Im Interview offen sagen, dass man Frustessen macht?
Heute habe ich mir zwei Sendungen zu der Schokoladen-Diät Lüge auf ZDF angeschaut und an dieser bewusst gefälschten Studie hat auch eine Frau teilgenommen, die schon diverse Diäten ausprobiert hat und bei der auch nichts geholfen hat. Die Frau hat in einem Interview ganz direkt gesagt, dass sie häufiger nicht zu Feiern geht, zu denen sie eingeladen wird, einfach weil sie in ihren Anziehsachen nicht gut aussieht und sich jedesmal wie eine ''Tonne'' fühlt. Sie hat dann aber sogar gesagt, dass sie dann nicht selten zu Hause bleibt und dann eben aus Frust lauter leckere Dinge isst.
Ich finde diese Ehrlichkeit zwar gut, frage mich aber, wie Freunde und Familie damit umgehen. Wenn sie vielleicht auf dem einen oder anderen Geburtstag, Hochzeit oder Kommunion nicht dabei gewesen ist und sich stattdessen dann zu Hause vollgestopft hat, ist das natürlich schon ein wenig deprimierend für die Personen, denen sie dabei abgesagt hat. Denkt ihr, dass die Frau nach dieser Beichte Probleme bekommen hat und würdet ihr sowas offen sagen?
Ich sehe hier Ansätze einer Depression, wenn ich ehrlich bin. Denn gerade, dass man Menschenmengen wie sie bei einer Familienfeier der Fall wäre, meidet um sich zu Hause zu isolieren (und vollzustopfen) ist schon der erste Schritt. Außerdem scheint sie sich minderwertig zu fühlen wegen ihrem Gewicht oder Aussehen, sodass ich so eine Frau in meinem Umfeld gar nicht verurteilen oder auslachen würde.
Ich würde eher versuchen ihr zu helfen, dass sie nicht noch tiefer in die Depression reinrutscht. Denn es ist irgendwo ja auch ein Teufelskreis, je mehr Frustessen sie macht, desto mehr wird sie wegen mangelnder Bewegung zunehmen und das wiederum hätte zur Folge, dass sie noch mehr zunimmt und sich noch mehr schämt und isoliert und so gesehen noch mehr isst (wenn man nicht aufpasst).
Daher finde ich es gut, dass diese Frau das offen gesagt hat, ich interpretiere das als Hilfeschrei. Ich hoffe nur, dass dieser Hilfeschrei auch als solcher erkannt wird und sie Hilfe bekommt um aus dieser Teufelsspirale auszubrechen.
Wozu nicht mal offen dazu stehen? Ich finde das ehrlich gesagt nicht weiter schlimm. Würden das meine Freunde in irgendeinem Interview sagen wäre das für mich kein großes Problem, eher würde ich mich wundern, warum man nicht mit mir gesprochen hat. An sich finde ich es auch nicht schlimm, wenn man dazu steht, dass man selber solche Zweifel an sich hat, wobei es natürlich schöner wäre, wenn man offen miteinander sprechen kann.
Bei mir würde so ein Geständnis auch absolut kein Ärger darüber hervorrufen, dass ich versetzt worden bin und sie zu meiner Feier nicht gekommen ist. Die Aussage ist doch sehr deutlich. Sie macht das nicht, weil sie die Feiern oder die Gastgeber an sich nicht mag, sondern weil sie sich nicht traut, sich unwohl fühlt und unglücklich ist. Und daheim macht sie sich dann auch stattdessen keinen schönen Abend, sondern ist stundenlang unglücklich und grämt sich.
Also ich sehe da keinen Anlass, sauer zu sein. Ich würde mir Sorgen machen. Ich hätte ein schlechtes Gewissen, ihre Probleme nicht früher erkannt zu haben. Ich würde mir Gedanken machen, wie ich ihr helfen könnte. Ich würde sie fragen, ob ich ihr irgendwie helfen kann. Ich würde versuchen, sie aufzubauen. Also mir würde es ausschließlich um sie gehen.
Dass sie auf meiner Feier gefehlt hat, wäre mir vollkommen egal. Diese Erklärung hat mit "ich hatte keinen Bock" oder "das Fernsehprogramm hat mir mehr zugesagt" und anderen blöden Ausreden überhaupt nichts gemein.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Frau dadurch "Ärger" von ihren Verwandten bekommen hat, indem sie offen erzählt hat, weshalb sie bei Feiern so oft schwänzte. Ich denke eher, dass sie ihnen leid tut und dass sie sich vielleicht auch Sorgen um sie machen. Denn genau das würde ich tun, wenn ich eine Person, die ich kenne, so etwas sagen hören würde.
Ich finde nicht, dass es ein Grund ist, sauer zu sein, sondern eher, einer, um eben vielleicht auch einzugreifen. Wenn jemand so ein geringes Selbstbewusstsein hat, dass er sich nicht traut, zu Feiern zu gehen, finde ich das schon schlimm genug. Wenn es dann noch so weit geht, dass die Person allein zu Hause bleibt und vor lauter Frust isst, dann ist das noch einmal eine ganz andere Nummer.
Ich würde ihr da Hilfe anbieten und versuchen, mit der Person darüber zu sprechen. Denn ich finde, dass es wirklich schlimm ist, wenn man so unter seiner Figur leidet, dass es zu so etwas kommt. So sollte das nämlich nicht sein, egal wie viel man letztendlich wiegt. Man sollte sich einfach nicht verstecken.
Dass man aber einfach so offen zugibt, dass man aus Frust isst, finde ich hingegen absolut nicht schlimm. Ich würde sagen, dass extrem viele Leute aus Frust essen, wenn es ihnen nicht gut geht. Diese Szene sieht man immer wieder in Filmen, wobei ich auch viele Leute kenne, die das auch so handhaben. Das ist nichts, wofür man sich schämen muss, wie ich finde, sondern etwas Normales.
Bei mir ist es allerdings so, dass ich komplett den Appetit verliere und gar keinen richtigen Hunger verspüre, wenn es mir schlecht geht. Jeder ist da eben anders, wobei ich das alles normal finde. Dass sich der Appetit verändert, wenn es einem schlecht geht, ist ja wirklich nicht ungewöhnlich, so dass ich es absolut in Ordnung finde, so etwas offen zu sagen.
Ich glaube auch, dass viele Verwandte und Freunde sich dadurch schnell vernachlässigt fühlen, da sie aufgrund einer Äußerlichkeit sitzen gelassen wurden. Nur weil man sich als "Tonne" fühlt ist es eigentlich kein Grund solche Feierlichkeiten abzusagen.
So etwas hat dann meistens tiefere Hintergründe, wie oben beschrieben, vermutlich Depressionen. Gerade die soziale Abgrenzung ist ein Thema, was in einer Depression nach hinten los geht. Man "versteckt" sich, da man der Meinung ist, dass man es nicht wert ist/zu dick ist/andere einen auslachen können. Es kann viele Gründe haben. Diese spielen sich jedoch hauptsächlich im Kopf der betroffenen Person ab. Da gerade die Verwandten und Freunde sich dann von der Person vernachlässigt fühlen kommt es dazu, dass sie die Betroffene seltener einladen, wodurch weitere depressive Anfälle gefördert werden.
In diesem Fall hilft keine Abnehmkur, sondern nur eine gute psychologische Behandlung. Viele Kliniken bieten oft zu Depressionsbehandlungen auch Abnehmkurse an, um den Betroffenen zu einem besseren Selbstbild zu verhelfen.
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