Wann hat man es im Leben zu etwas gebracht?

vom 06.08.2016, 23:56 Uhr

Ich habe seit kurzem einen tollen Job als Online-Redakteurin einer weltweit bekannten Internetseite. Immer, wenn ich jemandem nebenbei etwas davon erzähle, wie kürzlich eben die ganze Zeit bei WG-Besichtigungen, stoße ich auf offene Münder. Mir wurde nun schon oft von Freunden und anderen Personen gesagt, dass ich es zu etwas gebracht habe.

Komischerweise habe ich das aber noch nie so gesehen, da ich die Seite offen gestanden davor gar nicht gekannt habe. Von daher verwundern mich die Meinungen anderer immer mehr, wobei ich noch gar nicht richtig Zeit gehabt hatte, mich mit dem Gedanken auseinanderzusetzen, da auch alles irgendwie so schnell ging. Abgesehen davon bin ich ja noch immer (arme) Studentin, deren ganzer Lohn auf Lebenskosten drauf geht. "Es zu etwas gebracht haben" würde ich nicht unbedingt mit mir assozieren. Wann hat man es zum Leben etwas gebracht und was verbindet ihr damit?

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge



Ich finde, man hat es erst im Leben zu etwas gebracht, wenn man seine Endziele erreicht hat. Wenn man zum Beispiel auf der Karriereleiter ganz nach oben möchte, hat man sein Ziel doch noch lange nicht erreicht, wenn man ganz unten auf der Karriereleiter steht, aber schon einen Fuß im Unternehmen hat.

Da du ja noch studierst und es eine Nebentätigkeit ist, die dir aber nach dem Masterabschluss möglicherweise nutzen wird, finde ich daher nicht, dass du schon alles erreicht hast. In meinen Augen fängst du doch gerade erst an. Diese Stelle wird dir möglicherweise Türen öffnen, durch die Erfahrung oder durch die Kontakte. Aber das Endziel ist ja noch lange nicht erreicht, du fängst gerade erst an. Daher finde ich die Formulierung in diesem Kontext ein wenig zu hoch gegriffen von deiner Bekannten.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


Ich denke, dass jeder ein anderes Ziel im Leben hat und dementsprechend auch eine andere Ansicht zu dem Thema hat, wann man es im Leben zu etwas gebracht hat. Wer selbst immer in einer führenden Position arbeiten wollte, der wird sagen, dass man es zu etwas gebracht hat, wenn man mehr oder weniger oben auf der Karriereleiter steht und mehrere Leute unter sich hat, die für einen arbeiten und für die man zuständig ist. Diese Person wird dann sagen, dass es nur Leute zu etwas im Leben gebracht haben, wenn sie Angestellt haben und selbst nicht mehr Angestellter sind. Dieses Glück hat aber nicht jeder!

Eine Bekannte von mir ist ein totaler Familienmensch und ist der Meinung, dass man es nur im Leben zu etwas bringt, wenn man Kinder hat und diese zu wundervollen, netten, höflichen und guten Mitgliedern der Gesellschaft erzogen hat. Sie ist der Meinung, dass dies die wichtigste Aufgabe im Leben einer Frau, auch der eines Mannes, ist und dass das Leben ja keinen Sinn hat, wenn man sich nicht vermehren würde. Jeder Mensch, der von ihr gefragt wird, wieso er keine Kinder hat und darauf antwortet, dass er mit ihnen nicht anfangen kann oder einfach keine Kinder möchte, der bekommt einen mindestens zehn Minuten langen Vortrag gehalten - Vorwürfe inklusive.

Ich selbst schließe mich bei der Frage, wann man es im Leben zu etwas gebracht hat, einer Aussage von John Lennon an. Dieser wurde gefragt, was er später einmal werden möchte - da seine Mutter immer sagte, dass es das Wichtigste wäre, glücklich zu sein, antwortete er damit. Obwohl ihm gesagt wurde, dass er die Aufgabenstellung nicht verstanden hatte, denke ich, dass es das klügste ist, was jemand von sich hätte geben können. Was bringen einem Familie, Geld oder eine hohe Position auf der Arbeit, wenn man mit alledem nicht glücklich ist? Dementsprechend denke ich, dass ich es in meinem Leben zu etwas gebracht habe, wenn ich glücklich bin.

» Hufeisen » Beiträge: 6056 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Ich denke, dass man es dann zu etwas gebracht hat, wenn man seine Ziele umsetzen konnte, die man sich gesetzt hat und vor allem, wenn man mit sich selber und seinem Leben glücklich ist. Letztendlich finde ich, dass es darum geht glücklich zu sein. Ziele zu setzen ist schön und gut, aber man muss einfach nur zufrieden sein. Wenn man sich Ziele gesetzt hat und diese nicht schafft, ist das auch nicht weiter schlimm, wenn man Dinge findet, die einem das Gemüt erhellen.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Ich maße mir nicht an, von einem anderen Menschen zu behaupten, er oder sie habe es zu etwas gebracht. In meinen Augen handelt es sich hierbei um eine rein subjektive Einschätzung: Man kann in den Augen der Welt wunder wie toll da stehen, aber solange man selber nicht das Gefühl hat, etwas geleistet oder erreicht zu haben, ist es Blödsinn, zu behaupten, man habe es zu etwas gebracht.

