Bei Fragen nach Beruf diesen immer etwas aufwerten?
Ich habe heute erst ein Buch gelesen, bei dem die Hauptfigur immer ihren Job aufwertete, wenn sie danach gefragt wurde. Mir ist dann auch eine Situation eingefallen, in der ich das auch schon mitbekommen habe. Eine Bekannte von mir hat neben ihrem Studium einen Putzjob bei einem Steuerberater.
Wenn sie nach ihrem Nebenjob gefragt wird, dann sagt sie jedoch nur, sie würde nebenbei beim Steuerberater arbeiten. Das ist ja absolut nicht gelogen, wobei die Leute sich darunter natürlich etwas anderes vorstellen. Ungeschickt ist diese Methode ja nicht, wenn man den Job etwas aufwerten kann, ohne dabei direkt zu lügen.
Wertet ihr euren Job oder euren Beruf auch ganz gerne ein wenig auf, ohne dabei direkt zu lügen? Oder seid ihr so zufrieden damit, dass ihr auch offen die Wahrheit sagen könnt?
Also ich könnte verstehen, wenn man nicht sagt "Ich bin Putzfrau" sondern "Ich bin Reinigungskraft", weil das edler klingt. Allerdings ist der Vergleich mit dem Steuerberater sehr merkwürdig. Denn ich würde darunter verstehen, dass man entweder angestellter Steuerberater oder Sekretär(in) ist.
Ich persönlich werte meinen Job auch nur indirekt auf, indem ich mich selbst als Kaufmann im Einzelhandel bezeichne, was ich aber auch gelernt habe, auch wenn ich vertraglich nur als Verkaufskraft geführt werde. Da ich aber die entsprechenden Qualifikationen in theoretischer wie praktischer Hinsicht habe, denke ich ist das auch zulässig und in keiner Weise täuschend.
Ich habe während des Studiums längere Zeit im Theater als Bühnenstatistin gearbeitet. Das ist wirklich der unwichtigste Job da, weil man mehr oder weniger einfach ein Teil des Bühnenbilds ist Da wurden teilweise nicht mal Leute ersetzt, wenn sie krank waren, weil eine Menschenmenge von 18 Leuten halt genauso gut gespielt werden kann wie von 20.
Wenn ich nach meinem Job gefragt wurde habe ich immer zu einer längeren Erklärung angesetzt, weil ich dachte, dass man bestimmt denken wird, dass ich irgendwas wichtiges mache, Garderobe annehmen oder Programme verkaufen oder so, und nicht nur fürs herumstehen bezahlt werde wenn ich einfach nur sage, dass ich im Theater arbeite. Später habe ich auch mal an der Garderobe gearbeitet und das dann auch immer gleich dazu gesagt.
Ich habe meinen Beruf eigentlich nie aufgewertet. Ich wüsste auch gar nicht, wie ich das hätte wirklich machen sollen. Ich finde, dass es schon irgendwie dafür spricht, dass man sich für einen Job etwas schämt oder meint, dass dieser eben nicht gut genug und gehoben genug ist. Ansonsten hätte man es ja eigentlich nicht nötig, irgendwie anders auszudrücken, was man eben arbeitet.
Das ist für mich genauso, wenn eine Hausfrau sagt, dass sie ein sehr erfolgreiches kleines Familienunternehmen führt. Das ist eben auch nichts anderes, als das was sie eigentlich macht, nur klingt es eben netter. Ich denke, dass viele ihren Beruf etwas aufwerten, weil sie eben wissen, dass es durchaus komische Blicke oder Vorurteile geben könnte.
Bei mir ist es eher umgekehrt. Wenn ich den Leuten erzähle, was ich beruflich mache, dann haben sie eine komplett falsche (und bessere) Vorstellung davon, was mit diesem Beruf eigentlich zusammenhängt. Das war schon damals zu Studienzeiten so, weil ich Werkstudentin in sehr prestigeträchtigen Unternehmen gewesen bin mit einem deutschlandweiten guten Ruf. Mein damaliger Chef war Experte auf seinem Gebiet und wurde ständig von der Presse interviewt und bei Problemen offiziell um Hilfe gebeten. Er stand auch häufiger in der Zeitung und wurde zitiert.
Da dachte man dann auch direkt, dass ich ja so eine wichtige Position hätte und da mir das so unangenehm war, dass man mich für wichtiger hielt als ich eigentlich war, habe ich dann als Student immer dazu gesagt, dass ich eigentlich nur die einfachen Aufgaben mache, wie zum Beispiel Informationen in Excel-Tabellen eintragen.
Ich verstehe gar nicht, was man überhaupt davon hat, sich großartig aufzuwerten in dem man beim Beruf ein wenig flunkert. Nelchen hat schon ein gutes Beispiel genannt von der Hausfrau und dem erfolgreichen kleinen Familienunternehmen. Mal ehrlich, so etwas kommt doch früher oder später eh raus und dann ist es umso peinlicher.
Unter meinem Beruf kann sich sowieso kaum jemand etwas vorstellen. Meistens höre ich als Antwort: "Und damit kann man Geld verdienen?", wahlweise auch "Den ganzen Tag lesen und dafür bezahlt werden, das würde ich auch gern!" oder: "Ist das nicht furchtbar langweilig!", wenn ich erzähle, was ich so mache. Das finde ich zwar nicht "schlimm", aber ein bisschen regt es mich doch auf. Wenn jemand anders einen Job hat, den ich nie machen würde, oder den ich mir fürchterlich nervig vorstelle, sage ich ja auch nicht: "Kindergärtnerin? Singen, klatschen, und mit Fingerfarbe malen? Kann man davon leben?" oder ähnliches.
Deswegen ist es mir schon lange zu blöd, längere Erklärungen abzugeben, wieso es sich tatsächlich um einen Brotberuf handelt und was man da den ganzen Tag so macht, außer vor sich hin zu starren. Weder werte ich meinen Beruf auf noch spiele ich ihn herunter. Die Leute, die so neugierig fragen, können sich denken, was sie wollen. Genauer erkläre ich nur, worum es in meinem Job geht, wenn ich aufrichtiges Interesse wittere.
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