Den Motor starten und sofort losfahren?

Ich habe die Angewohnheit, immer ca. 20 Sekunden zu warten, nachdem ich den Motor meines Autos gestartet habe, bevor ich losfahre. Egal ob Sommer oder Winter. Einen besonderen Hintergedanken habe ich dabei nicht, es ist einfach nur eine Angewohnheit und ich bilde mir ein, dass es gut für den Motor ist.

Als wir letztens zusammen saßen, kam eine Diskussion zu genau diesem Thema auf. Ich erzählte von meiner Angewohnheit, worauf mich eine Kollegin direkt stark kritisierte. Mein Verhalten wäre eine vermeidbare Belastung für die Umwelt und zusätzlich würde es dem Motor eher schaden, als dass es ihm gut tut. Einige andere machen es jedoch auch genauso wie ich... Motor erst kurz laufen lassen und dann losfahren.

Wie macht ihr das? Schadet das wirklich dem Motor, wenn man wartet? Ich glaube, dass eher so ein "Kaltstart" dem Motor auf lange Sicht nicht gut tut. Gerade ältere Autos brauchen ja immer etwas bis sie in die Gänge kommen. Bin gespannt was ihr sagt, denn ich möchte mein Auto noch eine Weile fahren und keinen Motorschaden.

Ohne angreifend zu werden, hat deine Kollegin absolut keine Ahnung von der Materie und sollte sich zu solchen Themen in Zukunft auch nicht weiter äußern. Erschreckend, mit welch bodenlosen Argumenten eine Diskussion angefangen wird. Aber wir fangen mal ganz langsam an. Ein Kaltstart lässt sich absolut nicht vermeiden. Sobald das Auto viele Stunden steht, kommt eben ein Kaltstart zu Stande.

Bei dem Kaltstart ist es allerdings wichtig, dass der Motor vor jeglicher Belastung erstmal eine gewisse Zeit ~ etwa 30 Sekunden seine Ruhe hat. Die Ölpumpe muss erstmal den gewissen Öldruck aufbauen, damit sämtliche Ecken im Motor mit Öl versorgt sind. Eine sofortige Belastung kann nachhaltige Schäden in größerem Ausmaß verursachen. Sofern der Motor eine Turboaufladung hat, empfiehlt sich solch ein Verhalten grundlegend umzusetzen. Der Turbolader muss erstmal nötig geschmiert werden und darf bei einem Kaltstart sowieso nicht auf sofortiger Belastung arbeiten.

Zwar sind die Zylinderlaufbuchsen auch nach längerer Standzeit mit einem Ölfilm bedeckt. Allerdings muss wie oben beschrieben bei einem Kaltstart das Öl erstmal überall hinkommen. Vor allem bei sehr niedrigen Temperaturen und der Viskosität des Öls ist Vorsicht geboten. Wer im Winter bspw. ein dickes Öl fährt, muss beim Kaltstart den Motor länger im Leerlauf laufen lassen, damit das dicke Öl an wirklich jede Stelle des Motors kommt. Bei einem dünneren Öl verkürzt sich natürlich die Kaltstartphase.

Wer allerdings im Glauben ist, den Motor im Stand nach dem Kaltstart warm laufen zu lassen würde enorm helfen, der irrt tatsächlich. Langfristig bilden sich Ablagerungen bspw. an den Ventilen, da der Motor überhaupt keine Betriebstemperatur hat und unverbrannter Sprit sich absetzt. Grundsätzlich empfiehlt es sich beim Kaltstart die oben genannte Methode mit anschließend normaler Warmfahrphase. Ab circa 80 Grad Öltemperatur kann der Motor dann voll beansprucht werden.

Und wenn man sich tatsächlich nicht sicher ist, immer 20-30 Sekunden warten, bis zumindest der Öldruck aufgebaut wurde. Das schadet nie und ist je nach Modell und Motor auch eine Notwendigkeit. Eine mögliche defekte Ölpumpe kann sich daher äußern, dass die Hydrostößel langsam anfangen zu klackern. Dann sollte man der Pumpe sowieso die notwendige Zeit einräumen, bis das Öl wenigstens zum Großteil verteilt ist.