Von G8 wieder zu G9 tendieren und Unterschriften sammeln

vom 15.02.2017, 12:08 Uhr

Hier in der Gegend werden zur Zeit Unterschriften gesammelt, dass man wieder von G8 zu G9 kommen will und den Abiturienten dann wieder ein Jahr mehr Zeit geben soll. Erst waren viele so hellauf begeistert, dass man nicht mehr nach 13 Schuljahren, sondern nach 12 Schuljahren das Abitur macht und nun sind viele wieder dagegen. Umstritten war das Projekt ja immer und immer waren auch einige gegen G8.

Denkt ihr, dass das Unterschriften sammeln was bringt? Denkt ihr, dass G9 besser ist als G8? Wohin tendiert ihr, wenn ihr für eure Kinder entscheidet oder auch für euch selber entscheidet? Würdet ihr die Unterschrift gegen G8 geben?

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Unterschriftenaktionen dazu habe ich in unserer Region noch nicht bemerkt. Aber ich kann das durchaus nachvollziehen, wenn Eltern sich da wehren. Die Anforderungen an junge Studenten sind an der Uni in den letzten Jahren deutlich gestiegen und nicht gesunken, trotzdem werden die Schüler ein Jahr weniger auf diese Herausforderung vorbereitet. Das kann ganz schön hart sein. Und gerade für Kinder, die nicht aus akademisch geprägten Familien kommen, ist das doppelt hart.

Auch schon in der Schule habe es solche Schüler doppelt hart, die sich aus eigener Leistung als eine der ersten in der Familie ans Gymnasium gekämpft haben, wenn sie die gleiche Leistung noch schneller bringen müssen, als Generationen vor ihnen. Zu Gerechtigkeit in der Bildung trägt das meiner Meinung nach eher nicht bei, was ich schade finde. Schließlich sollte eigentlich jeder der das Talent hat, die Möglichkeit haben, Abitur zu machen, auch ohne fremde Hilfe.

Ein weiteres Problem ist, dass in manchen Bundesländern die Kinder zum Teil schon mit fünf Jahren eingeschult werden und dann nach zwölf Schuljahren erst 17 Jahre alt sind. Sprich sie können sich ohne Unterschrift der Eltern gar nicht mal in den gewünschten Studiengang einschreiben. Sprich, wenn die Eltern wollen, dass Junior Jura studiert, das Kind aber lieber Politologie studieren möchte, dann muss es ein Jahr lang die Zeit überbrücken, bis es seine Karriere selbstbestimmt in die Hand nehmen kann. Das kann ganz schön blöd sein für die jungen Studenten. Die Zeitersparnis die man durch G8 für die Karriere zu erreichen glaubte verpufft dann eben einfach so.

Das sind erst mal die offensichtlichsten Gründe und ich finde die Entwicklung durchaus begrüßenswert, dass mittlerweile die ersten Bundesländer bemerken, dass G8 nicht nur Vorteile mit sich gebracht hat und mittlerweile erste Änderungen in Angriff genommen werden.

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


Ich wünsche mir eindeutig G9 für meine Kinder. Nicht ausreichend gekürzter Stoff (Was soll man auch kürzen?) und bis zu 36 Wochenstunden plus Hausarbeiten und Lernen in der Oberstufe sind einfach zu viel. Da muss man sich nicht wundern, wenn die Kinder danach erst einmal ein Jahr ins Ausland gehen und die Seele baumeln lassen. Immerhin bringt das neben Entspannung auch Lebenserfahrung und Fremdsprachenkenntnisse,

Die Verkürzung lässt zu wenig Zeit für außerschulische Aktivitäten, bei denen Kinder und Jugendliche ihre Interessen und Stärken finden können. Mit einer vernünftigen Anpassung gern, aber so wie es ist, ist es das Kinderquälerei. Nur weil andere Länder kürzere Schulzeiten haben und man Bachelor-Absolventen früher auf den Arbeitsmarkt werfen kann, muss man das nicht alles auch tun.

» cooper75 » Beiträge: 13423 » Talkpoints: 517,99 » Auszeichnung für 13000 Beiträge



Ich war in meinem Bundesland der letzte G9-Jahrgang, und bin da auch echt froh drüber, noch G9 zu sein. Wir hatten damals, als es gerade erst angefangen hat, hin und wieder Unterricht in einem Sextanerklassenraum. An einer Wand dort hing ein Plakat mit der Überschrift "Wünsche an die SV", und dreimal dürft ihr raten, welcher Wunsch dort mehrfach genannt wurde. Genau, "Kein G8 mehr".

Die SV kann daran nun denkbar wenig ändern, aber nachvollziehen kann ich den Wunsch. Bei uns zumindest wurden in der Oberstufe die G8 und G9-Schüler zusammengesetzt, was bedeutet, dass das eine Jahr irgendwann in den unteren Stufen ausgeglichen werden musste. Das hieß eben auch mehr Schulstunden, also auch in der Orientierungsstufe mal 8 Stunden. Da hatte ich später schon keine Lust drauf, und mit 11 Jahren noch weniger, dann erst um 16 Uhr zuhause zu sein. Je nach Jahreszeit hieß das halt auch durchaus mal, bei Sonnenaufgang zur Schule zu fahren und auf dem Rückweg den Sonnenuntergang beobachten zu können.

Je nachdem hat das in der Oberstufe dann auch für recht starke Altersunterschiede gesorgt. Selbst ohne Sitzenbleiben waren zwischen mir, die eben recht kurz nach Schuljahresbeginn Geburtstag hatte, und unserem G8-"Küken", das ein Jahr übersprungen hat und soweit ich weiß auch früh eingeschult wurde, dann 3 Jahre Unterschied. Die hatte also ihr Abi mit 16 und beschlossen, erstmal zwei Jahre lang was anderes zu machen, so wirklich schneller bekommt man die Fachkräfte also auch nicht.

Ich würde ja behaupten, dass G8 in erster Linie ein Geldsparplan war. Ein Jahr weniger, also hat man je nach Jahrgangsgröße drei bis fünf Klassen weniger, die ja Lehrer bräuchten, also kann man da etwas sparen. Begründen kann man das dann damit, das andere Länder das ja auch haben und trotzdem gut in den Tests abschneiden. Ignoriert wird dabei dann natürlich, dass der Schulstoff auch für diese Zeitspanne angepasst wird und dass es eventuell weniger Schüler pro Klasse sind, und so weiter.

» Kalu-chan » Beiträge: 718 » Talkpoints: 11,85 » Auszeichnung für 500 Beiträge



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