Als Gast Gastgeber mit Geschenken überhäufen?

Meine Eltern kommen ursprünglich nicht aus Deutschland, sondern aus einem anderen Land, wobei wir damals auch sehr oft Verwandtschaftsbesuche ins Ausland gemacht haben. Wir sind dann immer mit dem Auto die weite Strecke gefahren und oft kam dann auch meine Oma mit. Im Auto wurde es dann immer ziemlich eng, da wir neben dem ganzen Gepäck noch jede Menge "Geschenke" für die Familie dabei hatten, bei der wir dann geschlafen haben. Es handelte sich dabei um Schokolade und Kaffee in riesigen Mengen, wobei noch andere Lebensmittel und Kleinigkeiten dabei waren. Dabei hätte man so etwas auch vor Ort kaufen können.

Dieses Phänomen, den Gastgeber mit Geschenken zu überhäufen, ist mir jedoch nicht nur von meiner Familie bekannt. Vor kurzem war meine Freundin zu Besuch bei ihren Eltern, weil diese Verwandtschaftsbesuch bekommen haben, der vom anderen Ende Deutschlands kam. Die Eltern und auch meine Freundin bekamen dann mehrere Taschen voller Geschenke. Es handelte sich dabei um Kleidung, Süßigkeiten, kleine Haushaltsgeräte und Kosmetik. Es sind wohl wirklich Unmengen, wobei meine Freundin nun ziemlich verzweifelt ist, weil sie gar nicht weiß, was sie mit dem "Ramsch" machen soll.

Macht ihr es auch so, dass ihr den Gastgeber mit Geschenken überhäuft, wenn ihr dort auch schläft? Oder reichen Klassiker wie Pralinen und Sekt für euch aus?

Gerade wenn man dort auch übernachten will und das meist für mehrere Tage finde ich es total angemessen, wenn man auch reichlich Geschenke mitbringt. Denn sonst machen die Gastgeber doch ein Verlustgeschäft, wenn sie auf einmal zig Köpfe mehr durchfüttern müssen und Nebenkosten wie Wasser oder Heizung werden ja dann auch mehr verbraucht.

Als wir damals nach Russland zu meinen Verwandten gefahren sind, haben wir auch eine Menge Geschenke mitgebracht. So haben wir sehr viele typisch deutsche Süßigkeiten mitgebracht, weil die hier wegen dem Zoll billiger sind und die Verwandten dort drüben nicht so viel Geld haben, sich solchen Luxus regelmäßig zu leisten.

Auch deutsche Markenkleidung haben wir reichlich mitgebracht, die wir aber vorher hier als Schnäppchen gekauft haben. Haushaltsgeräte haben wir nicht gekauft, das finde ich übertrieben. Wir haben eben nur Sachen mitgebracht, die in Deutschland produziert werden und die hier weit günstiger sind als dort. Es haben sich alle gefreut darüber und es gab keine Beschwerden über irgendwelchen "Ramsch".

Ich bin damals mit einer meiner Schwestern und meinen Eltern zu den Verwandten gefahren und meine Großtante hatte nicht so viel Platz und die Rente war auch eher knapp, sodass es eine Zumutung gewesen wäre, wenn sie auf einmal vier Köpfe zusätzlich ernähren muss. Meine anderen Geschwister konnten nicht mitkommen wegen Klausurphase oder weil sie nicht frei bekommen haben oder weil sie eben hochschwanger waren und nicht reisen durften bzw. wollten.

Ich finde es durchaus angemessen, wenn man reichlich Geschenke mitbringt gerade wenn man bei Verwandten mehrere Tage, vielleicht sogar Wochen übernachtet und sich dort umsonst durchfuttert und deren Nebenkosten in die Höhe treibt. Dann nur eine kleine Schachtel Pralinen und eine Flasche Sekt zu geben finde ich irgendwie geizig und unangemessen. Wenn man so viel Geld spart, das man ansonsten in Hotels hätte investieren müssen, dann sollte man in meinen Augen ruhig etwas spendabler sein.

