Durch vorzeitigen Abbruch von Antibiotika resistent werden?

vom 06.03.2017, 16:42 Uhr

Vor kurzem meinte eine Bekannte, dass man ja vor allem durch das vorzeitige Absetzen von Antibiotika, Resistenzen entwickeln würde. Ich muss sagen, dass ich das bisher so noch nicht gehört habe. Ich wusste nur, dass man irgendwann resistent werden kann, wenn man eben zu oft Antibiotika braucht.

Ist es wirklich schädlich, wenn man ein Antibiotikum vorzeitig nicht mehr einnimmt? Kann es dann wirklich zu Resistenzen kommen? Wieso passiert dies dann? Oder hat meine Bekannte da Blödsinn erzählt?

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



Es ist doch logisch, was deine Bekannte sagt. Wenn man ein Antibiotikum vorzeitig (und vermutlich ohne Rücksprache mit dem Arzt) absetzt, dann bedeutet das, dass die Bazillen nicht alle getötet worden sind. Einige Erreger überleben also und können sich regenerieren und gleichzeitig Resistenzen bilden gegen das Antibiotikum als eine Art Überlebensstrategie.

Diese Resistenzen werden dann also direkt weiter vererbt. Antibiotika werden in der Regel so lange genommen, bis mit großer Wahrscheinlichkeit alle Bazillen abgetötet worden sind und es keine Überlebenden gibt. Daher ist es doch selbstverständlich, dass einige Bazillen überleben müssen, wenn man die Einnahme vorzeitig abbricht.

Daher ist es für mich absolut unverständlich, wenn man Antibiotika einfach so abbricht. Mein Freund macht das auch gerne, dass er die vorzeitig abbricht, wenn er der Meinung ist, dass es ihm besser geht. Da hilft auch kein Reden mehr, dass es so zu Resistenzen kommen kann und sein Verhalten mehr Schaden als Nutzen anrichtet.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


Man selbst wird durch den vorzeitigen Abbruch der Einnahme von Antibiotika nicht resistent. Aber die Bakterien werden es. Der Mechanismus ist eigentlich ganz einfach. Nicht alle Bakterien werden sofort von einem Antibiotikum erreicht, in manchen Geweben verteilen sich die Wirkstoffe langsamer.

Dazu kommt, das eben nicht alle Bakterien nicht gleich empfindlich reagieren. Das ist ähnlich wie die LD50 bei Tierversuchen. Nicht alle Tiere oder Menschen fallen bei einer bestimmten Dosis sofort tot um. Die einen reagieren schneller, die anderen überleben es. In den ersten Tagen der Einnahme erwischt man die meisten Bakterien, aber ausgerechnet die stärksten bleiben übrig.

Die können nun, wenn man das Mittel nicht weiter nimmt, Strategien entwickeln, um den Angriff zu überleben. Schaffen sie das, dann sind sie resistent und geben diese Fähigkeit an die folgenden Generationen weiter. Außerdem können sie dieses Können auch noch artübergreifend an andere Bakterienstämme vermitteln. Daher gilt: Immer brav die Mittel bis zum Ende nehmen oder bei Unverträglichkeit auf eine Alternative umsteigen und die bis zum Ende schlucken.

» cooper75 » Beiträge: 13412 » Talkpoints: 516,00 » Auszeichnung für 13000 Beiträge



Interessanterweise habe ich vor einigen Jahren von einem Mediziner gehört, dass neueste Forschungen das Gegenteil besagen und man mittlerweile weiß, dass man, egal wie lange man das Mittel einnimmt, so oder so niemals absolut alle Bakterien bis zum letzten erreichen kann. Irgend etwas würde immer überleben und die Resistenzen ausbilden, wenn man die Medikamente nur lange genug nimmt.

Von daher wäre es völlig egal, wie lange man die Sachen nimmt, man kann Resistenzbildung nicht vermeiden und dementsprechend wäre eine möglichst kurze Einnahme eher zu bevorzugen. Gerade im Bereich der Harnwegsinfektionen gibt es ja heute bei einfachen Infekten sogenannte Eintages-Dosen, die dürfte es dann ja keinesfalls geben. Ob die Theorie des Arztes so stimmt, weiß ich natürlich nicht, ich hatte mal dahingehend online nach neuen Erkenntnissen gesucht, bin aber nicht fündig geworden.

Möglicherweise hatte ich die falschen Suchbegriffe oder die These stimmt nicht, aber schlüssig klang sie für mich schon. Soweit ich weiß, stammen die meisten Resistenzen aber ohnehin weniger aus privaten Haushalten, sondern aus dem medizinischen Betrieb und der Tierzucht.

» Verbena » Beiträge: 4943 » Talkpoints: 1,99 » Auszeichnung für 4000 Beiträge



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