Als alleinerziehendes Elternteil nur Nachteile haben?

vom 06.03.2017, 12:38 Uhr

Ich habe gerade einen Beitrag auf RTL gesehen, in dem es um alleinerziehende Elternteile ging, in dem Fall waren es alleinerziehende Mütter. Diese haben geschildert, wie groß ihre Problem doch im normalen Alltag oder Leben sind. Das fing bei der Jobsuche an und endete bei der Suche nach einem neuen Partner.

Viele haben direkt abgelehnt, wenn sich die beiden Frauen beworben haben. Eine RTL Reporterin hat dann den Test gemacht und stieß oft auf Aussagen wie, wer denn auf das Kind aufpassen würde, wenn die Frau eben arbeiten ginge und manche Arbeitgeber haben direkt abgelehnt, wenn sie eben gehört haben, dass die Frau alleinerziehend ist.

Bei der Wohnungssuche war es das gleiche. Da kamen dann oft Ausreden, dass eine 87 qm Wohnung für eine Mutter mit zwei Kindern doch zu klein wäre. Nur wenige waren da ehrlich und haben eben gesagt, dass sie Angst haben, dass es Probleme mit der Zahlung der Miete geben könnte und sie eher keine Alleinerziehenden nehmen möchten, die Geld vom Amt bekommen.

Der Test, wie Alleinerziehende auf der Suche nach einem Partner abschneiden, kommt erst morgen. Aber mich würde es da auch nicht überraschen, wenn es für sie schwerer wäre, einen neuen Partner zu finden. Ich war eigentlich der Meinung, dass es sich im Laufe der Jahre geändert hat und es Alleinerziehende längst nicht mehr so schwer haben. Aber das ist ja anscheinend ganz und gar nicht so.

Meint ihr, dass alleinerziehende Elternteile wirklich überall so viele Nachteile haben? Wurde das in dem Beitrag vielleicht eher übertrieben dargestellt? Habt ihr da vielleicht auch selbst schon Erfahrungen gemacht? Wird man als Alleinerziehende immer noch eher ausgegrenzt und abgestempelt?

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



Ich kann das schon bestätigen. Denn nach der Trennung von dem Erzeuger, der sich gerne auch Vater schimpft, war meine Mutter arbeitslos und alleinerziehend. Sie hat anfänglich viel versucht, um aus der Sozialhilfe herauszukommen. Bei uns war der Unterschied, das Oma, Patentante, Opa und meine Selbstständigkeit ( schon im Kindergartenalter, weil ich es können musste ) uns eigentlich in die Karten spielen hätte müssen, aber dem war leider nicht so. Sie wurde abgelehnt, abgelehnt und abgelehnt.

Immer wieder mit denselben Aussagen, wie "wer passt auf das Kind auf?" oder "was ist, wenn das Kind krank wird?". Da war denen egal, wenn Oma, Opa & Co einspringen würden. Ich war sowieso die meiste Zeit alleine zu Hause, beruflich bedingt wegen meiner Mama früher und meinem Erzeuger. Er stand ständig unter Strom, war drauf mit Drogen, im Puff usw. Sie war eben anschaffen. Ich konnte mir schon früh alles selber machen, wie Frühstücken, Mittagessen, mich beschäftigen & Co. Blieb ja nicht aus. Ansonsten stieg ich in den Bus die paar Haltestellen und war im anderen Stadtteil bei Oma.

Leider ist es so, dass Alleinerziehende es nicht so simple haben, wie es dargestellt wird. Immer heißt es, wer arbeit will, der kriegt. Es heißt auch, die Arbeitgeber sowie Deutschland im Allgemeinen seien kinderfreundlich. Das kann ich beispielsweise nicht bestätigen. Jede Frau in meinem Freundeskreis die Kids hat, hat das Problem, schwer Arbeit zu finden. Dabei spielt nicht einmal das alleinerziehend die Hauptrolle, sondern merkt man richtig, dass es das Kind per se ist.

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» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge


Ich sage mal so: Warum sollten alleinerziehende Elternteile es "besser" haben als normale Eltern, die paarweise zusammenleben und sich gemeinsam um die Erziehung und Betreuung ihrer Kinder kümmern? Ich sehe nicht einen einzigen Vorteil darin, alleinerziehend zu sein, es sei denn man hat keine Lust auf Beziehung, will aber Kinder haben. Die Nachteile überwiegen für mich aber eindeutig.

