Uni-Professor lässt Prüfungen von kleinem Sohn korrigieren

vom 14.02.2017, 21:30 Uhr

Ich studiere nebenbei Jus zur Fortbildung und der Vortragende verriet uns sehr freudig, wie Professoren schnell zu ihren Noten kommen. Der eine Uni-Professor beauftragt immer seinen 8-jährigen Sohn, nach gewissen Paragraphen in den Fragestellungen zu suchen und geht inzwischen Laufen. Alle Arbeiten, die den Paragraphen nicht enthalten, wertet er nach dem Laufen dann mit Nicht genügend ab und ist schnell mit dem Rest der Arbeiten fertig. Ich war fassungslos, wie man so agieren kann.

Habt Ihr auch schon ähnliche Erfahrungen gemacht und wie sahen diese bei Euch aus? Wie würdet Ihr reagieren, wenn Ihr wüsstet, dass Eure Prüfungen von einem kleinen Kind vorkorrigiert wurden? Kann man hier das Vertrauen in eine faire Beurteilung der Prüfungen verlieren? :twisted:

» celles » Beiträge: 8677 » Talkpoints: 4,08 » Auszeichnung für 8000 Beiträge



Dass die Professoren ihre Klausuren nicht selbst korrigieren ist doch kein Geheimnis. Bei uns war das auch so, dass dafür dann eben die Wissenschaftlichen Mitarbeiter und teilweise auch die Studentischen Hilfskräfte bzw. Wissenschaftlichen Hilfskräfte beauftragt worden sind. Der Dozent hat dann im Prinzip nur noch die Endnote druntergeschrieben, nachdem zuvor alle Fehler und Punkte hingeschrieben worden sind und damit war das Thema erledigt. Ich hatte sogar einen Dozenten, der hat die Klausuren komplett auf seine 8 Mitarbeiter im Lehrstuhl aufgeteilt und hatte selbst gar nichts damit zu tun. Sogar bei der Klausureinsicht ist man zu seinen Mitarbeitern gegangen und nicht zu ihm, dabei hatte er die Vorlesung gehalten!

Dass hier ein kleines Kind damit beauftragt wird ist natürlich nicht schön und sollte unterbunden werden. Aber dass Dozenten ihre Klausuren nicht selbst korrigieren ist gar nicht so ungewöhnlich, daher verstehe ich die Aufregung nicht wirklich. Das ist doch total normal und jeder ehemalige Student weiß das auch.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


Ich würde das melden. Das kann ja nicht sein, immerhin wird er dafür bezahlt seine Arbeit zu machen. Wobei das vielleicht auch nur ein Scherz war, denn welches Kind in dem Alter kann das schon und macht das dann auch freiwillig? Das kann ich mir eigentlich nicht vorstellen. Auf jeden Fall würde ich das aber weitergeben, weil es nicht fair ist, wenn es wirklich so sein sollte.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Das Kind muss nur nach den Zahlen in den Arbeiten suchen und dann einfach einringeln. Wenn es diese Zahlen der Paragraphen nicht gefunden hat, dann wird die Arbeit negativ beurteilt. Dass ein Studium in Wirklichkeit eher einem Scherz ähnelt, kann man kaum leugnen, aber ich finde es schon schlimm, dass dies mit dem Korrigieren immer abstruser wird.

» celles » Beiträge: 8677 » Talkpoints: 4,08 » Auszeichnung für 8000 Beiträge



@Ramones: Du weißt aber schon, dass Dozent sein ein Knochenjob ist oder? Da ist nicht nur die Lehre, sondern auch die Forschung, da Professoren nicht gerade selten einen ganzen Lehrstuhl leiten müssen. Da bleibt nicht wirklich die Zeit, so viele Klausuren zu korrigieren. Weißt du denn genau, dass das Korrigieren seine Arbeit ist und er genau dafür bezahlt wird? Ich habe schon einige Stellenanzeigen gelesen was Professuren und die Besetzung von Lehrstühlen angeht und da war nie mit auch nur einem Wort die Rede von der Korrektur von Klausuren! Niemals!

Deswegen sourcen viele Dozenten diese Aufgabe auch an ihre Mitarbeiter aus, die in der Hierarchie unter ihnen stehen. Je nachdem wie viele Klausuren korrigiert werden müssen, ist das durchaus machbar und vernünftig. Oder hättest du Lust als Professor 300 Klausuren zu korrigieren, wenn du eh schon so viel zu tun hast mit anderen Dingen? In der Prüfungsordnung steht dann noch meistens, dass man innerhalb von maximal 6 Wochen alle Klausuren korrigiert und die Noten eingetragen haben muss (wegen Nachschreiben etc.) und da hast du dann alleine enormen Druck und Stress, wenn du da keine Hilfe bekommst und um ein Burnout zu vermeiden ist es nur zu vernünftig, jemanden um Hilfe zu bitten.

