Als Straßenmusiker Geld nehmen, obwohl keine Geldprobleme?

vom 22.08.2014, 17:22 Uhr

Ich singe sehr gern und spiele auch Gitarre, deswegen hatte ich schon einige kleine Auftritte und im Freundes- oder Familienkreis trage ich manchmal mit ein wenig Musik zur Unterhaltung bei. Ich freue mich auch, wenn es den Leuten gefällt und höre gern Lob und Komplimente, welcher Künstler mag das nicht. :wink:

Ich habe in meinem Leben schon einigen Straßenmusikern gelauscht und mir dabei fast jedes Mal gedacht: Das würde ich auch gern tun. Einfach in der Fußgängerzone sitzen mit meiner Gitarre und ein paar Lieder singen. Im Grunde genommen ist das ja nicht so schwer, oder? Genehmigung holen, Mut zusammen nehmen und los (ich stelle es mir zumindest so einfach vor, berichtigt mich, wenn ich falsch liege).

Aber eine Sache, die mich am meisten daran hindert, es einfach mal in die Tat umzusetzen, ist das Geld: Ich habe nicht unbedingt Geldprobleme, sicher brauche ich welches, wie es jeder tut. Aber es ist nicht so, dass ich jeden Cent umdrehen muss, wie manch anderer, die sich dann verschiedenes einfallen lassen müssen, um an Geld zu kommen wie eben beispielsweise Musik auf der Straße zu machen. Ich würde mich irgendwie komisch fühlen, mit meinem Hobby so auf der Straße Geld zu verdienen, während andere es viel nötiger hätten.

Könnt ihr meine Bedenken nachvollziehen? Wie seht ihr das? Wäre es eine blöde Idee?

» Schnuffline » Beiträge: 1019 » Talkpoints: 33,16 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Zum einen musst du ja gar keinen Hut oder ähnliches vor dich stellen. Du kannst das ja gerne kostenlos machen und einfach die Passanten erfreuen. Es besteht keine Verpflichtung dazu, das für Geld zu machen.

Aber du könntest auch einfach für eine Organisation sammeln, die dir am Herzen liegt. Stell ein Schild neben dir auf, dass du das Geld für das örtliche Tierheim spendest oder ähnliches.

Bei beiden Varianten bekommst du keine Bestätigung für dein Talent. Am Geld, was man nur durch seine Kunst bekommt, kann man ja immer ein bisschen sehen, ob es den Leuten gefällt oder nicht. Aber ich denke, das wirst du auch daran sehen, ob sie überhaupt stehen bleiben und auch von ihren Gesichtern wirst du viel ablesen können.

Grundsätzlich halte ich es für eine gute Idee um Ängste abzubauen. Man gewöhnt sich daran, vor Publikum zu spielen. Dass du anderen Musikern den Platz wegnehmen würdest, an dem sie dringend benötigtes Geld verdienen könnten, bezweifel ich auch. Du willst es ja auch nicht sieben Tage die Woche machen.

Du könntest aber auch diesen jungen Leuten nacheifern. Sie haben sich zu einem Obdachlosen gesetzt, ein paar Minuten Musik gemacht und das gesammelte Geld ihm überlassen.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Ich finde deine Idee nicht schlecht. Wenn du gute Musik machst, verstehe ich es gut, dass du damit auch mal in der Öffentlichkeit auftreten möchtest. Dafür eignet sich die Straße doch sehr gut. Ich würde es dann auch so machen, dass ich zwar Geld sammeln würde, aber das dann anschließend spenden würde, wenn du es nicht selber brauchst und nicht wegen des Geldes auf der Straße singen und Gitarre spielen möchtest. So bräuchtest du kein schlechtes Gewissen deswegen zu haben, weil du durch deine Musik auf der Straße etwas verdienst.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge



Wenn du das Geld nicht selber behalten möchtest, gibt es ja genug Möglichkeiten es zu spenden. Oder du legst es dem nächsten Musiker, der es deiner Meinung nach verdient hat, in seinen Gitarrenkoffer oder Hut. Vielleicht startest du auch so deine eigenen Aktion und sammelst für ein bestimmtes Projekt, das örtliche Tierheim oder so. So kannst du deinen Spaß an der Musik ausleben und nebenbei noch etwas Gutes tun.

Ich habe vor Jahren mal einen (ich muss es leider dazuschreiben) dunkelhäutigen Mann auf einer Bank gesehen. Er saß da mit seinem breiten Grinsen und einer Soulstimme, wie sie nur ein Schwarzer haben kann und hat sichtlich Spaß an seiner Musik gehabt. Ich bin von der Leistung und dem Gesamtbild so fasziniert gewesen, dass ich dies auch dementsprechend belohnen wollte. Auch Musiker möchten schließlich einen Lohn für ihre Arbeit.

