Auf Pferde wetten - Schuldgefühle?
Mein Freund verdient nebenbei ein wenig mit Sportwetten. Normalerweise tut er dies ausschließlich bei Fußballspielen. Aber einmal im Jahr findet hier das große Grand National statt. Dies ist einer der größten, wenn nicht sogar das größte, Pferderennen im Jahr. Hier in Schottland gibt es kaum jemanden der nicht zumindest ein paar Pfund auf ein paar Pferde setzt. Auch ich durfte dieses Jahr 5 Pferde wählen, wobei keines meiner Pferde je das Ziel erreichte.
Wir haben uns dann auch das Rennen im Fernseher angesehen. Von den 40 Pferden kam nur knapp die Hälfte ins Ziel. Alle anderen fielen zum größten Teil über die Barrikaden. Die Pferde wurden regelrecht ausgepeitscht und zu Höchstleistungen getrieben, gerade zum Ende hin. Ich fand dies wirklich sehr grausam und unnötig. So etwas ist Tierquälerei und auch noch im öffentlichen Fernsehen. Im Nachhinein habe ich mich schuldig gefühlt, dies gewissermaßen mit meiner Wette unterstützt zu haben. Mein Partner meinte daraufhin das die Pferde sowieso rennen müssen.
Wie denkt ihr darüber? Muss man Pferde wirklich für die Unterhaltung einiger reichen Leute, welche diese Events bevorzugt besuchen und ihren Sekt trinken, so dermaßen quälen? Und macht man sich schuldig, wenn man darauf wettet?
Dieses Pferderennen kannte ich bisher noch nicht. Habe jetzt mal etwas darüber bei Wikipedia nachgelesen, weil es mich interessiert hat. Also, wenn die dort gemachten Angaben stimmen, dann scheinen bei diesem Rennen ja doch sehr viele Pferde zu stürzen und sich dabei auch ernsthaft zu verletzen. Relativ viele Verletzungen sollen sogar tödlich sein.
Bei dem Hintergrund würde mich dieses Pferderennen auch abstoßen. Da hilft es auch nicht sonderlich, dass die Hindernisse über die Jahre wohl schon deutlich entschärft worden sind. Wenn immernoch enorm viele Pferde stürzen und sich schwer verletzen, und das nicht wirklich bloß seltene Einzelfälle sind, dann "stimmt" meines Erachtens noch immer etwas nicht. Denn wenn bei einer Sportart jemand, egal, ob Mensch oder Tier, mal einen Unfall hat, dann kann das durchaus vorkommen. Aber nicht so, dass das jedes Mal passiert, und auch nicht so massenhaft. In so einem Fall nehmen die Veranstalter das Leid der Tiere wohl einfach in Kauf, und geben Profit und der Unterhaltung irgendwelcher reicher Leute den Vorzug.
Also ja, für mich ist dieses Rennen Tierquälerei. Sicher ist leider der meiste Sport, in den Tiere involviert werden, für die Tiere kein wirkliches Vergnügen. Wie "normale" Springpferde gedrillt werden, ist schon nicht unbedingt tierfreundlich. Aber so ein Rennen, bei dem über die Hälfte der Pferde verunglückt, ist meines Erachtens noch einmal eine ganz andere Kategorie.
Ich finde auch, dass jemand, der dann auf dieses Rennen wettet, die Veranstalter, und damit die Schuldigen an der Tierquälerei, unterstützt. Letztendlich profitieren ja nicht nur die Wettbüros durch das Geld, das gesetzt wird, sondern auch die Veranstalter des Rennens an sich.
Ich denke, da sollte man einfach aufklären. Je mehr Leute erkennen, was das für eine Tierquälerei ist, desto weniger werden wohl in Zukunft bei dieser Angelegenheit mitmachen. Leider wird es wohl nie so sein, dass gar keiner mehr etwas mit dem Rennen zu tun haben will. Insbesondere die reichen Schnösel, die dort aus Prestige-Gründen sind, dürfte es wenig kümmern, was mit den Tieren ist. Aber wenn die meisten anderen Leute sich abwenden, dann wird der Veranstalter das sicher finanziell zu spüren bekommen, und dann vielleicht die Bedingungen dieses Rennens auch noch einmal überdenken. Man kann es nur hoffen.