So allgemein kann ich es eigentlich gar nicht sagen. Wenn ich zu Freunden nach Ungarn fahre, dann bringe ich auch immer Geschenke mit, von denen ich weiß, dass sie diese dort gebrauchen können. Dann nehme ich aber keine Sachen, die man dort auch bekommen kann, sondern schon Sachen, bei denen man schon merkt, dass ich sie aus Deutschland mitgebracht und nicht im Geschäft nebenan gekauft habe.

Aber wenn ich hier Freunde besuche, dann bringe ich nicht zwingend viel mit. Eine Kleinigkeit sollte es schon sein, aber große Geschenkberge karre ich dann nicht durch die Gegend. Wenn ich hier jemanden besuche, dann erfolgt das meistens auf Gegenseitigkeit, also besuchen mich diese Menschen auch mal. Darum finde ich es einfach unsinnig, wenn dann immer Berge von Geschenken verteilt werden, als Ausgleich für die entstandenen Unkosten bei der Übernachtung.

Ich kenne es auch so, dass man, wenn man für mehrere Tage irgendwo zu Gast ist, ein Geschenk mitbringt. Meine Familie macht das auch immer so, wenn wir unsere Verwandten im Ausland besuchen. Meistens handelt es sich aber eher um Kleinigkeiten, wie Süßes oder Kaffee. Auch Waschmittel ist manchmal dabei, da das in Deutschland wohl besser sein soll.

Aber mit Geschenken überhäuft haben wir eigentlich noch keine Verwandten. Das könnte man aber auch nicht erwidern, dafür leben meine Verwandten in zu bescheidenden Verhältnissen. Da wäre das vielleicht auch nicht so angebracht.

Aber auch wenn man zum Beispiel Couchsurfing betreibt, bringt man seinem Gastgeber ja in der Regel eine Kleinigkeit mit. Beim Schüleraustausch haben wir es auch so gemacht und es ist uns auch vom Lehrer nahegelegt worden.

Ich finde, dass es darauf ankommt, wie oft man sich sehen kann und in welchen finanziellen Kreisen sich der Gastgeber bewegt. Wenn man die Person selten sieht oder weiß dass sie wenig hat, dann schenkt man sicherlich gerne mal ein bisschen mehr. Wobei ich bei einem normalen Besuch nur einen Wein oder ein bisschen etwas zu Essen mitbringen würde und nicht unendlich viele Geschenke.

Wie kommt man darauf, dass man automatisch mehr schenkt wenn der andere weniger hat? Das ist vom eigenen Geldbeutel abhängig, wie man zueinander steht, ob man den anderen leiden kann und solchen Dingen. Geld alleine sicherlich nicht, dass ist doch sehr kurzfristig und oberflächlich Gedacht.

Ich überschütte auch keinen Gastgeber mit Geschenken, egal ob dieser nun Vermögend ist oder auch nicht. Lediglich die Auswahl der Gastgeschenke wird daran angepasst auf die jeweilige Lebenssituation, Geschmäcker und Bedarf. So brauche ich Minderjährigen Kindern keinen Wein mitbringen und auch kein Spielzeug wenn diese darin schon schwimmen und alles haben.

Aber auch wenn sie wenig Spielzeug haben, muss man nicht Tonnen an Spielzeug anschleppen, denn das hinterlässt nur den Eindruck das man sich "einkaufen" möchte in der Gunst und das materielle Goldeselchen ist welches immer eine Menge Geschenke mitbringt. Wer möchte hinterher schon als der Goldesel dastehen, denn dann entsteht auch direkt wieder eine Erwartungshaltung für das nächste mal, dass es dann genauso viel ist, noch tollere und teurere Sachen und wer möchte das schon?

Allgemein finde ich auch, dass es nicht immer materielle Gastgebergeschenke sein müssen wenn man bei jemanden zu Besuch kommt. Daher tauche ich auch mit leeren Händen teilweise auf, denn man soll mich auch als Person wahrnehmen und nicht nur als den Deppen der immer mit Geschenken aufwartet. Essen, Pralinen und Wein finde ich gänzlich abgedroschen, damit taucht jeder auf. Dann doch lieber einzelne Sachen, gut ausgewählt anstatt einfach das komplette Supermarktregal leer zu kaufen und damit vor der Tür zu stehen.