Dass er dafür ein Kind einspannt ist falsch, keine Frage. Das hätte ich anders gelöst, indem ich einfach Mitarbeiter im Lehrstuhl gefragt hätte, von mir aus Doktoranden oder so. Wie das mit den Geldern ist, die beantragt werden müssen um solche Leute einzustellen weiß ich gar nicht, aber das wäre auch eine Möglichkeit.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


Also ich selber muss ehrlich zugeben, dass ich mich auf den Universitäten nicht so gut auskenne. Allerdings denke ich, dass solche Uni-Professoren kein schlechtes Geld verdienen und deshalb auch die Arbeit, die eigentlich ihnen zu Grunde liegt, selber bewältigen sollen.

Es wäre noch interessant zu erfahren, woher man weiß, dass der achtjährige Sohn die Arbeiten korrigiert, denn ich denke schon, dass das zu einem Entzug der Lizenz zu unterrichten führen könnte, wenn das die falschen Menschen erfahren würden. So etwas ist wirklich skandalös.

Außerdem geht es ja hier um die Zukunft junger Studenten. Die liegt dann quasi in der Hand eines achtjährigen. Auch muss es doch auch für das Kind des Professors eine Zumutung sein, das machen zu müssen. Vielleicht macht er es zu Beginn noch gerne, aber bald wird ihm dann der Spaß daran vergehen, so denke ich.

» nordseekrabbe » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


nordseekrabbe hat geschrieben:Also ich selber muss ehrlich zugeben, dass ich mich auf den Universitäten nicht so gut auskenne. Allerdings denke ich, dass solche Uni-Professoren kein schlechtes Geld verdienen und deshalb auch die Arbeit, die eigentlich ihnen zu Grunde liegt, selber bewältigen sollen.

Ich finde man merkt, dass du keine Ahnung von der Thematik hast und dich trotzdem äußerst. Erstens steht weder in der Stellenausschreibung noch im Arbeitsvertrag klar definiert, dass jeder Dozent sämtliche Klausuren selbst korrigieren muss. Das ist einfach nicht wahr und auch nicht machbar. Zweitens: Hast du überhaupt eine Vorstellung davon, wie viel ein Dozent überhaupt zu tun hat? Ich schon, ich habe nicht nur studiert, ich habe eine Zeit lang auch in der Lehre gearbeitet und das hautnah miterlebt, was hinter den Kulissen abläuft und glaub mir, das ist kein Zuckerschlecken.

So hatte ich eine Arbeitskollegin, die eine halbe Stelle in der Lehre hatte und die war sowas von zugedeckt mit den Studenten, das geht schon fast gar nicht mehr. Die Frau war chronisch überlastet. Die hatte teilweise 6 Lehrveranstaltungen direkt hintereinander und für jede Lehrveranstaltung hatte sie zig Studenten und musste dann jeden Studenten benoten, wobei es da Klausuren gab. Ich persönlich finde ja mündliche Prüfungen am einfachsten und stressfreisten, aber man kann sich das ja nicht immer aussuchen wie man prüft, das wird vorgeschrieben.

Diese Kollegin war so dermaßen überlastet, dass sie irgendwann nicht mal mehr die Vorlesungsfolien selbst konzipiert hat oder die Literatur recherchiert hat für ihre Lehrveranstaltungen. Sie hatte dann einige Studentische Hilfskräfte zur Seite gestellt bekommen, die das für sie übernommen haben. Das hat zumindest etwas Erleichterung geschaffen. Wie sie das mit den Klausuren geklärt hat, weiß ich gar nicht, das habe ich nicht mitbekommen. Sie war allerdings so gut und engagiert in der Lehre, dass sie jedes Jahr eine Auszeichnung dafür bekommen hat.

Ich habe auch schon mit meinem Partner damals Vorlesungen in BWL besucht, wo dann locker 600 Studenten aufwärts im Hörsaal gesessen haben. Da jeder Dozent mehrere Lehrveranstaltungen hat, würde es bei einer Korrektur von Klausuren nicht bei diesen 600 Studenten bleiben. Wo soll man denn alleine die Zeit hernehmen, das alles zu korrigieren? Dürfen Dozenten überhaupt noch schlafen und essen oder wie stellst du dir das vor? Dozenten werden dafür bezahlt, zu forschen und den Studenten etwas beizubringen, für die Überprüfung dieses Wissens bei den Studenten werden sie definitiv nicht bezahlt. Ich bin dafür, dass Dozenten so gut es geht entlastet werden, bevor sie einen Burnout bekommen.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



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