Was finden Akademiker am Dschungelcamp attraktiv?

Ich habe kürzlich die Aussage gelesen, dass das Dschungelcamp wohl die Sendung auf RTL sein soll, die unter Akademikern am beliebtesten sein soll. Ich frage mich aber, ob das stimmt und kann mir das nicht so richtig vorstellen. Zumal ich keinen Akademiker kenne, der freiwillig das Dschungelcamp sehen würde. Was meint ihr dazu? Kann da wirklich was dran sein? Wenn ja, warum ist dann ausgerechnet das Dschungelcamp am beliebtesten? Habt ihr eine Erklärung dafür?

Für Psychologen und Ärzte ist diese Sendung wahrscheinlich schon interessant. Es ist ja praktisch ein "natürliches Versuchslabor" mit Menschen. Gerade Verhaltenstherapeuten oder Verhaltensforscher werden da ein gefundenes Fressen haben. Wie verhält sich das "Rudeltier Mensch", wenn es unter fremden Menschen in ein Territorium "gesperrt" wird mit wenig Essen und ohne Luxus.

Es ist für Psychologen in der Tat eine spannende Sendung, weil man normalerweise solche Experimente nicht machen kann. Es sind sehr extreme Umstände und diese sind eben sehr spannend in der Beobachtung. So kann man die Interaktion unter diesen Extrembedingungen gut beobachten, sehen wie reagiert wird und wie sie sich allgemein verhalten. Ich habe auch schon gesehen, dass es Universitäten gab, die das in der Vorlesung wohl besprochen haben sollen.

Wenn man nur die Sendungen bei RTL nimmt, dann stellt sich natürlich die Frage, welche andere Sendung sollte Akademiker mehr locken? Bauer sucht Frau? Da fehlen Gags auf höherem Niveau und die Interaktion der Teilnehmer kommt nicht ansatzweise an Diskussionen einer Kommune ran.

Der Bachelor? Da fehlt im Vergleich aber auch viel. Wer einfach etwas Unterhaltung sucht, die zumindest ab und zu einen guten Lacher bietet und nicht ausschließlich auf dem Niveau eines Sandkastenspiels bleibt, der ist damit bei RTL tatsächlich am besten bedient.

Ich denke auch, dass man beim Dschungelcamp die Kandidaten am besten studieren kann und viel über Verhaltensweisen und auch Ängsten erfahren kann. Vielleicht wird es deswegen für Akademiker so interessant sein. Unterhaltsam ist die Sendung ja auch.

Ich muss sagen, dass ich Bauer sucht Frau und Co mittlerweile einfach nur noch langweilig finde. Beim Dschungelcamp gibt es durchaus wirklich auch nochmal etwas zu lachen, wie Cooper schon schrieb.

Ich gucke das übelst gerne, aber nicht weil ich das jetzt psychologisch spannend finde. Man hat als Akademiker im Job üblicherweise genug geistige Auslastung, da will man sich auch mal einfach nur berieseln lassen und dafür eignen sich solche Sendungen toll. Ich glaube nicht, das jemand das Dschungelcamp schaut, um irgendwas zu analysieren oder zu forschen. Das ist einfach mal Kopf abschalten und darum gefällt es.

Ich habe ebenso einen Uni-Abschluss und schaue mir ebenso sehr gerne das Dschungelcamp an. Die Gründe dafür sind unterschiedlich. Eine großartige Analyse über das Verhalten mache ich nicht, zumindest nicht im wissenschaftlichen Sinn. Dennoch finde ich besonders das Gruppenverhalten und seine Entwicklung in so einer Situation sehr spannend und interessant. Ich halte beruflich auch immer wieder Persönlichkeitstrainings und von daher setze ich mich natürlich auch immer wieder mit Teambildung, Konfliktmanagement und dergleichen auseinander.

Aber das ist für mich nicht der einzige Grund, warum ich das Dschungelcamp anschaue. Auch als Akademikerin muss man ja nicht immer nur wissenschaftliche Studien betreiben. Warum dürfen sich Akademiker nicht auch einfach einmal banal berieseln lassen? Ich schaue die Sendung also auch durchaus gerne um einfach abzuschalten.

Ich würde da gar keine Verbindung herstellen im Sinne einer direkten Korrelation. Vermutlich ist es soviel profaner: Akademiker sind auch nur Menschen. Die Show wird, soweit ich weiß, von teilweise bis zu acht oder gar zehn Millionen Menschen in Deutschland gesehen, von daher ist es nicht verwunderlich, dass auch viele Menschen mit akademischem Bildungshintergrund dabei sind.

Ich kenne tatsächlich mehr Akademiker, die die Sendung sehen als Nicht-Akademiker, was aber auch am persönlichen Umfeld liegen dürfte. Aber ganz ehrlich, selbst die Geisteswissenschaftler gucken die Show nicht für tiefschürfende soziologische Feldforschung, sondern zu reinen Unterhaltungszwecken. Man muss die Sendung und ihr Publikum ja nun auch nicht zwanghaft auf ein Niveau erhöhen, was ihr einfach nicht zukommt.

Es ist gut gemachte Unterhaltung aus der Rubrik Trash, mehr auch nicht. Da ändert für mich auch die Nominierung für den Grimme-Preis nichts dran. Es war einfach der große Coup in dieser Sparte: Bissiger Witz, eine verdammte Menge Ironie bei den Autoren als auch beim Moderatoren-Duo, eine neue frische Idee, das Erleben und teilweise Entblöden von mehr oder weniger Prominenten und ein interessantes Setting im australischen Dschungel. Das ist dann schon eine andere Art des Formats als 30 Jahre Wetten Dass.