Wie wichtig ist es, zweifelnden Menschen gut zuzureden?

vom 18.05.2015, 11:54 Uhr

Es gibt Menschen, denen scheint alles zu gelingen. Sie sind erfolgreich, beliebt und sie strotzen vor Selbstvertrauen. Dann wiederum gibt es auch Menschen, die immer an sich zweifeln. Häufig sind es die Fähigkeiten, an denen sie zweifeln. Sie machen sich selbst kleiner als sie sind. Sie trauen sich nichts zu und sind sich ihrer Möglichkeiten und Fähigkeiten nicht bewusst.

Wie wichtig ist es, diesen Menschen gut zuzureden? Wann und wie habt ihr das gemacht? Welchen Erfolg hattet ihr dabei und welchen Erfolg hatten die Menschen danach? Braucht man solche "Mutmacher" im Leben? Wie wichtig schätzt ihr das ein?

» GoroVI » Beiträge: 3187 » Talkpoints: 2,66 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Ich habe mir selber nichts zugetraut. Mein Partner hat mir dann zugeredet und nach und nach habe ich wirklich Selbstbewusstsein entwickelt und das war auch wirklich gut, dass er mir zugeredet hat. Ich halte es für sehr wichtig, dass man den menschen auch mal zuspricht und ihnen Mut macht.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Ich glaube nur sehr begrenzt an die Macht des "guten Zuredens". Meiner Meinung nach kann man auf die allermeisten Leute einreden wie auf das sprichwörtliche kranke Pferd, und letzten Endes müssen sie wie wir alle doch ihre eigenen Erfahrungen selbst machen. Deswegen bin ich auch so schlecht beim "Trösten" und "Mutmachen". :D

Ich bringe eher die Argumente pro und contra eine Entscheidung noch mal vor, und versichere den Betroffenen meiner ungebrochenen Loyalität bzw. meiner weiteren Unterstützung, falls sich die Entscheidung im Nachhinein doch als falsch herausstellen sollte. Ich finde, dass man als Freund oder Familienmitglied zumindest insofern die Mühe machen sollte. Wenig halte ich jedoch von Platitüden im Sinne von "Alles wird gut!".

Ebenso scheinen manche Leute zu glauben, dass beim guten Zureden Quantität vor Qualität gehe. Sprich, ein Mensch, der sich eigentlich eher konzentrieren und selber nachdenken müsste, wird wohlmeinend, aber gnadenlos zugetextet und zugetextet, bis die Person auch zu dem absurdesten Vorschlag ja und amen sagt.

Oft habe ich auch den Eindruck, dass es Leuten, die gerne gut zureden vor allem darum geht, ihren eigenen Einfluss geltend zu machen, sprich sie fühlen sich selber gut, wenn sie den Eindruck haben, dass jemand tut, was sie gerne hätten. Oder sie haben einfach ein Faible für blinden Aktionismus und kommen persönlich nicht gut klar damit, dass ihre Mitmenschen nicht immer voller Elan und funkensprühend durch die Welt rennen. In diesen Fällen ist "gut Zureden" reiner Selbstzweck, und in meinen Augen für den Betroffenen nicht hilfreich.

» Gerbera » Beiträge: 11315 » Talkpoints: 48,61 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Ich würde die Motive anderen gut zureden zu wollen gar nicht so pessimistisch sehen. Da kann alles mögliche hinterstecken, von zu großer Empathie, dem Versuch, etwas aus der Vergangenheit zu fixen bis natürlich hin zur Bestätigung des eigenen Narzissmus. Oder manchmal mag oder liebt man einen Menschen auch nur und möchte ihm helfen, seine Zweifel in den Griff zu bekommen.

Mittlerweile bin ich aber auch in einem Alter, wo ich die Sinnhaftigkeit dieses Unterfangens sehr stark anzweifele. Es kann sehr ermüdend sein, anderen immer wieder den Input zu geben, den sie eigentlich aus anderen Quellen oder aus sich selbst schöpfen sollten. Im Endeffekt kann man das mal machen, aber insgesamt ist es eher Sache für eine Therapie oder für ein Arbeiten an sich selbst, wenn jemand ständig wie ein unsicheres Kind die Rückversicherung der anderen braucht.

Sowas kann das Umfeld schon auch überstrapazieren und auslaugen, abgesehen davon, dass man damit auch Schieflagen oder gar Abhängigkeiten kreieren kann. Manch einer mag das vielleicht und fühlt sich dann in der Freundschaft oder Beziehung sicher, stark und als der Macher, für mich ist das aber auf Dauer nichts, da möchte ich schon auf einem Level sein und nicht als psychisch ausgeliehenes Rückgrat dienen. Es gibt zu viele Leute, die sich in dieser Rolle des Hilfebedürftigen einfach kuschelig einrichten.

» Verbena » Beiträge: 4921 » Talkpoints: 0,32 » Auszeichnung für 4000 Beiträge



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