Vorträge vor Familie und Freunden üben sinnvoll?

Meine Nichte soll demnächst einen Vortrag in der Schule halten und ist entsprechend aufgeregt. Ihr Lehrer hat ihr aus diesem Grund den Rat gegeben, den Vortrag doch zu Hause vor Familie und Freunden zu üben. Das würde sie sicherer machen, sie hätte mehr Routine und dann würde es auch vor der Klasse deutlich besser klappen.

Dementsprechend haben wir uns dann gestern Abend alle ihren Vortrag angehört, ich bezweifle aber dennoch, ob dieser Tipp so nützlich war. Denn in der Familie weiß man ja, dass es keine Konsequenzen haben wird, dass keiner lachen oder blöde Bemerkungen machen wird und in der Familie wird auch nichts benotet. Ihr Vortrag wird aber in der Schule benotet werden und allein der kritische Blick des Lehrers reicht für manche ja schon, nahezu panisch und nervös zu werden. Wenn dann noch irgendwelche Klassen-Clowns Blödsinn machen im Unterricht und dann ablenken ohne dass der Lehrer das merkt, bringt die Übung im Familienkreis ja auch nicht wirklich was.

Wie seht ihr das? Haltet ihr es für sinnvoll, Vorträge vor Familie und Freunden zu üben? Ist man hinterher nicht trotzdem nervös, wenn man dann vor Fremden, Kollegen oder was auch immer einen Vortrag halten muss?

Ich denke schon, dass das erstmal etwas hilft einen Vortrag zu üben. Immerhin sind die Familienmitglieder auch nicht in das Thema eingebunden und deswegen ist es auch wichtig alles zu erzählen, weswegen man erkennt, was dem Vortrag fehlen könnte. Das freie Reden ist natürlich auch wichtig und meiner Meinung nach können gerade Eltern schon sehr kritisch bei einem Vortrag des eigenen Kindes sein. Es ist aber auch einfach einen Versuch wert, weil man damit keinen Schaden anrichten kann und es eventuell etwas bringt.

Natürlich hilft es, wenn man ein Referat oder einen Vortrag einfach vorher schon mal übt und vor wem man das macht ist dabei eigentlich herzlich egal, wichtig ist das man sich das überhaupt traut. Denn das ist eigentlich schon die erste Hürde die genommen werden muss und das ist vor Verwandten häufig sogar noch schwere als vor Fremden oder in der Schule.

Die Vorteile sind dabei auch ganz klar, man übt das freie Reden, man stellt fest, ob die Länge des Vortrages in den Zeitrahmen passt. Dadurch das man angesehen wird und einem das vielleicht unangenehm ist, was häufig zu einer dünneren oder zittrigen Stimme führt, wird das gleich mit geübt und die Stimme wird ein wenig fester und die Nervosität meist auch zumindest einen Tick kleiner bei einem zweiten Vortrag. Bei einer Wiederholung des gleichen Vortrages ist man in der Regel auch insgesamt etwas sicherer, weil schon ein wenig Übung da ist, was natürlich nicht heißt, das die Nervosität dann völlig weg ist.

Davon ab, warum sollten Familienmitglieder nicht kritisch sein? Auch diese könnten ja im Anschluss noch Fragen stellen oder etwas kritisieren. Nur weil sie keine Note vergeben heißt das noch lange nicht, das sie alles einfach abnicken. Also wenn man die Möglichkeit hat, dann finde ich es schon gut, einfach schon mal vor anderen zu üben.

Wenn ich in der Schule einen Vortag halten musste, dann habe ich den immer erst einmal meinen Eltern vorgetragen. Das fand ich dann schon immer sehr gut, um eine gewisse Sicherheit in dem Vortrag zu bekommen. Meine Eltern haben es mir dann auch immer gesagt, wenn etwas nicht passte und ich zum Beispiel langsamer und deutlicher reden musste, damit man alles verstehen kann.

Natürlich ist so ein Vortrag etwas anderes als später in der Klasse, wenn der Lehrer da sitzt und die Klassenclowns Blödsinn machen. Und natürlich war ich auch trotzdem nervös vor jedem Vortrag, den ich dann in der Klasse halten musste. Aber ohne diese Übung wäre ich noch deutlich nervöser gewesen.