Der Neid der Mitmenschen allein ist in meinen Augen auch kein Merkmal eines erfolgreichen Menschen. Diese sehen beispielsweise vielleicht das dicke Auto oder die Villa am Starnberger See, aber nicht die 100-Stunden-Wochen, die Erschöpfungsdepression oder die dritte kaputte Ehe. Auch Berühmtheit alleine ist für mich noch lange nicht gleichbedeutend mit dem Gipfel des Erfolgs. Vielleicht hat der Tatortkommissar seinen Job schon lange satt oder das "Topmodel" würde viel lieber ein Café eröffnen und nebenbei Sittiche züchten, oder was auch immer.

Deswegen bin ich vorsichtig mit dieser Aussage. Allerdings kenne ich auch niemanden, von dem ich wirklich sagen würde: "Wow, steile Karriere, du hast es echt geschafft!". Selbst die Leute mit den schicken Berufen wie Sängerin oder dem dicken Bankkonto sind in meinen Augen immer noch die gleichen Gestalten wie alle anderen auch, die sich durchwursteln und versuchen, ihr Glück zu finden, solange es währt.

» Gerbera » Beiträge: 11315 » Talkpoints: 48,61 » Auszeichnung für 11000 Beiträge


Lässt sich die Frage überhaupt beantworten? Hat man es überhaupt im Leben irgendwann mal zu etwas gebracht? Geht schon mit dem Motto "Lebenslanges Lernen" los. Wenn das zutrifft, man also sein Leben lang weiter lernt oder anders gesagt in seinem Leben nie stagnieren will, dann dürfte man es auch theoretisch nie zu etwas bringen.

Man kann das aber auch auf rein materialistischer Ebene betrachten (und ja, im Folgenden zähle ich da auch die Klassiker a la Haus, Baum, Hund rein). Dann kann es schon sein, das man irgendwann mal bestimmte Vorstellungen von materiellem Reichtum erfüllt und es deshalb zu etwas gebracht hat.

Und noch ein Gedanke: Im Verhältnis zu welchem Sachverhalt hat man es dann zu etwas gebracht. Wenn man 45 ist und man es in den Augen eines 21-jährigen Studenten zu etwas gebracht hat, gilt das dann auch im Vergleich zu einem 60-jährigen Multimillionär? Usw., usw., usw., ...

» KleinerKarsten » Beiträge: 80 » Talkpoints: 14,40 »


Ich weiß noch, früher hieß es immer, wenn man eine Ausbildung oder ein Studium beendet hat, dann wurde immer gesagt, man hat es zu etwas gebracht. Und bezeichnend zu diesem Text finde ich eben auch, dass du es halt zu etwas gebracht hast, wenn du einen Job hast oder dein Leben ohne größere Probleme auf die Reihe bekommst, egal ob mit oder ohne abgeschlossenes Studium.

Vor allem, wenn du mit deinem Leben zufrieden bist und alles also Wohnung, Freunde, Familie unter einen Hut bekommst. Ich habe zum Beispiel eine abgeschlossene Ausbildung, eine Wohnung, einen Partner und finde schon, dass ich es zu etwas gebracht habe. Allerdings will ich jetzt bald wohl noch ein Studium an meinen "Erfolg" hängen, was für mich einen gesamten Umschwung bedeutet. In dem Moment in dem ich also das neue Studium beginne, bin ich ja wieder am Anfang und für Außenstehende habe ich es vielleicht in dem Moment zu nichts gebracht.

Aber für meine Zufriedenheit, Gelassenheit und meinen inneren Frieden habe ich es sehr wohl zu etwas gebracht und werde es auch weiterhin tun. Bei mir steht gerade diese Wortwendung dafür, dass man mit sich und seiner Umwelt im Reinen ist, ohne verbissen irgendwelchen Sachen hinterherzuhängen, die einen eventuell unglücklich machen nur damit man für Außenstehende gut da steht. Ich gehe hier also eher auf die psychische Ebene und nicht auf die materialistische Ebene.

Klar gibt es auch Menschen, die sagen, man hat es erst zu etwas gebracht, wenn man seine Endziele erreicht hat, aber hier kann man ja nie genau sagen wann das sein wird. Der Eine verbindet diese Worte damit, wenn er es geschafft hat auf der Karriereleiter ganz nach oben zu steigen. Allerdings dauert dies in großen Firmen ja meist Jahre oder passiert niemals. Das würde ja bedeuten, dass diese Person es niemals irgendwann zu etwas gebracht hat, da er ja nie am Ende der Karriereleiter angekommen ist. Was dann auch bedeuten würde, dass er niemals wirklich zufrieden und glücklich sein wird. Dieser Leistungsdruck in der heutigen Gesellschaft sollte generell mal überdacht werden, wenn man sich über diesen Ausdruck wirklich ernsthafte Gedanken machen muss.

» Shaaro » Beiträge: 22 » Talkpoints: 12,07 »



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