Sich nicht scheiden lassen, da für Kinder unzumutbar?

Mein Partner hat einen Arbeitskollegen, den ich persönlich ziemlich seltsam finde. Er hat zwei Kinder und lebt von seiner Frau schon längere Zeit getrennt, wobei es da wohl auch keine Zukunft gibt und die Beziehung nicht gerettet werden wird. Ich habe erst gedacht, dass die beiden erst das Trennungsjahr durchziehen wollen bevor sie die Scheidung einleiten wollen, dem ist aber nicht so. Die beiden wollen verheiratet bleiben, aber getrennt leben und sich nicht scheiden lassen. Begründet wird das damit, dass ein Scheidungskrieg für die Kinder eine Zumutung wäre und sie das psychisch zu sehr belasten würde.

Die beiden Eltern haben sich so mit der Situation arrangiert und teilen sich sowohl Sorgerecht als auch die Kosten für die Kinder. Der Arbeitskollege meint, wenn jetzt eine Scheidung eingeleitet werden würde, würde man von den Anwälten ein wenig gegeneinander aufgehetzt werden und das Verhältnis würde sich verschlechtern, weil man sich dann über die Besitzverhältnisse und das Sorgerecht streiten würde und das wäre eben schlecht für die Kinder. Könnt ihr verstehen, dass man sich nicht scheiden lassen möchte wegen der Kind und deswegen nur getrennt voneinander lebt und sich so einigt? Kann das so überhaupt funktionieren? Würdet ihr das vielleicht genauso handhaben, wenn ihr getrennt vom Ehepartner lebt und Kinder involviert sind?

Natürlich kann man auch getrennt leben, ohne sich scheiden zu lassen. Oftmals hat es ja doch auch noch finanzielle Vorteile und die getrennt lebenden bleiben deswegen noch verheiratet. Allerdings finde ich es schon ein bisschen komisch zu sagen, dass eine Scheidung für die Kinder unzumutbar wäre.

Nicht jede Scheidung artet in einem Krieg oder Streit aus. Auch würde ich meinen, dass es sich um keine guten Anwälte handelt, wenn diese die Parteien wirklich gegeneinander aufhetzen sollten. Allerdings kann ich mir das nur schwer vorstellen, wenn man sich vorher schon vernünftig und im Guten geeinigt hat. Vielleicht steckt ja doch mehr dahinter und die Kinder sind ein vorgeschobener Grund.

Ist doch gut, wenn es so funktioniert. Die Kinder scheinen über diese Situation ja den besten Nutzen zu ziehen. Ein anderer Aspekt ist sicher auch, dass eine Scheidung eine Menge Geld kostet und man sich steuerlich auch nach einer Scheidung finanziell verschlechtert. So können alle so weiterleben und sich auch mal etwas gönnen.

Besser wäre es natürlich, wenn man als Familie auch weiterhin zusammenwohnen würde, aber wenn es dann nur zu Streitereien kommt, ist auch keinem geholfen. Ich habe einen ähnlichen Fall bei meiner Nachbarin gehabt. Da wohnte der Mann schon länger nicht mehr bei der Familie. Aber die Frau wollte unbedingt die Scheidung, weil sie es psychisch nicht mehr ausgehalten hat. Die Folge war, dass sie das Haus verkaufen mussten, weil sie es sich nicht mehr leisten konnten.

Jeder kann es ja so machen wie er möchte, aber ich finde das in der Situation ein bisschen albern. Vielleicht möchte man einfach nur weiterhin steuerliche Vorteile nutzen oder so, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass das etwas ist, was man auf Dauer so durchziehen kann und mir erschließt sich nicht, was ein Papier den Kindern bringen soll.

Immerhin ist es kein großer Akt und wenn man sich einig ist kann da auch der beste Anwalt nichts dagegen machen. Anwälte können einem sicherlich zureden, aber wenn man sich einig ist ist das doch okay. Scheinbar scheint man sich sonst ja einig zu sein, weswegen ich nicht verstehen kann, wie man sich nicht scheiden lassen kann.

Kinder merken doch, wenn die Eltern nicht mehr zusammenpassen und getrennt wurde sich ja auch schon, deswegen kann man es doch einfach noch vollenden, mit den Kindern hat das doch nichts zu tun. Ich denke, dass man hier einfach nur den leichten Weg gehen will. Problematisch wird es aber dann, wenn sich neue Partner an die Seiten der Eltern begeben. Diese könnten dann auch durchaus Stress in die Elternbeziehung bringen und erst zu einem Problem führen, wenn man sich dann doch scheiden lassen möchte.