Für mich sind solche Wettbewerbe auch reine Tierquälerei. Ich würde mich in keinster Weise daran beteiligen. Das Argument deines Freundes, dass sein Wetteinsatz nichts daran ändert, würde ich nicht anerkennen. Zum einen verändert es etwas in ihm. Er unterstützt es. Dadurch sollte er sich schlecht fühlen, wenn ihm Tiere und Tierschutz wichtig sind. Dass andere dafür zahlen und es unterstützen, hat ja mit ihm nichts zu tun.
Zum anderen würde sich niemals etwas ändern, wenn alle so denken. Stell dir mal vor alle die dort hingehen und wetten, finden es eigentlich scheußlich, aber machen mit, weil es eh nichts bringen würde, wenn sie aufhören. Würde man mal darüber sprechen und erfahren, wie die anderen darüber denken, würden sie schnell erkennen, dass sie alle aufhören wollen und wenn sie alle aufhören, gibt es dieses Rennen nicht mehr.
Das alle dagegen sind, ist natürlich unwahrscheinlich. Aber dennoch ist das Argument einfach unlogisch. Wenn man etwas nicht unterstützen will, sollte man es nicht tun. Egal wie viele andere es tun. Wenn er mit seinen Freunden darüber redet, warum er nächstes Jahr nicht mehr wettet, denken die vielleicht auch darüber nach und lassen es dann bleiben. Dein Freund könnte ein gutes Vorbild sein und somit dem Rennen mehr Wetten entziehen als nur seine eigene.
Vor allem die Herangehensweise deines Freundes finde ich sehr dilettantisch. Wie kann man denn auf 40 Pferde setzen und mit keinem einzigen gewinnen. Er pumpt da Geld in die Veranstaltung ohne Sinn und Verstand. Man müsste sich schon etwas über die Gewinnchancen und die bisherigen Leistungen der Tiere informieren und nicht einfach nur die Freundin die hübschen Namen raussuchen lassen und auf diese wetten. Daran verdienen die Veranstalter ja erst recht Geld und die Teilnahme deines Freundes ergibt überhaupt keinen Sinn.
Also meiner Meinung nach sollte sich dein Freund auf Fußballwetten beschränken. Ich nehme mal an, davon versteht er auch sehr viel mehr und die Fußballspieler müssen nicht erschossen werden, wenn sie sich ein Bein brechen. Solche Pferderennen sind totale Tierquälerei und die Tiere werden da einfach nur verschleißt wie Gebrauchsgegenstände. Meiner Meinung nach sollte man sich sehr schuldig fühlen, wenn man dies unterstützt. Ich könnte nicht mehr in den Spiegel schauen und auch vor Freunden würde ich mich schämen. Weil ich so ein Mensch nicht sein möchte. Egal wie viele andere Menschen so sind.
Dieses Rennen gilt als Skandalrennen und die Tierschützer laufen dagegen seit Jahren Sturm. Auch in diesem Jahr gab es wieder viele verletzte Pferde und auch Tote. Du schreibst ja selbst, dass die Tiere ausgepeitscht wurden, um Höchstleistungen zu erbringen. Die vielen Verletzungen interessierten die Veranstalter nicht. Eine Änderung haben sie mit dem Hinweis auf die Tradition abgelehnt.
Wer sich das Rennen ansieht und auch wettet, beteiligt sich an den Grausamkeiten und macht sich mitschuldig. Nein, die Pferde müssen nicht sowieso rennen, sie müssen sich bewegen. Diese kaum zu überwindenden Hindernissen könnte man ändern und man hätte immer noch ein gutes Rennen.
