Zu wenig Fantasie haben, um Fantasy-Bücher lesen zu können?
Ich mag Fantasy-Bücher ganz gerne, auch wenn es sich dabei nicht um mein liebstes Genre handelt. Dennoch kann ich mich gut in die Bücher hineinversetzen, wenn sie denn gut geschrieben sind und mich die Geschichte auch packt. Wenn die Fantasy-Bücher gut geschrieben sind, dann braucht man auch selbst nicht besonders viel Fantasie, wie ich finde, da der Autor entsprechende Vorarbeit geleistet hat.
Ein Bekannter von mir meinte jedoch kürzlich, er könnte keine Fantasy-Bücher lesen, da er dafür einfach selbst zu wenig Fantasie hätte. Er könnte sich nicht hineinversetzen und würde die Handlungen meistens auch albern finden. Denkt ihr, dass man zu wenig Fantasie haben kann, um Fantasy-Bücher lesen zu können, beziehungsweise, um Gefallen an ihnen zu finden und sich in die Geschichte hineinzuversetzen? Wie ist es bei euch?
Ich finde, die Phantasie entwickelt sich erst beim Lesen. Man muss dafür offen sein, wenn man sich von vornherein verschließt und dem Ganzen keine Chance gibt, dann ist es natürlich sehr schwer, den Sinn zu verstehen.
Ich kann mir schon vorstellen, dass man zu wenig Fantasie für das Genre haben kann. Wenn man sich nicht in die anderen Welten hinein versetzen möchte, dann kann ich mir vorstellen, dass einem die Welt mit ihren Wesen schnell zu albern vorkommt. Natürlich leistet der Autor mit der Erschaffung des Buches die größte Arbeit, die Phantasie erfordert.
Aber der Leser muss die Figuren und die Landschaft vor seinem inneren Auge doch auch sehen können, um sich wirklich in die Geschichte hinein zu versetzen. Und wenn man dann immer im Hinterkopf hat, dass das doch quatsch ist und dass es das alles nicht geben kann, dann ist es sicher nicht das richtige Genre.
Das ist die höfliche Ausrede für „Mir sind Fantasybücher grundsätzlich zu albern, ich möchte aber nicht darüber diskutieren, da ich dann jedes mal von einem wild gewordenen Fantasyfan stundenlang überzeugt werden soll doch etwas auszuprobieren, was ich einfach nicht interessant finde“. Einfach so lassen, wie es ist und daran denken, das man selbst einiges auch schnarchlangweilig findet.
Manchmal schafft man es dann den anderen irgendein spezielles Eckchen doch ans Herz zu legen, ist aber für gewöhnlich einfach zu aufwendig. Einfach daran denken, das der andere wahrscheinlich nur höflich sein möchte. Ein Beispiel: Freundin von mir versucht seitdem das … Ding rauskam mich von 50 Shades of Grey zu überzeugen. Irgendwann erklärte ich ihr, das ich einfach zu verklemmt wäre, um derart erotische Bücher lesen zu können und sie zog ab und bedauerte mich tief.
Eine Woche später kam sie wutschnaubend an und fauchte mich an „Du liest FanFiction und zwar auch die Sorte, neben der 50 Shades extrem jugendfrei wirkt!“ (da hatte jemand aus dem Freundeskreis gepetzt ...) Was sollte ich dazu sagen (abgesehen von „Weißt du, nach all dem Yaoi und Co was ich inzwischen intus habe - das meiste war im übrigen vernachlässigbar, aber dazwischen versteckten sich wirklich einige gute Geschichten, wirkt dein 50 Shades wie extrem kalter Kaffee - und mies geschrieben ist es zudem noch.
Ich hätte da ein, zwei Geschichten für dich, die wirklich eben jenen Saft haben, von dem du beim anpreisen gefaselt hast, hehe.“)? Jetzt hat sie einen schweren Kulturschock und ist muckelig, weil ich nur höflich bleiben wollte (und weil ich ihr ein, zwei Geschichten zu lesen gab, die immerhin deutlich besser geschrieben waren). Ich könnte mir gut vorstellen, das es deinem Bekannten mit Fantasy sehr ähnlich geht und das mit der fehlenden Fantasy einfach seine Strategie ist.
Ich verstehe nun nicht wirklich, warum jemand denkt, dass man für Fantasy besonders viel Phantasie braucht. Da hat wohl jemand den Namen des Genres ein bisschen zu wörtlich genommen.
Wenn man historische Romane ließt muss man doch auch erst mal versuchen die Denkweise von den Menschen aus der Zeit zu verstehen oder wenn man ein Buch ließt, dass in einem ganz anderen sozialen Milieu, wird man für manches auch viel Phantasie brauchen.
