Was geht im Kopf eines Chefs vor?

vom 28.09.2009, 20:18 Uhr

Diese Frage stelle ich mir oft. Aber von vorne: Ein Chef, oder sagen wir ein Vorgesetzter, hat ja eine große Verantwortung. Seinen Betrieb Leiten, sich um Aufträge kümmern, Gespräche führen, für die Mitarbeiter da sein und noch vieles mehr. Doch ist so etwas überhaupt noch als normaler Mensch möglich?

Ich nehme jetzt mal meinen Chef als Beispiel, einen allwissenden, hochgebildeten Mann, der der Meinung ist, dass alles im Leben machbar ist, wenn man nur will und genug Einsatz dafür zeigt. Nur wie sieht so ein "Chef-Tag" eigentlich aus? Grob gesehen dürfte sein Wecker um Punkt 5 Uhr jeden Tag Leuten. Schnell anziehen, vielleicht noch unter die Dusche 5 Minuten, für Frühstück keine Zeit, denn die Arbeit wartet! Also nichts wie raus in den Morgengrauen und am Besten mit dem Schicken 7er BMW ab zur Arbeit. Natürlich könnte man auch das Schicke Cabrio, oder gar den Porsche der Frau nehmen, die ebenfalls erfolgreiche Leiterin einer Hotelkette ist, aber wer hat schon immer die Qual der Wahl.

Punkt 6! Das Ziel ist erreicht und der Arbeitstag beginnt. Nun erst einmal ein kleiner Rundgang durch das noch geschlossene Geschäft. Gerne macht sich jetzt ein kleiner Milchkaffee nützlich für den am Morgen keine Zeit war. Nun vergehen die Stunden und bald ist es 10 Uhr. Unser Geschäft öffnet und ich und der Rest des Teams trifft so langsam ein. Schon im Büro sitzend hat man seinen Chef wartend. Nach der Begrüßung so wie jeden Tag und einem kleinen Smalltalk mit den Hintergedanken des Chefs, dass wenn man schon um 6 Uhr angefangen hätte, wäre locker schon vieles Erledigt, was nun erst angegangen wird, beginnt man nun seinen Arbeitstag, der bei einem Chef schon lange im vollem Gange ist.

Nun Okay, man denkt sich nun, als Büroleute sitzt man nun den ganzen Tag einfach nur da und macht immer und immer wieder die selben Bewegungen und Telefonate, genau so wie der Chef. Klingt Logisch oder? Nun ja wäre doch viel zu einfach für einen Chef und für Workaholics doch viel zu langweilig, darum muss etwas Aktion her. In den ersten Tagen meiner Ausbildung erinnere ich mich noch an seine motivierenden Worte, die zu mir sagten: "Wir zwei fahren jetzt mal schön zum Recyclinghof Pappe wegschmeißen".

Nun, etwas Abwechslung kann ja nie Schaden, also ab nach draußen mit dem Ziel des Chefs vor Augen, der Anhänger muss in 10Min Randvoll sein. Mit einem Höllentempo fliegen nur noch so die Kartons um mich welche mir mein Chef zu wirft und siehe da, nach 10 Minuten, volles Haus! Jetzt aber ab in den Schicken Chefwagen und nichts wie los zum Recyclinghof. Was mir immer durch den Kopf geht ist, dass es doch eigentlich nur Frauen gedacht war, mehrere Dinge gleichzeitig zu machen? Ich rede jetzt nicht nur von Telefonieren und Haare machen. Vielmehr von Autofahren, Verhandlungsgespräche am Handy, Kaffee Trinken, das Brot in der anderen Hand welche nicht am Steuer ist Essen, Radio hören und nicht zu vergessen einen Tonnen schweren Anhänger durch die engen Gassen der Großstadt zu führen! Für einen Chef alles wohl kein Problem? Oder doch alles nur Täuschung?

