Kollegin erzählt heute, dass sie endlich nach 2 Jahren verzweifelter Suche einen Kita-Platz für ihren Sohn gefunden hätte. Es soll wohl im August los gehen. Sie meinte dann auch, dass die Eingewöhnung nach dem oben genannten Modell stattfinden soll und sie regte sich total darüber auf, wie schwachsinnig dieses Modell überhaupt wäre. Sie kennt nämlich ihren Sohn und der braucht diese Eingewöhnungsphase gar nicht. Sie erzählte dann auch von der Eingewöhnung bei der Tagesmutter und dort wäre das auch so gewesen, dass er seiner Mutter nicht eine Träne nachgeweint hätte und sogar froh war, dass sie mehr oder weniger weg ist.
Auch als sie beim Gespräch in der Kita war und dem Sohn die Kita gezeigt hat, hat er sogar direkt geheult, als sie wieder nach Hause fahren wollte, weil er mit den anderen Kindern spielen wollte. Er ist also sehr selbstständig und offen für sein Alter und hängt überhaupt nicht an Mamas Rockzipfel. Deswegen regt sich meine Kollegin total darüber auf, dass bei dem Berliner Modell zu wenig auf Individualität geachtet werden würde, man würde nämlich trotzdem auf Biegen und Brechen diese bekloppte Eingewöhnungsphase durchziehen wollen und meine Kollegin muss dafür Urlaubstage opfern, obwohl das gar nicht notwendig wäre, weil sie eben jetzt schon weiß, wie ihr Kind reagieren wird (war ja mit der Tagesmutter dasselbe). Meint ihr auch, dass man bei dem Berliner Modell zu wenig auf die individuellen Bedürfnisse des Kindes eingeht? Warum boxt man das auf Biegen und Brechen durch? Könnt ihr das nachvollziehen?
Ich finde, dass das schon ein hartes Stück ist. Immerhin sollte es doch darum gehen jedem Kind gerecht zu werden und das scheint hier nicht der Fall zu sein. Ist dieses Modell in jedem Kindergarten Pflicht oder kann man das als Kindergarten nach seinem Konzept anpassen? Gerade, wenn man wirklich so ein Kind wie beschrieben hat finde ich es sehr lästig, wenn man die Tage dann noch da bleiben muss und dass man da nicht flexibel genug ist als Einrichtung.
Wobei man letztendlich einfach diese Zeit frei nehmen muss, wenn es nicht anders geht. Danach hat man ja dann eine Versorgung für das Kind und muss sich nicht noch mal um so etwas kümmern. Blöd ist es in der Situation aber sicherlich.
Wirklich widerlich, dass sich nur Menschen dazu äußern die davon keine Ahnung haben und auch sich damit noch nicht befasst haben. Gerade bei diesem Modell wird auf das Kind Rücksicht genommen. Die 4-6 Wochen sind ein grobe Zeitraum der veranschlagt wird. Manche Kinder brauchen länger, andere kürzer und man schaut genau darauf wie sich das Kind verhält. Bleibt es direkt da und ist glücklich, dann macht man das auch keine vier Wochen und die Dame braucht auch ihren wertvollen Urlaub dafür nicht aufwenden. Wenn es aber länger geht, dann muss man sich auch dazu Gedanken machen und nicht nach vier Wochen sagen, dass das Kind nun von morgens bis abends dort bleibt auch wenn es nicht bereit ist und sich nicht wohl fühlt.
In der Kita meines Sohnes gab es alles schon. Von einer Eingewöhnung über 9 Monate bis das Kind den kompletten Tag geblieben ist, bis hin zu wollte vom ersten Tag nicht mehr raus. Dabei wird ebenfalls das Modell angewendet und man hat einen groben Plan, aber das Kind entscheidet wie es voran geht und die Eltern haben sich entsprechend anzupassen und nicht zu sagen, es muss nach vier Wochen passen auch wenn es nicht geht oder das Kind muss vom ersten Tag an bleiben.
Was ich hier nicht verstehen kann, die Dame hatte eine Tagesmutter und braucht nun einen Krippenplatz? Warum, die Betreuung war Sichergestellt, das Kind ist gerne hin gegangen und warum nun alles ändern? Nur damit es ihr in den Kram passt? Dann muss sie als Mutter auch bereit sein Opfer zu bringen und nicht nur an sich zu denken. Wer sein Kind direkt abschiebt und meint das bekommt es schon hin, der wird sich wundern. Tagesmutter und Krippe sind zwei unterschiedliche Schuhe, Tagesmutter sind 2-3 Kinder auf einem Haufen, in den Einrichtungen bis zu 100 je nach Größe. Da prasseln ganz andere Eindrücke und Situationen auf ein Kind ein und es verhält sich anders als man es vorher schon kannte oder sich vorstellt. Nur weil es bei der Tagesmutter keine Probleme gab, heißt es nicht, dass es in der Krippe auch rund läuft den kompletten Tag.
Kann sein, dass das Kind morgens damit klar kommt, früher müde wird und damit am schimpfen und meckern ist, oder auch Angst bekommt wenn dort viele größere und kleinere sind, zu viele Kinder oder ein zu großes Angebot an Spielzeug. Mein Sohn hat sich in jeder Krippe anders verhalten und wir haben einige male gewechselt, in manchen ging es vom ersten Tag ab, in anderen dauerte die neue Eingewöhnung dann wieder einige Tage oder auch Wochen. In der jetzigen Einrichtung wollte er lange nur Vormittags bleiben, Nachmittags wurde es ihm zu viel da dann noch die Großen Kinder mit dazu kamen aus den umliegenden Einrichtungen und nicht nur 10 Kinder in der Gruppe waren, sondern auf einen Schlag dann 40.
Ich kann es sehr gut nachvollziehen, dass die Einrichtung daran festhält da viele Eltern ihre Kinder überschätzen und es nur parken wollen damit sie ihren Tätigkeiten nachgehen können und die Einrichtung dann zusehen soll, wie sie mit dem Kind klar kommen. Das Kind steht im Mittelpunkt der Einrichtung, braucht es länger, dann machen die Einrichtungen mit, geht es schneller, dann machen auch da die Einrichtungen mit. Aber als Elternteil sollte man ebenfalls seinen Teil mit dazu beitragen und nicht mit einer festen Meinung ankommen, sein Kind überschätzen und dann auf bockiges Kleinkind machen wenn die Einrichtung nicht nach dem Willen der Mutter tanzt, die offensichtlich alles besser weiß.
Die Einrichtung hat nicht nur ein Kind bislang aufgenommen sondern schon viele vor ihrem und weiß was sie tut, wie viel Erfahrung kann die Mutter vorweisen mit Krippen wenn das Kind vorher bei der Tagesmutter war und es das erste ist? Gar keine. Darum sollte die Dame einfach mal den Ball flach halten, mit der Einrichtung an einem Strang ziehen und eine Lösung mit dem Arbeitgeber finden, denn auch dort kann man miteinander sprechen und unbezahlten Urlaub nehmen, sich freistellen lassen, Zeiten splitten oder auch verkürzen für ein paar Wochen usw. und es muss nicht immer direkt der bezahlte Urlaub sein der dafür dann drauf geht.
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