Das ist auf jeden Fall Tierquälerei. Ich würde das ehrlich gesagt auch nicht unterstützen und schauen, dass man etwas dagegen tun kann. Vielleicht kann man Petitionen unterschreiben, die Leute aufklären und so weiter, weiterhin eine Wette abgeben würde ich aber nicht. Sicherlich müssen die Pferde auch ohne deine Wette dort laufen, aber wenn die Masse irgendwann nicht mehr wetten würde, würde das auch auffallen und vielleicht würde ein Umdenken stattfinden. Ich würde selber nie auf solche Rennen wetten.
Seelisch schuldig macht man sich also auf jeden Fall bei so einer Wette, aber weiter auch nichts. Du musst mir dir vereinbaren was für dich in Ordnung ist und was nicht und dein Partner muss es eben auch für sich entscheiden.
Bienenkönigin hat geschrieben:[...]Vor allem die Herangehensweise deines Freundes finde ich sehr dilettantisch. Wie kann man denn auf 40 Pferde setzen und mit keinem einzigen gewinnen. Er pumpt da Geld in die Veranstaltung ohne Sinn und Verstand. Man müsste sich schon etwas über die Gewinnchancen und die bisherigen Leistungen der Tiere informieren und nicht einfach nur die Freundin die hübschen Namen raussuchen lassen und auf diese wetten. Daran verdienen die Veranstalter ja erst recht Geld und die Teilnahme deines Freundes ergibt überhaupt keinen Sinn. [...]
Du hast scheinbar meinen Beitrag nicht richtig gelesen oder einfach missverstanden. Wir haben keineswegs auf 40 Pferde gewettet. Sondern lediglich £1 auf 5 verschiedene Pferde. Das sind 5 Pfund, die dir im Idealfall über £100 einbringen können. Im letzten Jahr hat er diese selbst entschieden und £60 gewonnen, weil ein Außenseiter gewonnen hatte.
Beim Pferderennen bringt es nicht viel auf die Favoriten zu setzen, da es eine reine Glückssache ist. Auch ein Favorit kann fallen oder wie eines der Pferde, welches ich wählte, von reiterlosen Pferden aus der Bahn gedrängt wurde. Es bringt also wesentlich mehr, auf Außenseiter zu wetten und einen großen Gewinn einzusacken.
Nichtsdestotrotz ist mir Fußball sehr viel angenehmer. Auch hier können Favoriten verlieren und dir eine Menge Geld einbringen. Wie im letzten Jahr beim Spiel Dortmund gegen Real Madrid. Hier waren die Odds für Dortmund nicht besonders hoch und brachten guten Gewinn.
Ich werde auf jeden Fall versuchen, meinen Partner zum Umdenken zu bewegen. Wir sind beide sehr tierlieb und mir ist ehrlich gesagt ein wenig unverständlich, wie er dies einfach akzeptieren kann und sogar versucht Profit daraus zu schlagen.
Ich finde an Pferderennen (Flach- oder Jagdrennen mit sehr niedrigen Hindernissen) ist im Grunde nichts auszusetzen, da die Tiere in der Regel sehr viel besser behandelt werden, als manche ihrer Kollegen im Freizeitsport. Immerhin sind sie für den Besitzer sehr wertvoll und brauchen gleichzeitig ihre Bewegung um fit zu bleiben, weshalb sie in der Regel auch viel Auslauf haben. Bei Privatpferden ist das leider nicht immer der Fall. Auf Pferderennen zu wetten finde ich dementsprechend auch nicht schlimm.
Das Grand National ist hingegen ein Sonderfall. Die Strecke ist ist wahnsinnig lang und mit so vielen mörderischen Hindernissen gespickt, dass ich mich immer wieder Frage, warum die Besitzer ihre Pferde dort mitlaufen lassen. Wenn oft nicht einmal die Hälfte der Tiere das Ziel erreicht und die wenigen, die ankommen teils mit Sauerstoffmaske versorgt werden müssen, läuft definitiv etwas falsch. Ich finde Hindernisrennen mit hohen Hindernissen ohnehin schon viel zu gefährlich, aber das Grand National sollte wirklich verboten werden. Das Grand National wäre somit auch ein Rennen, auf das ich niemals wetten würde, denn mit jeder einzelnen Wette unterstützt man die Tierquälerei in diesem Fall.