Gerade in den Fällen, wo dann der Kindsvater sich weigert, Unterhalt zu zahlen und die alleinerziehende Mutter dann selbst zusehen muss, wie sie klar kommt. Einen Job zu bekommen mit mehr als einem Kind zu Hause wird schon problematisch, aber man muss arbeiten, wenn man keinen Unterhalt bekommt und nicht jede alleinerziehende Mutter traut sich, den Unterhalt einzuklagen, weil das eben teuer ist.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Was dabei immer vergessen wird, selbst wenn man einen Partner hat, steht dieser auch nicht parat wenn das Kind krank ist. Wie viele Paare gibt es, bei denen der Partner im Ausland angestellt ist, auf Montage ist oder sonst wie abwesend ist unter der Woche und nur am Wochenende Zuhause ist? Da führt man ebenfalls ein Leben wie eine Alleinerziehende und muss sich auch entsprechend verhalten und seine Kontakte aufbauen.

Vorteile hat es durchaus, wenn man bestimmte Sorten Partner an der Hacke hatte. Ich habe durch meine Trennung von meinem Ex Partner deutlich mehr Freizeit gehabt, denn er hat keinen Finger krumm gemacht, nur gefordert und nichts im Haushalt gemacht. Sozusagen ein weiteres Kleinkind welches ich zu versorgen hatte, mit seinem Auszug wurde das weniger. Ebenfalls heißt es, dass man einen Mitesser weniger hat zu Versorgen.

Geht nur ein Elternteil arbeiten und der andere hockt munter Zuhause bei den Kindern, dann muss diese Person für 3 Menschen aufkommen. Hat man nur ein Kind Zuhause, dann fällt ein Mitesser schon mal wenig mitsamt der Nebenkosten und es kommt billiger, da zum einen jeder den kompletten Tag aus dem Haus ist und entsprechend auch weniger Lebensmittel eingekauft werden müssen.

Mit Jobsuche und Wohnung ist es immer so eine Sache, da spielt es kaum noch eine Rolle, dass man Alleinerziehend ist sondern eher der Umstand, dass man Kinder hat. Kinder sehen Vermieter nicht gerne, genauso wie Tiere gerade in den Großstädten findet man damit schon schwer eine Wohnung und wenn man dann noch nicht einmal das Notwendige Einkommen hat solch eine Wohnung zu finanzieren, dann ist halt Schicht im Schacht. Bezahlbarer Wohnraum ist überall Mangelware, nicht nur für Alleinerziehende, auch für Familien, Singles, Rentner und Co.

Mit dem Job sieht das nicht anders aus, wenn man kein Stück flexibel sein kann und keine Kontakte hat die man das Kind nehmen können wenn es Krank ist oder früher geholt werden muss, dann sieht es halt Mau aus und man findet damit schwerer etwas. Jemand der ein Netzwerk aufgebaut hat, der kann sich auch darauf verlassen und funktioniert keinesfalls schlechter als mit einem Partner zusammen, sondern noch besser da man mehrere Personen hat auf die man zurück greifen kann.

Ich bin Alleinerziehend, habe einen Sohn und arbeite 7 Tage die Woche, mal vom Büro aus, mal von Zuhause. Eine Kinderbetreuung zu finden war nie das Problem, ich habe dafür meine Netzwerke die darauf aufpassen und auch wenn ich im Auslandseinsatz bin für 6 Monate, ist mein Sohn immer gut untergebracht bei diesen. Dazu brauche ich nicht mal meine eigene Familie zu denen kein Kontakt besteht.

Mein Hauptjob ist starr, feste Zeiten, einfach gehen ist nicht drinnen und wenn etwas kleines ist, dann muss ich einen anderen Plan parat haben. Im Notfall z.B. Kind liegt unter dem LKW kann man natürlich gehen, aber nicht wenn das Kind einen blauen Fleck hat und nach Hause möchte. Aber selbst da springen genug Menschen auf und rennen zu ihrem Kind, obwohl es unnötig ist und das sorgt natürlich dafür, dass Arbeitgeber nicht so erfreut sind wenn sie mit solchen Teilen schon Erfahrung gemacht haben.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge



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