Wie kritisch sollte man Bürgerwehren sehen?

In der heutigen Zeit sehen es manche für notwendig, dass sie Bürgerwehren gründen oder sich an Bürgerwehren anschließen, die dann für Recht und Ordnung sorgen oder die Leute beschützen. In Gegenden, wo oft eingebrochen wird, sieht man es auch manchmal, dass sich Nachbarn zusammenschließen um die Täter dann auf frischer Tat ertappen.

Wie kritisch seht ihr Bürgerwehren und wie kritisch sollte man sie sehen? Was ist erlaubt und am Rande des Gesetzes? Habt ihr euch schon mal Bürgerwehren angeschlossen oder selber gegründet? Wo sehr ihr Bürgerwehren für notwendig an?

An sich sind diese Bürgerwehren keine schlechte Sache. Es würde mich schon sehr beruhigen, wenn ich jetzt außer Haus bin und weiß, dass da Nachbarn und Bekannte ein Auge auf mein Hab und Gut haben. Ganz besonders, seit man uns in unsere 600 Seelen-Gemeinde 200 Asylbewerber gesetzt hat. Das gepaart mit den ganzen Nachrichten, die ja allesamt nichts Gutes über diese Menschen berichten, macht mich schon extrem unsicher.

Allerdings sehe ich auch die Gefahr, dass so eine Bürgerwehr mal schnell ihre Kompetenzen überschreitet. Das geht ja schon dann los, wenn sie etwas beobachten, was ihnen vielleicht nicht richtig vorkommt. Diese Leute dürfen sich ja im Prinzip nicht mal den Ausweis zeigen lassen. Sie können maximal die Polizei rufen.

Es ist ein schmaler Grad, den diese Bürgerwehren da gehen. Aber eigentlich bewundere ich die Leute, die ihre Freizeit zum Wohle der Gemeinschaft opfern.

Bürgerwehren standen ganz am Anfang der Diktatur in Deutschland. Die SDA und daraus wiederum die SS entstanden ursprünglich aus solchen Bürgerwehren. Wir haben in Deutschland ein System, welches aus drei Säulen besteht. Eine davon ist die Exekutive, also die Polizei. Wenn Jemand die Aufgaben der Polizei übernimmt, so ist das in etwa das Gleiche, als wenn Jemand die Rechtsprechung für die Richter übernimmt. Letzteres nennt man dann Selbstjustiz.

Jeder, der in solcher Bürgerwehr aktiv ist, sollte bestraft werden. Das ist meine persönliche Meinung. Diese selbsternannten Sheriffs waren schon einmal die Totengräber der Demokratie.

Ich sehe solche Bürgerwehren auch extrem kritisch. Das Überschreiten der Kompetenzen passiert da viel schneller, als wenn man zufällig jemanden beobachtet, der eine Straftat begeht. In der Gruppe und im Zusammenhang mit der Selbstbeweihräucherung als Helden der Nachbarschaft entsteht ein Machtgefühl, dass ein Normalbürger nicht innehaben sollte.

Gemeinsam ist diesen Menschen doch, dass sie Angst haben und dass sie finden, die Polizei würde ihren Aufgaben nicht nachkommen. Gepaart mit keinerlei Grundausbildung für das Verhalten in Gefahrensituationen. Im besten Fall lassen sie sich selbst einfach niederknüppeln. Aber wahrscheinlicher ist, dass sie die Grundrechte anderer beschneiden. Dass sie dabei viele Straftaten verhindern, glaube ich gar nicht.

Und dann kommen oft noch Menschen hinzu, deren Meinungen etwas extremer sind. Die alle mit dunklerer Hautfarbe als Vergewaltiger vorverurteilen. Die den Rechtsstaat als gescheitert ansehen. Die das Waffenrecht enorm ausgeweitet sehen wollen. Etc. Und diese stacheln dann die anderen an. Und raus kommt dann eine solide Grundbasis für weitere Entwicklungen, wie sie Freidenker geschildert hat - SA und SS. Oder auch für die Bespitzelung der Nachbarn wie in der DDR.

Man muss es differenzieren untereinander. Wenn eine Bürgerwehr sich zusammen setzt, damit man die Einbrecher direkt kalt macht und ihnen die Beine bricht, dann ist das nicht im Sinne des Erfinders. Wenn diese aber nur Streife laufen und bei verdächtigen Aktivitäten nur beobachten und die Polizei rufen, dann ist das etwas ganz anderes und auch anders zu werten.

Zu was es sich entwickeln kann, hat man mit der SS gesehen. Muss aber nicht sein und nicht jede Bürgerwehr die Einbrecher in ihrem Viertel auflauert hat auch das Interesse daran, irgendwann mal die Weltmacht an sich zu reißen und solche Dinge. Da hat Freidenker wieder mal übertrieben und kleine Zusammenschlüsse aus Nachbarschaften sind dabei auch anderes zu werten, als wenn sich direkt eine bildet über mehrere Städte und diese einen Zusammenschluss darstellen.

Ich befürchte. dass man solche Bürgerwehren Dank der Flüchtlingsflut bald wieder brauchen wird. Bald haben wir 500.000 Personen im Land, die es eigentlich wieder verlassen sollten und die somit das ideale Potential für Verbrecherbanden oder gar den IS bilden. Außerdem ist es so, dass diese sich zumindest in Ballungszentren zusammenschließen. Die Ereignisse in der Silvesternacht 2017 haben gezeigt, dass dies inzwischen sehr spontan geschehen kann.