Ich kenne aber tatsächlich zwei Leute, die überhaupt keine Romane lesen, weil sie sich da nicht rein versetzen können. Aber das betrifft wirklich sämtliche Genres und sie lesen deshalb nur Sachbücher.
Ich glaube natürlich schon, dass man Phantasie besitzen muss, um Fantasy-Bücher zu lesen. Sicherlich braucht man die auch bei historischen Romanen. Wenn man es genau betrachtet, braucht man grundsätzlich Phantasie um Bücher zu lesen. Bei den sogenannten Romanen der phantastischen Literatur, also Science Fiction, Horror und Fantasy, kommt eben noch hinzu, dass dort Charaktere und Umgebungen vorkommen, welche man aus der Alltagserfahrung nicht kennt, und somit wird noch mehr Phantasie gefordert.
Wenn Jemand Fantasy-Romane albern findet, dann bedeutet dies nicht zwangsweise, dass dieser über zu wenig Phantasie verfügt. Ihm kann eben das Genre nicht gefallen, oder er hat eine Lust sich Dinge vorzustellen, welche seine Phantasie fordern. Aber es gibt auch Leute, welche in der Tat über sehr wenig Phantasie verfügen. Und bei diesen Menschen kann auch der beste Roman nicht dazu führen, dass sich bei ihm Phantasie durch das Lesen entwickelt.
Ich liebe Fantasy Bücher und finde es gerade gut, dass man sich dann selbst vorstellen kann, wie was in der Geschichte aussieht und wie die Handlungen statt finden. Oftmals ist das in den Büchern ja auch wirklich sehr detailliert beschrieben und man muss sich gar nicht groß anstrengen, um sich etwas vorstellen zu können. Zumindest geht es mir dann so.
Ich finde die Aussage etwas komisch, dass einem die Fantasie fehlen soll, um Fantasy Bücher zu lesen. Für Romane und andere Geschichten und auch sogar Krimis braucht man doch etwas Fantasie und Vorstellungskraft. Dann dürfte man ja eigentlich gar keine Bücher lesen. Für mich klingt das eher nach einer lahmen Ausrede.
Ich kann die Aussage schon irgendwie nachvollziehen. Manch einer ist vielleicht so rational, dass er sich Dinge außerhalb der Realität gar nicht vorstellen kann. Da kann man vielleicht noch nachvollziehen, wie es war im Jahre 1780 durch London in einer Kutsche zu fahren, aber nicht mehr, wie es ist, seine Gedanken aus dem Kopf zu ziehen, damit man sie im Denkarium wie bei Harry Potter ablegen kann.
Das hat dann vielleicht wirklich etwas mit der Achse Vorstellungsvermögen versus Realismus zu tun. Und dass es Leute gibt, die auf dieser Achse sehr weit in die eine Richtung tendieren, kann ich mir wiederum sehr gut vorstellen. Früher habe ich Fantasy als Genre auch eher abgelehnt bzw. durfte es nicht zu abgedreht sein, in die Sparte fällt ja auch Science-Fiction, was im Endeffekt auch nicht anderes als eine fantastische Geschichte bezogen auf die Zukunft ist.
Wenn ich heute Fantasy lese, muss die Geschichte gewissen, schon länger in der Mythologie verankerten Richtlinien folgen, die allgemein bekannt sind, damit ich sie wirklich gut vorstellbar finde. Sehr gut funktioniert das bei George Martin, der zwar in diesem Genre schreibt, aber seine Welt ist im Abgleich mit vielen Vorstellungen, die man über gewisse Sachen hat, noch sehr gut nachvollziehbar.
Dass man Fantasy-Literatur albern findet, weil man etwa Elfen, Zwerge und Zauberei blöd findet, erscheint mir nicht so ungewöhnlich. Jeder hat halt andere Vorlieben. Aber mit Phantasie hat das für mich irgendwie weniger zu tun. Wenn, dann würde ich das eher auf das Lesen allgemein beziehen.
Beim Fernsehen ist alles ausgestaltet, man sieht die Figuren, die Umgebung und die Geschehnisse in allen Details vor sich. Beim Lesen muss man sich alle Elemente einer Geschichte selbst vorstellen. Da spielt das Genre keine Rolle, auch beim Krimi oder der Liebesschnulze macht man sich doch irgendwie ein Bild von der Hauptfigur und den Ereignissen. Wird die Geschichte dann verfilmt, sagt man oft, dass man sich das irgendwie ganz anders vorgestellt hat.
Wenn einem die Fähigkeit dazu fehlt, ist Lesen vermutlich allgemein eher unlustig und die Story wirkt sehr trocken und hölzern. Das ist aber eben immer so, nicht nur bei Fantasy- oder Science Fiction Romanen.
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