Allerdings brauchst du dir auch keine Vorwürfe zu machen, dass du darauf gewettet hast. Wie bei vielen Dingen macht man den Hype halt erst einmal mit, bevor man irgendwann merkt, was dahinter steckt. Ich dachte mir beim ersten Mal auch nur "Oh, was für ein riesiges Rennen. Da bin ich mal gespannt." und war erst hinterher schockiert. Aber es ist doch gut, dass du (wie ich auch), zumindest hinterher oder währenddessen auf die Missstände aufmerksam geworden bist. Daraus kann man lernen und auch andere aufklären.
Hier scheinen sich leider wieder mal einige Vorurteile zum Thema Rennsport zu versammeln... Ganz vorne weg: Keines dieser Pferde wird ausgepeitscht. Die Anzahl der "Schläge" ist auf 5 begrenz und es wird sehr kleinlich darauf geachtet, dass diese Zahl nicht überschritten wird. Das was da so wild aussieht, ist lediglich das "zeigen" der Peitsche.
Der Jockey wedelt damit in der Luft herum, um das Pferd anzutreiben, berührt es jedoch nicht. Außerdem sind Rennpeitschen dick wattiert - wenn ein Jockey es im vollen Galopp schafft, so sehr damit zuzuschlagen, dass es wehtut - Hut ab. Können wohl die wenigsten. Der Peitscheneinsatz ersetzt im Prinzip das treibende Bein, das beim Rennsitz ja wegfällt. Schmerzen wären sogar kontraproduktiv, das bei Schmerz der Muskel kontrahiert - es verlangsamt also.
Das Grand National ist sicherlich nicht ohne. Es ist ein Rennen, dass von Pferd und Reiter Höchstleistungen abfordert. Und gerade deshalb ist es meines Erachtens nach so faszinierend. Ich verstehe jedoch auch, wenn man davon nichts wissen möchte. So schlimm wie von einschlägigen Tierschützern dargestellt, ist es jedoch schon lange nicht mehr. Die Stürze gehen in der Regel harmlos aus. Die Sprünge sehen auch deutlich gewaltiger aus als sie sind, da die Pferde durch den oberen Teil der Hecke einfach durchspringen.
Ein Problem des Grand Nationals ist es jedoch, dass die Anforderungen für einen Start sehr gering sind, und somit Pferde antreten, die gar nicht mehr fit genug dafür sind oder nie fit genug waren. Ein Trainer oder Besitzer in solches Pferd an den Start gehen zu lassen, finde ich im höchsten Maße verwerflich. Die beiden Pferde die beim letzten Rennen (Bei den Einführungsrennen, nicht beim Grand National selbst!!!) ihr Leben lassen mussten, waren beide erwiesenermaßen nicht ausreichend vorbereitet. Solche schlecht vorbereiteten Pferde sind es dann halt auch meistens, die durch eine Verweigerung oder einen Sturz größere Kettenreaktionen auslösen.
Was mir beim Grand National außerdem nicht passt, ist das Handicap. Sprich: Bessere Pferde kriegen totes Gewicht dazu. Dient eigentlich der Fairness, ist bei einem solche hartem Rennen meiner Meinung nach alles andere als das. Aber, ein schlechtes Gewissen brauchst du wirklich nicht zu haben. Die Pferde machen das gerne. Die müssen das sogar, um erfolgreich zu sein. Fehlt einem Pferd der Kampfgeist und die Lust aufs Rennen wird es schon früh aussortiert und geht in der Regel in den Freizeitbereich.
Gut vorbereitet und entsprechend trainiert sind Hindernisrennen für Pferde keine Quälerei. Man muss sie mit Sicherheit nicht mögen, aber ein bisschen informieren schaden ja nie. Auf jeden Fall gebührt den Siegern dieses Rennens meine allergrößte Bewunderung.
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