Wie Selbstwahrnehmung ändern oder Änderung nicht möglich?

vom 31.01.2017, 11:53 Uhr

Eine Freundin von mir hat eine komplett gestörte Selbstwahrnehmung. Sie hat war schon wirklich extrem dünn, so dass Freunde hinter ihrem Rücken schon gefragt haben, ob sie vielleicht eine Essstörung hat. Mittlerweile hat sie eine normale Figur, aber meint immer, dass sie zu dick ist.

Mir fällt vor allem immer wieder bei Fotos auf, dass sie sich darauf als viel dicker wahrnimmt, als sie in Wirklichkeit ist. Ich habe ihr das auch schon gesagt und ihr Partner ebenfalls. Sie sieht mittlerweile auch wohl teils ein, dass dies wohl der Wahrheit entsprechen könnte. Aber auch wenn sie abnimmt, ändert sich nicht daran, dass sie sich immer noch als zu dick empfindet.

Ich frage mich daher, ob man seine Selbstwahrnehmung nicht irgendwie verändern kann. Meine Freundin meint, dass man da sicher nichts dran verändern könnte und sie irgendwie damit leben müsste. Kann man seine Selbstwahrnehmung verändern? Und wie macht man das am besten? Oder meint ihr auch, dass das generell eher nicht möglich ist? Kennt ihr jemanden, der seine Selbstwahrnehmung geändert hat? Wie hat das funktioniert?

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



Ich glaube, derlei Probleme gehen über die Kompetenzen eines Plauderforums weit hinaus und bedürfen der Erfahrung von Fachleuten, sprich Therapeuten und Psychologen. Dass die Selbstwahrnehmung, die Fremdwahrnehmung und die Realität oft meilenweit auseinanderklaffen, und dass es dabei auch zu unterschiedlichen Verzerrungen kommt, ist ja ein verbreitetes Problem. Ess-Störungen sind hier nur ein Beispiel unter vielen. Ich kann mir auch vorstellen, dass beispielsweise auch die Medien einen Einfluss darauf haben, dass sich viele Leute beispielsweise als geradezu krankhaft hässlich vorkommen, oder dass der allgemeine Alltagstrubel dazu führt, dass man seine eigenen Bedürfnisse und seine Persönlichkeit vor lauter Funktionieren ganz aus den Augen verliert.

Jedenfalls bin ich nicht der Meinung, dass es so ohne weiteres möglich ist, seine Selbstwahrnehmung quasi durch einen Willensakt zurecht zu rücken und sie so dauerhaft zu ändern. Man kann sich zwar einiges einreden, aber wenn eine Vorstellung sich so richtig in der Psyche verankert hat, ist sie nicht ohne Weiteres und vor allem ohne Hilfe von außen wieder zu entfernen.

Auch wohlmeinende Ratschläge von Dritten im Sinne von: "Du bist doch gar nicht zu dick!" halte ich nicht für effizient. Schließlich ist die Fremdwahrnehmung von Außen auch nicht objektiver als die Selbstwahrnehmung und kann nicht minder verzerrt sein. Außerdem ist es in diesen Fällen oft brüllend offensichtlich, dass hier nur tröstende Floskeln zum Einsatz kommen, die mit der Realität nichts zu tun haben, was die Betroffenen in der Regel auch nicht anders einschätzen.

Eine gewisse Diskrepanz zwischen Selbst- und Fremdwahrnehmung halte ich somit für nicht bedenklich. (Schließlich hält sich fast jeder für ein bisschen toller, klüger, geistreicher oder moralisch hochwertiger als der Durchschnitt, oder nicht?) Aber sobald ein Leidensdruck entsteht fürchte ich, dass hier nur jemand helfen kann, der sich mit der menschlichen Psyche auskennt.

» Gerbera » Beiträge: 11335 » Talkpoints: 53,75 » Auszeichnung für 11000 Beiträge


Ich denke auch, dass ein bisschen falsche Wahrnehmung normal ist, aber man sich an Fachleute wenden muss, wenn diese falsche Wahrnehmung dazu führt, dass man sich selber schadet, beispielsweise in eine Esssucht oder einen Magerwahn rutscht. Ich würde mir die Sprüche mit dem du bist nicht zu dick auch sparen. Das bringt beiden Seiten nichts und manchmal ist die Aufmerksamkeit, die man der Person dann schenkt auch nicht gut, weil man das Thema somit immer wieder in den Mittelpunkt stellt.

Eine Änderung ist immer möglich, aber nicht ohne weiteres. Man muss selber erkennen, dass etwas zu tun ist und dann muss man schauen wie man das selber noch mit einem gewissen Willen in den Griff bekommen kann, ansonsten muss der Profi ran. Wenn man aber selbst nicht erkennt, dass man ein Problem hat, macht es auch keinen Sinn eine solche Person dann immer wieder in diesem Problem zu bestärken.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



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