Und wenn jemand wirklich gut ist und die Leute unterhält und mitreißt, sehe ich da nichts Falsches dran. Aber auch dieser Mann hatte nichts vor oder neben sich stehen, worin er Geld sammeln konnte. Ich hab ihm den Schein dann einfach in die Hand gedrückt als er mit einem seiner Lieder fertig gewesen ist. Das war das erste und bisher einzige Mal, dass jemand sich zwar bedankt aber auch gesagt hat, dass dies nicht nötig wäre. Du bist also nicht allein.

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» Sonty » Beiträge: 1997 » Talkpoints: 20,24 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Ich finde durchaus, dass es absolut legitim ist, für Straßenmusik Geld zu nehmen, auch wenn man auf dieses nicht angewiesen ist. Straßenmusiker zu sein ist sicherlich kein Privileg von Bedürftigen und wird auch nur selten von diesen praktiziert. Oft sind es Menschen, denen Straßenmusik etwas bedeutet und die dies gerne machen und damit sie das weiter praktizieren können spendet man.

Ich war auf einer Schule mit Vertiefung auf Musik und hatte viele Klassenkameraden, die sich damit sehr gutes Geld dazuverdient haben. Zudem ist es legal, wenn man seine Tätigkeit angemeldet hat. Ob du vor einem Publikum in einem Konzertsaal oder auf der Straße spielst macht für mein Verständnis keinen Unterschied und die Leute die das Geld spenden tun dies freiwillig und falls sie der Meinung sind, dass das Geld eher den bedürftigen zukommen sollte, können sie es auch den Bedürftigen selbst spenden.

» doni » Beiträge: 12 » Talkpoints: 2,35 »


Ich mag Straßenmusiker generell gerne, wenn sie den Schwerpunkt wirklich auf die Musik und nicht auf die Bettelei legen. Deswegen lasse ich auch gerne ein bisschen Kleingeld springen, wenn mir die Darbietung gefällt. Ob die Künstler dabei zum Spaß auftreten oder das Geld wirklich zum Leben brauchen, ist mir in diesem Zusammenhang auch ziemlich egal. Zumindest ein kleines Zubrot kann wohl jeder gebrauchen.

Zudem sind mir auch schon Profi-Musiker begegnet, die mit Straßenmusik Werbung für ihre CDs und Konzerte gemacht haben. Auch diese hatten in der Regel einen Hut für Kleingeldspenden aufgestellt, weil das bei Straßenmusik wohl einfach zum guten Ton gehört. Das Publikum zahlt den Künstlern ja keinen Stundenlohn, sondern bringt vielmehr seine Anerkennung zum Ausdruck.

Ich würde es an deiner Stelle einfach mal ausprobieren und sehen, ob es dir Spaß macht. Vielleicht kommen sowieso nur ein paar Euro dabei heraus, was ich jedoch nicht hoffen möchte! ;) Und das Geld ist in jedem Fall ehrlich verdient. Deine Zuhörer werden dir deinen Verdienst bestimmt nicht missgönnen, sonst hätten sie es ja nicht gespendet! Wenn du möchtest, kannst du das Geld dann immer noch dem Tierheim oder der Wärmestube spenden.

» Gerbera » Beiträge: 11315 » Talkpoints: 48,61 » Auszeichnung für 11000 Beiträge


Ich finde es sehr lobenswert, dass du so denkst. Wobei ich mich trotzdem hinstellen würde, wenn es dich so reizt. Das verdiente Geld kannst du dann ja spenden oder für Obdachlose ausgeben. Bei uns kann man beispielsweise Kaffee vorher bezahlen, den dann Obdachlose bekommen. Ansonsten kannst du es auch für etwas spenden, was du gut findest und mit einer Quittung wird das glaube ich auch bei der Steuer bedacht, so dass du letztendlich schon ein bisschen etwas davon hast, aber du hast eben auch geholfen.

Wobei ich an deiner Stelle auch mal darüber nachdenken würde, ob du das vielleicht saisonal beruflich machen möchtest. So könntest du beispielsweise im Sommer auf Hochzeiten spielen, wenn du magst. Da hast du auch Publikum und kannst auch mehr Leute erfreuen. Eine gute Seite dafür ist Eventpeppers. Da kann man sich als Künstler anmelden und bekommt dann Anfragen.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Ich finde es vollkommen in Ordnung, als Straßenmusiker Geld anzunehmen, denn anders als die Leute, welche - teils in Gruppen - einfach in der Fußgängerzone sitzen, die Hand aufhalten und manchmal sogar die Passanten bedrängen, "leistet" ein Straßenmusiker tatsächlich etwas und das hört sich oft sogar richtig gut an. Insbesondere in belebten Innenstädten kann ein Straßenmusiker eine ganz besondere Atmosphäre schaffen und die Menschen bewegen. Warum sollte er hierfür nicht auch etwas zurückbekommen?

Falls du dich dennoch unwohl dabei fühlst, etwas für deine Musik anzunehmen, finde ich die bereits geäußerte Idee, das Geld zu spenden, sehr gut. Die Menschen bzw. Vereine, welche das Geld erhalten würden, würden sich sicher sehr darüber freuen und du könntest am Ende zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. :)

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» Katara » Beiträge: 1295 » Talkpoints: 5,81 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


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