Kommt man aus einem anderen Land und ist zu Besuch, dann finde ich es nett, wenn man kleine Mitbringsel mitbringt. Verwandte von mir sind auch ausgewandert und freuen sich jedes Mal unheimlich über eine bestimmte Wurst. Die bekommt man da einfach nicht und so wird sie eben (auch kiloweise) mitgebracht. Anders herum bringen die dann eben landestypische Spezialitäten mit, die man hier nicht kaufen kann. Die bekommt man dann auch immer alle.

Wenn man irgendwo übernachten darf und das nicht sehr enge Verwandtschaft ist (Geschwister, Eltern und dergleichen), dann würde ich auch immer etwas Kleines! mitbringen. Wir waren neulich auch als Schalfgäste bei einem Freund von meinem Mann und da haben wir eben obligatorisch Bier und Schokolade mitgebracht. Einfach, um uns zu bedanken, dass wir für die Nacht kein Hotel bezahlen müssen. Und ein bisschen Umstände macht es nun eben doch, wenn man irgendwo übernachten.

Ab und zu nächtigen wir auch mal beim Cousin meines Mannes und der hat uns regelrecht dazu aufgefordert, bitte Toilettenpapier und eine "Pauschale" dafür da zu lassen. Dann gibt man es zwar weniger gern, aber das ist auch ein anderes Thema.

Überhäufen mit Geschenken ist dann auch wieder was anderes. Man sollte Geschenke schenken, die sinnvoll erscheinen und nicht nur des Schenkens willen schenken. Was will man auch damit bezwecken? Das man selbst in einem besseren Licht dasteht? Nein, es sollte einfach nur eine Geste sein, dass man sich für die Übernachtung oder Einladung an sich bedankt.

Hat der Gastgeber Geburtstag sollte es selbstverständlich sein, dass man ein Geschenk mitbringt.

Ich würde auch sagen, dass es auf die Situation, auf die Personen und auf die Länge des Aufenthaltes ankommt, was und wie viel man an Geschenken mitbringt. Wenn eine 6-köpfige Familie für drei Wochen irgendwo zu Besuch ist, sollte man sich schon in irgendeiner Weise erkenntlich zeigen und ein angemessenes Geschenk mitbringen. Wenn ich für einen Tag bei Freunden übernachte, würde ich wohl eher eine Flasche Wein mitbringen.

Ramsch würde ich allerdings nicht unbedingt verschenken und auch keine Lebensmittel, die man sowieso überall kaufen kann. Ich würde eher etwas mitbringen, was die Leute auch wirklich gebrauchen können, das meine Anerkennung ausdrückt und was einen gewissen Wert hat. Vielleicht ein teureres Lieblings- Parfum, oder einen Gutschein für einen Laden, in welchem die Person gerne einkauft, einen Kino- Gutschein etc.

Etwas Brauchbares eben, was Freude bereitet und keinen Krempel, den die beschenkten Personen dann nirgendwo mehr unterbringen können oder sich nicht trauen, das Zeug zu entsorgen, falls ich nochmal wieder zu Besuch komme. Das wäre mir ehrlich gesagt etwas peinlich.

Regelrecht überhäufen würde ich auch keinen Gastgeber. Ich denke, dass es viel mehr Freude bereitet, wenn man sich gezielt ein passendes Gastgeschenk aussucht, womit der Gastgeber dann auch wirklich etwas anfangen kann. Es bringt ja nichts, wenn ich vieles kaufe und mitbringe und der Beschenkte dies als Ramsch betrachtet und nicht weiß, was er damit anfangen soll.

Ich mache es daher immer so, dass ich eben eine Kleinigkeit mitbringe. Allerdings ist es bei uns der Familie gar nicht üblich, dass man Geschenke macht, wenn man jemanden Besucht und dann über Nacht bleibt. Das machen enge Verwandte eher nicht. Höchstens die, die weiter weg wohnen und die man dann nur selten sieht. Da war es dann auch eher üblich, dass etwas für die Kinder mitgebracht wurde.

Aber es kann ja sein, dass es bei anderen Nationalitäten durchaus üblich ist, dass es eben nur zählt, wenn man dem Gastgeber viel mitbringt und es da eher auf die Menge ankommt, statt auf den Gedanken dahinter und ob die Geschenke wirklich einen Nutzen finden.