Mittlerweile haben wir es 14 Uhr und jetzt geht es erst richtig los. Wieder angekommen im Büro beginnen die üblichen Chef Aufgaben. Das heißt: Telefonieren alle 3 Minuten, Produkte vergleichen, Anschaffen, Am Computer arbeiten, usw. Als normaler Mitarbeiter kommt irgendwann der Zeitpunkt wo man Feierabend hat - in der Regel nach etwa 10 Stunden, doch wie sieht es da bei einem Chef aus? Selbst nach Stunden, wo schon lange alle Lichter des Geschäftes aus sind, ganz oben im Chefbüro brennt noch immer Licht. Aus 15 Stunden Arbeitszeit werden oftmals auch 18, welche nicht gerade selten sind in den Augen meines Chefs. Ja sogar Standard. Zu Hause angekommen aber schnell ins Bett, denn der nächste Tag wartet schon und es muss noch so viel erledigt werden.

Aber Moment? Hat der viel Beschäftigte Chef nicht etwas vergessen? Die Rede ist hier von seiner Frau, seinem Kind, eben einfach der Familie? Wofür den ganzen Tag für seinen Reichtum arbeiten, wenn ich ihn nicht mit dem liebsten auf der Welt teilen kann? Warum hat man 5 Autos, ein Boot, ein Motorrad und noch vieles mehr, wenn man doch nur ein Gerät benutzen kann. Warum Arbeitet man den ganzen Tag um vielleicht ein paar Stunden zu Schlafen um dann wieder Aufzustehen und weiter zu Arbeiten?

Ich verstehe einen Chef nicht. Was geht im Kopf eines Chefs vor? Tut er sich das alles Absichtlich an, damit jeder meint, er wäre einfach was besseres? Oder worin steckt das Geheimnis? Meiner Meinung nach ist es doch unmöglich so Glücklich und Zufrieden zu Leben, wenn man den lieben langen Tag nur Arbeitet? Gut ich Rede Größtenteils von meinem Chef jetzt hier, aber seine Firma ist nicht wirklich groß, eher eben mittlere Größe, doch trotzdem Arbeitet er sein Leben lang dafür.

Sind eure Chefs auch so, oder gibt es da nur wenige Ausnahmen?

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» basti854 » Beiträge: 9 » Talkpoints: 0,05 »



@basti54, was in dem Kopf eines anderen Menschen vor sich geht, wirst du nicht immer ergründen können. Du machst dir Gedanken über deinen Chef, den du eigentlich magst - das Gefühl habe ich. Dieser Mann hat sich etwas mit seinem Fleiß und seiner Arbeit geschaffen, was er auch erhalten und eventuell ausbauen möchte. Er setzt seine ganze Kraft ein, damit die Firma gut läuft und es auch den Mitarbeitern wie zum Beispiel dir, an nichts mangelt. Das ist doch vorbildlich.

Manche Menschen können nicht anders, als viel zu arbeiten und betrachten das als völlig normal. Sie sind sogar glücklich dabei und wollen es nicht anders haben. Sonst würde er vielleicht einen Geschäftsführer einsetzen, damit er weniger Arbeit hat. Aber er wird es wohl als seine Aufgabe betrachten und nicht wollen, dass ein anderer einen Teil der Leitung übernimmt. Das würde wiederum auch monatlich viel Geld kosten, das er sich lieber spart. Wenn der Laden, in dem du arbeitest, gut läuft, heißt das noch lange nicht, dass es immer so bleibt.

Wenn er nun mehrere Autos, ein Motorrad und sogar noch ein Boot hat, dann weißt du doch, wofür er arbeitet. Ich nehme an, dass das Wochenende nur der Familie gehört und seinen Hobbys. Vielleicht fahren sie an einen oder die See und erholen sich dort. Unter Umständen haben sie dort ein Ferienhaus. Ich würde es ihm gönnen.

Wenn du einmal ausgelernt hast und dich vielleicht selbständig machen willst, dann wirst du erst merken, was das heißt, Wer fleißig arbeitet, der soll auch seine Freude an anderen Sachen haben.

basti, was findest du denn besser: Einen Chef, der glücklich ist, weil er viel arbeiten kann, so wie deinen? Oder einen Mitarbeiter, der gezwungen nur das Nötigste macht, pünktlich nach Hause geht, sich auf die Couch legt und das Fernsehen anmacht, bis er müde ins Bett fällt?

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge


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